22.12.07

Wie werde ich Fußballgöttin - Lektion 4

Lass Fakten sprechen:

110 Flocken gewonnen bei einem Einsatz von 85, macht einen Reingewinn von 25.
Dritter im Gesamt-Classement der verlagsinternen Tipprunde, vor uns nur Textchef und Grafiker, knacken wir auch noch.

Jetzt fragt Ihr euch - wie machen die das?

Das Geheimnis ist eben nicht zu tippen, wie es ausgehen wird oder wie man es sich wünscht.

Das Geheimnis ist:

1. Wild durcheinander tippen, völlig system- und planlos, vielleicht mit einem kleinen, nutzlosen Blick auf die Tabelle.
2. Weit im Voraus tippen, nicht erst kurz vor Anpfiff, sondern am besten zwei oder drei Wochen vorher.
3. Ein Mitglied der Tipp-Gemeinschaft sollte im Urlaub sein, das erhöht erfahrungsgemäß die Chancen auf einen Sieg über die Maßen.
4. An Weihnachten denken und T. auf die Ossis tippen lassen. Damit hat sie ein fast unheimliches Gespür für Rostocker und Cottbusser Qualitäten erkennen lassen.
5. Das muss ich kleinlaut zugeben: 2:1 für Schalke tippen.

Solltet Ihr irgendwann einmal nichts mehr in diesem Blog lesen, haben T. und ich uns mit dem Reinerlös der Bundesligasaison 2007/08 in wärmere Gefilde abgesetzt.

Frohe Weihnachten!

Das Weihnachtsgeschenk

Nach dem 1:0 für Larissa flüchtete er sich wieder in die Badewanne. Natürlich.
Fußball-Aufregung pflegt V. mit einen ausgiebigen Vollbad zu begegnen, das dann gerne mal 90 Minuten plus Halbzeitpause dauern darf. Auf dem herunter geklappten Klodeckel steht dann das Radio, in dem sich die Reporter aufgeregt die Ergebnisse in die Kopfhörer plärren, während V. im Schaum versinkt, bibbernd, nicht vor Kälte, sondern vor nackter Angst.

Es ist immer nackte Angst. Ob es nun 2:1 für Schalke steht oder 1:0 für Larissa.

Das mit Schalke wollen wir mal schnell wieder vergessen und diese unsägliche Geschichte vom "Überwintern auf dem Abstiegsplatz" auch. Was kratzt uns die Bundesliga, wir müssen uns jetzt auf den Uefa-Cup konzentrieren. Sollte ich an gleicher Stelle von einigen Wochen Gegenteiliges behauptet haben, kratzt mich das auch nicht mehr.

Es steht also 1:0 für Larissa und V. bleibt nur die Flucht ins Schaumbad. Vorher plagen ihn aber, während er schlecht gelaunt Wasser einlässt, andere Sorgen. Nämlich die um das aktuelle Glückskleidungsstück.

Normalerweise ist es ja das heilige Club-Trikot, das jedoch bei den letzten beiden Club-Siegen von einem roten Liverpool-Jäckchen abgelöst wurde (eigentlich nur eine Ausnahme in der Not, weil das Club-Trikot, nun ja, nicht mehr so gut gerochen hat, so voll war es mit dem Schweiß nackter Angst des Club-Fans).

Was sollte also gegen Larissa Glück bringen, wo die doch auch schon 1:0 führten?
Beides natürlich. Und so wurden Jäckchen und Trikot altarmäßig auf der Waschmaschine drapiert. Mintal, Saenko und Charisteas gehorchten sofort mit drei Toren und dem Verbleib im Uefa-Cup.

Danke für dieses überragende Weihnachtsgeschenk, das Marek Mintal in seiner unvergleichglichen Art bestimmt wieder nüchtern-sachlich wie ein Finanzbuchhalter kommentiert hat: "Habe Tor gemacht, gut für mich, gut für Mannschaft. Mehr nicht."

Trotzdem danke, Marek.

Und weil er bald geht, küre ich noch schnell Joshua Kennedy zum

Spieler der Hinrunde

(einfach so)

Was ich über ihn weiß: Australier mit wallendem Haar, der den Club jetzt verlässt.

Wie V. ihn findet: Richtig, dass der verkauft wird, hat eh nichts gerissen, sagt V.

Warum Spieler der Hinrunde? Weil er den Club verlässt und so schönes wallendes Haar hat.

Weitere Fakten: Es besteht keine Verwandtschaft mit den amerikanischen Kennedys und er wechselt vielleicht nach Cottbus.

6.12.07

Es glitzert.

Das ist die Wahrheit: Ich habe den Fernseher erst in der 82. Minute eingeschaltet, ich schwöre. Zuerst wusste ich gar nicht, ob das Spiel noch läuft. Und um ganz ehrlich zu sein, wollte ich mir auch bloß in aller Ruhe die Nägel feilen, mit ein bisschen Geräuschkulisse aus der Glotze.

Ich schalte ein und Mintal schießt ein Tor. Und weil ich dran bleibe, ungläubig, schießt er gleich noch eines. Und bricht den Bann. Meinen Bann.

Ich schaue zu und der Club gewinnt. Dass ich das noch erleben darf.

Dem Club und mir ging es nicht gut in den vergangenen Wochen. Nicht auf dem Fußballplatz und nicht im Blog. Die wollten nicht so richtig, ich auch nicht und V. verstummte fast. Warf gequält die Stirn in Falten, als der Live-Ticker am Sonntag ein Tor für Duisburg meldete.

Aber jetzt ist alles anders, nach diesem Abend gestern, der ja fast ein bisschen war wie damals in Istanbul, 2005.

Und es wird auch wieder besser werden, heute wo mir vom Kollegen S. ein Panini-Sticker mit dem Club-Logo überreicht wurde.

Der Aufkleber stammt direkt aus der Panini-Sammlung des Sohns von S., der den Club doppelt hatte und seinen Vater deshalb bat, ihn an jemanden weiterzugeben, der ihn zu schätzen weiß.

An den Seiten glitzert er.

9.11.07

Flutlichtatmosphäre.

Bevor es Kommentare hagelt:
Ja, ich fühle mich schlecht, wenn nicht sogar schuldig.
Nein, V. gibt mir nicht die Schuld und er wird mich auch nicht verlassen.

Ich habe es nämlich wieder getan. Ich konnte es nicht lassen, es ist schon wie eine Sucht.
Ich habe mich dem Verbot widersetzt.
Ich war wieder im Stadion. Mit V.s Erlaubnis, wohlgemerkt!

Wir konnten ja nicht wissten, wann wir mal wieder die Möglichkeit haben würden, live dabei zu sein, wenn der Club "europäisch spielt".
Nach gestern muss ich festestellen: so schnell wird sich diese Möglichkeit auch nicht wieder bieten.

Die Nürnberger waren nicht gut, aber wie bei so vielen anderen Spielen auch: Obwohl die Gegner nicht besser waren, zwei Tore mehr haben sie trotzdem gemacht.

Ich gestehe: Ich fühle mich daran nicht nur schuldig, ich hatte auch vorher schon Angst. Tief in meinem Innern wusste ich doch schon, wie's ausgeht.

Rückblickend bleibt festzuhalten:

1. Zu den schönsten Momenten beim Stadionbesuch gehören immer noch die Momente kurz vor Anpfiiff, wenn die Mannschaften reinkommen, die Fans ihre Schals hochhalten und einem bei "Die Legende lebt" vor Ehrfurcht und Peinlich-Berührt-Sein gleichermaßen die Schauer über den Rücken laufen. Beginnt das Spiel, sind die schönen Momente auch schon vorbei und es beginnen 90 Minuten "Geöpfel", wie der Franke so schön sagt.

2. V. nimmt's auch diesmal gelassener als ich, die ich die vierte Niederlage in meiner Gegenwart in Folge nur schwer verdauen kann, da hilft mir die tolle Flutlichatmosphäre von der V. so schwärmte, auch nicht.

Ich gelobe also Besserung: Bis auf weiteres werde ich wirklich, echt, versprochen kein Stadion betreten.

6.11.07

Aberglaube

Jeder hat so seine kleine Macke, bei V. hat sie mit einem Trikot zu tun. Dem Club-Trikot.

Das Club-Trikot ist heilig.

Es muss im Schrank ganz oben liegen und darf von keinem anderen Kleidungsstück bedeckt sein.

Es muss vor dem Zubettgehen vorsichtshalber noch einmal überprüft und glatt gestrichen werden.

Es darf zum Trocknen nicht im Gemeinschafts-Trockenraum hängen, einer der Nachbarn könnte es stehlen.

Es muss zu Spielen, die man sich aktiv im Stadion ansieht oder im Fernsehen verfolgt, getragen werden.

Es muss vor diesen Spielen gewaschen und getrocknet sein. Ist das nicht der Fall und dies wird zu spät bemerkt, ist die Handwäsche unverzüglich einzuleiten und der Föhn bereit zu halten.

Es verschafft Sympathiewerte (wildfremde Menschen rufen einem freudig erregt zu).

Es hat Wiedererkennungswert, vor allem bei kleinen Kindern ("Das ist doch der V. mit dem roten T-Shirt").

Waschen, Trocknen, Föhnen und Glattstreichen empfehlen sich besonders vor wichtigen Spielen, zum Beispiel in der Uefa-Cup-Gruppenphase.

12. Spieltag: Auf dem Fuß

Die Nürnberger haben "es oft auf dem Fuß".
"Es" ist in diesem Fall nicht nur der Ball, sondern das komplette, geschossene, erfolgreiche Tor. Leider bleibt es dort, auf dem Fuß, als wären die Spieler mit demselben, falschen aufgestanden. Das Tor geht nicht runter vom Fuß und der Ball nicht hinein in selbiges.

Aber ich will dieses Wortspiel nicht überstrapazieren, sondern damit nur ausdrücken: Die Nürnberger hätten am Samstag gefühlte 100 Tore schießen können, haben aber kein einziges Mal getroffen. Knapp vorbei ist eben auch daneben und V. ist sauer.

