Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft ist gerade wieder Europameister geworden, nächstes Jahr ist die Frauen-WM in Deutschland und hier ist zwar immer von Frauen und Fußball, aber nie von Frauen, die Fußball spielen, die Rede.
Drei Gründe, das zu ändern und ein vierter: Das von V. hoch verehrte, von mir abonnierte Fußball-Magazin 11 Freunde hat ein neues Spin-Off herausgebracht: 11 Freundinnen. Und das schau ich mir jetzt genauer an, während V. im Liverpool-Trikot auf dem Sofa liegt und Bayern-Juve guckt.
Wer sehen will, von was die Rede ist, klicke hier.
Das Titelbild:
Die Nationalspielerin Kim Kulig, blond, hübsch, cool angezogen, lehnt an einer grünen Wand und schaut selbstbewusst in die Kamera. Das ist nett. Nett ist nicht gut. "Anbiedernd", sagt V. (er hat vorher ungefähr drei Seiten der 11 Freundinnen gesehen, mehr nicht). Brav, finde ich. Und ein bisschen langweilig. Immerhin schaut Kim Kulig, die ich nicht kenne, ganz interessant aus, so dass ich wissen will, wer das ist. Aber die Zeile "Lieber Weltmeisterin als Millionen" macht mich jetzt auch nicht heiß auf das Interview mit ihr.
Fazit: Das "Vaterheft" (kann man das so sagen?) ist schon auf dem Titel lustiger, frecher, scheißt sich nix. Hier denke ich: Da hat man sich nicht getraut. Nicht, dass am Ende einer sagt, die machen sich über die Frauen lustig. Obwohl man mit Kim Kulig sicherlich hätte rumkaspern können. Aber da sind die 11 Freunde wohl Gentlemen.
Seite 3:
Hier setzt sich die schöne Kreideschrift vom Titelbild fort, aber leserlicher. Schön. Das Zitat war wohl ein Muss, so nach dem Motto: "Das ist das gültige Vorurteil, das bürsten wir jetzt mal gegen den Strich" - soll ja auch so sein. Aber wenn 11 Freundinnen künftig vier Mal im Jahr erscheint, will ich nicht immer zum Einstieg ein frauenfeindliches Zitat. Echt nicht.
Inhalt:
"Coole Werbung", sagt V. und meint Nadine Angerer auf der gegenüberliegenden Seite. Wenn wir schon mal dabei sind: Coole Werbung für Sportklamotten mit Frauen ist für mich nicht, Frauen einfach in Männerposen hinzustellen. Die Torfrau vorne dran, der Rest der Mannschaft schaut grimmig. Wo ist da der Unterschied zu den Jungs?
Aber weiter im Thema. "Ein eigenständiges Magazin für einen eigenständigen Sport", soll das neue Heft sein. Wunderbar. Seh ich auch so. Die Einstellung ist die richtige, aber das hatte ich nicht anders erwartet. Kurzer Blick ins Impressum: Neben zwei Männern schreiben vier Frauen, Bild Redaktion, Art Direction: weiblich. So soll das sein.
Rubrik "Laufsteg":
Kopfballduell während der Frauen-EM, ein Klassiker-Foto, aber behäbig getextet: "Auch Kerstin Garefrekes gibt die interessierte Beobachterin." Klingt nach Sonntagnachmittag in der Kreisklasse.
Rubrik "kleinklein":
Na, geht doch: Die Spielerinnen des schwedischen Clubs Kristianstad DFF ziehen sich aus, Alien III und Marta wurden bei der Geburt getrennt. Der von den 11 Freunden gewohnte Esprit blitzt schon durch.
Manchmal hätte ich mir aber ein bisschen mehr Info, mehr Recherche gewünscht:
Ein Kleintext kritisiert die FIFA für einen prüden Ratgeber zu Menstruation,Verhütung und Schwangerschaft. Sicherlich zu Recht. Aber was soll ich mit dem Satz "Und wieso empfiehlt der Weltverband uneingeschränkt die Pille, ein Medikament, bei dem Spätfolgen nicht ausgeschlossen werden können?" Ich glaube, bei so gut wie keinem Medikament können Spätfolgen ausgeschlossen werden. So gut wie jedes Medikament hat Nebenwirkungen, so auch die Pille - die etwa 75 Prozent der verhütenden Frauen nehmen. Man wird kaum einen Gynäkologen finden, der die Pille verdammt. Stattdessen wird er aufzählen, wie gut sie bei Regelbeschwerden oder Endometriose hilft, und das sie Eierstockkrebs verhindern kann. Den zitierten Satz finde ich oberflächlich - betroffene Männer und Frauen wird er irritieren. Die werden wissen wollen, was das für Spätfolgen sein sollen.
Ob ein dem Spielplan angepasster Zyklus, so heißt es weiter im Text, Langzeitschäden für den Körper zur Folge habe, wisse die FIFA auch nicht. Gemeint sind damit wahrscheinlich sogenannte Langzyklen, bei denen man nur alle drei Monate eine Pillenpause macht, nicht alle vier Wochen. Hätte man der geneigten Leserin auch mal erklären können, anstatt sich darüber zu echauffieren, was die FIFA alles nicht weiß. Ob Langzyklen auf Dauer schädlich sind, wissen nämlich auch Gynäkologen nicht. Sie vermuten: nein. Und empfehlen den Langzyklus meist auch uneingeschränkt.
Noch eine Meldung: Ein niederländischer Klub spielt in Röcken mit Radlerhosen drunter und kriegt deswegen Stress mit dem Verband, weil Röcke verboten sind. Habe ich verstanden. Nur - warum wollten die denn überhaupt in Röcken spielen? Stell ich mir unbequem und unpraktisch vor! Auch wenn das süß aussieht. Aber wir sind doch nicht beim Feldhockey!
Interview Kim Kulig:
Bild: Och Mensch. Wir sind doch nicht bei "Emotion" oder "Für Sie". Wenn ich da so so sehe, wie Kim Kulig da auf ihrer Rattanliege liegt, die grauen Steinplatten, das Terrassengeländer... Nee, das macht eigentlich keine Lust auf den Text. Aber gut. Manchmal hat man ja auch nicht viel Zeit mit der Protagonistin, der eigentlich ausgesuchte Ort zum Fotografieren ist scheiße, das Wetter auch. Ich verzeih das mal.
Text: Solide. War nett, Frau Kulig kennenzulernen. Ziemlich langer Fragenkatalog, kurze Antworten. Inhaltlich gibt das Interview nicht so viel her, aber eine 19-Jährige hat wahrscheinlich auch noch nicht so viel zu erzählen. Aber auf Platitüden-Fragen ("Gibt es Dinge, auf die Sie im Leben verzichten müssen?") gibt's auch Platitüden-Antworten ("Ich habe weniger Freizeit als andere in meinem Alter...").
Rubrik "Gute Partie":
Wie Deutschland zum ersten Mal Europameisterin wurde, Torfrau Marion Isbert erzählt. Schön.
Reportage "Frauen des FC Bayern":
Frauen? Fußball? München? Der Text muss von Kathrin Steinbichler sein. Ist er auch. Ist gut so. Beobachtet gut, schreibt toll darüber, wie sich die FC Bayern Frauen über die Jahre Anerkennung im Verein erkämpfen. Und Gerd Müller bringt sogar Kuchen vorbei. Der Text zeigt aber auch, wie es aussieht bei den Frauen: Vom Verein gibt's Lob und Schulterklopfen, aber spielen sollen sie bitte draußen in Aschheim, weit weg von den Männern. Dass sich das langsam ändert, zeigen wohl auch Beispiele wie Hoffenheim, worüber 11 Freundinnen hoffentlich berichten wird.
Rubrik "Mannschaftsbild":
Klasse, alle Erwartungen erfüllt. Das Layout steht quer, als ob's ein Poster zum An-die-Wand-hängen wär, vom Foto schauen ernst 13 schwarze Frauen über 60, die in Südafrika Fußball spielen. Über die hätte ich gerne mehr erfahren.
Reportage "US-Liga":
Das wusste ich nicht - in den USA gab es acht Jahre lang keine Profiliga für die Frauen. Dabei hatte ich gerade dort die Heimat des Frauenfußball verortet. Spielen da nicht alle Mädchen in der Schule Fußball? Kommt da nicht auch der Begriff "soccer mum" her? Der Artikel hat mich schlau gemacht, das mag ich. Aber ob ich als deutsche Spielerin da rüber wollte, wenn die wohl eh bald wieder pleite machen? Ich weiß nicht.
Rubrik "Gleichberechtigung":
Männer im Frauenfußball. Dickes Lob.
Rubrik "Es war einmal":
Schwarz-weiß Fotos von früher. Geht immer. Soll fast immer. Hier auf jeden Fall.
Rausschmeißer:
Bei den Jungs drüben gibt es Günter Hetzer, vorher mal Rolf Töpper, Wien. Sowas ist schwer zu überbieten. Aber man hätte es ja mal versuchen können. Stattdessen gibt's "Kaffeeklatsch mit Hannelore", ein Interview mit dem einzigen weiblichen Präsidiums-Mitglied des DFB, Hannelore Ratzeburg. Das ist sehr sachlich: Die Vereine müssen besser trainieren, im Stadion muss man auch einen Kaffee trinken können, Play-Offs sind keine Alternative zum zerrissenen Ligabetrieb, "weil es die normale Serie sportlich entwerten würde". Das klingt schon sehr nach Präsidium, fast schon präsidial! Da hätte man gleich mit Horst "FußballFußballFußball" Köhler sprechen können. Also hinten raus bin ich enttäuscht, da säuft das Heft ein bisschen ab. Kaffeeklatsch mit Hannelore? Och nee, dann lieber auf einen Trollinger mit Günter Hetzer.
Fazit:
Gutes Heft, aber da geht noch mehr. Ich bin gespannt auf die zweite Ausgabe in gut drei Monaten. Nur einen Einwand habe ich: Wer soll das lesen? Genauer: Wer ist die Zielgruppe? 11 Freundinnen liegt der 11 Freunde bei, hat aber auch eine kleine Auflage am Kiosk.
Wer liest die Beilage? Der normale 11-Freunde-Abonnent? Der wird so schnell nicht mit Frauenfußball warm werden, der wird weiter sagen, "Da geht's zu wenig zur Sache, die foulen ja nicht mal". Von der Meinung wird er nach der ersten Ausgabe nicht abrücken. Dafür war das Heft zu brav, da ging's kaum zur Sache und getreten wurde schon mal gar nicht.
Vielleicht soll's ja seine Freundin lesen? Als Beilage vielleicht - aber würde sie sich das Heft auch am Kiosk holen? Wohl eher nicht.
Es braucht einen langen Atem, so ein Heft zu etablieren. Da geht's um den Klassenerhalt. Ich hoffe, das klappt.
30.9.09
29.9.09
7. Spieltag. Bochum.
Er wäre ein guter Fußballmanager, sagte V. heute morgen. Nein - sogar ein außerordentlich guter!
Ich kann nicht ganz folgen, die Zeitung verwirrt mich, das Panorama klebt hinten am Sportteil, wer macht denn sowas! Dieses Zusammengeschustere ist höchst problematisch, denn normalerweise liest V. den Sportteil und ich das Panorama, was schlecht geht, wenn beide plötzlich eine Einheit bilden.
Starre ich also muffelig in meinen Ingwertee. V. doziert weiter über seine Qualitäten als Manager. Wie kommt er eigentlich darauf? Hat doch noch nie irgendwas gemanagt! Sieht man von so Sachen wie Auto kaufen und verstopfte Abflüsse reparieren ab.
Schlaftrunken reichen sich ein paar Synapsen in meinem Hirn die Hände. Stimmt, da war ja was. V. hat am Abend zuvor den Manager des 1. FC Nürnberg, Martin Bader, bei Blickpunkt Sport gesehen. Herr Bader war sehr ernst, dem Anlass angemessen. Der Club hat gegen Bochum verloren und steht auf einem Relegationsplatz. Früher hieß das auch Abstiegsplatz, aber dann hat man die Relegation wieder eingeführt.
Herr Bader musste sich, so sah es V., vom Moderator unverschämte Fragen gefallen lassen. Zum Beispiel, ob der Verein ein Problem damit hat, dass der Trainer drei Mal in Folge verliert, aber noch Zeit findet, beim Bezahlfernsehen zu kommentieren. Kann man gerne fragen, fand ich. Sollte man auch. Für V. kam das einer Majestätsbeleidigung gleich! Dass der Herr Bader darauf noch so ruhig und freundlich antworten könne!
Ja, das sind die kleinen, nicht unwichtigen Feinheiten des Journalistenberufs, die will er manchmal nicht sehen. Und die sind ihm auch nicht bewusst, wenn er sich wünscht, seine Frau möge zur Sportreporterin umschulen.
Das alles geht mir noch mal durch den Kopf, während ich den Ingwertee beobachte. Zwei weitere Synapsen fallen sich jubelnd um den Hals. Du! Hier! Auch schon wach!
Warum er denn ein so guter Manager wäre, frage ich V.
Na, weil er sich diese unverschämten Fragen nicht gefallen lassen würde, sei doch klar.
Dann wärst du ja wie Uli Hoeness, sage ich.
Da ist er beleidigt.
