13.7.10

WM-Nachlese

Ich glaube, es war noch bevor dieser Holländer Fußball plötzlich mit Kung-Fu verwechselte, damals vor zehn Tagen, als ich dachte:

"Puh, jetzt reicht's langsam, ich kann das nicht mehr sehen."

Das war allumfassend gemeint, nicht auf den grottigen Kick gemünzt, nicht auf das Gefoule der Holländer oder auf die allgemeine Torlosigkeit bis zur 116. Minute.

Nach vier Wochen war einfach die Luft raus, V. und ich unterhielten uns teilweise mehrere Sekunden, ohne auf den Bildschirm zu schauen, manchmal ging ich raus und gegen Ende schlief ich sogar ein.

So verpuffen dann vier leidenschaftliche Fußball-Wochen. Mit einem sehr leisen "Puff".

Jetzt, zehn Tage später, befinden wir uns, wie V. es ausdrückt, mitten in der "schrecklichen fußball-freien Zeit".

Das letzte Blatt WM-Klopapier ist längst in Richtung Abfluss verschwunden, die Nationaltrikots liegen schon lange wieder gewaschen und gefaltet im Schrank, das Panini-Album abgegriffen in der Ecke. Es fehlen wohl noch so 80 Bildchen. Letzte Woche hat V. noch engagiert mit Kollegen getauscht, seit Tagen aber darüber auch kein Wort mehr verloren. Der Nachwuchs hat die Leidenschaft für Bastian Schweinsteiger auch schon wieder vergessen und ich die meine für Carles Puyol (einziger Fußballer ohne affigen Haarschmuck) und Iker Casillas (schönster Torwart).

Ach, Iker.

Ach, Fußball.

Ich bin noch nicht wieder soweit.

V. schon. "Am Samstag ist Saisoneröffnung! Gegen PSV Eindhoven!" Glückseliges Strahlen.

"Müssen wir?"

"Ja."

Das Club-Trikot liegt irgendwo noch ungewaschen rum. Mal sehen, wann er das merkt.