Weil er sich mal besser selbst hätte einwechseln sollen und weil er auch noch Geburtstag hatte ist

Der Spieler des Tages: Hans Meyer

Was ich über ihn weiß: Der beste Trainer aller Zeiten, an Eloquenz nicht zu überbieten. Er ist ein Studierter (was man eigentlich erst ab der Generation Bierhoff/Metzelder findet), hat schon mit 29 Jahren als Trainer begonnen und sein alter Verein ist Carl Zeiss Jena (weiß ich alles von V., der mir sowas erzählt, unabhängig davon, ob ich es auch wissen will).

Wie V. ihn findet: Es könnte Liebe sein. Hans Meyer hat den Club gerettet und Leuten wie V. gezeigt, dass man sich als Club-Fan auch mal über was freuen darf, den DFB-Pokal zum Beispiel. Auch wenn der Club scheiße gespielt hat, kann sich V. immer über einen Spruch von Meyer freuen, denn die sind immer gut.

Warum Spieler des Tages? Er ist am Samstag 65 geworden und obwohl seine Mannschaft verloren hat, nimmt er sie weiterhin in Schutz.

Weitere Fakten: Meyer hat nach mehr als 30 Jahren seine Frau verlassen und ist jetzt mit der Dramaturgin vom Nürnberger Stadttheater zusammen. Die ist natürlich viel jünger als er.

2.11.07

Aus und raus.

Zu guter Letzt war dann auch noch die Zeitung schuld. Erdreistete sich, im Moment der Schmach, das Nürnberg-Spiel zum Aufmacher aufzublasen. Ganze fünf Spalten Salz in die offene, schmerzende Pokal-Debakel-Wunde.

Zwei Tage nach diesem... wie soll man es nennen... Sagen wir doch einfach "Fußballspiel mit Verlängerung und Elfmeterschießen im DFB-Pokal", zwei Tage also nach diesem Spiel, in dem ihm besonders Dominik Reinhardt die Laune versaut hatte, musste sich V. schon wieder oder wahrscheinlich immer noch aufregen.

Es begann am Mittwochabend mit "Ich bin so stinkig", gestern ging es dann weiter mit:

"Eineinhalb Jahre hab ich nix gesagt. Jetzt ist Schluss."

Darauf ich: Suchst du dir jetzt einen neuen Verein?

V. (entrüstet): Nein, natürlich nicht!

Ach so, es geht also weiter wie bisher. Bisher heißt in diesem Fall: Wie vor dem August 2006 als dieses Blog begann und die Nürnberger auf einmal zu famosen Fußballspielern mutierten.

Jetzt wisst Ihr mal alle, liebe Leser, wie das war in den neun Jahren davor, mit V. dem Club und mir. Wir kennen das. Wir sind das gewöhnt. Wir konzentrieren uns jetzt auf die Bundesliga.

Ich möchte diesen Eintrag heute drei Menschen widmen:

1. Den beiden in Jena, die sich für Jena gefreut und gleich nach V.s Gemütszustand erkundigt hatten.

2. Dem einen in Göttingen, der für Mönchengladbach ist.
Mönchengladbach unterlag den Bayern, was der Zeitung, die sonst nur über die Bayern schreibt und den Club meidet, diesmal nur 60 Zeilen wert war.

29.10.07

11. Spieltag: Eigentor

Ich bin eigentlich ein großer Freund des Radios. Vor allem mag ich es, wenn die Menschen im Radio sprechen und nicht singen und noch mehr mag ich es, wenn mein Hörgenuss weder von geheimen Geräuschen noch extrem preisgünstigen Häusern gestört wird.

Deshalb müsste ich Fußball-Übertragungen im Radio per se mögen und noch mehr die berühmte Bundesliga-Konferenz am Samstag, auch genannt: "Heute im Stadion."

Nein, dem ist nicht so, das habe ich am vergangenen Samstag wieder festgestellt.

Wir sitzen im Auto, V. fährt, das Radio ist an, es ist gleich halb vier. Anstoß, alles läuft glatt, Hans Peter Pull sitzt in Wolfsburg und ist guter Dinge. Mintal hat den Ball, wunderbar, ich döse weg.

Ich döse im Auto immer weg. Wenn ich Beifahrer bin. Manchmal sagt V. auch: Schläfst du schon? Oder: Du schläfst ja noch gar nicht.

Hans Peter Pulls immer lauter werdende Stimme reißt mich unsanft aus dem Dämmerschlaf und bevor ich kapiere, wo ich bin, wer da schreit und um was es geht, brüllt Pull: "Neeeiiin! Eigentor!!!!"

Charisteas war's. Ich hätte ihn vergangene Woche nicht so loben sollen. Die Wolfsburger schießen dann noch ein richtiges Tor, das Spiel endet schließlich 3:1, wir haben unser Ziel erreicht, machen schlecht gelaunt das Radio aus und suchen Vergessen im Frankenwein.

Weil er auch ein richtiges Tor geschossen hat ist

Der Spieler des Tages: Zvjezdan Misimovic

Was ich über ihn weiß: Sein Vorname wird nicht "Zwetschge" ausgesprochen, aber seit der F-Jugend tun das alle, sagt Zvjezdan auf seiner Homepage. Da jammert er auch, wie schlimm es war, als ihm die Weisheitszähne gezogen wurden (weil er lange nichts essen konnte).

Wie V. ihn findet: Ohne das ich jetzt noch einmal nachfrage: Ich glaube, gut.

Warum Spieler des Tages? Hat ein Tor geschossen (Elfmeter).

Weitere Fakten: Der gebürtige Bosnier Zvjezdan spricht akzentfrei deutsch, aber ist ja auch in München aufgewachsen. Er mag kein Bier und findet, die Laufeinheiten im Training seien "eine Quälerei". Aber Qualität kommt ja auch von Qual.

23.10.07

10. Spieltag: Oooom.

Ich tu mir das ja nicht mehr an. Diese Samstag-Nachmittags-Routine mit Badewanne und Bayern1. 90 Minuten Daumen drücken. Plus 15 Minuten zittern in der Halbzeit. Plus Christoph Deumling, kongenialier Dirigent im Kommentatoren-Orchester. Plus Sabine Töpperwien. Minus Günther Koch.

Ohne mich. Ich geh zum Yoga.

Will dann aber, entspannt, gedehnt und mit ganz viel "Oooom" im Hirn natürlich wissen, wie's gelaufen ist für den Club.

V. öffnet die Wohnungstür.

Ich: Und?

V: 5 zu 1.

Ich: Nein! So eine Scheiße!

Nicht, dass ich vor lauter Ooom auf einmal zum Frankfurt-Fan mutiert wäre, aber nie im Leben wäre ich nach den Dramen der letzten Wochen auf die Idee gekommen, der Club könnte 5:1 gewinnen. Daheim! Gegen Frankfurt! Der letzte Heimsieg gegen Frankfurt war an V.s elftem (!!!) Geburtstag. Sagte V. Bestätigte daraufhin Christoph Deumling.

Ich entschuldige mich hiermit in aller Form, dass ich dem Club so wenig zugetraut habe, weise aber auf zwei Dinge hin:

1. Beim Fußballtipp auf der Arbeit habe ich auf Sieg Nürnberg getippt.
2. Weil Kollegin T. und ich außerdem das Halbzeitergebnis und ein paar andere Spiele richtig hatten, wurden wir zum zweiten Mal Tagessieger. 25 Flocken!!!!

V. sagt, er hört bald auf zu Arbeiten, wenn das so weiter geht, ich könnte uns dann mit Fußballtipps ernähren.

Der Spieler des Tages: Angelos Charisteas

Was ich über ihn weiß: Bei der EM 2004 war er gut und wurde mit den Griechen Europameister - was ich, Wettkönigin die ich schon immer war, vorausgesagt hatte.

Wie V. ihn findet: Eigentlich ganz schrecklich. Ein Fehlkauf. Trifft nicht. Stört. Hat ein Mäuschen-Gesicht.

Warum Spieler des Tages? War an drei von fünf Toren beteiligt, sowas würdigt auch V.

Weitere Fakten: Angelos hat mal bei Bremen gespielt und im EM-Finale das Siegtor geschossen (das hatte ich vergessen, erinnere mich jetzt aber wieder an das Bild vom jubelnden Angelos, der mit ausgebreiteten Armen übers Feld läuft. Oder so.)
Sein Spitzname ist "Harry", bekommen hat er diesen von Bremen-Trainer Thomas Schaaf. Warum auch immer.

20.10.07

Der Timo und ich

Sekunden vorher weiß ich es. Es ist, als würde das Bild ganz kurz einfrieren, die hilflosen Blicke der Verteidiger und die erhobenen Arme des Torwarts, alles steht still, nur einer bewegt sich. Der Ball. Es ist, als würde ihn jemand Richtung Tor ziehen und nicht schießen, und bevor überhaupt irgendetwas passiert weiß ich: Der ist drin und das ist nicht gut.

Dann fällt zum Beispiel ein Tor in der zweiten Minute und dann noch eins und in der zweiten Halbzeit das dritte. Ich habe also das zweite Gesicht, wenn auch recht rudimentär. Ich weiß nur ganz kurz vorher, dass jetzt das Tor für die anderen fällt, ich kann dafür keine Spielstände schon am Tag vorher voraussagen oder ob Deutschland Europameister wird.

Nach Mittwoch würde ich sagen: Eher nicht.

Ich bin jetzt also endgültig die Pechmarie: Seit 1991 war ich exakt vier Mal beim Fußball und genauso oft hat die von mir favorisierte Mannschaft verloren. Von verschiedenen Seiten wurde mir nun ein Stadionverbot erteilt, was ich verstehe, aber auch etwas schade finde. Denn mir gefällt es im Stadion, auch in der Allianz Arena. Auch wenn ich mir bei Länderspielen etwas komisch vorkomme, die Nationalhymne mitzusingen und mich nicht verkleide. Noch nicht.

Wenn ich also nicht mehr ins Stadion darf, dann der Timo auch nicht. Wenn Timo Hildebrand im Tor steht, geht das nie wirklich gut aus für die deutsche Nationalmannschaft. Auch wenn der Timo, so habe ich mir sagen lassen, kein schlechter Torwart ist und für mindestens zwei der drei Tore am Mittwoch nichts konnte. Diverse andere Mitspieler waren da noch planloser, zum Beispiel Lukas Podolski (ich wollte schon fragen, ob er eingewechselt wird, dabei spielte er die ganze Zeit mit bzw. tat immerhin so).