24.9.09
Pokal? Welcher Pokal?
Ich hatte fest vor, unter dem Label "DFB-Pokal 2009/2010" mehr als einen Eintrag zu veröffentlichen. Nun, die Chance habe ich insofern verpasst, dass
a) ich zu verpeilt war, etwas zur ersten Runde zu posten und
b) der Club gestern sowieso ausgeschieden ist, gegen Hoffenheim. Da hätten wir gleich nochmal gegen Bayern spielen können. Immer feste druff.
Das mag nun ungerecht sein, hat V. aber im Großen und Ganzen doch nicht tangiert.
Weil der VfB Wolfsburg, Hertha BSC Berlin und der HSV auch ausgeschieden sind.
"Da ist man doch als Pokalausscheider in bester Gesellschaft", findet V.
a) ich zu verpeilt war, etwas zur ersten Runde zu posten und
b) der Club gestern sowieso ausgeschieden ist, gegen Hoffenheim. Da hätten wir gleich nochmal gegen Bayern spielen können. Immer feste druff.
Das mag nun ungerecht sein, hat V. aber im Großen und Ganzen doch nicht tangiert.
Weil der VfB Wolfsburg, Hertha BSC Berlin und der HSV auch ausgeschieden sind.
"Da ist man doch als Pokalausscheider in bester Gesellschaft", findet V.
6. Spieltag. München.
Es gibt Ereignisse im Leben, die sollte man nicht alleine durchstehen. Man sollte sich stattdessen gute Freunde an seine Seite holen, solche, die einem unterstützend auf die Schulter klopfen, solche, die, die Niederlage vor Augen, einfach noch ein Helles bestellen. Wenn möglich, sollten auch noch ein, zwei Engländer dabei sein, die enthusiastisch, in einer Kneipe voller Bayern-Fans, "Go Nuremberg!" rufen, aber das ist dann eher die Deluxe-Edition.
Wir haben also die Niederlage der Nürnberger gegen die Bayern am vergangenen Samstag zusammen mit guten Freunden und zwei Engländern, aber umringt von Bayern-Fans in einer Bayern-Kneipe erlebt.
Es war gar nicht so schlimm. Die Bayern-Fans bedachten uns eher mit mitleidig-gerührten Blicken als mit der Aggressivität des Gegners. Wenn sie bei den beiden Bayern-Toren jubelnd die Arme nach oben rissen, rutschten wir noch etwas tiefer in unseren Stühlen nach unten und bildeten ein kleines Loch im Jubel-Teppich. Im Gegenzug sprangen beim Nürnberg-Tor auch nur wir von den Sitzen.
Gegen Ende des Spiels versuchten P. und ich noch, der bevorstehenden Niederlage Positives abzugewinnen. Wir hatten beide 3:1 für Bayern getippt und ich war überzeugt, am Montag wenigstens ein bisschen Geld einzustreichen, sozusagen als Entschädigung. Hat auch nicht geklappt.
V. war tapfer. Ärgerte sich natürlich wieder mit ungefähr zwei Stunden Verzögerung. Verpasste mir und P. einen Anschiss für unseren Tipp. Macht man nicht. V. hat natürlich Unentschieden getippt. Ein echter Fan rechnet nie mit einer Niederlage seines Clubs. Zumindest nicht V.
Lieber bestellt er noch ein Helles.
Wir haben also die Niederlage der Nürnberger gegen die Bayern am vergangenen Samstag zusammen mit guten Freunden und zwei Engländern, aber umringt von Bayern-Fans in einer Bayern-Kneipe erlebt.
Es war gar nicht so schlimm. Die Bayern-Fans bedachten uns eher mit mitleidig-gerührten Blicken als mit der Aggressivität des Gegners. Wenn sie bei den beiden Bayern-Toren jubelnd die Arme nach oben rissen, rutschten wir noch etwas tiefer in unseren Stühlen nach unten und bildeten ein kleines Loch im Jubel-Teppich. Im Gegenzug sprangen beim Nürnberg-Tor auch nur wir von den Sitzen.
Gegen Ende des Spiels versuchten P. und ich noch, der bevorstehenden Niederlage Positives abzugewinnen. Wir hatten beide 3:1 für Bayern getippt und ich war überzeugt, am Montag wenigstens ein bisschen Geld einzustreichen, sozusagen als Entschädigung. Hat auch nicht geklappt.
V. war tapfer. Ärgerte sich natürlich wieder mit ungefähr zwei Stunden Verzögerung. Verpasste mir und P. einen Anschiss für unseren Tipp. Macht man nicht. V. hat natürlich Unentschieden getippt. Ein echter Fan rechnet nie mit einer Niederlage seines Clubs. Zumindest nicht V.
Lieber bestellt er noch ein Helles.
18.9.09
Kleines Glück.
Zur Verbesserung meines Autoschlafs haben wir ein neues Auto gekauft. Heute morgen war V. bei der Zulassungsstelle, um es anzumelden und das Nummernschild abzuholen.
Danach ruft er mich sofort an.
V: Ich muss dir sofort das Kennzeichen sagen! Das glaubst du nicht! M-FV!!! Wahnsinn!
Ich: Das ist großartig!
V: FV! Fußballverein!
Ich: Hab ich kapiert, ich bin ja nicht blöd.
V: Ist das nicht klasse? Nicht, dass du denkst, ich hätt dazu was beigetragen! Das war kein Wunschkennzeichen. Das haben die mir einfach so gegeben! FV!
Nie hatte je ein Volvo ein schöneres Kennzeichen. Einfach so.
15.9.09
5. Spieltag. Mönchengladbach.
Auf Autofahrten schlafe ich meistens sofort ein. Das liegt in der Familie. Auch meine Mutter, mein Bruder, mein Onkel und mein Großonkel werden vom Brummen des Motors dermaßen eingelullt, dass ihnen innerhalb weniger Minuten die Augen zufallen. Beim Opa, der nicht mehr lebt, war das ebenfalls so. Überhaupt können die Mitglieder meiner Familie mütterlicherseits, immer und überall sofort und gut schlafen - es sei denn, wir fahren selbst, versteht sich - was vor allem meinen Vater wurmt.
Der Autoschlaf ist, wie ich finde, ein sehr erholsamer, außerdem verkürzt er lange Fahrten und verhindert Langeweile. Und da mir beim Lesen im Auto gleich schlecht wird, bleibt mir ja nichts anderes übrig. Jetzt kommen bestimmt gleich wieder die Romantiker und schimpfen, ich könnte, sollte, müsste mich ja mit dem V. unterhalten, der ja schließlich fährt, aber das will der ja auch nicht immer. Außerdem hat er sich daran gewöhnt, dass ich kurz hinter Neufahrn in die Schlafposition rutsche.
An diesem Samstag schlafe ich aber nicht, erst ergibt es sich irgendwie nicht, und dann fängt "Heute im Stadion" an. Ich bin ja sozusagen noch Ersthörer, jedenfalls habe ich noch nie so richtig ein ganzes Spiel mit angehört. Heute reicht es immerhin für eine ganze Halbzeit und so schnell wie ich sonst einschlafe, erliege ich diesmal dem Charme der Bundesliga-Konferenz, besonders der speziellen Artikulation von Karl-Heinz Kars. Als er ein Tor für Dortmund meldet, klatsche ich vor Begeisterung in die Hände, und dann führen auch noch die Nürnberger!
1:0 in der ersten Halbzeit! Da zeichnet sich doch ein Heimsieg ab! Obwohl, gibt unser Reporter den Skeptiker, jetzt müsste das "psychologisch wichtige zweite Tor vor der Halbzeitpause" fallen. Dann könne nichts mehr passieren, das wäre erwiesen, statistisch und so, dann wäre der Sack zu gemacht, die Sache geritzt, der Drops gelutscht und so weiter.
V. verdreht die Augen. "So ein Quatsch", setzt er an. "Das stimmt alles gar nicht. Ein zweites Tor vor der Halbzeit oder nicht, DAS ist erwiesen, hat überhaupt keinen Einfluss darauf, ob das Spiel gewonnen wird oder nicht, da gibt es Statistiken und und und."
Ich: "Wo hast du das jetzt wieder her? Das erfindest du doch gerade!"
V.: "Nein, das hab ich aus dem Buch!" V. liest gerade das wichtigste Buch aller Zeiten, "Die Fußball-Matrix" von Christoph Biermann.
Ich: "Aha. Wieso liest du mir aus dem Buch eigentlich nie vor? Das wäre doch prädestiniert dafür!"
V. (zögerlich): "Ja, schon. Aber ich glaube, das ist zu hoch für dich."
Ach so. Kann schon sein. Mathe war ja nie so meine Stärke. Aber in Statistik war ich gar nicht so schlecht. Glaube ich jedenfalls.
25.8.09
3. Spieltag. Hannover.
Samstagmorgen. Leseritual. Schweigen.
Plötzlich fragt V.: Was heißt denn neolithisch?
Ich: Keine Ahnung, schau halt im Duden nach. Was hat das Wort eigentlich im Sportteil verloren?
V.: Nix. Ich hab heute mal mit dem Feuilleton angefangen. Ist übrigens total interessant. Diese Ausstellung in London, da sollten wir mal hingehen.
Ich: Eigentlich keine schlechte Idee, das Pfund steht ja gerade auch so gut.
Dann wieder: Schweigen. Leseritual.
Und als ich mich in diese sehr lange Reportage über den Mann mit den vielen Schlangen vertiefe, blitzt irgendwo in meinem Hirn, wahrscheinlich in der Fußballecke, kurz, aber nur ganz kurz, der Gedanke auf, ob das nicht ein schlechtes Omen ist, vor dem Spiel gegen Hannover einfach mal so mit dem Feuilleton anzufangen.
Und wie sich einige Stunden später zeigt: Es war vielleicht kein Omen, aber es war schlecht. Er wird das nicht wieder tun.
Küren wir, trotz allem, den
Spieler des Tages: Raphael Schäfer
Was ich über ihn weiß: Nürnbergs Jahrhundert-Torwart, unverzichtbar im Pokalsieger-Jahr, danach nach Stuttgart verkauft, dann reumütige, freiwillige Rückkehr in die zweite Liga.
Wie V. ihn findet: V. hat selten viel für "Torwächter" (Zitat Günter Netzer) übrig und ist, wenn, dann Fan von Andreas Köpke. Aber auf den Schäfer lässt er nix kommen.
Warum Spieler des Tages: Er hat einen Elfmeter gehalten und den Club so vor einer noch größeren Schmach bewahrt.
Weitere Fakten: Raphael Schäfer ist in Oberschlesien geboren und lebt seit seinem siebten Lebensjahr in Deutschland. Und beim Club ist er seit 2001 – die wenig erfolgreiche Unterbrechung in Stuttgart mal nicht eingerechnet.
18.8.09
2. Spieltag. Frankfurt.
Fast noch schlimmer als ein Fußballspiel mit V. live zu sehen oder zu hören, ist, mit ihm die Wiederholung zu schauen. Je länger das Spiel zurückliegt, desto schlimmer.
Zum Vergleich:
Das Spiel am Samstagnachmittag im Radio hören und dann ab 18 Uhr in der Sportschau sehen, ist in Ordnung, das noch vorhandene Haupthaar wird nur sporadisch gerauft.
Aber:
Das Spiel am Samstagnachmittag weder hören noch sehen, und dann erst am Montag bei Blickpunkt Sport die Zusammenfassung serviert bekommen, ist schlimm. Da wird jedes einzelne Haar gerauft, die Hände schlägt man sich verzweifelt vors Gesicht, ein Aufschrei geht durchs Wohnzimmer - vor allem angesichts der verpassten Chancen von Eigler und Mintal. Wir sehen wie sich Oenning ärgert und V. leidet mit ihm, wenn auch zwei Tage verspätet.
Trotzdem:
Das Wochenende war für V. ein voller Erfolg, der Mittelfuß hat keine Mätzchen mehr gemacht und stand am Samstag im Finale eines nicht ganz so wichtigen Beachvolleyball-Turniers. Am Ende war's der zweite Platz und V. ein Held.
Außerdem:
Wurde am Samstag erstmals ein Lied auf mich gedichtet mit der schönen Zeile "Sie findet den Oenning schön, darf aber nicht zu ihm ins Stadion gehen" - auf die Melodie von Abbas "Dancing Queen". Ich bin immer noch gerührt und danke P., N., K. und F. für die schöne Darbietung.
Unser Spieler des Tages: Albert Bunjaku
Was ich über ihn weiß: Erschreckend - fast nichts. Schweizer. Torschütze gegen Frankfurt. Hat uns noch mal gerettet.
Wie V. ihn findet: Ach ja, das hatte ich ihn noch fragen wollen.
Warum Spieler des Tages: Wie gesagt, hat uns (!) noch mal gerettet und der Club konnte einen Punkt mit nach Hause nehmen.
Weitere Fakten: Beim Club seit Februar 2009, also gar kein Neuzugang, wie ich anfangs dachte. Stammt aus dem Kosovo. Hatte noch nicht so viele Einsätze, weil Dario Vidosic immer vorgezogen wurde.
