19.1.10

18. Spieltag. Schalke.

"Gegen Schalke, ist das eigentlich ein Heimspiel?"

"Nein, wieso?"

"Schade, sonst hätte ich ja mal mit ins Stadion gehen können. Ich meine, ein Spiel, das sie sowieso verlieren kann ja auch keine Schuldgefühle bei mir auslösen, oder?"

"Gute Idee! Das machen wir demnächst! So baust du den Fluch ganz langsam ab! Das funktioniert bestimmt!"

Oha, denke ich. Seit wann so fatalistisch? Ergibt er sich dem Abstieg?

Von wegen.

"Was hast du getippt?"

"Unentschieden natürlich. Und du?"

"Zwei-null Schalke."

"Du Schwein."

8.1.10

Heizdecken! S A L E !

Das neue Jahr war noch keine 14 Stunden alt, da behauptete das Internet, Roy Makaay würde zum Club wechseln. V. hyperventilierte schon.

Roy Makaay ist Holländer und hat mal bei den Bayern gespielt. Die korrekte Schreibweise seines Namens musste ich googeln. Früher dachte ich immer Rheuma-Kai wäre ein Spitzname (alternative Schreibweise: Rheumakai) oder eine Heizdecke, die nur auf Shoppingkanälen im Fernsehen verkauft wird. Dann dachte ich mal, es handele sich um die Bezeichnung für ein sehr kompliziertes asiatisches Gericht (geschrieben: Roi-ma-kai), das aus vielen unaussprechlichen Zutaten besteht.

Aber nein, es war ein Fußballspieler.

Das Gerücht, Roy Makaay würde zum Club wechseln, kam in die Welt, weil (O-Ton V.) "ein Nürnberger Pizzabäcker behauptet hat, er wäre sein Manager". Vielleicht war's auch der Inhaber eines China-Restaurants. Oder eines Geschäfts für Friseurbedarf. Vielleicht auch jemand, der Heizdecken verkauft. Egal. Der Wechsel kam nicht zustande.

Glaubwürdig war die Sache für V. trotzdem. Marek Mintal, das Phantom, wurde seinerzeit von einem Nürnberger Autohändler entdeckt.

Worauf V. auch sofort einen Spieler entdecken wollte.

Ich dachte so darüber nach, wie man das wohl anstellt, einen Spieler entdecken - ich stelle mir das recht zeitintensiv vor, wie kann man da nebenbei noch Autos verkaufen?
Irgendwie brachte mich das dann zu der Überlegung, wie das überhaupt läuft, wenn der V. und ich zusammen Dinge entdecken. Oder kaufen.

Das läuft so:

Wenn der V. ein neues Ding haben will, am besten eines, das man gar nicht so wirklich dringend aber schon irgendwie braucht, kann er auf mich zählen.
Zum Beispiel wenn es sich um goldene Volvos handelt, um ein zusätzliches Abspielgerät für Musik, Langlaufskier, silberfarbene Laptops, Fernseher... ach, die Liste ist lang.

Der V. weiß, er braucht nur ein klitzekleines, aber wirklich nur ein winziges bisschen Geduld.

Er weiß, zuerst werde ich die Vernünftige spielen. Die Sachliche, die sagt: "Überleg doch mal, V., das ist rausgeschmissenes Geld. Wir sind bisher super ohne das Ding klar gekommen. Wir haben schon so ein Ding, nur älter/kleiner/weniger schick. Das Ding ist überflüssiger Schnick-Schnack. Komm, V., bleiben wir vernünftig."

(Hier orientiere ich mich lose an Verhaltensweisen meiner Mutter. Sie schafft es, Dinge manchmal über Jahre abzuwehren, aber mein Vater ist ein geduldiger Mensch.)

Dann werde ich mit fester Stimme sagen: "Ich will das Ding sowieso nicht."