Der Timo und ich, wir sind keine Maskottchen, für keine Mannschaft. V. ist gnädig, er hat gesagt, ich soll mich durchbeißen, vier, fünf Spiele ohne Sieg, das macht den richtigen Fan aus.
Auch einen guten Torwart?

16.10.07

Spieltage 5 bis 9: Trost von Peters Grill

Der Club macht es V. derzeit nicht leicht. Schwankt zwischen überragend (Uefa-Cup, Gruppenphase usw.) und peinlich (Benefizspiel gegen Fürth, Bundesliga, gegen Bayern).

Trösten konnte ihn dieser Tage höchstens M. und zwar mit einem Originial- DFB-Pokal-Sieger-Bierglas von Peters Grill in Nürnberg.

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an M., von dem man mittlerweile sagen kann, dass er anfängt, unsere Wohnung mit FCN-Nippes zu überschwemmen (siehe auch Poster aus der Saison 1999/2000 mit Unterschriften, gerahmt).

V. braucht aber auch Trost, denn ich habe sportmäßig in der Zwischenzeit ein bisschen fremd geguckt, mir das Fußball-Länderspiel gegen Irland gespart (langweilig!) und mich nun dem Rugby zugewandt. Dieses Spiel ist
a) schneller
b) der Spielstand höher
c) die Kerle... äh ja die Kerle.... schauen ganz gut aus. Also das ganze ist irgendwie animalischer. Wobei mir bei diesem Satz einfällt, dass die logische Schlussfolgerung daraus wäre, dass ich dann auch Oliver Kahn gut finden müsste. Nun... dem ist nicht so. Ich halte es da eher mit Johnny Wilkinson.

Aber keine Angst, meine Untreue ist morgen auch schon wieder vorbei, T. hat mir eine Karte für das Länderspiel angetragen und so werde ich zum ersten Mal live der deutschen Nationalmannschaft Händchen halten.

Das aber wehmütig, denn Gott ist nicht dabei. War wohl beleidigt am Samstag, weil ich mich fürs Animalische entschieden hatte, hat er sich gleich noch mal Gelb geben lassen.

Sorry, Jens.

P.S. Mit dem 10. Spieltag geht's dann wie gewohnt weiter, nehme aber jetzt schon Vorschläge für den Spieler des Tages entgegen.

Wie werde ich Fußballgöttin - Lektion 3

Merke: Den Chef überraschen.

Das geht ganz einfach: Während eines Uefa-Cup-Spiels des FCN ständig den Live-Ticker anklicken. Vom 1:1-Zwischenstand nervös werden. Sich vom nervösen V. am Telefon noch nervöser machen lassen (V: Mir tut schon alles weh vom Daumendrücken!). So nervös schließlich einen Kaffee holen, dort den Chef treffen und rufen: Chef, ich bin so nervös, es steht 1:1!
Ein Fachgespräch mit dem Chef über den Uefa-Cup im Allgemeinen und den Club im Besonderen anfangen, bis der Chef mit verklärtem Blick sagt:
"Dass ich hier mal mit einer Kollegin stehe und über Fußball rede, hätte ich nie gedacht."

Wie werde ich Fußballgöttin - Lektion 2

Merke: Immer richtig tippen, am besten gleich vier Spieltage im Voraus.
Damit viel Geld gewinnen (insgesamt 43 "Flocken" an zwei Spieltagen) und sich so die Gunst der männlichen Kollegen erkaufen.

13.9.07

Wie werde ich Fußballgöttin - Lektion 1

Merke: Nicht dumm fragen, sondern klug feststellen.

Beispiel: Länderspiel Deutschland - Rumänien. 2. Halbzeit, beim Stand von 1:1 macht sich David Odonkor am Spielfeldrand warm.

V.: Was soll denn das? Der wechselt doch nicht den Odonkor ein! Der kann doch nix!

Ich: Weiß gar nicht was du hast, der war doch voll super bei der WM.

V.: Ach. Jetzt sitzt er da in Dings... na, Spanien und man hört nix von ihm.

Ich: Aber er rennt doch so schnell. Kommt über die Seite und - zack - Tor.

V.: Ach. Die paar Mal.

(In dem Moment rennt David Odonkor über die Seite an allen Rumänen und eigenen Männern vorbei und schießt das Tor zum 2:1)

V. schweigt.

4.9.07

4. Spieltag: Abstiegsplatz

V. hat in den vergangenen Tagen zwei Sätze von sich gegeben, die ich hier mal analysieren will.

Satz 1 (vor dem Spiel gegen Cottbus am vergangenen Samstag): "Ich wünschte, ich wäre kein Fußball-Fan."

Ich versuche, mir das vorzustellen. Es gelingt mir nicht.
Würde ich V. morgens den Feuilleton rauslegen statt des Sportteils?
Würde er statt Fußball-Fakten seine Meinung zur neuen Wagner-Inszenierung in Bayreuth abliefern?
Läge ein Golfschläger im Auto statt eines Liverpool-Schals?
Und vor allem: Was wäre mit den Samstagen? Keine Nachmittage, an denen ich entspannt zum Yoga gehen kann, weil V. ja keine Zeit hat. Weil er nassgeschwitzt am Radio klebt oder mit einem MP3-Player durch den Zoo läuft (alles schon vorgekommen).
Ich kann mir das nicht vorstellen, ich will es nicht.

Satz 2 (als ich frage, ob wir am Samstag das Länderspiel gucken): "Du bist doch eigentlich Fußbalhasserin."

Nein, bin ich nicht. Als Fußballhasserin wäre ich nicht soweit gegangen, V. die Ehe zu versprechen. Als Fußballhasserin würde ich nicht diese Zeilen schreiben und V. und ich würden uns höchstens flüchtig kennen. Ein Leben als Fußballhasserin wäre einfach, genauso einfach wie das als überzeugter Fan. Aber Extreme sind was für Schlaffis, die nicht mit den Nuancen und Grautönen umgehen können, die sich nicht auf die innere Zerrissenheit des Sowohlalsauch einlassen wollen.

Mein Problem ist: Ich leide mal mit, und mal ist mir der Club egal. Das geht leider nicht immer konform mit V.s aktueller Seelenlage den Club betreffend. Vergangenes Wochenende war's mir eher egal, kommendes muss ich mich glücklicherweise nicht entscheiden, wegen des Länderspiels.

Immerhin hat sich der Club am 4. Spieltag meinen Tipp zu Herzen genommen und fast gewonnen. Weil er in Radio und TV hochgelobt wurde ist der

Spieler des Tages: Jaromir Blazek

Was ich über ihn weiß: Er wird Raphael Schäfer nie ersetzen können.

Wie V. ihn findet: Im Spiel gegen Karlsruhe: schlecht. Mittlerweile hat sich Blazek aber schon ein wenig angestrengt und V. lässt sich vielleicht noch überzeugen.

Warum Spieler des Tages? Muss gegen Cottbus echt gut gewesen sein.

Weitere Fakten: Jaromir Blazek ist zweiter Torhüter der tschechischen Nationalmannschaft und schon ganz schön alt (35), was bei Torleuten aber ja keine Seltenheit ist (siehe auch: Gott).

30.8.07

3. Spieltag: Niedergestreckt

V.s Kommentar nach dem Spiel gegen Bremen: "Kannst wieder mit ins Stadion, die verlieren auch ohne dich."

Danke Club, dieser Komplex wäre damit ausgeräumt. Ich bin also einigermaßen erleichtert, V. verärgert. Es war das alte Spiel - der Club spielt besser, verliert aber trotzdem. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Dafür bin ich eben auf volles Risiko gegangen und habe in der unternehmensinternen Tipprunde gegen Nürnberg getippt. Fußballgott, verzeih mir! Aber ich glaube ganz fest daran, dass Nürnberg jetzt erst recht gegen Cottbus gewinnt. Sozusagen aus Trotz, weil ich vorgebe, nicht an sie zu glauben. Zumindest auf dem Tippschein.

Doch das ist Zukunftsmusik, vorher wollen wir den 3. Spieltag abschließen mit dem

Spieler des Tages: Ivan Saenko

Was ich über ihn weiß: Er ist Russe.

Wie V. ihn findet: Wollte, dass er Spieler des Tages wird, weil "wenn er schon nicht durch guten Fußball auffällt, dann wenigstens dadurch, dass er einen Bremer niederstreckt." Man muss dazu sagen: Das ist sonst nicht Ivans Art. Meistens grinst er sehr viel und zaubert mit seinen Beinen.

Warum Spieler des Tages? Wer sagt, dass man tolles geleistet haben muss, um in diese Rubrik zu kommen? Böse Fouls gehen manchmal auch.

Weitere Fakten: Ivan ist 23 und war in der vergangenen Saison vereinsinterner Torschützenkönig. Sein Vater trainiert den russischen Frauenfußballmeister FC Energie Woronesch.

20.8.07

2. Spieltag: Erleichterung

Samstagabend 23 Uhr, es läuft "Das aktuelle Sportstudio", die Brille hängt mir quer übers Gesicht, meine Augen sind geschlossen und ich befinde mich kurz vorm Tiefschlaf.

Da flüstert mir V. ins Ohr: ""2:1 gewonnen, alles wieder gut!"

Was war V. nicht tapfer gewesen an diesem Samstag, den wir ausnahmsweise in Regensburg verbrachten. Nach außen gab er vor, nur mir zuliebe natürlich, an diesem Tag nichts von Fußball wissen zu wollen. Kein Spielstand, kein Ergebnis, nichts. Nürnberg? Spielen die da Fußball?

In Wahrheit war es kein der Romantik geschuldetes Desinteresse.
Sondern die nackte Angst, schon wieder so ein KSC-Debakel zu erleben. Die Zeichen standen auf Wiederholung: Auch Hansa Rostock ist erst aufgestiegen, und es hätte gut sein können, dass die sich nun gegen Nürnberg für die in München erlittene Schmach rächen wollten.

Während V. sich verweigerte, wurde ich neugierig und überlegte kurzzeitig, heimlich P. anzurufen und das Ergebnis zu erfragen, zum Beispiel, während V. auf dem Klo war. Hab ich dann aber wieder vergessen.