14.8.09
3 Jahre Club, ich und V.
Heute vor drei Jahren hat dieses Blog pünktlich zur Saison 2006/2007 begonnen. Damals hätte ich nicht geglaubt, dass es nach drei Jahren noch immer etwas über den Club, mich und V. zu erzählen gibt. Aber ich hätte auch nicht gedacht, dass der Club Pokalsieger wird. Oder gleich wieder absteigt. Obwohl - das wahrscheinlich schon.
Vor drei Jahren hat mich V.s Leidenschaft für den Club halb amüsiert, halb genervt. Ersteres überwog aber, deshalb habe ich begonnen, darüber zu schreiben. Um damit wiederum letzteres zu kompensieren. Welche Entwicklung das alles in Gang setzte, konnte ich wirklich nicht ahnen. Hätte mir im Sommer 2006 jemand erzählt, dass ich mal "Die Legende lebt" unfallfrei und mit echtem Pathos mitsingen würde, ich wäre wohl handgreiflich geworden.
Heute kann ich nur sagen: Das hat dieses Blog aus mir gemacht. Eine Frau, die mit Club-Schal im Stadion steht, über die Aufstellung des aktuellen Spieltages diskutieren kann, die mit Interesse die Sportschau verfolgt, die 20 Euro beim Fußballtipp gewinnt. Und ohne dass ich es bewusst wahrgenommen habe, hat sich eine kleine sprachliche Eigenheit in mein Hirn geschlichen, die vor drei Jahren sicher noch nicht da war und mit der im August 2006 dieses Blog begann.
Ich stelle mit Erschrecken fest: Ich sage "wir" und meine den Club. Habe ich mich vor drei Jahren noch ironisch-distanziert darüber amüsiert, dass "wir" eingekauft, gestritten, aber auch drei-null gegen Stuttgart gewonnen haben, sage ich heute ganz selbstverständlich Sätze wie "Haben wir den Charisteas wieder aus Leverkusen geholt?" oder "Meinst du, wir gewinnen morgen gegen Frankfurt?"
Wohin diese Entwicklung noch führen wird, mag ich mir nicht ausmalen. Sie wird an einem eigenen Trikot nicht vorbei kommen, hoffentlich aber an der Easy-Credit-Fanbank.
Zur Feier des Tages: Was Ihr schon immer über dieses Blog wissen wolltet
Seit wann seid Ihr zusammen?
Seit der 1. FC Nürnberg 1:0 gegen die Stuttgarter Kickers gewann, in der Saison 1997/98. Es war ein Montagsspiel in der zweiten Liga.
Verliert der Club wirklich immer, wenn du im Stadion bist?
Nein, einmal hat es für ein Unentschieden gereicht, gegen Sechzig, im Dezember 2008. Abgesehen davon bin ich kein Glücksbringer, schon bei meinem ersten Stadionbesuch 1991 verlor der Club gegen Bayern. V. sagt aber, ich muss einfach öfter mit, um den Fluch zu brechen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich diesen Druck aushalten kann.
Warum ist V. Club-Fan?
Keine Ahnung. Oder um es mit Nick Hornby zu sagen: Den Verein sucht man sich ja nicht aus, der wird einem gegeben. Ich möchte dem hinzufügen: Als Freundin/Frau eines Fans wird es dir stattdessen zugewiesen. Ich stelle mir das so vor: Erst überreichte der Fußballgott feierlich V. den 1. FC Nürnberg. Dann drehte er sich um, winkte mich heran, deutete auf V. und sagte: Du da, du gehst zu dem.
Hat V. eigentlich selber mal gespielt?
Ja. Für sehr, sehr kurze Zeit. Hätten ihn nicht widrige Umstände gehindert, wäre er jetzt ein Ausnahme-Spieler und ich eine Ausnahme-Spielerfrau. Er versucht, freizeitmäßig zu kicken, leider mit mäßigem Erfolg.
Habt Ihr immer noch das gerahmte Hans-Meyer-Autogramm auf dem DVD-Player stehen?
Nein, das hab ich weggeräumt. Aber falls mir jemand ein Oenning-Autogramm besorgen kann, hol ich den Rahmen vielleicht wieder raus.
Ist V. auch schon immer Liverpool-Fan?
Mhm. Nein.
Warum ist er denn Liverpool-Fan?
Nun ja, wenn der eigene Verein kaum Möglichkeiten hat international zu spielen, muss man sich Alternativen suchen. Die findet man dann im Ausland, denn die Wahrscheinlichkeit, dass der Club mal gegen Liverpool spielen muss, ist ziemlich gering. Außerdem findet V. alles Englische cool, war vom Champions-League-Finale in Istanbul 2005 begeistert - nun ja, dann kam eins zum anderen.
Schlaft Ihr in FCN-Bettwäsche?
Nein.Es gibt Grenzen.
10.8.09
9.8.09
1. Spieltag.Schalke.
Sonntag. Nachmittag. Schwül.
V: Du warst gestern sehr tapfer.
Ich: Ach ja?
V: Na, du hast den halben Tag mit mir Fußball geguckt. Sportschau, Aktuelles Sportstudio... Ich glaube, es hat dich fast interessiert!
Ich: Ach ja?
V: Es HAT dich interessiert!
Ich: Ich muss ja auch wissen, ob ich richtig getippt habe. Da steht Geld auf dem Spiel. Immerhin war mein Nürnberg-Schalke-Tipp richtig und Bayern gegen Hoffenheim hatte ich fast!
V: Oh Gott, es hat dich interessiert! Es hat dich nicht gelangweilt! Das ist nicht gut. Ich seh uns schon in 20 Jahren mit unserem Sky-Abo, jeden Samstagnachmittag... Oh Gott, das ist gruselig!
Ich: Ach, jetzt hättest du dein Hobby gerne wieder für dich allein, oder wie?
V: Irgendwie schon.
Und wir küren wieder den
Spieler des Tages: Angelos Charisteas.
Was ich über ihn weiß: Mehr als über jeden anderen Spieler. Grieche. EM-Torschütze, EM-Gewinner, Ex-Bremer, Spitzname "Harry", vergangene Saison nach Leverkusen ausgeliehen, gilt als überschätzt, wird in Nürnberg ausgepfiffen, hat aber auch Unterstützer im Netz.
Wie V. ihn findet: Freundet sich langsam mit ihm an, ist aber weit davon, ein Harry-Fan zu werden. Ist aber gerührt, wenn Menschen stundenlang durch Athen irren, nur um sich ein Charisteas-Nationaltrikot kaufen zu können, mit dem sie V. dann beeindrucken wollen.
Warum Spieler des Tages: V. wollte heute keinen Spieler des Tages küren. Ich schon. Und Charisteas hat immerhin das Nürnberg-Tor vorbereitet.
Weitere Fakten: Ich denke, nicht nur für mich hat Charisteas fast unheimliche Ähnlichkeit mit einer Spitzmaus.
31.7.09
Der Mittelfuß
Gestern abend hüpfte ein schmerzverzerrter Steven Gerrad vor mir auf einem Bein durch die Wohnung. Es war natürlich nicht Steven Gerrad, sondern V., im Liverpool-Trikot mit Nummer. Aber das tut hier nichts zur Sache. Viel wichtiger ist: V. hüpfte, denn er war verletzt. Ist es immer noch. Hat die Bänder/Sehnen am linken Mittelfuß überdehnt, beim Volleyball. Ganz typisch, sagte die Ärztin, und verpasste V. einen hübschen Tape-Verband:
V. leidet. Er kann nicht auftreten. Ihm war den ganzen Tag langweilig. Der Fuß tut weh. Aber, und so kenne ich ihn, er schöpft auch Kraft aus dieser Verletzung.
Er sagt: "Eigentlich cool. Erst ein Muskelfaserriss, wie der Vittek (mehr hier), jetzt der Mittelfuß, wie Mintal. Lass ich mir also doch 'Mintal' aufs neue Trikot drucken."
Wobei sich Marek Mintal ja den Mittelfuß gebrochen hat, sogar zweimal, was wir jetzt mal keinem wünschen wollen. Aber ich bin froh, dass das die Sache mit dem Trikot, der Nummer und dem Namen nun auch geklärt ist.
Saisoneröffnung
Was soll ich sagen - ich war dabei, sie haben verloren. 0:2 gegen die Glasgow Rangers.
Nein, ich fühle mich nicht schuldig. Erst nächste Woche gilt's und da weiß ich schon, wo mein Platz ist. Obwohl ich den im Stadion, Block 41, Reihe 6, Platz 2 mit Blick auf den schönsten Trainer der Bundesliga wirklich gut fand:
Nein, ich fühle mich nicht schuldig. Erst nächste Woche gilt's und da weiß ich schon, wo mein Platz ist. Obwohl ich den im Stadion, Block 41, Reihe 6, Platz 2 mit Blick auf den schönsten Trainer der Bundesliga wirklich gut fand:
In Verbindung mit einem kleinen Snack ein gelungener Nachmittag! Und jetzt auf in die erste Bundesliga!!!

Urlaubs-Impressionen
Ein gelungener Urlaub für V. ist ein Urlaub mit Stadion-Besuch. Siehe unsere Reise nach Liverpool (mehr hier) vor zwei Jahren. Kurze Abstecher im Club-Trikot zählen übrigens auch. Diesmal sind uns drei gelungen:
FC Carl-Zeiss Jena, Ernst-Abbe-Sportfeld:




Ich geniere mich zwar immer noch ein bisschen, wenn er das Club-Trikot aus dem Rucksack holt und überzieht, ich bin immer ein bisschen beunruhigt und glaube, militante Fans beschimpfen uns gleich, und mir ist es auch ein bisschen peinlich, vor allem, wenn V. sich am Millerntor über Pauli aufregen muss - aber ich werde es schon noch lernen, da bin ich ganz sicher.
FC Carl-Zeiss Jena, Ernst-Abbe-Sportfeld:

Hamburger Sportverein - HSV, inklusive Besuch des HSV-Museums und des Trainings mit Bruno Labbadia:


FC St. Pauli, Millerntor, Hamburg

Ich geniere mich zwar immer noch ein bisschen, wenn er das Club-Trikot aus dem Rucksack holt und überzieht, ich bin immer ein bisschen beunruhigt und glaube, militante Fans beschimpfen uns gleich, und mir ist es auch ein bisschen peinlich, vor allem, wenn V. sich am Millerntor über Pauli aufregen muss - aber ich werde es schon noch lernen, da bin ich ganz sicher.
3.6.09
Anmelden.
Gestern hat sich V. endlich um seine Aufnahme in den 1. Fußball-Club Nürnberg (1. FCN) bemüht. Als ich nach Hause komme, hält er mir den ausgefüllte Aufnahmeantrag vors Gesicht. Seit dem Pokalsieg vor zwei Jahren liebäugelt er mit diesem Antrag, kündigte ihn immer wieder an, hatte ihn sogar schon einmal ausgefüllt, und dann doch wieder einen Rückzieher gemacht.
"Fällt dir was auf?", will V. wissen.
Nö.
"Schau mal auf 'Gewünschtes Eintrittsdatum'."
Ah, unser erster Hochzeitstag. Schön.
Ich bin sehr gerührt und sehe das "Gewünschte Eintrittsdatum" auch als Zeichen der Wiedergutmachung dafür, dass V. beim letzten Hobby-Fußballspiel seinen Ehering verloren hatte. Glück für V. - ein Mitspieler hat ihn gleich wieder gefunden.
V. ist trotzdem traumatisiert, hat aber mittlerweile davon gehört, dass man auch einen Ehering beim Sport ablegen darf. Ich nehme an, dass die Profis das so machen. Man stelle sich vor, Michael Ballack riefe während eines Länderspiels plötzlich "Stoooop! Keiner bewegt sich! Mein Ehering!" - und dann robben alle auf den Knien über den Platz und tasten den Rasen nach Ballacks Schmuck ab.
Man kann den Ring aber auch abkleben, sagt T.
1.6.09
Aufsteigen.
Am Morgen danach will sich V. ein Michael-Oenning-Bärtchen rasieren, dem Aufstiegs-Trainer zu Ehren. Hat er dann aber doch nicht gemacht.
Stattdessen sind wir nach dem Spiel durch das fränkische Dorf E. gelaufen, wo es, wenn ich richtig gezählt habe, acht Trampolins gibt, mindestens 20 Franken-Fahnen (inkl. Fahnenmast) und geschätzte 50 Club-Fahnen -letztere wurden minütlich mehr, weil ein Club-Fan gerade vom Spiel zurück gekommen war und neue Club-Fahnen verteilte.
Wir trafen ihn, als er damit gerade eine Familie beglückte, die vor ihrem Neubau grillte und dabei "Die Legende lebt" hörte. Es war großartig.
Wir schauen also beglückt in die Zukunft und in die erste Liga, wir stellen fest, dass das Kind von Club-Fan K. und seiner Frau A. von Geburt an erstklassig sein wird (Termin ist Anfang August), und dass für die Begegnung FC Bayern - FCN schon erste Anfragen bei uns eingetroffen sind. Natürlich werden wir so schnell wie möglich versuchen, Karten zu bekommen.
Und ja, ich werde dabei sein. Jetzt, wo der junge B., Bayern-Fan aus O., noch immer traumatisiert von unserem gemeinsamen Besuch eines völlig unbedeutenden Länderspiels vor zwei Jahren, mich davon abhalten wollte, erst recht.
