16.8.07

1. Spieltag: Wenig ist auch nicht viel

Am Ende freute sich nur M.

Er trug einen blau-weiß gestreiften Pullover - von weitem sah er damit aus wie ein Matrose auf Landgang, aus der Nähe wie ein KSC-Fan. V. hatte sein neues Club-Trikot an und sah aus jeder Entfernung aus wie ein Club-Fan, dessen Mannschaft am ersten Spieltag vom Aufsteiger "düpiert" worden war, so stand es zumindest am nächsten Tag in der Zeitung.

Es hatte ein grandioser Auftakt für die neue Saison hier im Blog werden sollen und ging natürlich schief. Die Lehre die ich daraus ziehe: So schnell sieht mich kein Stadion mehr von innen, schon gar nicht das in Nürnberg. Nach dem verpatzten Ligapokal-Spiel zwei Wochen zuvor hatte mich ein Kollege mit "da waren Sie wohl die Pechmarie" aufgezogen, jetzt, nachdem der Club in meiner Gegenwart schon wieder versagt hat muss ich sagen: Ja, ich bin die Pechmarie.

Ich weiß nicht, was an meiner Anwesenheit im Stadion schlecht sein soll: Ich trage einen Schal in den Vereinsfarben, ich brülle bei "Marek Mintal" inbrünstig ein "Fußballgott" hinterher und springe mittlerweile bei Torchancen auch rechtzeitig und nicht zeitverzögert vom Stuhl. Ich habe kein Buch dabei, falls mir langweilig werden könnte. Ich nörgle nicht, weil ein passabel aussehender Spieler ausgewechselt wird, ich frage nicht, ob Joshua Kennedy berühmte Verwandte hat. Alles in allem: Ich mache mich als Fußball-Fan.

Der Club dankt es mir mit einem schlechten Spiel.

Einen Tag nach dem Spiel mache ich auch meine erste schmerzvolle Erfahrung als Fußball-Fan: Ein realistischer, nichts beschönigender Bericht in der Zeitung deprimiert mich zutiefst. Mehr als es V. deprimiert! Vor einem Jahr wäre mir das nicht passiert. In dem Moment finde ich die Entwicklung, die ich in den vergangenen zwölf Monaten durchgemacht habe, nicht so wirklich gut. Mir ging es besser, als der Club noch in der zweiten Liga war und mich das alles herzlich wenig interessierte.

Und V.? Hat mir natürlich gefühlte fünf Jahrzehnte als Club-Fan voraus und begegnet dem Desaster des ersten Spieltages mit großer Gelassenheit. Abwarten sagt er. Vergangene Saison hat der Club 14 Mal unentschieden gespielt. Wenn er jetzt fünf Mal verliert und vier Mal gewinnt (oder umgekehrt) wären das genauso viele Punkte. Aha. Das sollte mich beruhigen und es hätte es vielleicht, wenn ich logischer denken könnte.

Was er sagen wollte war: Am Anfang kann man schon mal verlieren. Vielleicht auch nächsten Samstag in Rostock. Aber dann... Dann wird es V. auch zu bunt. Am Sonntag jedenfalls war er gefasst. Die Nürnberger hätten sich doch ein wenig angestrengt, meinte P. Aber wenig ist eben auch nicht viel, sagte V.

Für M. hat es gereicht.

1 Kommentar:

  1. Anonym11:56 PM

    Nach heute Abend wirds wohl Zeit, dass M. seinen Matrosenpulli wieder in den Schrank hängt. "Hannover hat den Aufsteiger wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt." Irgend sowas stand auf irgend einer Homepage zur 1:2-Niederlage ("nicht unverdient" stand auch dabei)
    Dafür musste ich mir von S. (auch Clubberer) wieder die alte Leier anhören: Von wegen "Oh Mann, gegen einen Aufsteiger verlieren, und jetzt gegen den nächsten Aufsteiger, auswärts, und dann kommt Bremen, da gibts doch wieder nur einen Punkt, oder gar keinen..."
    Warum nur ist V. nicht Fan von einer Mannschaft, deren Fans ihr auch einmal etwas zutrauen? Dann wäre unsere ganz private Fan-Freundschaft irgendwie äää triumphaler? Egal, morgen sind wir weg von den Abstiegsplätzen und dann heißts nur noch: EUROBABOGAAAAL!
    P.

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