Umso größer war V.s Erleichterung kurz vor Ende des Aktuellen Sportstudios, als wir schon drei andere Spielberichte und Dirk Nowitzki über uns ergehen hatten lassen und ich schon eingeschlafen war.

Zur Feier des ersten Saison-Sieges etabliere ich hier im Blog eine neue Rubrik, die da heißt:

Der Spieler des Tages: Tomas Galasek

Was ich über ihn weiß: Er ist schon alt (34), aber er ist wichtig (im Mittelfeld).

Wie V. ihn findet: Sein Lieblingsspieler, auch wenn wir immer alle dachten, das wären Vittek oder Mintal. Wer aufpasst weiß aber, wie oft V. Galaseks Wichtigkeit betont. Genauso oft bedauert er aber auch, dass er (Galasek, nicht V.) halt nicht mehr so schnell rennt.

Warum Spieler des Tages? Weil Tomas Galasek ein Tor gemacht hat, obwohl er für sowas a) nicht unbedingt zuständig ist und b) der Ball so "gestolpert" war (O-Ton V.), dass er gar nicht hätte reingehen dürfen. Eigentlich hätte deshalb der Torwart von Hansa Rostock zum Spieler des Tages gekürt werden müssen, aber ich wollte diese Rubrik schon mit einem Club-Spieler eröffnen.

Weitere Fakten: Tomas Galasek ist Tscheche und wiegt laut Club-Homepage 82 Kilo.

16.8.07

Tippen.

Ein Beweis dafür, dass ich zum echten Fußball-Fan mutiere ist: Ich tippe.
Ein noch größerer Beweis ist: Ich tippe um mehr Geld und weitaus komplizierter als V.

Während V. einfach schnöde zehn Euro an BVB-Fan F. überweist und jeden Freitag lediglich auf Sieg oder Unentschieden setzt, spielen Kollegin T. und ich bei den ganz Großen mit:
Wir haben gemeinsam 85 Euro investiert und sind in die unternehmensinterne Tippgemeinschaft eingestiegen. Als ich erzählte was wir alles tippen müssen (Ergebnis, Halbzeitstand, gelbe Karten und wie 1860 spielt), erklärte mich V. für verrückt.

Ich erinnerte ihn an meinen grandiosen Tipp-Sieg während der EM 2004. Da hatte er einen Kasten Bier an mich verloren, weil ich beim Eröffnungsspiel verkündet hatte, Griechenland würde Europameister werden.
Ich vertraue auf meine Intuition.

Das hat am ersten Spieltag noch nicht so gut geklappt. Um Intuition geht es beim Tippen auch nicht, habe ich dann von V. erfahren und auch nicht um das, was man möchte.
Denn: "Du darfst nicht das tippen, was du dir wünschst, sondern das, was rauskommt."

Wenn Ihr diesen Geheimtipp berücksichtigt, liebe Leser, werdet Ihr die Tippkönige. Versprochen.

1. Spieltag: Wenig ist auch nicht viel

Am Ende freute sich nur M.

Er trug einen blau-weiß gestreiften Pullover - von weitem sah er damit aus wie ein Matrose auf Landgang, aus der Nähe wie ein KSC-Fan. V. hatte sein neues Club-Trikot an und sah aus jeder Entfernung aus wie ein Club-Fan, dessen Mannschaft am ersten Spieltag vom Aufsteiger "düpiert" worden war, so stand es zumindest am nächsten Tag in der Zeitung.

Es hatte ein grandioser Auftakt für die neue Saison hier im Blog werden sollen und ging natürlich schief. Die Lehre die ich daraus ziehe: So schnell sieht mich kein Stadion mehr von innen, schon gar nicht das in Nürnberg. Nach dem verpatzten Ligapokal-Spiel zwei Wochen zuvor hatte mich ein Kollege mit "da waren Sie wohl die Pechmarie" aufgezogen, jetzt, nachdem der Club in meiner Gegenwart schon wieder versagt hat muss ich sagen: Ja, ich bin die Pechmarie.

Ich weiß nicht, was an meiner Anwesenheit im Stadion schlecht sein soll: Ich trage einen Schal in den Vereinsfarben, ich brülle bei "Marek Mintal" inbrünstig ein "Fußballgott" hinterher und springe mittlerweile bei Torchancen auch rechtzeitig und nicht zeitverzögert vom Stuhl. Ich habe kein Buch dabei, falls mir langweilig werden könnte. Ich nörgle nicht, weil ein passabel aussehender Spieler ausgewechselt wird, ich frage nicht, ob Joshua Kennedy berühmte Verwandte hat. Alles in allem: Ich mache mich als Fußball-Fan.

Der Club dankt es mir mit einem schlechten Spiel.

Einen Tag nach dem Spiel mache ich auch meine erste schmerzvolle Erfahrung als Fußball-Fan: Ein realistischer, nichts beschönigender Bericht in der Zeitung deprimiert mich zutiefst. Mehr als es V. deprimiert! Vor einem Jahr wäre mir das nicht passiert. In dem Moment finde ich die Entwicklung, die ich in den vergangenen zwölf Monaten durchgemacht habe, nicht so wirklich gut. Mir ging es besser, als der Club noch in der zweiten Liga war und mich das alles herzlich wenig interessierte.

Und V.? Hat mir natürlich gefühlte fünf Jahrzehnte als Club-Fan voraus und begegnet dem Desaster des ersten Spieltages mit großer Gelassenheit. Abwarten sagt er. Vergangene Saison hat der Club 14 Mal unentschieden gespielt. Wenn er jetzt fünf Mal verliert und vier Mal gewinnt (oder umgekehrt) wären das genauso viele Punkte. Aha. Das sollte mich beruhigen und es hätte es vielleicht, wenn ich logischer denken könnte.

Was er sagen wollte war: Am Anfang kann man schon mal verlieren. Vielleicht auch nächsten Samstag in Rostock. Aber dann... Dann wird es V. auch zu bunt. Am Sonntag jedenfalls war er gefasst. Die Nürnberger hätten sich doch ein wenig angestrengt, meinte P. Aber wenig ist eben auch nicht viel, sagte V.

Für M. hat es gereicht.

2.8.07

Mensch, Marco...

... Engelhardt heißt er natürlich. "Der hat doch was g'schnupft", meinten die Herren in der Reihe hinter uns übrigens zu seiner allgemeinen Verfassung. Vielleicht, weil er soviel rumgewuselt ist, dass sogar ich ihn gesehen hab.
Weniger gewuselt ist der andere, Dominik Reinhardt, den hab ich nämlich gar nicht bemerkt. Kein Wunder, die Abwehr war ja auch schlecht bis kaum vorhanden. Trotzdem hat sich sein Name in mein Hirn geschlichen. Auch ein Weg, dort haften zu bleiben.
V. hat die Verwechslung natürlich bemerkt. Aber erst beim zweiten Lesen.

31.7.07

Vor Ort.

Ich will den ersten Satz zum Anlass nehmen, die Überschrift gleich wieder zu berichtigen. Denn wie gewiefte Journalistenfüchse sich vielleicht schon gedacht haben: "Vor Ort" darf man nicht schreiben, wenn es nicht um einen Besuch im Bergwerk geht. Da der Besuch eines Spiels gegen Schalke 04 mich zumindest in die Nähe einer Zeche rückt (in Gelsenkirchen soll es ja einige davon geben), will ich es aber gelten lassen.

Ich war vor Ort, ich war im Stadion. Zum dritten Mal nach 1991 (erwähnter Ministrantenausflug) und 1997 (DFB-Pokal, DJK Waldberg - Bayern München, 1:16), zum dritten Mal im Frankenstadion, das jetzt nach einer Kreditvergabeanstalt heißt und blau angestrichen ist.

Lange wollte ich nicht mit und lange dachte ich auch, V. wollte mich keinesfalls dabei haben. Die Gefahr, ich könnte auf der Gegengeraden ähnlich dumme Fragen stellen wie daheim vor dem Fernseher war nicht sehr klein, das muss sogar ich zugeben. So gesehen stellten wir uns beide dieser Gefahr, ich ausgerüstet mit einem nagelneuen FCN-Schal. Er ist dezent weiß-rot gestreift, und wenn man seine Enden in den Mantel stopft, sieht er aus wie ein ganz normaler Schal.

Erstanden hat ihn V. in der Club-Geschäftsstelle, dazu ein neues Trikot (für ihn selbst) und diverse Aufkleber (zum Beispiel für unser Auto). Die Aufkleber sind allerdings alle sehr klein, mittelgroße gab es nicht mehr, aus folgendem Grund, wie der junge Typ an der Kasse erklärte: Kurz vor V. war eine Oma da gewesen, die ihrer im Schullandheim weilenden Enkelin eine Überraschung machen wollte. Und zwar mit einer Bordüre aus Club-Aufklebern im Kinderzimmer. Aus diesem Grund kaufte sie alle, so klein sind Kinderzimmer heutzutage ja auch nicht.

Dazu passt sehr gut folgende Geschichte vom Stadion des FC Chelsea: Nachdem zu Saisonbeginn alle Dauerkarten verkauft waren, wunderten sich die Stadtionbesucher wochenlang, warum genau zwei Plätze leer blieben. Erst nach Weihnachten saßen zwei Jungs drauf. Sie hatten die Dauerkarten von der Oma zu Weihnachten bekommen.

Warum ich jetzt mit gefahren bin, weiß ich auch nicht, drei Tage vorher hatte ich schon keinen Bock mehr und tat es dann erst mal nur wegen des Schals. Mit dabei waren M. und P.
M., weil er eigentlich davon ausgegangen war, Gegner des FCN sei der KSC, aber es wurde dann doch Schalke. P. war halt so dabei, weil er Fußball mag, nehme ich an, und den Club, weil er wiederum V. mag.
Beide wurden von V. mit Club-Trikots ausstaffiert. Er hat jetzt genau drei.

Abgesehen vom Spiel: Es hat mir gefallen. Ich mag "Drei im Weckla", ich habe Marco Reinhardt von oben erkannt und mir überhaupt eingebildet, mehr vom Spiel verstanden zu haben als im Fernsehen. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, dass Daniel Klever kein guter Torwart ist und ich kann bezeugen, dass Ivan Saenko mit dem Ball Sachen macht, die normale Beine nicht zustande bringen.