Stattdessen sind wir nach dem Spiel durch das fränkische Dorf E. gelaufen, wo es, wenn ich richtig gezählt habe, acht Trampolins gibt, mindestens 20 Franken-Fahnen (inkl. Fahnenmast) und geschätzte 50 Club-Fahnen -letztere wurden minütlich mehr, weil ein Club-Fan gerade vom Spiel zurück gekommen war und neue Club-Fahnen verteilte.
Wir trafen ihn, als er damit gerade eine Familie beglückte, die vor ihrem Neubau grillte und dabei "Die Legende lebt" hörte. Es war großartig.
Wir schauen also beglückt in die Zukunft und in die erste Liga, wir stellen fest, dass das Kind von Club-Fan K. und seiner Frau A. von Geburt an erstklassig sein wird (Termin ist Anfang August), und dass für die Begegnung FC Bayern - FCN schon erste Anfragen bei uns eingetroffen sind. Natürlich werden wir so schnell wie möglich versuchen, Karten zu bekommen.
Und ja, ich werde dabei sein. Jetzt, wo der junge B., Bayern-Fan aus O., noch immer traumatisiert von unserem gemeinsamen Besuch eines völlig unbedeutenden Länderspiels vor zwei Jahren, mich davon abhalten wollte, erst recht.
28.5.09
Relegation (2)
Schneeeell", ruft V. "Fotoapparat her! Du musst den Videotext fotografieren!!!" Klar, wird gemacht.

Dann muss V. Glückwunsch-Telefonate entgegen nehmen.
Relegations-Rausch. 3:0 in Cottbus, Aufstieg so gut wie sicher ("ohohoh, jetzt steht's im Blog", oraktelt V.), V. total aufgedreht.
Mehr gibt es nicht zu sagen.

Dann muss V. Glückwunsch-Telefonate entgegen nehmen.
Relegations-Rausch. 3:0 in Cottbus, Aufstieg so gut wie sicher ("ohohoh, jetzt steht's im Blog", oraktelt V.), V. total aufgedreht.
Mehr gibt es nicht zu sagen.
Relegation (1)
Aus gegebenem Anlass: Bitte Daumen drücken, in 45 Minuten wird angepfiffen.
Aber vorher noch die Ergebnisse der Clubundich-Umfrage:
"Ja, der Club steigt auf", sagten 45 Prozent.
"Das geht in die Relegation", prophezeiten ebenfalls 45 Prozent.
"Nein, die verbocken das", erdreisteten sich neun Prozent zu behaupten, was bei 11 Teilnehmern genau eine Person war, die jetzt froh sein kann, dass es eine anonyme Abstimmung war. Denn natürlich hat V. gefragt, ob man nicht doch herausfinden könnte, wer und wie und na ja...
Wer Recht behält, erfahren wir am Sonntag. Bis dahin bitte Daumen drücken!!!
15.5.09
Alles abstimmen!
Lieber Club-Fan,
es wird interaktiv: Bitte nimm an der Umfrage rechts teil. Steigt der Club wieder auf? Oder schrammt er haarscharf vorbei an der ersten Liga?
Keine Angst - die Umfrage ist anonym. V. wird und kann nie erfahren, wie wer abgestimmt hat. Falls also jemand nicht an den sicheren Aufstieg glaubt, kann er das hier kundtun, ohne befürchten zu müssen, von V. mit beleidigter Nichtachtung gestraft zu werden.
Also los!
14.5.09
V. über... Musik
U. möchte auch mal im Blog vorkommen, und ich werde hier eine Ausnahme machen und ihm den Gefallen tun, denn er hat uns diese Woche nämlich zu seinem Konzert eingeladen.
Wir ließen also das Topspiel Bayern gegen Bayer sausen und waren froh, dass der Club erst am folgenden Tag dran war, sonst hätten wir leider absagen müssen.
Also gingen wir ins Konzert. Man muss dazu wissen: U. spielt Bratsche, er hat das sogar studiert (kennt sich aber auch mit Fußball aus). Bei der Musik handelte es sich um so genannte "Neue Musik". Es war recht abgefahren, nicht schlecht, aber wenig eingängig, es blieb irgendwie nichts hängen.
Hinterher diskutierten V. und ich, ob wir nun Banausen waren oder uns einfach zu wenig auskannten, um dieses Konzert wirklich zu würdigen.
V. fand, wir wissen zu wenig über Neue Musik, um sie wirklich beurteilen zu können oder sogar gut zu finden.
"Im Fußball ist das genauso. Wenn du wenig Ahnung hast, ärgerst du dich über ein torloses Unentschieden. Du bist gefrustet. Aber wenn du dich mit Taktik auskennst, wenn du weißt, was guter Fußball ist, dann findest du ein taktisch gutes, torloses Unentschieden total geil."
Als ich sagte, er könne nicht immer alles mit Fußball erklären, war er etwas beleidigt.
9.5.09
Gedanken zum Derby
Morgen spielt der Club gegen Fürth. Zum 253. Mal seit 1902.
"Das ist die Mutter aller Derbys!", sagt V.
"Aber 'Derby' ist doch ein Neutrum, da kann es doch keine Mutter sein", wage ich einzuwenden.
"Es ist aber so", sagt V.
Was man jetzt bräuchte, wäre ein Sprachwissenschaftler.
"Michael Oenning und Benno Möhlmann kommen übrigens beide aus dem Münsterland und haben beide Germanistik studiert", doziert V.
"Wer ist denn Benno Möhlmann?", frage ich.
"Na, der Trainer von Fürth." Ach so.
V. weiter: "Und beide haben Germanistik studiert! Da hätte aus dir auch noch ein Fußballtrainer werden können!"
"Aber ich hab doch Germanistik nach einem Semester abgebrochen", informiere ich ihn. Nicht ohne einen Schein in Sprachwissenschaft gemacht zu haben, um das hier der Vollständigkeit halber mal zu erwähnen.
"Egal", sagt V. "Das hätte gereicht."
"Das ist die Mutter aller Derbys!", sagt V.
"Aber 'Derby' ist doch ein Neutrum, da kann es doch keine Mutter sein", wage ich einzuwenden.
"Es ist aber so", sagt V.
Was man jetzt bräuchte, wäre ein Sprachwissenschaftler.
"Michael Oenning und Benno Möhlmann kommen übrigens beide aus dem Münsterland und haben beide Germanistik studiert", doziert V.
"Wer ist denn Benno Möhlmann?", frage ich.
"Na, der Trainer von Fürth." Ach so.
V. weiter: "Und beide haben Germanistik studiert! Da hätte aus dir auch noch ein Fußballtrainer werden können!"
"Aber ich hab doch Germanistik nach einem Semester abgebrochen", informiere ich ihn. Nicht ohne einen Schein in Sprachwissenschaft gemacht zu haben, um das hier der Vollständigkeit halber mal zu erwähnen.
"Egal", sagt V. "Das hätte gereicht."
21.4.09
V. spielt selbst (4)
Zwei Stunden danach:
V. hat einen hochroten Kopf und schwärmt T. am Telefon vor, dass alles super war. Der hat gerade 4:0 gewonnen und kann nur noch lallen: "Magnesium! Gegen den Muskelkater!" Klar, Magnesium. Haben wir natürlich da. Und ist in T.s Asbach-Cola hoffentlich auch drin. Der Stürmerstar hat nämlich auch ein Tor gemacht. Es wurde sogar gezählt.
Sechs Stunden danach:
V. tut alles weh. Der Körper, allen voran die Beine. Die Seele auch. "Fünfzehn Jahre vergeudet", seufzt er abends im Bett. "Wenn ich die letzten fünfzehn Jahre gespielt hätte, wie fit wär ich da jetzt." Na ja, aber Nationalspieler wäre er wohl trotzdem nicht. Aber vielleicht in einem Verein. So richtig. Jetzt ist es halt der Englische Garten.
Vierzehn Stunden danach:
V. konnte nicht gut schlafen, weil ihm die Beine so weh getan haben. Will sich ein Buch über Ausdauertraining kaufen. Muss unbedingt was machen.
Fünfzig Stunden danach:
Beide Schienbeine tun ihm wirklich echt weh, obwohl es nur sehr kleine Wunden sind. Sieht aber auch ein bisschen geschwollen aus. Hoffentlich ist es keine Muskelentzündung oder so, sagt V. der ewige Hypochonder.
Und dass das bis zum Wochenende wieder weg sein muss, bis zum nächsten Spiel.
Ach ja, und Club hat natürlich auch gewonnen. Und ist Zweiter.
V. hat einen hochroten Kopf und schwärmt T. am Telefon vor, dass alles super war. Der hat gerade 4:0 gewonnen und kann nur noch lallen: "Magnesium! Gegen den Muskelkater!" Klar, Magnesium. Haben wir natürlich da. Und ist in T.s Asbach-Cola hoffentlich auch drin. Der Stürmerstar hat nämlich auch ein Tor gemacht. Es wurde sogar gezählt.
Sechs Stunden danach:
V. tut alles weh. Der Körper, allen voran die Beine. Die Seele auch. "Fünfzehn Jahre vergeudet", seufzt er abends im Bett. "Wenn ich die letzten fünfzehn Jahre gespielt hätte, wie fit wär ich da jetzt." Na ja, aber Nationalspieler wäre er wohl trotzdem nicht. Aber vielleicht in einem Verein. So richtig. Jetzt ist es halt der Englische Garten.
Vierzehn Stunden danach:
V. konnte nicht gut schlafen, weil ihm die Beine so weh getan haben. Will sich ein Buch über Ausdauertraining kaufen. Muss unbedingt was machen.
Fünfzig Stunden danach:
Beide Schienbeine tun ihm wirklich echt weh, obwohl es nur sehr kleine Wunden sind. Sieht aber auch ein bisschen geschwollen aus. Hoffentlich ist es keine Muskelentzündung oder so, sagt V. der ewige Hypochonder.
Und dass das bis zum Wochenende wieder weg sein muss, bis zum nächsten Spiel.
Ach ja, und Club hat natürlich auch gewonnen. Und ist Zweiter.
V. spielt selbst (3)
Kurz vor dem Spiel:
Aufmunterungsanruf von T. Der Chancentod hat selbst gleich ein Spiel (Dritter gegen Vierter) und vergangenen Sonntag einige sichere Tore nicht gemacht. Aber er findet nette Worte für den Neufußballer.
Das Spiel:
Es sind ungefähr zehn, sie kennen sich kaum, und vom Spielfeldrand aus kann man nicht ausmachen, wer zu welcher Mannschaft gehört. Links und rechts spielen andere Hobby-Mannschaften. Eine Flasche Sekt ist zu wenig für sechs Spielerfrauen, auch wenn eine davon schwanger ist (die natürlich Limo getrunken hat). Ein Spieler trägt ein Liverpool-Trikot mit "Gerrad" auf dem Rücken. Ist aber ein altes, sagt V. Fast alle haben Fußballschuhe, die aussehen, als hätten sie die schon länger. Außer V. kenne ich noch drei Spieler, wovon zwei sehr agil sind. Also agiler, als ich dachte, und vor allem agiler als V. Der hält sich in der ersten halben Stunden sehr oft die Seite, oder lässt den Oberkörper nach unten durchhängen. Das habe ich natürlich nicht fotografiert. Sondern das:

Er schießt ein Tor. Es wird nicht gewertet, weil alle der Meinung waren, der Ball sei "zu hoch gewesen". Da es statt Toren Fahrräder und Rucksäcke gibt, muss man sowas halt schätzen.
V. freut sich trotzdem über das Tor. Er hat Seitenstechen. Die Schuhe sind super, sagt er.
Die zweite Halbzeit läuft besser und V. ist in der Siegermannschaft (7:5) und hat eine Verletzung am Schienbein.

Nächstes Mal mehr Sekt und Sonnencreme.
Aufmunterungsanruf von T. Der Chancentod hat selbst gleich ein Spiel (Dritter gegen Vierter) und vergangenen Sonntag einige sichere Tore nicht gemacht. Aber er findet nette Worte für den Neufußballer.
Das Spiel:
Es sind ungefähr zehn, sie kennen sich kaum, und vom Spielfeldrand aus kann man nicht ausmachen, wer zu welcher Mannschaft gehört. Links und rechts spielen andere Hobby-Mannschaften. Eine Flasche Sekt ist zu wenig für sechs Spielerfrauen, auch wenn eine davon schwanger ist (die natürlich Limo getrunken hat). Ein Spieler trägt ein Liverpool-Trikot mit "Gerrad" auf dem Rücken. Ist aber ein altes, sagt V. Fast alle haben Fußballschuhe, die aussehen, als hätten sie die schon länger. Außer V. kenne ich noch drei Spieler, wovon zwei sehr agil sind. Also agiler, als ich dachte, und vor allem agiler als V. Der hält sich in der ersten halben Stunden sehr oft die Seite, oder lässt den Oberkörper nach unten durchhängen. Das habe ich natürlich nicht fotografiert. Sondern das:

Er schießt ein Tor. Es wird nicht gewertet, weil alle der Meinung waren, der Ball sei "zu hoch gewesen". Da es statt Toren Fahrräder und Rucksäcke gibt, muss man sowas halt schätzen.