Jetzt muss der V. cool bleiben. Er darf nicht widersprechen. Die "Du-willst-es-doch-auch"-Nummer entfernt ihn nur von dem Ding. Wenn er das Ding unbedingt haben will, darf er höchstens ein bisschen schmollen oder traurig nicken und sagen: "Du hast ja recht."
Natürlich hab ich recht. Und ich will hören, dass ich es habe.

Keine Woche später werde ich brechen. Ganz von alleine. Ich werde aufschreien, meinen Kopf gegen die Wand schlagen und rufen: "Ich will das Ding! Kauf mir das Ding! Hol es jetzt sofort! Was machst du noch hier???"

Und dann geht der V. los und kauft das Ding.

5.1.10

Transfermarkt. Schlussverkauf.

Noch schnell ein paar neue Stürmer abgreifen? Billig Schuhe shoppen?
Ist doch das gleiche, wenn man es mal genau betrachtet.

Die Bundesligavereine stürzen sich auf die Wühltische des Transfermarktes, ich mich mit den Freundinnen T. und K. ins Einkaufszentrum. "Ich liebe dieses Wort", jauchzt K. und zeigt auf die großen roten Buchstaben S A L E.

Im Schuhladen wechselt ein Paar Stiefel, um sagenhafte 30 Euro reduziert, zu meinem Verein, also in meinen Schuhschrank. Die sind so viel wert wie ein neuer Stürmer. Mindestens.
T. schnappt sich ungerührt die gleichen Stiefel, nur in einer anderen Farbe. Kein Problem, das ist, als würden wir uns die Altintop-Zwillinge teilen, da spielt ja auch einer bei Bayern und der andere auf Schalke.

K. muss den Laden sicherheitshalber verlassen, von ihrem Freund war ihr am Morgen noch eingeschärft worden: "Keine Schuhe, keine Taschen." Als würde Horst Heldt (Manager Stuttgart) zu Christian Gross (Trainer Stuttgart) sagen: "Keine Stürmer, keine Rechtsverteidiger." Sie versorgt sich dafür in einem Geschäft mit italienischem Hintergrund mit Oberteilen, macht der VfB Stuttgart ja auch nicht anders. Die holten den Linksverteidiger Cristian Molinaro von Juventus Turin.

Beim Cappucino streichle ich meine neuen Stürmer.

"Du hast doch schon lila Stiefel", sagt K.
"Na und", meint T.
"Ja, aber die passen nicht richtig. Da könnt ich mir nach zwei Stunden die Füße amputieren."

K. überlegt kurz. "Welche Größe?"
"38."
"Nehm ich."
"Alles klar, ich bring sie dir nächste Woche mit."

Ähnlich wird das bei Nürnberg und den Bayern gelaufen sein.

Bader (Manager Club): "Hm, wo krieg ich so schnell noch nen Innenverteidiger und nen Mittelfeldspieler her."
Nerlinger (Manager Bayern): "Du, hier sitzen noch der Breno und der Ottl rum, die brauch ich grad eh nicht, die leih ich dir."
Bader: "Echt?!"
Nerlinger: "Klar, die nimmste gleich mit ins Trainingslager, probierst die mal aus."
Bader: "Vielleicht passen sie ja."
Nerlinger: "Genau. Und dann kannst du sie nach der Rückrunde behalten."
Bader: "Du, das ist so lieb. Danke."

Manchmal muss man aber auch Spieler gehen lassen. Oder Trainer. Auch wenn sie wahnsinnig gut ausgesehen haben. Aber eben nicht passten.

Aber ich will Michael Oenning nicht mit einer zu eng gekauften Jeans in Größe 36 vergleichen. Die Jeans werd ich wohl umtauschen. Hat der Club mit Trainer Oenning ja schon gemacht. Ob ich mir statt der Jeans aber was Vernünftiges, Unauffälliges wie Dieter Hecking leiste, weiß ich nicht.

Der Schlussverkauf ist ja noch nicht vorbei.