9.3.10

25. Spieltag. Leverkusen.

Man kann auf vieles neidisch sein, aber nicht auf eine Fußfehlstellung.

Doch. Der V. kann. Und bevor ihn der Neid zerfrisst, wird er auch eine Fußfehlstellung haben. Weil er den Gedanken nicht ertragen wird, dass ich beim gleichen Einlagen-Papst war wie Michael Ballack.

Aber von vorne: Seit Monaten tut mir der rechte Fuß weh. Er tut nicht nur weh, er ist neuerdings auch verformt, der Ballen strebt nach außen, manchmal ist er rot. "Hallux Valgus" sagte das Internet. Ich erinnerte mich, dass mein Opa das auch hatte, sehr stark sogar, die Schuhe beulten schon richtig aus. Ich erinnerte mich auch, dass meine Mutter und T. immer lachten, wenn sie im Sommer meine Füße sahen. "Haha, Opa-Füße." 

Der Fuß konnte so nicht bleiben. Das Internet sagte: Operieren. 

Ich machte einen Termin beim Orthopäden, prompt tat der Fuß nicht mehr weh. 
Schließlich saß ich vor einem Mann, der abwechselnd mich und meinen Fuß so verständnislos ansah, als wäre ich wegen Zahnschmerzen gekommen.

Der Arzt sagte: Das ist vielleicht ein Fuß-Problem, aber ein popeliges. Aber meinetwegen können Sie Einlagen haben, ich schicke Sie zum Einlagen-Papst, kostet 160 Euro inklusive Gang-Analyse.

So ein Quatsch, dachte ich. 

Gestern saß ich beim Einlagen-Papst. Der Raum war voll mit technischem Schnickschnack, Computer, Laufband, Analyse-Brett, Messgerät. Die Wände waren gepflastert mit Fußball-Trikots, Autogramm-Karten, Poster von Biathleten, Bobfahrern und Eisläufern.

Der Einlagen-Papst hatte einen festen Händedruck, einen charmanten badischen Akzent und nannte meinen Fuß im Computer "Hallux Opa". Leider fand er unangenehme Sachen heraus: Ich belaste meinen Fuß an Stellen, die dafür nicht vorgesehen sind. Ich habe X-Beine. Ich habe ein schiefes Becken. Ich war entsetzt.

Schließlich wurde mein Fuß vermessen. "Hier hinsetzen, Füße aufstellen, Blickrichtung Liverpool." Vor mir hing ein Original-Liverpool-Trikot mit Unterschriften.

"Nach Liverpool schau ich gerne."
"Fußball-Fan?"
"Ja, aber eher Nürnberg."
Strahlen.
"Da sind Sie jetzt aber besonders glücklich!" Es folgte eine messerscharfe Analyse vom Einlagen-Papst, warum Nürnberg "da unten" nicht hingehört, warum das mit "da oben" bislang nicht geklappt hat (die Abwehr steht, aber ab der Mitte wird's schwach und vorne geht halt nicht viel - besser hätte ich das auch nicht sagen können).

Es stellte sich heraus: Der Einlagen-Papst hat sie alle gesehen. Alle Füße aus Liverpool, Nürnberg, München. Ballack, Van Bommel, Kati Witt - name them, he had them.

Zum Abschluss bekomme ich eine Extra-Führung, denn es gibt mehrere Räume mit Fußballtrikots. Im Analyse-Raum hängen zum Beispiel nur die ausländischen Clubs, siehe Liverpool, damit sich kein einheimischer Fan beschweren kann, warum 1860 so weit unten hängt, oder so nah bei Bayern München.

"Ich warne Sie, morgen steht mein Mann hier auf der Matte."

Der Einlagen-Papst grinst. 

Heute morgen hat der V. schon sehr kritisch seine Füße betrachtet.

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