V. freut sich trotzdem über das Tor. Er hat Seitenstechen. Die Schuhe sind super, sagt er.
Die zweite Halbzeit läuft besser und V. ist in der Siegermannschaft (7:5) und hat eine Verletzung am Schienbein.

Nächstes Mal mehr Sekt und Sonnencreme.
V. spielt selbst (2)
Einen Tag vor Spielbeginn:
Einkaufen mit V. ist super, wenn er weiß was er will. Heute weiß er, dass er ins Sportgeschäft gehen und Kaiser 5 kaufen will. Genau das tut er und nach fünfzehn Minuten und zwei Anproben (46? 47?) wünscht ihm die entzückende, blutjunge Verkäuferin sogar noch "Viel Spaß beim Spielen". Mei, dass er das noch erleben darf, mit 33.
Auf dem Heimweg erzählt er mir, dass manche Leute in den Foren raten, sich mit den Schuhen in die Badewanne zu legen, damit sie sich optimal dem Fuß anpassen. Ich traue ihm alles zu.
Die Schuhe sind übrigens sehr schick. Sehr retro.

Zu Hause mache ich eine Waschmaschine mit allen roten Klamotten fertig. Während ich ein Nürnberg- und zwei Liverpool-Trikots aufhänge, frage ich: "Welches Trikot ziehst du denn morgen an?"
V: "Woher willst du wissen, dass ich ein Trikot anziehe? Vielleicht nehm ich auch ein T-Shirt."
Zwei Stunden vor Spielbeginn:
Ich: "Warum ziehst du nicht das Liverpool-Trikot an?"
V: "Ach, ich weiß nicht, das ist vielleicht schon ein bisschen angeberisch. Ich weiß ja nicht, was die anderen dann denken... Das Nürnberg-Trikot ist schon besser."
Genau. Fränkische Bescheidenheit demonstrieren, kommt immer gut.
Ich hole den Sekt aus dem Kühlschrank und packe ihn zu den Plastikbechern im Rucksack. Ich werde zusammen mit anderen Spielerfrauen auf das Spiel anstoßen. V. ist das nicht recht.
Eine Stunde vor Spielbeginn:
V: "Ich bin so aufgeregt. Ich bin so aufgeregt. Die spielen bestimmt alle besser als ich. Oh Gott. Ich hab ja schon so lange nicht mehr gespielt. Also eigentlich noch nie so richtig. Ich bin so aufgeregt. Hoffentlich ist da kein wirklich guter dabei. Weißt du noch, ich hab mal mit diesen Pharmazeuten gespielt, und da war ehemaliger Landesligaspieler dabei, das macht einfach keinen Spaß, ach, ich bin so aufgeregt..."
Im Radio spielen sie "Let it be".
Ich: "Ist das jetzt ein Zeichen, dass du es lieber sein lassen solltest?"
V: "Auf keinen Fall. Ich seh das positiv. Die Beatles kommen ja aus Liverpool, das wird also auf jeden Fall gut."
Weil V. körperlich fürs Radfahren nicht gemacht ist (heißt, V.s Körper fährt nicht gerne Rad), nehmen wir den Bus in den englischen Garten.
Einkaufen mit V. ist super, wenn er weiß was er will. Heute weiß er, dass er ins Sportgeschäft gehen und Kaiser 5 kaufen will. Genau das tut er und nach fünfzehn Minuten und zwei Anproben (46? 47?) wünscht ihm die entzückende, blutjunge Verkäuferin sogar noch "Viel Spaß beim Spielen". Mei, dass er das noch erleben darf, mit 33.
Auf dem Heimweg erzählt er mir, dass manche Leute in den Foren raten, sich mit den Schuhen in die Badewanne zu legen, damit sie sich optimal dem Fuß anpassen. Ich traue ihm alles zu.
Die Schuhe sind übrigens sehr schick. Sehr retro.

Zu Hause mache ich eine Waschmaschine mit allen roten Klamotten fertig. Während ich ein Nürnberg- und zwei Liverpool-Trikots aufhänge, frage ich: "Welches Trikot ziehst du denn morgen an?"
V: "Woher willst du wissen, dass ich ein Trikot anziehe? Vielleicht nehm ich auch ein T-Shirt."
Zwei Stunden vor Spielbeginn:
Ich: "Warum ziehst du nicht das Liverpool-Trikot an?"
V: "Ach, ich weiß nicht, das ist vielleicht schon ein bisschen angeberisch. Ich weiß ja nicht, was die anderen dann denken... Das Nürnberg-Trikot ist schon besser."
Genau. Fränkische Bescheidenheit demonstrieren, kommt immer gut.
Ich hole den Sekt aus dem Kühlschrank und packe ihn zu den Plastikbechern im Rucksack. Ich werde zusammen mit anderen Spielerfrauen auf das Spiel anstoßen. V. ist das nicht recht.
Eine Stunde vor Spielbeginn:
V: "Ich bin so aufgeregt. Ich bin so aufgeregt. Die spielen bestimmt alle besser als ich. Oh Gott. Ich hab ja schon so lange nicht mehr gespielt. Also eigentlich noch nie so richtig. Ich bin so aufgeregt. Hoffentlich ist da kein wirklich guter dabei. Weißt du noch, ich hab mal mit diesen Pharmazeuten gespielt, und da war ehemaliger Landesligaspieler dabei, das macht einfach keinen Spaß, ach, ich bin so aufgeregt..."
Im Radio spielen sie "Let it be".
Ich: "Ist das jetzt ein Zeichen, dass du es lieber sein lassen solltest?"
V: "Auf keinen Fall. Ich seh das positiv. Die Beatles kommen ja aus Liverpool, das wird also auf jeden Fall gut."
Weil V. körperlich fürs Radfahren nicht gemacht ist (heißt, V.s Körper fährt nicht gerne Rad), nehmen wir den Bus in den englischen Garten.
19.4.09
V. spielt selbst (1)
Vor vier Monaten:
Auf einer Party kurz vor Weihnachten stehen Männer Ende zwanzig, Anfang dreißig herum. Sie trinken Bier, sie reden über Fußball im Allgemeinen, über bestimmte Vereine im Besonderen. Ein Mainzer ist dabei, ein Köln-Fan, einige andere und natürlich V. Die anwesenden Frauen beobachten die Männergruppe amüsiert, stoßen mit Baileys an und reden über Kindererziehung.
Plötzlich sind die Männer ganz aufgeregt, sie rufen wild durcheinander, die Frauen hören nur verzerrte Laute, die sich anhören wie "Ja, das machen wir!" oder "Davon hab ich schon immer geträumt!" und "Wir fangen spätestens im Februar an!" Die Männer stoßen mit Bier an, sie umarmen sich, ihre Gesichter strahlen wie die kleiner Jungs an Weihnachten und die Frauen sind ein bisschen neidisch. Auf den Moment der vorbehaltlosen Zusammenrottung, des ungeniert geteilten Glücks miteinander warten sie noch. "Wollen wir nicht mal zusammen ins Kino gehen?", fragt eine, während die Männer beschließen, eine Hobby-Fußball-Gruppe zu gründen. Wenn es schon nie für den Vereinsplatz daheim gereicht hat, im Englischen Garten spielen können sie alle mal.
V. sagt, dass er sehr glücklich ist und Fußballschuhe kaufen muss.
Vor ungefähr zwei Monaten:
Der Spielbeginn wird erst einmal verschoben, im Februar ist es einfach noch zu kalt.
Vor zwei Wochen:
V. berät sich ausführlich mit T. Dieser - Stürmerstar, Schwalbenkönig, Chancentod - thematisiert natürlich erst einmal die Ausrüstung. "Du kannst klar billige Fußballschuhe kaufen, so für dreißig, vierzig Euro" - V. verzieht das Gesicht, er ist ein überzeugter Markenjunkie - "aber du willst bestimmt die Adidas Kaiser 5. Das sind super Schuhe." Ende der Werbesendung. V. macht sich im Internet noch ein bisschen schlau - es gibt Foren zu Fußballschuhen, wen wundert's noch - und ist natürlich überzeugt. Nur ob der Name "Kaiser" auf Franz Beckenbauer zurück geht, kann er mir nicht sagen.
Auf einer Party kurz vor Weihnachten stehen Männer Ende zwanzig, Anfang dreißig herum. Sie trinken Bier, sie reden über Fußball im Allgemeinen, über bestimmte Vereine im Besonderen. Ein Mainzer ist dabei, ein Köln-Fan, einige andere und natürlich V. Die anwesenden Frauen beobachten die Männergruppe amüsiert, stoßen mit Baileys an und reden über Kindererziehung.
Plötzlich sind die Männer ganz aufgeregt, sie rufen wild durcheinander, die Frauen hören nur verzerrte Laute, die sich anhören wie "Ja, das machen wir!" oder "Davon hab ich schon immer geträumt!" und "Wir fangen spätestens im Februar an!" Die Männer stoßen mit Bier an, sie umarmen sich, ihre Gesichter strahlen wie die kleiner Jungs an Weihnachten und die Frauen sind ein bisschen neidisch. Auf den Moment der vorbehaltlosen Zusammenrottung, des ungeniert geteilten Glücks miteinander warten sie noch. "Wollen wir nicht mal zusammen ins Kino gehen?", fragt eine, während die Männer beschließen, eine Hobby-Fußball-Gruppe zu gründen. Wenn es schon nie für den Vereinsplatz daheim gereicht hat, im Englischen Garten spielen können sie alle mal.
V. sagt, dass er sehr glücklich ist und Fußballschuhe kaufen muss.
Vor ungefähr zwei Monaten:
Der Spielbeginn wird erst einmal verschoben, im Februar ist es einfach noch zu kalt.
Vor zwei Wochen:
V. berät sich ausführlich mit T. Dieser - Stürmerstar, Schwalbenkönig, Chancentod - thematisiert natürlich erst einmal die Ausrüstung. "Du kannst klar billige Fußballschuhe kaufen, so für dreißig, vierzig Euro" - V. verzieht das Gesicht, er ist ein überzeugter Markenjunkie - "aber du willst bestimmt die Adidas Kaiser 5. Das sind super Schuhe." Ende der Werbesendung. V. macht sich im Internet noch ein bisschen schlau - es gibt Foren zu Fußballschuhen, wen wundert's noch - und ist natürlich überzeugt. Nur ob der Name "Kaiser" auf Franz Beckenbauer zurück geht, kann er mir nicht sagen.
18.4.09
Romantik.
In der Samstags-Seite-3-Reportage sagt Rosamunde Pilcher heute, dass Leidenschaft keine gute Basis für eine Ehe sei. Respekt und Pragmatismus - mit diesen Grundsätzen könne man gemeinsam alt werden und mit diesen Grundsätzen war Mrs Pilcher auch 62 Jahre verheiratet.
Nachdem ich diese Zeilen gelesen habe, lausche ich pragmatisch V.s Lesung aus dem heutigen Sportteil über die Jugendförderung des FC Bayern, warum dessen Talente jetzt alle woanders spielen und warum Misomovic unter 80 Kilo bleiben sollte.
"Ach", seufze ich in einem Anfall von leidenschaftlichem Pragmatismus. "Ich freu mich schon drauf, mit dir alt zu werden."
V. überlegt kurz.
"Oh ja", sagt er. "Dann haben wir ein Haus und schauen den ganzen Tag englische Liga!"
Im Übrigen kann der Club morgen Zweiter werden. Also Daumendrücken.
14.4.09
Sicher ins Stadion
Nach dem Spiel gegen Rot-Weiß Oberhausen und vier Siegen in Folge war es dann soweit. Nach langer Zeit versagten bei V. einige wichtige aufstiegssichernde Gehirnwindungen den Dienst.
Der Rasen in Oberhausen war noch nass, da strahlte er mich an und sagte:
"Jetzt kannst du wirklich mal wieder mit ins Stadion!"
Nein. Kann ich nicht. Einen Trainer kann man bei Misserfolg feuern (siehe Holger Fach, Augsburg, vergangenes Wochenende bzw. Jürgen Klinsmann, München, bald) - aber mich? Droht die Scheidung, wenn ich dem Club den Aufstieg versaue? Da bleibe ich dem Stadion der leichten Kredite lieber fern.
Am Samstag erzählte ich T., Stürmerstar und Schwalbenkönig, von V.s Vorschlag mit dem Stadionbesuch. Er legte besorgt die Stürmerstirn in Falten.
"Er riskiert schon wieder zu viel", sagte T. nur.
Der Rasen in Oberhausen war noch nass, da strahlte er mich an und sagte:
"Jetzt kannst du wirklich mal wieder mit ins Stadion!"
Nein. Kann ich nicht. Einen Trainer kann man bei Misserfolg feuern (siehe Holger Fach, Augsburg, vergangenes Wochenende bzw. Jürgen Klinsmann, München, bald) - aber mich? Droht die Scheidung, wenn ich dem Club den Aufstieg versaue? Da bleibe ich dem Stadion der leichten Kredite lieber fern.
Am Samstag erzählte ich T., Stürmerstar und Schwalbenkönig, von V.s Vorschlag mit dem Stadionbesuch. Er legte besorgt die Stürmerstirn in Falten.
"Er riskiert schon wieder zu viel", sagte T. nur.
29.3.09
Urlaub, Tag 2.
