25.2.10

23. Spieltag. Bayern München.

Freitagabend. Wir spielen wieder das Tipp-Spiel. Ich fange an.

"Und, was hast du getippt?" Ich halte das für eine rhetorische Frage, auf die ich die Antwort längst kenne. Unentschieden.

Aber er weicht meinem Blick aus, er dreht sich weg, wie jemand der etwas Schreckliches getan hat und murmelt "Is doch egal".

Das kann doch nicht sein... Er hat doch nicht... Hat er wirklich... "Du hast auf Sieg für BAYERN getippt?!?!?" 

Er verlässt wortlos den Raum.

Samstagnachmittag. Wohnzimmer. Auf dem Sofa: Ich. Am Computer: V.

Er hört das Spiel Nürnberg gegen Bayern über Internetradio, er trägt dabei einen Kopfhörer, der alle Außengeräusche ausblendet. Das heißt, ich kann dumme Sprüche wie "Nürnberg steigt ab" machen, worauf er irritiert die Kopfhörer hebt und "Was?!" ruft.

Es kommentiert der kongeniale Günther Koch, der in letzter Zeit immer öfter Spielernamen verwechselt. Aus Per Kluge wird Mike Kluge, aus Andi Wolf Uwe Wolf. 

"Ein Uwe Wolf hat mal beim Club gespielt", sagt V.
"Wann?"
"In den Sechzigern."

In den folgenden 90 Minuten beobachte ich interessiert, wie V. das Spiel verfolgt. 

Erst entspannt-konzentriert, dann locker-frustriert (1:0 Bayern), mittendrin springt er plötzlich auf, ruft "JA!" (1:1 Club), schließlich sinkt er immer mehr in sich zusammen, die Stirn berührt fast die Knie, das Gesicht vergräbt er in seinen Händen.
In den letzten Spielminuten sitzt vor mir ein verkrampftes Häuflein Elend, das verzweifelt "Pfeif doch endlich ab!" wimmert.

Am Ende hat der Club den Bayern tatsächlich ein Unentschieden abgetrotzt.

Während ich den Raum verlasse, sagt Günther Koch: "Eins zu eins gewinnt der Club gegen Bayern München."

So kann man das natürlich auch sehen. Abend gerettet, V. völlig erschöpft.