Ich habe es gesehen.

Leider auch die vier Gegentore. Es war ein sehr schlechtes Spiel und ich bin V. sehr dankbar, dass er nicht meine Anwesenheit dafür verantwortlich gemacht hat. Er hat noch mehr rumgeschrien als vorm Fernseher, was lustig war, weil es alle um uns herum auch gemacht haben. Bei den zwei Toren für die Nürnberger bin ich sogar aufgesprungen. Ein bisschen zeitverzögert, aber trotzdem ganz intuitiv.

In zwei Wochen werde ich noch mal dabei sein und M. auch, weil's dann wirklich gegen den KSC geht. Und weil ich mal ein volles Stadion sehen will. Waren nämlich nur 25.000 da, beim Ligapokal-Halbfinale.

28.6.07

Verletzt.

V. hat einen Muskelfaserriss. "Cool", sagt er. "Wie Robert Vittek."

Alles ist cool, solange es nur ein Fußballspieler auch hat. Der Muskelfaserriss hat V. innerhalb kürzester Zeit auf Fußballer-Niveau katapultiert, auch wenn nicht geklärt werden kann, bei was er sich die Muskeln überhaupt gerissen hat.

Von Robert Vittek kann man annehmen, dass er recht exzessiv Fußball gespielt hat, vielleicht blöd gestolpert ist - jedenfalls musste er daraufhin acht Wochen aussetzen.

V. hatte zwei Wochen vor der Diagnose überhaupt keinen Sport getrieben. Was eigentlich eine Unverschämtheit ist: Für einen Muskelfaserriss muss sich einer wie Robert Vittek richtig schinden, V. tut dagegen einfach so die Wade weh.

Dafür hat er jedoch schon nach einer Woche wieder eine sportliche Betätigung aufgenommen.

Denn der Muskelfaserriss war nach wenigen Tagen schon gar nicht mehr so cool. Weil sich D. in schönster Mintal-Manier den Mittelfuß gebrochen hatte.

Und der ist nicht mal Fußball-Fan.

6.6.07

Oh.

Das kurzangebundene "oh" ist eine sehr schöne Antwort. Selten drücken zwei Buchstaben so viel aus. Zum Beispiel als Reaktion auf die Aussage "Mein Bruder ist Fan von Borussia Dortmund."

"Oh." sagt mein Gegenüber. Es ist kein langgezogenes "oh", auch kein Ausruf und es ist schon gar nicht laut. Nein, es kommt leise, knapp und der Punkt schwingt noch mit. "Oh" heißt in diesem Fall "Mensch, das tut mir aber leid, na ja, da kann man nichts machen, die waren ja wirklich mal gut, aber jetzt, hm, wird schon wieder."

Früher war das auch eine gängige Reaktion auf "V. ist für Nürnberg."

Jetzt aber haben sich die Zeiten geändert und ein schönes Beispiel dafür ist das Gespräch, das V. mit unserem jungen Bayern-Fan B. am vergangenen Wochenende führte. Deutschland hatte gerade 6:0 gewonnen und trotzdem schlecht gespielt und weil die deutsche Nationalmannschaft deshalb nicht viel Gesprächsstoff hergab, ließen die beiden also noch mal die Saison und das Pokalfinale Revue passieren.

Ich erinnere gerne noch einmal daran, dass B. am Anfang der Saison, in schönster Hoeneß-Rummenigge-Manier irgendwas von mästen und dann schlachten faselte.

Knapp neun Monate später hörte sich das dann so an: Er habe sich da ja schon weit aus dem Fenster gelehnt, einem guten Start in die Saison unterstelle man ja Abstiegsgefahr an deren Ende, das nehme er jetzt natürlich gern zurück und dass er im Pokal auf Stuttgart getippt habe gleich dazu.

Dann schimpfte er mit V. ein bisschen über die Einkaufspolitik des FC Bayern, die aus meiner Sicht vergleichbar ist mit einem geistig umnachteten Zug durch die Kaufinger Straße, an dessen Ende einem die Henkel der Tüten in die Finger schneiden und man trotzdem keine wirklich tollen Klamotten mit nach Hause trägt.

Oh.

1.6.07

Gewonnen.

Es ist sehr schwer, für diesen Eintrage eine passende Überschrift zu finden, es bieten sich zu viele an: Meisterbesieger, Trainerfuchs, Marek Mintal Fußballgott, Pokalsieger, Pottgewinner, das Wunder von Berlin...

Tag sechs nach dem Pokalfinale: Vor zwei Tagen meinte V. er sei etwas überfordert angesichts der Flut von Nürnberg-lobenden Zeitungs- und Internetartikeln, die er alle lesen müsse und wolle. Er sei in ein Loch gefallen, ein bisschen. Wahrscheinlich ist das wie bei einer wichtigen Prüfung vor der man sich tierisch in die Hose macht und dann war alles gar nicht so schlimm und man hat plötzlich nichts mehr zu tun.

Aber ein schönes Spiel war es schon, mal abgesehen den bösen Fouls der Stuttgarter und der Tatsache, dass wir fast zwei Stunden um Marek Mintals Mittelfuß zitterten. Dass er zur Siegerehrung auf den Platz gehumpelt kam, trieb uns fast die Tränen in die Augen.

Und V.? War nach dem Finale fast wie gelähmt, schüttelte den Kopf, starrte ungläubig in Richtung Fernseher. Pokalsieger, sowas.

Es wird jetzt also weiter gehen, auch hier im Blog: Uefa-Cup, Deutscher Meister, Champions League, Weltherrschaft: Spätestens 2012 wird Michael A. Roth Fifa-Präsident.

Zur Legende wiederum ist ja Hans Meyer geworden, dem sie jetzt wahrscheinlich vor dem Frankenstadion ein Denkmal bauen, ähnlich dem Shankly-Abguss vor Anfield Road (zum Liverpool-Desaster gegen Mailand wollen wir hier mal schweigen).

An Eloquenz ist er ihm jedenfalls ebenbürtig. Am besten hat mir am Samstag eigentlich Moni Lierhaus' Interview mit Meyer und Veh gefallen. Meyer reagierte ein bisschen genervt auf die Frage, wie die Nürnberger das denn geschafft hätten, den Deutschen Meister zu schlagen.

Meyer brummelte was von "weiß ich doch nicht, wie soll ich das auch wissen, so kurz nach dem Spiel ist doch auch egal." Tja, dann gab Moni die Frage halt weiter an den salzsäulenhaft erstarrten Armin Veh.

"Herr Veh, warum haben Sie gegen Nürnberg verloren?"

Veh kam nicht dazu zu antworten.

"Das ist jetzt mal ne gute Frage", grinste Meyer.

Und die Antwort ist uns eigentlich scheißegal.

20.5.07

32. bis 34. Spieltag: Wetten dass

Während der letzten Spieltage begibt sich V. in ein Dilemma. Weil Nürnberg die Uefa-Cup-Qualifizierung (heißt das so?) so gut wie sicher hat, macht er Versprechungen.

Ich war nicht dabei, aber es muss ungefähr so abgelaufen sein:

V. trifft auf der Arbeit, den Kollegen Stuttgart-Fan. V. mag Stuttgart nicht, was auch irgendwie mit Thomas Hitzlsperger zusammen hängt. Und V. gönnt Schalke auch eigentlich die Meisterschaft, nicht nur weil Schalke seit 49 Jahren darauf wartet, sondern auch irgendwie wegen der Fan-Freundschaft zwischen Nürnberg und Schalke (die mir keiner erklären kann, aber ich finde es irgendwie nett).

V. wird großzügig und verspricht dem Stuttgart-Fan, dass Nürnberg gegen Schalke gewinnen werde, um Stuttgart vorzeitig die Meisterschaft zu ermöglichen.

Das war dumm, denn kurze Zeit später erinnert V.s Chef ihn daran, dass er - der Chef - Schalke-Fan ist.

Glücklicherweise haben die Nürnberger in einem übermenschlichen Akt V.s Arbeitsplatz und das gute Verhältnis zu seinem Chef gesichert. Und Stuttgart ist trotzdem Meister geworden, auch wenn das für Schalke natürlich schade ist.

Wie sich aber Bayer Leverkusen auf der aktuellen Tabelle noch vor Nürnberg mogeln konnte, ist mir entgangen.

Aber eigentlich ist die Bundesliga ja schon wieder Schnee von gestern, weil ja in der kommenden Woche zwei große Termine anstehen: Champions-League-Finale am Mittwoch (wir sind jetzt Liverpool-Fans, versteht sich von selbst) und Pokalfinale am Samstag. Zu letzterem wieder eine nette Geschichte von K., der sogar eine Karte für dieses Spiel in Berlin hatte, jetzt aber nicht hinfahren kann, weil der Sportverein Ermershausen gleichzeitig seine Meisterschaftsfeier abhält.

Erst kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu.

3.5.07

31. Spieltag: Auswärtsspiel

Ich bin Steven Gerrad.
In meinen Ohren dröhnt der Lärm von 40.000 Menschen, ich muss gleich da raus auf den Pitch. Ein Griff nach oben, das Schild berühren und los.

Natürlich bin ich nicht Steven Gerrad und die 40.000 kommen auch nur aus der Konserve. Aber: This is Anfield. Steht über mir. John Terry von Chelsea hat in seiner Autobiografie geschrieben, dass sich ihm die Nackenhaare hochstellten, als er an dieser Stelle stand, und dass er danach miserabel spielte. Alles Quatsch, sagten die anderen Chelsea-Fußballer. Aber in Liverpool erzählen sie diese Geschichte natürlich gern.

This is Anfield. Die Idee hatte natürlich Bill Shankly, den sie in Bronze vor dem Stadion stehen haben und der den Satz auf V.s Tasse gesagt hat. Der auch gesagt hat, zu seiner Zeit hätten die besten Teams Englands in Liverpool gespielt: Liverpool FC und die Reserve.

This is Anfield und wir sind wirklich dort. Um uns herum sozialer Wohnungsbau und mittendrin ein Stadion. V. ist selig und kleidet sich im Fan Shop neu ein. Ich weiß jetzt, wie es Männern im Schuhladen geht. Alles sieht gleich aus und ich kann ihm bei der Entscheidung, ob nun eine Nummer auf das Trikot soll, nicht helfen. Gerrad hat jeder und die anderen kenne ich nicht.