Mein Highlight: Abendessen auf einer Terrasse am Meer, Atlantikrauschen, Möwenkreischen, Sonnenuntergang. Pescado fresco, vino tinto, romantico.
V.s Highlight: Satelitenfernsehen im Ferienhaus, DSF auf Programmplatz 166. Die Begegnung Freiburg - Club ab Minute 52. Das 1:0 von Dario Vidosic.
Wir beide sind: entspannt.
13.3.09
V. liest Zeitung - Teil 2
Am Wochenende liest V. nicht nur sehr ausführlich den Sportteil - er liest ihn auch vor. Mir.
Das wäre kein Problem, wenn ich sehbehindert, Analphabetin oder interessiert wäre. Nur trifft keines dieser Attribute auf mich zu.
Nicht an einem Samstagmorgen. Nicht einmal, wenn ich eine sehr lange Seite-3-Reportage über den neuen Wirtschaftsminister lese.
Der Samstagmorgen läuft im ungefähren so ab (wenn wir nicht gerade um 7 Uhr morgens mit dem Bus in den Bayerischen Wald fahren): Aufstehen, Kaffee kochen, Zeitung vor der Tür holen, Wasser für Eier heiß machen, Geschirr in Esszimmer tragen, Essen ins Esszimmer tragen usw.
Hinsetzen, Zeitung aufklappen, Sportteil für den Angetrauten herausfischen.
Dann ich: Erste Seite kurz überfliegen, Panorama-Teil ein bisschen lesen, Zeitung aufblättern, Seite 3 lesen. Dazu: schweigen.
Dann V.: Sportteil entfalten, Aufmacher taxieren, schweigen. Dann: Kann ich dir kurz was vorlesen?
Ich (stecke gerade im zweiten Absatz): Nein. Ich lese auch.
V.: Ja, aber du bist ja erst am Anfang. Macht ja nix. Also, Uli Hoeneß hat nämlich gesagt...
Ich: Will ich nicht wissen. Interessiert mich nicht. Ich lese selbst.
V.: Ja, aber das ist jetzt wirklich wichtig. Das muss ich dir vorlesen.
Ich: Musst du nicht.
V.: Es ist wirklich lustig.
Ich: Ist es nicht, ist es nie. Es ist ein aus dem Zusammenhang gerissener Satz über Uli Hoeneß, den du irgendwie lustig findest. Den will ich nicht hören, ich will nicht darüber lesen, ich will jetzt die Reportage über den Guttenberg lesen.
(Beleidigte Stille, ca. 4 Minuten.)
V.: Das mit den Karlsruher Ultras musst du jetzt aber wirklich wissen.
Ich: Nein. Muss ich nicht. Du musst ja auch nicht wissen, was der Guttenberg gestern zur Merkel gesagt hat. Ich les dir das ja auch nicht vor.
V.: Weil es ja auch nicht relevant ist. Also, die Ultras...
(Es folgt eine längere Ausführung zum Thema, während ich gleichzeitig versuche, den Artikel fertig zu lesen, ohne mit von V. ablenken zu lassen)
Irgendwann hat V. dann den Sportteil durch und nimmt den Feuilleton. Daraus liest er übrigens nie vor. Was nicht fürs Feuilleton spricht.
Frust. Bier. Bratwürste.
V. sagt, er sei unzufrieden. Warum?, frage ich.
Hm, nee, weiß nich, is auch egal, nich so schlimm, grummelt er.
Stimmt alles nicht: Er weiß es sehr wohl, es ist nicht egal, und ist definitiv schlimmer als "nicht so schlimm".
Es liegt natürlich am Club, genauer gesagt, an den letzten beiden Spieltagen.
Vor zwei Wochen war er extra nach Nürnberg gefahren, den Kollegen und Mainz-Fan D. auf dem Beifahrer-Sitz, um drei Abseitstore und ein Null-null zu sehen.
Bei seiner Rückkehr, gegen Mitternacht, war er mittelschlecht gelaunt und antwortete auf die Doppelfrage "Wie viele waren im Stadion und wie war's?" mit "30.000, zwei Bratwürste und ein Bier."
Eine Stunde und zwei Mai-Tai später platzte es plötzlich aus ihm heraus: "Jetzt kommt der Frust. Oh wie scheiße. Drei Abseitstore. Davon zwei für den Club. So ein Mist."
Der Abend war gelaufen.
Vor einer Woche musste ich mich wegen eigener Unzufriedenheit einen Abend lang betrinken und kam erst nach Hause, als V. schon im Bett lag, die Decke über beide Ohren gezogen, die harte Realität des Zwei-zwei aussperrend. Wobei ich nichts vom Zwei-zwei wusste und in leicht angetrunkener Naivität mit Zuspruch und Romantik rechnete.
Dazu V.: Hallo. Hab nur die letzten zehn Minuten gesehen. Stand Zwei-eins für den Club, als ich eingeschaltet hab. Und dann machen die Duisburger noch das Zwei-zwei. Oh wie scheiße. So ein Mist.
Der Abend war dann auch gelaufen.
10.2.09
Montagsspiel
Manchmal muss man sich entscheiden, zwischen Fußball und Frau. Aber das ist nicht schlimm. Warum?
Frau: (Kommt nach einem 12-Stunden-Tag verfroren und ausgehungert nach Hause, lässt sich schwer in den Sessel fallen und möchte gerade nach einer Wärmflasche und einer Fußmassage verlangen als...)
Mann (angespannter Blick in Richtung Fernseher): Essen ist in der Küche, kannst's dir aufwärmen.
Frau (folgt seinem Blick): Ach so, 83. Minute. (schaut kurz weg, schaut wieder hin) 3 zu 0??? Für den Club???
Hinterher sagt Marek Mintal übrigens wieder, was er immer sagt: "Ist gut für Mannschaft, ist gut für Club." Wer will da noch Essen aufwärmen, wenn wir daheim gegen Kaiserslautern gewinnen.
Es gibt ein Leben nach dem Club
Ein Samstagabend im Februar. Sportschau. Stuttgart gegen Leverkusen.
Mario Gomez schießt ein Tor. V. und ich sind perplex.
Mario Gomez schießt noch ein Tor. V. und ich sind sehr perplex.
Kurz vor Schluss wird Angelos Charisteas eingewechselt. Am letzten Transfertag war er noch schnell zu Leverkusen gezogen, nachdem er beim Club nicht wirklich wusste, wo er mit dem Ball hin sollte.
V: Wirst sehen, gleich macht er ein Tor.
90. Minute. Charisteas nimmt dem Ball, überlegt kurz, was er damit soll, folgt einer schnellen Eingebung und schießt ihn ins Tor.
Leverkusen verlor trotzdem.
2.2.09
Was Wagner und Bukowski mit der Rückrunde zu tun haben
Es gibt Menschen, die hören Musik über sehr große Kopfhörer. Sie sind meist mittleren Alters, tragen schwarze Rollkragenpullis, und sind, wie ihre Einrichtung und vor allem die weißlackierten Bücherregale vermuten lassen, sehr kunstinteressiert (Schallplatten, Holzgeschnitztes aus Afrika etc.) und belesen (beim männlichen Vertreter dieser Spezies: natürlich viel Bukowski).
Sehr belesene Menschen besitzen grundsätzlich weißlackierte Bücherregale. Manchmal habe ich den Eindruck, der Kauf eines herkömmlichen Billy-Modells in weiß adelt einen schon zum Intellektuellen.
Unser Billy ist Birke-Furnier, Bukowski steht keiner drin, wird auch nie.
Diese Menschen in den schwarzen Rollkragenpullis vor den weißlackierten Billyregalen hören meist Wagner-Opern oder sehr, sehr abgefahrenen Free-Jazz über ihre überdimensionierten Kopfhörer.
Häufig haben sie dabei die Augen geschlossen, den Kopf leicht in den Nacken gelegt und den Mund zu einem dünnen, konzentrierten Strich verzogen.
Genauso sah V. am Freitagabend aus und ich hätte ihm im Schlussverkauf fast noch einen schwarzen Rollkragenpulli gekauft und unseren Billy umlackiert.
Bis V. plötzlich und schmerzverzerrt die Mundwinkel nach unten verzog und ein wütendes "Pfosten!" hervor stieß.
War halt doch keine Wagner-Oper, sondern Augsburg gegen Nürnberg zum Rückrundenauftakt. Übers Internetradio.
15.12.08
Die anderen spielen auch nicht schlecht
In der Nacht von Samstag auf Sonntag erwäge ich das Engagement eines Mentaltrainers. Für V. - der wälzt sich nämlich schlaflos neben mir, so sehr regt ihn die Begegnung 1860 gegen FCN zwölf Stunden vorher schon auf. Noch beim Frühstück beschließe ich, dass das mit dem Mentaltrainer keine schlechte Idee ist. Der könnte V. vor unserem nächsten Stadionbesuch bestimmt beruhigend zur Seite stehen.
Vielleicht kann ich ihm das auch zum Geburtstag schenken.
V. hat auf andere Weise vorgesorgt: Nämlich mit Thermo-Unterwäsche, neuer Mütze und Handschuhen. Der Sonntagnachmittag verspricht ein besonders kalter zu werden. Über mein eigenes Befinden mache ich mir zu diesem Zeitpunkt kaum Gedanken.
Wir sind schon längst in der Allianz Arena angekommen, da spüre ich erst, welcher Druck auf mir lastet. Ich sehe in die entsetzten Augen von H. und A., als ich ihnen erzähle, dass der Club bislang in meiner Gegenwart immer nur verloren hat. Und dafür sind sie über drei Stunden mit dem Zug angereist. Um sich von mir den Sonntag verderben lassen.
Schon vor dem Anpfiff habe ich ein schlechtes Gewissen.
Das 1:0 für den Club beruhigt mich, die Halbzeit nicht mitgerechnet, keine Viertelstunden, die 60er legen ja gleich nach. Ich ärgere mich. Rutsche unruhig auf meinem Sitz hin und her. Verziehe den Mund zu einem konzentrierten Strich. V. lacht sich kaputt. Die anderen spielen ja auch nicht schlecht, sagt er. Das klang vor dem Spiel aber noch anders.
Nach 90 Minuten und einem Unentschieden bin ich immerhin dankbar, dass der Club diesmal zumindest nicht verloren hat. Vielleicht klappt's ja nächstes Mal. Bis dahin bin ich ernsthaft auf der Suche nach einem Mentaltrainer.
Nein, nein, doch nicht für V. Ich dachte da eher an mich.
10.12.08
Der Jahrestag
Händchen halten wir nicht. "Jetzt nicht", sagt V. "Das ist gerade viel zu spannend."
Romantisch ist es trotzdem. Es ist Montag und unser elfter Jahrestag und irgendwie schon schön, dass der 8. Dezember vor elf Jahren auch ein Montag war und für den Club ein Zweit-Liga-Spieltag.
"Wie geht's?" frage ich in der 23. Spielminute. "Ein 2:0 ist noch nicht gut", orakelt V.
Beim 3.0 vergesse ich dann, mich zu freuen, weil ich's erst nicht kapiere, beim 4:0 holt V. gerade das Nutella-Glas aus der Küche und kann sich nur über die Zeitlupe freuen.
Aber dann sind wir plötzlich sehr beseelt von diesem Jahrestag, über den Marek Mintal nur sagt: "Ist gut für Mannschaft, ist gut für Club." Jawoll. Und Blumen hab ich auch bekommen.
8.12.08
Immobilien
"Und in zehn Jahren kaufen wir uns dann zwei nebeneinander liegende Doppelhaushälften", sagt A.
Vor meinem inneren Auge sehe ich eine kitschig-bürgerliche Idylle, in der A. und ich, jede mit einem Glas Rotwein in der Hand, auf einer Hollywood-Schaukel liegen, um uns herum springt eine Schar hübscher, hochintelligenter Kinder, am Grill stehen V. und D. vor mehreren Lappen Fleisch, während im Haus der neue Super-Receiver alle Bundesliga-Begegnungen des Tages gleichzeitig aufzeichnet.
V.s Vision sieht ähnlich aus, aber er hat noch einen Einwand.
"Dann müssen wir uns einigen, welche Fahne im Garten hängt, Club oder Mainz."
Daran hatte ich natürlich nicht gedacht.
"Obwohl", sagt V. "Ist ja beides rot-weiß, passt schon."
Idylle, wir kommen.
5.12.08
Empfang (3)
Der Receiver ist da. Er hat mindestens 1000 Programme, sprach anfangs nur Tschechisch und verfügt über keinen wie auch immer gearteten Schlitz für Bezahlfernsehen.
V. im Rausch. DSF, Eurosport, Canal Futbol und und und.
Da unterbreche ich nur ungern. "Wir haben am Montag ja Jahrestag", sage ich.
V. antwortet, wie ich es von ihm erwarte: "WAS?! Am MONTAG?! Nein, bitte tu mir das nicht an, nicht am MONTAG! Ich hab schon den Mittwoch für dich geopfert."
Am Mittwoch, während andere Männer versuchen die Champions League zu gewinnen, schleift mich V. beim Samba übers Parkett.
Seine Stimme bekommt einen flehentlichen Unterton: "Am Montag ist doch das Spiel gegen Rostock! Das wird übertragen! Und jetzt haben wir doch DSF!"