Wir bezahlen jeder zehn Pfund für eine Tour mit Adrian und Darren, die beide Trainingsanzüge tragen und sagen, dass sie sofort aufhören, wenn einer das Spielfeld betritt. Wir dürfen also nicht auf den heiligen Rasen, dafür aber in die heilige Kabine. Und zum heiligen Schild.

Vor dem zieht V. das Club-Kleid über und simuliert mit einer dicken blonden Engländerin ein Interview. Die freut sich ein Loch in den Bauch, dass "Liverpool supporters" sogar aus Deutschland kommen. Um uns herum wuseln Achtjährige im Liverpool-Dress, sogar mit Stutzen. Großzügig integrieren sie den kleinen Messi - ganz schön mutig, im Barcelona-Outfit zu kommen. Aber, um nun endlich mal Nick Hornby zu zitieren - der Club wird einem halt gegeben, den sucht man sich nicht aus und dann muss man eben im orangefarbenen Barcelona-Trikot mit nach Anfield. Für einen Achtjährigen sehr charakterstark.

Ich kann's mir auch nicht aussuchen. Zum Beispiel, dass ich bei der Doku zur "Nacht von Istanbul" feuchte Augen bekomme. Dass ich andächtig an den Rängen hochschaue und die roten Plastiksitze streichle. Es ist nämlich nicht so einfach als Freundin eines Fußballfans. Ich glaube, viele Frauen sind so zerrissen wie ich.

Weil es einerseits nervt: Samstage sind grundsätzlich nie romantisch, zumindest nicht zwischen 15.30 und 20 Uhr, wenn der Club erst Sonntag spielt, das ganze Wochenende. Jede zweite Verabredung überschneidet sich mit Champions League, Uefa-Cup oder sonst einem Spiel. Und so weiter.

Aber andererseits will ich natürlich nach Anfield, wenn wir schon mal in Liverpool sind. Und ich ärgere mich natürlich, dass der Club am Wochenende nicht gewonnen hat. Und beim Elfmeterschießen im Champions-League-Halbfinale muss ich die Augen zukneifen, weil ich so aufgeregt bin.

Du kannst es dir nicht aussuchen, es wird dir auch nicht immer gegeben. Manchmal wird es dir auch irgendwie zugewiesen.

23.4.07

30. Spieltag: Bernd, ganz fremd

Auch wenn V. Nürnbergs Niederlage gegen Leverkusen (0:2, ich gewöhne mir jetzt an, das auch in der richtigen Reihenfolge zu schreiben) im Hinblick auf das DFB-Pokalfinale gut verarbeitet hat, wollte ich ihm trotzdem etwas gutes tun und Karten für das Länderspiel Deutschland - Tschechien gewinnen.

Keine Ahnung, wann das ist und wo (vor ein paar Wochen war es in Prag, das haben wir in der Kneipe geguckt, ich erinnere mich gut), dabei sein ist alles. Als ich mich schließlich auf www.sueddeutsche.de durch die Fragen klickte, merkte ich - die lassen da nicht jeden hin. Zumindest nicht jemanden, der nicht weiß, aus welcher Entfernung Diego das Tor gegen Aachen schoss. 68, 63 oder 75 Meter. So oder so - es ist weit.

Es waren viele Fragen dabei, die man nicht nur durch Kenntnis der Bundesliga im Allgemeinen, sondern auch des Spieltages im Besonderen beantworten konnte. Da V. diesmal die Sportschau mit einem Chirurgen und einem Historiker angeschaut hatte und nicht mit mir, war ich da schon mal im Nachteil. Und tappte in die Falle.

Zum Beispiel bei dieser Frage:






Wie feierte Bernd Schneider nach seiner Galavorstellung gegen Nürnberg?

Er ging in die Kabine.
Er nahm ein Megafon in die Hand und feierte mit den Fans.
Er tanzte am Mittelkreis Samba



Wenn man ein bisschen was von Bernd Schneider weiß, so wie ich, sagt man: Klar, Antwort A. Der Schneider reagiert auf alles mit einem Gang in die Kabine.

Nur nicht am 30. Spieltag, da entscheidet er sich spontan für Antwort B. Hans Meyer sagte später, Schneider sei damals in Jena ein echter Rumpelfußballer gewesen. Bevor Meyer ihn dann trainierte.

Schließlich hatte ich 6 Antworten richtig, das reicht nicht für ein Länderspiel. Dafür brechen V. und ich nach Liverpool auf, zum heiligen Rasen von Anfield Road. Wo übrigens der Mann Trainer war, der den Spruch auf V.s Tasse gesagt hat. Dass es beim Fußball nicht nur um Leben und Tod geht und so. Sondern um mehr.

Bis dahin muss V. nur noch zwei Arbeitstage mit dem Kollegen, der Stuttgart-Fan ist, überstehen.

18.4.07

Reise nach Berlin gewonnen

Vergangene Nacht wurde V. von meinem lauten Lachen wach, jedenfalls erzählte er das heute morgen. Als er mich fragte, warum ich lache, soll ich nach einigen unverständlichen Grunzern geantwortet haben: "Hihi, mein Halbfinalgewinner."
Selbst wenn V. das nur geträumt hat, es hat ihn sehr gefreut.

Ich wusste nicht, dass der Club mich mittlerweile sogar nachts verfolgt, normalerweise träume ich sehr wirre Sachen, zum Beispiel, dass ich mich nur hüpfend fortbewegen kann oder jemand meine Haare leihen will. Natürlich kann ich mich nicht erinnern, ob und wie ich vom DFB-Halbfinale geträumt habe.

Zuallererst war ich gestern von V.s hysterischer Aufregung genervt. Also habe ich Freundin A. angerufen. Zu meiner Überraschung ging K. ans Telefon, mit dem sie sich ein Haus teilt. K. kennen wir, das war der Fan der an Weihnachten verkündete, nie wieder ein Club-Spiel besuchen zu wollen. A. schlief auf dem Sofa.

Beim 2:0 war sie dann ganz froh, dass ich angerufen hatte, von K.s Jubelrufel hätte sie im Schlaf sicherlich einen Herzinfarkt bekommen. In den nächsten Minuten hörte man K. dann nur fluchen, weil er nicht im Stadion war. "Aber Schatz, dafür haben wir doch im Garten echt was geschafft", hörte ich A. sagen.

In der zweiten Halbzeit habe ich dann auch noch ein bisschen V.s Hand gehalten, aber nur die eine, mit der anderen musste er Daumen drücken, 90 Minuten lang.

Es ist ein sehr komisches Gefühl jetzt mit jemandem zu leben, der Fan einer erfolgreichen Mannschaft ist. Ich kenne das nicht, ich finde es sehr ungewohnt. Manchmal ist es ein bisschen, als hätte ich die Beziehung gewechselt. Dann bin ich kurz verwirrt und merke aber schnell: Glücklicherweise ist es der gleiche Mann. Und der gleiche Club.

Nur irgendwie anders.

17.4.07

Live dabei

Es ist ein besonderer Tag, V. kann gar nicht aufhören, dies zu betonen. Müsste er auch gar nicht, man merkte es auch so, am Hans-Meyer-Interview in der SZ, an der Autogrammkarte von Michael A. Roth auf dem Wohnzimmertisch und dem neuen Clubtrikot. V. hat es ganz neckisch auf dem Sessel drapiert, zusammen mit dem etwas älteren aus der Saison 1998/99.

Anziehen will er es nicht. Zuerst behauptet er, sich nicht zwischen neu und alt entscheiden zu können, aber die Wahrheit ist: Beide Trikots sind sehr groß. Er weigert sich auch schlicht, das neue Trikot anzuziehen, aber er wird es irgendwann tun müssen, damit ich es für diese Seite hier bildlich festhalten kann.

Als ich nach Hause komme begrüßt er mich mit "Ich bin so aufgeregt, dass ist schlimmer als Europameisterschaft", bügelt hektisch noch ein paar Hemden und flitzt hysterisch durch die Wohnung. Leider sind keine Fußballfreunde gekommen und so muss ich heute Händchen halten. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass Dienstag mein Krankenhausserientag ist und ich jetzt Dr. House und den sehr schönen Dr. Shepherd verpasse.
Nachdem ich auf dem Wohnzimmertisch die Autogrammkarten von Saenko und Engelhardt gesehen habe, muss ich gestehen - das DFB-Halbfinale ist in dieser Hinsicht keine Alternative.

Während ich hier schreibe, fällt schon das erste Tor. In der 14. Minute, die wir gerade haben, steht es schon 1:0 für Nürnberg. V: "Ich bin total aufgeregt, wir führen, aber pfffff..... Frankfurt ist echt stärker. Der Club steht zu weit hinten drin."

Es ist nicht einfach, mit dem Rücken zum Fernseher zu sitzen. Die Stimme des Kommentators wird lauter, V. ruft "ja, Saenko", ich frage "Tor?" - aber da war nichts. Aber Saenko war da.

Jetzt muss ich mal gucken gehen.

27. bis 29. Spieltag: Wäsche und Fußball

Die Aktualität dieses Blogs hat etwas gelitten, aber das soll nun nicht weiter stören. Der Club ist auf Platz fünf, hat dies auch dem FC Bayern (oder Leverkusen, wie man will) zu verdanken und V. musste feststellen, dass Wäsche und Fußball nicht zusammen passen.

Es ist Samstag, gleich ist Anpfiff und "Heute im Stadion" im Radio, aber V. betätigt sich netterweise als guter Hausmann und hängt noch schnell Wäsche auf. Im Keller.
Er verpasst die ersten Millisekunden des Spiels und damit ein Tor für Nürnberg.

Hinterher sagt er, dass er das schon ahnte, als er die erste Unterhose an die Wäscheleine klemmte. "Ich steh da unten und die machen ein Tor."

Es gibt Dinge, die gehen nicht miteinander.

20.3.07

26. Spieltag: Schweiß

Eigentlich mag ich Unentschieden, sie sorgen erfahrungsgemäß für ein ruhiges, fast fußballfreies Wochenende.
V. lässt die erste Halbzeit ausfallen und hört sich die zweite im Radio an. Dafür spielt der Club nur 0:0 und wird einen Tag später von Leverkusen überholt. Gut, das war blöd.

Doch V. ist abgelenkt, denn er hat einen Gutschein für ein Clubtrikot bekommen. Na ja, eher für ein Club-Kleid. Das Trikot hat laut P., einem der Schenkenden, Größe XL.
Man wird sehen, wie das aussieht.

Aus gegebenem Anlass erklärten mir V. und P., warum die Clubfarben dunkelrot und schwarz sind. Die waren nämlich, vor langer Zeit, mal hellrot-weiß, wie sich das für einen fränkischen Club gehört.

Nur dass sie es damals, in der Saison 1931/32, mit er Sauberkeit noch nicht so genau nahmen. Oder das Trikot nicht so oft wechseln konnten. Jedenfalls färbte der Schweiß die Trikots gegen Ende der Saison dunkel.

Man hat das dann gleich so gelassen. Das ist bodenständig und praktisch und es passt zum Club, keine Frage.

14.3.07

Wir gratulieren

Vor einigen Wochen vertrieben V. und ich uns die Zeit damit, im Internet zu schauen, wer mit uns Geburtstag hat. Es fing damit an, dass ich mich damit brüstete, dass Berühmtheiten wie Norah Jones, Jamie Cullum oder Simone Denkinger mit mir den Jahrgang teilen. Nicht zu vergessen Yvonne Catterfeld.

Dann sah V. in seinem Jahrgang nach. Es waren lauter Fußballer darunter.

Ruud van Nistelroy. Michael Ballack. Francesco Totti.

Ich habe keinen Vergleich, aber auf den ersten Blick hat das Jahr 1976 überproportional viele Sportler im Allgemeinen und Fußballer im Besonderen hervorgebracht.

Und V.

Er erklärte mir, dass er mal gar nicht so weit davon entfernt gewesen war, sich zu dieser illustren Runde zu gesellen. V. hätte nur, es mag 1984 oder 1985 gewesen sein, häufiger einen gewissen Berg mit dem Fahrrad bezwingen müssen. Auf diesem Berg fand jede Woche das Fußballtraining statt. Hätte V. daran regelmäßig teilgenommen wäre er jetzt als Nationalspieler auf dem Zenit, wie er mir erklärte, und wir hätten ein Haus am Starnberger See oder in London oder beides.

Dazu möchte ich sagen, dass T. beispielsweise diesen Berg in den 90er Jahren regelmäßig bezwungen hat, sein Name aber trotzdem nicht erscheint, wenn man bei Wikipedia "Fußballer, geboren 1984" eingibt. Nur so viel dazu.

Den Frust über seine Altersgenossen bei Real Madrid und Chelsea hat V. bald wieder vergessen. Lieber freut er sich heute darüber, dass er den Geburtstag mit zwei Clubspielern teilt: Wir gratuliern deshalb Jan Polak zum 26. und Thomas Paulus zum 25.!

Ersterer hat immerhin schon vier Tore für den Club geschossen. Zweiterer wurde während seiner Zeit bei Erzgebirge Aue für sechs Spiele gesperrt, weil er einem Gegner absichtlich auf den Po gestiegen sein soll.

Beide haben blonde, gegelte Haare, die in der Mitte etwas nach oben stehen. Sie sehen aus wie Zwillinge. Man kann bislang nicht sagen, die 80er Jahre hätten auffällige Charakterköpfe hervorgebracht.

Jan und Thomas wiederum teilen ihren Geburtstag übrigens auch mit Prinz Albert von Monaco.

Happy Birthday.

11.3.07

25. Spieltag: Fußball verbindet

Es ist Freitagabend und V. muss sich zusammen reißen. Der Club spielt und was muss V. tun? Mit mir Menschen besuchen, die er nicht kennt! Pärchenabend, während es anderswo um Uefa-Cup-Plätze geht.
Ich möchte V. Freunde vorstellen, V. sagt: Wenn wir wieder zu Hause sind, muss ich aber gleich in den Videotext schauen.

Wir besuchen also Freunde von mir, essen Nudeln, verstehen uns gut. Das Gespräch kommt nicht direkt, geradewegs auf Fußball. Es landet nur irgendwie plötzlich bei Sportreportern, über die der Gastgeber einen weniger netten Kommentar fallen lässt.

V. gesteht mir auf dem Heimweg, dass er da dachte, der Abend wäre fußballmäßig gelaufen.

Dann geht alles ganz schnell. Von Sportreportern zu Fußball im Allgemeinen, zu Nürnberg gegen Frankfurt im Besonderen und schon sitzen Gastgeber und V. vor dem Laptop und hören Bundesliga Live. Spannendes Spiel, Club rettet sich mit einem Unentschieden.

Dann fachsimpeln V. und der Gastgeber über E-Gitarren und Verstärker.

"Es sind immer drei Stufen", sagt die Gastgeberin zu mir. "Fußball, Gitarren und..."

Stufe drei fällt uns erst später ein. Computerspiele, was sonst.

Männer haben es da sehr einfach, beneidenswert. Obwohl - Frauen reden über Taschen oder Schuhe. Ist eigentlich das Gleiche.

7.3.07

24. Spieltag: Nie mehr erste Liga

V. und ich gehen heute abend ins Kabarett. Aus diesem Anlass spielten wir ein kleines Spiel. Ich sage etwas, V. antwortet - aber antwortet er auch richtig?
Ich: Also dann um sieben.
(Im Radio läuft gerade eine Ankündigung für das Champions League Spiel Bayern München - Real Madrid)
Ich: Oh, da verpasst du ja Fußball heute abend.

...

V: Ist schon ok.

Diese Antwort war falsch. Die richtige Antwort müsste lauten: Ach, da reicht mir der Spielbericht morgen im Internet.

Oder so ähnlich.

In den vergangenen Wochen habe ich mir desöfteren gewünscht, der Fußballverein, dessen Namen ich jetzt nicht nennen möchte, weil das an dieser Stelle vielleicht Unglück bringt, möge sich wieder in die 2.Liga verabschieden.
Das war angenehmer und wurde in meiner Beziehung nicht so oft thematisiert.
Nun spielt sich eben jener Verein immer mehr in den Vordergrund, ständig sprechen Menschen V. darauf an und ich habe auch noch diesen Blog angefangen.

V. wird ab und zu hysterisch und weigert sich, das abzustellen. Beim letzten Pokalspiel, beispielsweise. Hat der Club ja bravourös gewonnen. Wurde leider in keiner Kneipe übertragen. Weshalb V. leicht angefressen nach Hause kam. Und dann wage ich es, mich darüber zu freuen, jetzt eine gewisse Krankenhausserie im Privatfernsehen zu schauen.
Entrüstung! Jetzt kommt doch Blickpunkt Sport!

Da wäre ich wirklich gerne abgestiegen, bis in die D-Jugend meinetwegen.

27.2.07

23. Spieltag: Cup der guten Hoffnung

Er verließ am Samstagmorgen das Haus und ließ den ganzen Tag nichts von sich hören. Keine leidgeplagte Nachricht auf dem Handy, kein enttäuschter Seufzer am Telefon. Am Abend erfuhr ich das Ergebnis, 2:1 für Mainz. Ich sorgte mich ein bisschen.

Er kam am Sonntagabend zurück, entspannt, gut gelaunt, als er hätte er da was nicht verstanden. Aber jetzt mal ehrlich, eigentlich muss man V. dafür loben. Dass er nicht in Lethargie verfällt, abergläubisch wird oder wütend vor sich hin schimpft.

Er hat die Niederlage genommen wie ein Mann, der noch weiß, wie es in der zweiten Liga aussieht. Es war ein gutes Spiel, sagte er, und dass sie in der vierten oder fünften Reihe saßen. Und dass es anstrengend ist, zu einem Auswärtsspiel zu fahren. Ich solle froh sein, dass er es so anstrengend finde. Unsere Wochenenden, gerettet.

Gestern lag auf dem Schreibtisch der ausgefüllte Antrag für die Club-Mitgliedschaft. Heute ist Pokal, der Manager des FCN hört im Auto Nirvana und der Club ist immer noch auf einem Uefa-Cup-Platz.

Aber das nur nebenbei.

22.2.07

22. Spieltag: 24 Stunden sind nicht genug

Wieder gewonnen. Völlig unerheblich das. Gegen wen, noch unerheblicher.

Wichtiger, sagt V. gerade in diesem Moment: Den Uefa-Cup-Platz haben wir jetzt noch länger als 24 Stunden. In Echt.

Noch wichtiger: V. geht am Samstag ins Stadion. Nach Mainz. Haupttribüne. Er wird Jürgen Klopp den Kopf tätscheln können und der wird ihn dafür mit einem Filzstift markieren, wie er es im Fernsehen immer tut.
V. ist völlig aufgedreht. Will sein Clubtrikot anziehen. Das alte. Will aber auch seit Monaten ein neues kaufen. Oder eines mit Lehmann drauf, falls der wirklich zum Club geht. Stand schon in zwei Zeitungen, sagt V.

V. geht also ins Stadion.
Mir fällt Freund K. ein - auch so ein Club-Fan. Ich traf K. kurz vor Weihnachten, auch er gefangen in einer Mischung aus Delirium, Euphorie und Panik, der Traum könnte morgen vorbei sein.

Ich zu K: Mensch, jetzt können wir doch mal zusammen ins Stadion, das wär doch schön, jetzt spielen sie so gut.
K.s Panik vergrößert sich ein bisschen.
Er könne keinesfalls ins Stadion, und falls der Club weiter so gut spiele, werde er nie wieder gehen.
K: Wenn ich im Stadion bin, dann verliert der Club, das darf ich nicht herausfordern!

V. sagt, der Club habe auch schon gewonnen, als er im Stadion war. Außerdem erinnere er sich gerne an das 3:0 gegen Schalke. T. war damals dabei, mit seinem Dortmund-Schal. Da war V. ein bisschen in Sorge, wegen den Schalke-Fans vor ihnen. Ist damals aber nichts passiert, T. war noch sehr jung.