Immerhin hat er schon einmal ein Montags-Club-Spiel für mich sausen lassen. Vor elf Jahren. Das kann ich ihm nicht schon wieder antun.
1.12.08
Verhört
"Ach, und hab ich einen wirklich tollen Artikel im Stern gelesen", rufe ich V. zu, der im Schlafzimmer an der Bügelwäsche verzweifelt, während ich mir in der Küche noch ein Salami-Brot schmiere.
"Über Jürgen Klopp."
Na ja, ich rufe das weniger, als das ich es am Salami-Brot vorbeimüffele, deshalb kommt etwas raus das eher klingt wie "... .... Kl...bb."
Plötzlich schießt V. um die Ecke. "Was?! Wo?! Wie lange?! Hast du's dabei? Kann ich's lesen?"
Ich gucke ein bisschen verständnislos, schlucke das Salami-Brot hinunter, um mich wieder einwandfrei artikulieren zu können und sage: "Seit wann bist du so interessiert an Jürgen Klopp?"
Verständnislosigkeit bei V. "Klopp? Ich dachte, ich Stern steht was über den Club!"
Er schlurft zurück ins Schlafzimmer und murmelt noch eine Zeitlang kopfschüttelnd "Klopp, Klopp, als ob mich der interessieren würde" vor sich hin.
26.11.08
Empfang (2)
Die Handwerker sind fertig, die Anschlüsse gelegt, jetzt brauchen wir noch einen Receiver. Über die Vermieterin kann man wohl einen bestellen. Wollten wir eigentlich auch so machen.
Dachte ich.
Bis V. sagt: Wir sollten darauf achten, dass der neue Receiver auch einen Slot für eine Pay-TV-Karte hat.
Ich: ?
V: Falls man mal Premiere haben möchte.
Ich: Aber warum sollte man denn Premiere wollen?
V: Man könnte dann zum Beispiel D. einladen und ein bisschen Bundesliga-Konferenz schauen.
Ich: Ich glaube nicht, dass man das möchte. Dann geht man ja gar nicht mehr aus dem Haus. Bundesliga kann man doch auch nebenan in der Kneipe schauen.
V: Aber die zeigen doch nur Bayern-Spiele!!!
Es entspinnt sich ein kleiner Streit darüber, ob man jetzt wirklich Premiere braucht. Halbherzig lasse ich mich davon überzeugen, dass es sich dabei nicht um ein richtiges, kostenspieliges Abo handeln würde, sondern eher um das Abonnement einzelner Spiele. Man hat das natürlich alles längst im Internet recherchiert.
Ok. Dann macht man das halt. Fehler. Denn ab dieser Stelle denkt man gleich weiter.
V: Natürlich wäre dann ein Receiver mit Festplatte noch viel besser.
Ich: Warum?
V: Dann kann mann aufnehmen, was man schauen möchte und es dann ohne Werbung schauen.
Ich: Aber so viel Fernsehen schauen wir doch gar nicht.
V: Praktisch wäre es auch, wenn ein Kind da wäre. Angenommen, das schläft um 20.15 Uhr noch nicht - so ist es zum Beispiel bei D. - um 20.45 Uhr aber schon. Verpasst man immer den Anfang von einem guten Film. Kann man mit dem Receiver aufnehmen und einfach ab 20.45 Uhr gucken. Kostet halt 300 Euro.
Ich: Aber wir haben doch gar kein Kind!
25.11.08
Empfang (1)
Montagmorgen, 7.30 Uhr, es klingelt an der Tür.
Davor stehen zwei Handwerker. Der eine hat eine Glatze, der andere trägt ein bayerisches Trachtenmützerl und spricht mit polnischem Akzent.
Sie installieren gerade eine Satellitenanlage im Haus, dafür müssen sie in jeder Wohnung Löcher bohren und Kabel verlegen. V. führt durch unsere Wohnung, rückt Möbel zur Seite, zeigt Anschlüsse, fachsimpelt. Bejaht die Frage, ob wir einen Receiver brauchen. Händigt den Handwerkern einen Schlüssel aus.
Die bedanken sich und setzen ihre Runde bei unseren Nachbarn fort.
V. schließt die Tür hinter ihnen mit einem breiten Grinsen.
"Ist das nicht wunderbar?"
Ich bin kurz verwirrt. Was ist denn so wunderbar an einer Satellitenanlage? Der DVBT-Receiver hat's die ganze Zeit doch auch getan.
"DSF!!" ruft V. "Die Montagsspiele live!!! Wahnsinn!"
Wie reagiert die vorbildliche Ehefrau?
Sie zaubert ein warmes Lächeln auf ihr Gesicht und sagt:
Ich bin glücklich, wenn du glücklich bist.
6.11.08
Leidenschaft
Plötzlich drückt er mir einen Kuss auf die Lippen und ich denke noch, sind sie nicht schön, diese überraschenden Liebesbeweise aus dem Nichts, einfach so, ist das nicht schön verheiratet zu sein, alles richtig gemacht mit diesem Mann...
...da sagt V: Wir führen Eins-Null!
Und ist schon wieder weg.
9.10.08
WM-Quali (1): Unser Torwart ist verletzt.
Zum Glauben an Gott gehört, dass man sich nie darüber Gedanken macht, was passiert, wenn er zurücktritt oder zum VfB Stuttgart geht.
Wem das jetzt blasphemisch vorkommt, der kann sich nur nicht mehr daran erinnern, dass Jens Lehmann an dieser Stelle mal als "Gott" bezeichnet wurde. Und da, nebenbei gesagt, M. das immer wieder gerne aufwärmt, möchte ich mich auch noch mal darauf beziehen.
Als das mit "Lehmann ist Gott" gesagt wurde, war er noch Torwart der Nationalmannschaft und spielte bei Arsenal London. Zwei Jahre später ist er Mitglied der gleichen Bundesliga-Mannschaft wie Mario Gomez (!) und gehört nicht mehr zur Nationalmannschaft. Mario Gomez seltsamerweise schon, aber dazu ein ander Mal mehr.
Früher, als die Götter noch Sepp Maier, Bodo Ilgner oder Andi Köpke hießen, folgte auf den Tor-Gott einfach der Vize-Gott, oder (ab jetzt keine Anspielungen auf Gott mehr): Trat der erste Mann im Tor zurück, rückte der zweite nach - meist nachdem er schon mehrere Welt- und Europameisterschaften von der Bank aus betrachtet hatte, wahrscheinlich gegen die missgünstige Hoffnung ankämpfend Gott-Eins (sorry) möge sich im Viertelfinale gegen England ganz schrecklich die Hand verletzen.
Seit aber Gott auf einen Titanen folgte (nun aber ernst, keine Gott-Seitenhiebe mehr, versprochen), versucht auch Joachim Löw in der deutschen Nationalmannschaft das Prinzip des Erbfolgekriegs zu etablieren. Auf dem Schlachtfeld: Robert Enke, Rene Adler, Manuel Neuner und Tim Wiese. Sollte letztere vier in den vergangenen Wochen missgünstige Gedanken niedergekämpft haben, so wurden diese erhört.
Robert Enke hat sich an der Hand verletzt und jetzt sind wir mal gespannt, wer am Samstag gegen Russland im Tor steht.
Außer Tim Wiese kenne ich keinen und wegen Tim Wiese habe ich mich dagegen entschlossen, Werder-Fan zu werden.
7.10.08
Neues aus der 2. Liga
Fast vier Monate Blog-Pause - was ist passiert?
Nürnberg hat einen neuen Trainer. Michael Oenning.
V. hat geheiratet. Mich.
Und so schließt sich ein Kreis: Ob erster Kuss oder Jawort - bei wichtigen Ereignissen im Leben spielt der Club gerade in der 2. Liga.
Und dort spielt er schlecht. Leider kann daran wohl auch nichts Michael Oenning ändern, von dem ich von Anfang an hellauf begeistert war: studierter Germanist, Grimme-Preisträger und neben dem Platz so dynamisch wie Jürgen Klopp.
Ich freute mich ehrlich über Oennings Start als Trainer, denn, das muss ich gestehen, sonst wäre ich fast der Versuchung erlegen, Klopp zum BVB zu folgen. Ob das T. gefallen hätte?
Nun mag Michael Oenning fehlerfrei den Faust zitieren können, mit dem Fußball klappt das nicht so.
Es klappt so überhaupt nicht, dass V. vergangene Woche nach einem wirklich katastrophalen Montagsspiel und viel Geschrei (seitens V.) verkündete, ab jetzt sei er kein Fußballfan mehr.
Zur allgemeinen Beruhigung: Das letzte Spiel hat er immerhin per Videotext verfolgt, gewisse Montagabende hält er sich weiter frei und den Sportteil liest er immer noch.
Um die Moral wieder etwas hochzuhalten bin ich gestern dann mit einem Club-Schal um den Hals zur Arbeit gefahren.
Ob's was bringt?
24.6.08
Der Kniestrumpf
Im Bereich der Bein- und Fußbekleidung fristete der Kniestrumpf bislang ein eher klägliches Dasein. Erwachsene Menschen hegen meist negative Erinnerung an kratzige, von Muttern verordnete Exemplare in peinlichen Farben, die ständig rutschten und - zu Rock oder kurzer Hose getragen - auch noch für alle anderen deutlich sichtbar waren.
Ich selbst erinnere mich mit Schaudern an ein Paar Kniestrümpfe aus dem Jahr 1985. Sie waren weiß und versehen mit einem elaborierten Lochmuster und als modischer Gag kräuselte sich der Strumpfsaum unterhalb des Knies in dezenten Wellen.
Mit noch größerem Schaudern erinnere ich mich allerdings an meine Obsession für diese Dinger - ich fand sie einfach klasse und erbettelte inständig mehr Lochmuster-Kniestrümpfe. Als Verteidigung habe ich nur vorzubringen: Es waren halt die achtziger. Irgendwo habt ihr doch alle kunstvoll durchlöcherte Kniestrümpfe im Keller, ich weiß es.
Im Jahr 2008 - so dachte ich - geht es dem Kniestrumpf schlecht. Kniestrümpfe verwandeln normale Frauen in kleine Mädchen, wirken auch an modebewussten japanischen Touristinnen irgendwie affig und machen sich auch zum Wiesn-Dirndl nur an ungefähr jeder 1000. Münchnerin ganz gut.
Die einzigen, die noch Kniestrümpfe tragen, sind die Fußballer. Wobei in diesem Metier das peinliche Beinkleid gerne mit dem Euphemismus "Stutzen" versehen wird.
Kenner der Szene wie z.B. V. werden jetzt entrüstet einwerfen, ein Stutzen sei ja wohl etwas anders als ein Kniestrumpf. Pfff....
Auch wenn ein Plastikdeckel drunter steckt - ein Kniestrumpf bleibt ein Kniestrumpf und steigert sich an Bastian Schweinsteigers Beinen sogar zum Thrombose-Strumpf (Schweinsteiger zieht sich seine weißen Stutzen fast bis übers Knie und weil er dazu auch noch weiße Fußballschuhe trägt, wirkt er manchmal wie auf dem Weg in den OP).
Nun ist der Kniestrumpf im Kommen. Nicht nur, dass sich die Designer der Sportartikelhersteller und Nationalmannschaftsausstatter meinen Beobachtungen zufolge immer detailverliebter den Stutzen widmen (ich erinnere nur an das liebevoll eingewebte rot-weiße Schachbrettmuster auf den Stutzen der Kroaten) -
nein, heute morgen habe ich auch noch einen jungen Fußballfan mit Kniestrümpfen gesehen.
Ein Trend ist geboren.
Nächstes Jahr laufen wir alle rum wie Mädchen. Oder wie Bastian Schweinsteiger.
19.6.08
Wir schauen Europameisterschaft (2)
Auch wenn die Substantive "Fußball" und "Zauber" sich nicht selten in den Sätzen fachkundiger Zeitungsschreiber und Spielkommentatoren wieder finden - in den vergangenen Tagen hatte Fußball wenig mit Zauberei gemein.
Dafür wohnt jedem Tipp ein Zauber inne und wenn nicht das, dann zumindest eine inbrünstig gemurmelte Beschwörungsformel, die innerlich unablässig wiederholt wird: "3:1... 3:1... 3:1..."
Natürlich rät ein Fußballfachkundiger wie V. zu Recht: Nie das tippen, was man sich wünscht, sondern das, was auch rauskommen wird. Nur um sich dann selbstredend nicht daran zu halten.
Deshalb ist er auch nicht der Koordinator einer Tipprunde, sondern einer Beschwörungsrunde.
Mit V. haben sich dort sieben andere Gleichgesinnte zusammen getan und sind nun angetreten, den Sieg der deutschen Nationalmannschaft nicht nur heute abend herbei zu beschwören.
Das mag entfernt an Seancen aus dem 19. Jahrhundert erinnern, hat in der Realität jedoch wenig damit zu tun.
Weder verfügen wir über ein Medium, das in der Lage ist Kontakt zu toten oder lebenden Fußballspielern oder Podolskis Wadenbein herzustellen, noch über einen gemeinsamen Treffpunkt, wo wir uns an den Händen halten, die Augen schließen und der Dinge harren können, die da kommen.
Im Jahr 2008 beschwört man Excel-Tabellen.