Ich war auch mal beim Club, im Frankenstadion sogar, gegen die Bayern. Das war 1991, ich war zwölf und es war ein sogenannter Ministrantenausflug. Ich habe mich im Stadion mehr gelangweilt als vorher im Zoo. Und mich geärgert, dass ich nichts zu lesen dabei hatte.

Einmal bin ich aufgestanden, als ein Tor fiel. Hätte sonst doof ausgesehen.
Der Club hat damals 1:0 verloren.

Ich fahre nicht mit nach Mainz. Vielleicht bin ich ein bisschen wie K.

11.2.07

21. Spieltag: Nicht nur 24 Stunden

Den Fußball hatte ich fast vergessen. Es war irgendwie so ein Biathlon-Tag.
Ich döse auf dem Sofa, während die Damen-Staffel in Antholz Gold gewinnt und Michael Greis mit der bayerischen Fahne nach dem Massenstart ins Ziel lief.

Beim Essen sagt V. plötzlich: "Ich hab heute noch gar nichts gesagt, gell?"
Fragender Blick meinerseits.
V.: "Ich hab noch nichts über Fußball gesagt."

Da fällt's mir wieder ein. Klar, Fußball, da war doch was. Das heißt, gestern war nichts, der Club spielte mal wieder am Sonntag. Es war viertel vor sieben. V. wurde dann doch nervös. Rutschte nervös auf dem Stuhl herum.

V.: "Weißt du, Berlin hat gestern verloren, und wenn der Club heute gewinnt, dann sind wir echt auf einem Uefa-Club-Platz. Nicht nur für 24 Stunden!"

2:0 gegen Bochum. Da sitzen wir nun auf dem Uefa-Cup-Platz, mindestens bis nächste Woche.

6.2.07

20. Spieltag: Beginn einer neuen Zeitrechnung

Die Veröffentlichung dieses Posts verzögerte sich um vier Tage, weil ich am Freitagabend fast die Wohnung mit einem Bügeleisen in Brand setzte.

Natürlich interessiert das jetzt wieder keinen, wenn die Tussi nicht vernünftig bügeln kann. Aber es passierte beim Schrei zum 1:0, setzte unser Wohnzimmer nahezu in Flammen und stürzte den FC Bayern ins Nirvana. Aber ich soll nicht so viel über die Bayern schreiben, Auftrag von V.

V. verbrachte den Freitagabend in einer Art Schockstarre, nachdem er hektisch nach Wegen suchte, sich das Spiel wenigstens anzuhören. Wir haben immer noch kein Arena, aber das kann sich ändern, noch bevor V. sein 31. Lebensjahr vollendet.

Erfreut stellte V. fest, dass das Spiel im Internet übertragen wird, zuerst über Bundesliga-Live oder so (ganz lahme Kommentatoren, sagt V.), die zweite Halbzeit dann auf B5 (wenn schon nicht Günther Koch, dann wenigstens Hans-Peter Pull).

Schließlich saß V. vor dem Computer, erinnerte mit seinem Kopfhörer irgendwie an Willi bei Biene Maja und starb wie immer fast vor Angst.

Ich verbrachte die Zeit mit "Matula, Privatdetektiv" und Bügeln. Bis ein Schrei das angeregte Gespräch von Matula und Anwalt Lessing unterbrach und mir vor Schreck fast das Bügeleisen aus der Hand fiel.

Der Rest des Abends kann als Beginn einer neuen Zeitrechnung gewertet werden. Wohnzimmer gerettet, Club gewinnt 3:0.

Den Rest des Wochenendes allerdings konnte V. kaum an sich halten und musste in der U-Bahn "So sehn Verlierer aus" singen, auch wenn sich gerade keine Bayern-Fans im Wagen befanden.

Meinen Wunsch, sich doch etwas mehr nach innen zu freuen, hat er ignoriert.

31.1.07

19. Spieltag: Schon wieder englische Wochen

Mir geht das zu schnell, mir ist das zuviel. Schon wieder Fußball, war doch erst. Und dazwischen noch Handball. Und vielleicht noch Wintersport.

Immerhin zeichnet sich ab, dass sich der Abstieg des FC Bayern proportional zum Abstieg des Edmund Stoiber verhält.

Rutschen die Bayern noch tiefer als Platz 4, sollte Stoiber noch vor dem 30. September aufhören?

Steigt mit der Wahrscheinlichkeit, dass Günther Beckstein bayerischer Ministerpräsident wird auch die Wahrscheinlichkeit für den Club, noch in dieser Saison deutscher Meister zu werden?

Oder müssen wir alle den Parteitag Ende September abwarten?

Tritt dann Hoeneß gegen Huber und Seehofer an? Was geschieht dann mit Markus Söder?

Fragen, die beschäftigen.
Für die aber keine Zeit ist, denn übermorgen ist schon der nächste Spieltag.

Also mich stresst das.

29.1.07

Der Albtraum

Es war zu viel für ihn. Ich hätte es kommen sehen müssen.
Heute morgen begegne ich V. in der Küche. Das Licht im Flur blendet, er kneift die Augen zusammen, sein Gesicht ist zerknautscht.

"Stell dir vor", sagt er, "ich hab ganz schlecht geträumt. Ich hab geträumt, wir hätten am Ende doch 8:4 verloren, stell dir das vor. Und ich müsste heute auf die Arbeit... Diese Häme..."

Dazu muss man sagen, dass sich an V.s Arbeitplatz so gut wie keiner für Fußball interessiert, was ihn in anderen Situationen schon oft erzürnt hat. Nur einer nimmt die Sache genauso ernst wie V. Dieser Arbeitskollege ist Stuttgart-Fan. Eben diesem hat er nach dem 1. Spieltag feixend die Tabelle an die Tür gehängt. Seit Samstag freut er sich auf die Wiederholung dieser Szene, ganz genüsslich und in Zeitlupe. Wieder drei Tore Unterschied, haha.

Die Angst, die Ereignisse vom Samstag seien nichts weiter als ein Tagtraum gewesen, verfolgte ihn bis in den Schlaf.

"Die fränkische Versagensangst", hat er es heute genannt.
Der übliche fränkische Minderwertigkeitskomplex, nichts weiter, würde Uli Hoeneß sagen.

27.1.07

18. Spieltag: Hoch die Tassen

Gestern war ein Bericht über Markus Söder in der Zeitung.

Herr Söder wird derzeit von allen Seiten kritisiert, er hätte nicht so richtig zu seinem Chef gehalten. Das hat ihn verstört. Dass man ihm Karrieregeilheit vorwirft, das ist er gewöhnt. Aber dass er seelenruhig zugegucken würde, wie sein Chef zurückgetreten wird, das trifft ihn hart. Und dann kommt es auch noch von Uli Hoeneß, der ja ein großer Kritisierer vor dem Herrn ist. Wahrscheinlich hat sich Markus Söder da ein bisschen gefühlt wie Christoph Daum und das hat ihn dann sehr geärgert, was er ja auch gesagt hat.
Und dann kommt es auch noch von Uli Hoeneß, der ja bei den Bayern ist. Typisch, wird sich der Club-Fan Söder da gedacht haben.

In dem Zeitungsbericht stand, Söder sitze in seinem Büro, ärgere sich über Hoeneß und halte eine 1.FC-Nürnberg-Tasse in den Händen.Womit wir wieder beim Thema wären: Menschen, die man nicht mag, mit denen man aber geliebte Dinge teilen muss. Ich muss Robbie Williams mit kreischenden 16-Jährigen teilen, die der englischen Phonetik nicht mächtig sind. Ich muss Stoppok mit besoffenen Prolls teilen, die mir auf dem Konzert fast auf die Füße kotzen. V. muss den Club mit einem CSU-Generalsekretär teilen, der beim Interview eine rot-weiße Club-Tasse in den Händen hält.

Eigentlich müsste da Hans Meyer kommen und sagen: Herr Söder, so geht das nicht. Ich bitte Sie, zeigen Sie die Tasse in der Öffentlichkeit nicht so her. Trinken Sie daheim daraus, wenn die Kinder aus der Schule kommen, aber tun Sie's heimlich. Schaden Sie uns nicht so mit ihrem Image, jetzt, wo auch noch der Hoeneß so auf Ihnen rumtrampelt, der ja beim Daum damals auch Recht behalten hat.

Eigentlich müssten beim Robbie-Williams-Konzert auch Ordner durch die Menge laufen und die 16-Jährigen erst wieder rein lassen, wenn Sie im Englisch-Abi mindestens 13 Punkte geschafft haben.

Eigentlich müsste Stoppok die Prolls einfach rauswerfen lassen.

Das mit der Tasse, das wirkt anbiedernd bei Markus Söder. So wie er sich an den Stoiber ranschmeißt, so schmeißt er sich auch an die Club-Fans ran.

V. übrigens besitzt keine Club-Tasse, sondern eine eher intellektuelle aus England auf der steht: "Some people say, football is a matter of life and death. I can assure you, it is much more serious than that."

Genau. Mit einer Tasse ist es da nicht getan.

Nachher geht's gegen Stuttgart.

22.1.07

Neue Zeichen

V. auf die Frage, wie es ihm geht: "Gut. Wir haben 4:1 gegen einen tschechischen Achtplatzierten gewonnen... Balladings... Ein tschechischer Club halt. Na, jedenfalls haben wir gewonnen." Dann widmet er sich wieder dem Aufbau unseres neuen, völlig überdimensionierten Kleiderschranks, in dem locker ein paar Auswechselspieler wohnen könnten.

Die vergangenen Wochen waren nicht einfach für V., noch immer ist Bundesligapause und nicht sehr viele Menschen möchten mit ihm über Fußball reden. Er tröstet sich mit Biatholon. Die Erlösung wartet am Ende dieser Woche, im Fernsehen läuft schon wieder Werbung für die Sportschau.

Trotzdem stehen die Zeichen gut:

1. Raphael Schäfer ist so gut wie verkauft. V. findet das gut, damit können dann noch ein paar Slowaken gekauft werden. Meinen Einwand, das ganze klinge immer ein bisschen nach Sklavenmarkt am Forum Romanum, wird er nicht gelten lassen.

2. Bald wird ein fränkischer protestantischer Club-Fan bayerischer Ministerpräsident sein.

Der Club kann nur Meister werden.