Ich persönlich verfolge übrigens beide Wege, den des Tippens und den des Beschwörens.
In der Beschwörungsrunde um V. beschwöre ich natürlich auch einen Sieg der Deutschen und habe sie schon im Voraus zu Europameistern erklärt.
In der Tipprunde auf der Arbeit gehe ich es zusammen mit Kollegin T. etwas mehr der Realität verbunden an. Hier geht es um viel Geld, da wird nicht beschwört.
Kroatien wird Europameister und Deutschland muss heute abend nach Hause fahren.
Der Tipp gegen Deutschland hat sogar Kalkül: Da sich unter den Mit-Tippern viele Beschwörer befinden, die allein schon aus Aberglaube nicht gegen Deutschland tippen würden, können wir morgen richtig Geld gewinnen.
Ich schwör's.
9.6.08
Wir schauen Europameisterschaft (1)
Ich kann nicht anders. Sobald David Jarolims Name fällt muss ich es sagen. Nämlich: Der war mal beim Club, spielt jetzt aber für den HSV.
Worauf V. stolz in die (Männer-) Runde schaut und sagt: Der Wahnsinn, oder? Nur die Regeln hat sie nicht so drauf.
Stimmt, da muss ich passen. Das mit dem Abseits habe ich immer noch nicht kapiert, obwohl es mir T. schon während der EM 1996 mithilfe einiger Matchbox-Autos und einer Blumenvase zu erklären versucht hatte.
Damals hat Deutschland übrigens zum letzten Mal ein EM-Spiel gewonnen, das Finale gegen Tschechien. Worauf sich prompt der Kreis schließt, denn David Jarolim ist Tscheche.
V. versucht das mit dem Erklären der Abseitsregel erst gar nicht, bemüht weder Vasen noch Spielzeugautos, findet nicht die richtigen Worte und bittet mich, ins "Fußball Unser" zu schauen, da sei es ganz gut erklärt.
Die Zeit dafür habe ich noch nicht gefunden, deshalb kann ich auch immer noch nicht sagen, ob Podolskis erstes Tor in meinen Augen nun Abseits war oder nicht.
Egal. Deutschland hat wieder mal ein EM-Spiel gewonnen, Clemens Fritz ist jetzt die schnellste Maus von Mexiko und Jens Lehmann sieht immer noch fantastisch aus.
30.5.08
V. liest Zeitung - Teil 1
Das Geheimnis einer glücklichen Ehe sei, das habe ich erst kürzlich in einer renommierten Fernsehzeitung gelesen, die Pflege von Ritualen.
V. und ich pflegen zum Beispiel das Zeitungsritual, das jedoch abhängig vom Wochentag auf zwei verschiedene Weisen vollzogen wird.
Da wären
- das Wochenend-Samstagmorgen-Ritual (davon an anderer Stelle mehr)
- das Werktags-Ritual
ca. 6:30 Uhr: Ich stehe auf, dusche, ziehe mich an, trage den Föhn in die Küche, hole die Zeitung, trage sie in die Küche, entsorge Werbung und Immobilienteil gleich im Papiermüll, fische den Sport- hinterm Wirtschaftsteil hervor, lege ihn auf den Tisch, föhne mich, lese dabei die Panorama-Seite.
(Ich kann mich in unserem neuen Bad nicht föhnen, dort gibt es keine Steckdose.)
ca. 7:15 Uhr (oder später): V. steht auf, duscht, zieht sich an, kommt in die Küche, sagt er müsse gleich weg, setzt sich hin, nimmt den Sportteil und sagt: Einen Artikel muss ich lesen, sonst kann ich nicht gehen. Theoretisch hätte er dafür in der U-Bahn mindestens 20 Minuten Zeit, aber ohne einen Artikel, z.B. über englische Kapitäne und deren echte Tränen, aus dem Haus zu gehen würde wahrscheinlich ganz mieses Karma bedeuten.
ca. 7:17 Uhr: Ich verlasse die Küche, suche Schuhe/Handy/Tasche o.ä., reiße im Schlafzimmer das Fenster auf, suche wieder irgendwas, will meine Jacke anziehen, V. sagt: Ich muss dir noch was vorlesen.
In dem Absatz, den er mir dann vorliest, geht es darum, dass Michael Ballack sich doch tatsächlich das Elfmeter-Schießen des Champions-League-Finales noch einmal angesehen hat, John Terry geweint hat und dazu steht, und der Kapitän, der "Captain" im englischen Fußball dem militärischen Rang eines solchen, nämlich des Anführers, sehr nahe steht, was wiederum mit dem Empire zu tun hat.
Ich stehe mit dem Schlüssel in der Hand in der Tür. V. strahlt und sagt:
"In einem Artikel braucht nur was über England zu stehen, das wird immer gelesen."
Ich verspreche, das für den heutigen Arbeitstag zu beherzigen.
19.5.08
Trost ist im Sauerland.
Entweder hat er es noch nicht realisiert oder er nimmt den Abstieg wirklich mit beneidenswerter Gelassenheit.
Doch abwarten: Ob am ersten Spieltag der neuen Bundesliga-Saison noch Argumente wie "Toll, dann ist das Club-Spiel jeden Montag das Top-Spiel im DSF" etwas gelten, ist heute noch nicht sicher.
Den unausweichlichen Abstieg in die zweite Liga nahm V. am Samstag jedenfalls wie ein Mann. Aber da waren ja auch zwölf andere Männer, die ihn mit viel Bier und Gitarrenmusik wieder auffangen konnten - und die er vorsorglich mit Club-Trikots ausgestattet hatte.
Half alles nichts.
Trost spendete das Sauerland-Lied, das V. gestern allerdings nur noch krächzen konnte. "...Wo die Mädchen noch wilder als die Kühe sind." Aha.
Trost kam auch von M., der wie immer unnachahmlich formulierte:
"Liebe kennt keine Liga."
14.4.08
Ein ganz normaler, verregneter Freitagabend
15 Uhr: V. bester Laune, schlägt Abendessen vor, kauft ein und kocht fast alles selbst.
18 Uhr: Wir essen. V. spricht von "den Abend gemeinsam verbringen". Ach, das wird ja gemütlich, denke ich.
19.30 Uhr: V. entschuldigt sich, ich muss den Abend ab 21.30 Uhr alleine verbringen, denn B5 überträgt die zweite Halbzeit des Club-Spiels. Habe natürlich Verständnis, will ja auch, dass der Club gewinnt und schau dann halt einen alten Tatort.
21.25 Uhr: V. schaltet Radio ein und ist hoch erfreut: Club führt 1:0. Und das gegen die beste Mannschaft der Rückrunde, das muss hier mal gesagt sein.
21.30 Uhr: In Nürnberg regnet es nicht, es schüttet.
21.35 Uhr: In Nürnberg geht die Welt unter. Ganz normale englische Verhältnisse, sagen die Kommentatoren. "Jetzt pfeif schon an", sagt V. zum Radio. Das Radio pfeift nicht an.
21.40 Uhr: "Scheiße" brüllt V. aus der Küche und ich denke, Mist, jetzt führt Wolfsburg doch noch. Dem ist nicht so. "Verdammt noch mal, pfeif an", murrt V. in Richtung Radio. Das Radio pfeift immer noch nicht an. Der Schiri auch nicht. Kommentatoren ratlos, in England spielen sie doch auch.
21.45 Uhr: Rasen wird vom Wasser befreit, Ball hüpft über den Platz. Schaut gut aus, sagen die Kommentatoren. Schiri telefoniert mit Wetteramt.
21.55 Uhr: V. schimpft. Auf den Schiri. Auf das Wetter. Auf das Schicksal. Auf den drohenden Abstieg.
22.15 Uhr: V. sagt: "Wenn wir jetzt deswegen absteigen, dann..." Was dann passiert, sagt er nicht. Denn...
22.25 Uhr: Spielabbruch, der erste in der Bundesliga seit 32 Jahren. V. stinksauer. Geht ins Bett.
Den Tatort kannte ich schon, der war langweilig.
8.4.08
Hoffnung ist kein Kitsch.
V: Jetzt könntest du schon mal was wieder in den Blog schreiben!
(Zu Recht hat er wie einige andere meine durch den Meyer-Rausschmiss ausgelöste Schreibblockade kritisiert. Da ich mich nun aber an Thomas von Heesen und seine schicken Anzüge am Spielfeldrand gewöhnt habe, kann es weiter gehen. Schöner Trainer, übrigens.)
Ich: Ich hab doch was reingeschrieben. Unter der Überschrift "Dreieins". (siehe unten)
V: Gefällt mir nicht. Da musst du schon "Hoffnung" schreiben.
Ich: "Hoffnung" ist doch viel zu kitschig für Fußball!
V: Im Fußball kann es nie kitschig genug sein.
7.4.08
Dreieins.
Wir unterhalten uns gerade darüber, ob Stefan Raab zur ARD gehen sollte oder nicht.
V. sagt: Dreieins.
Wir fachsimpeln, welche Filme bei keinem Kriegsfilmabend fehlen dürfen und ob "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" wirklich der ultimative Hochzeitsfilm ist.
V sagt: Dreieins.
Wir wissen nicht, ob wir fünf Minuten auf die Straßenbahn warten sollen oder ob es sich lohnt, in der Zeit bis zur nächsten Haltestelle zu laufen.
V sagt: Dreieins.
V. sagt an diesem Samstagabend natürlich noch ein bisschen mehr. Äußert sich zu Stefan Raab, gibt Kriegsfilmfachwissen zum besten und spricht sich dafür aus, nicht auf die Straßenbahn zu warten. Um dann noch zu erwähnen: Dreieins.
Und es ist wirklich wahr: Der Club hat Dreieins gegen Frankfurt gewonnen. Steht damit zwar immer noch auf einem Abstiegsplatz, aber was soll's.
Dreieins.
Spieler des Tages: Michael A. Roth (Aro)
Was ich über ihn weiß: Schon lange Präsident des Club. Sehr lange. Teppich-Spezialist. Nicht sehr beliebt.
Wie V. ihn findet: Seit Samstag sagt er: Respekt. Sauber.
Warum Spieler des Tages: Nachdem beim Spiel gegen Frankfurt drei Leuchtrakaten aus dem Fan-Block auf dem Spielfeld landeten, stellte sich Roth für den Rest des Spieles vor denselbigen.
Weitere Fakten: Normalerweise wirkt Roth wie ein überkandidelter, fränkischer Napoleon, der sich nicht zu fein ist, Schuhe mit Absätzen zu tragen. Ein Mann, mit dem der Club nicht so gut kann, aber ohne ihn eben auch nicht. Dass er sich am Samstag vor den Block schwarzer Ultras stellen würde, hätte wohl kaum ein Fan erwartet. Und Roth war ehrlich entsetzt und sauer - auf Misimovics Tor reagierte er nicht einmal mit einem Schulterzucken.
13.2.08
Sehr geehrter Herr Bader,
mit Verlaub: Aber was haben Sie sich dabei bloß gedacht? Lassen wir mal den Abstiegsplatz und das 1:1 gegen Rostock links liegen und schauen uns um, was übrig bleibt.
Da sind die ganzen entsetzten Fans. Da sind aber auch die Frauen der entsetzten Fans.
Da ist V.
Da bin ich.
Klar, Herr Bader, Sie müssen sich das Gejammere ja nicht anhören. Jedenfalls nicht live. Sie gehen halt einfach nicht mehr ans Telefon oder lassen das Internet-Forum auf der Club-Homepage schließen. Vor Ihnen sitzt kein 31-Jähriges Häuflein Elend auf dem Sofa, das wahlweise auf den "Chaotenverein" oder den "Idiotenverein" schimpft.
Lieber Herr Bader,
und dann auch noch an einem Montag! Das macht man aber nun wirklich nicht. Nicht, wenn Herr Meyer am morgen noch seine Beziehung zum Verein lobt und sich Deutschland abends auf das "Lost"-Staffelfinale konzentrieren sollte.
Stattdessen habe ich die Hälfte von "Lost" verpasst, weil V. ständig zu "Blickpunkt Sport" umschalten musste. Aber die konnten die Neuigkeit zu diesem Thema ja auch noch nicht mit Fakten füllen.
Aber vielleicht hat es sich am Sonntag schon angekündigt, als wir gefühlte 44 Folgen der bekannten Serie "24" schauten. Der mitleidlose Agent Jack Bauer ist auf der Suche nach einer Person, die angeblich wichtiges Beweismaterial bei sich hat. Im weiteren Sinne: Ein Terrorist. Der Agent legt sich mächtig ins Zeug, um diese Person zu finden, schmuggelt sich in ein Flugzeug, macht sich dreckig, tut sich weh - bis die erlösende Nachricht aus der Zentrale kommt: Die gesuchte Person ist ein deutscher Terrorist und heißt Hans Meyer.
Später stellt sich heraus, dass es eine Verwechslung war, aber da hat Jack Bauer den Herrn Meyer schon im Gepäckraum eingeschlossen.
Ein Omen?
Und, Herr Bader, wie konnten Sie es zulassen, dass V. die Nachricht von einem KSC-Fan erfährt! Können Sie sich das Trauma unzähliger Club-Fans vorstellen, die an einem Montagabend angerufen werden? Von einem KSC-Fan? Der "es" schon weiß? Der sich plötzlich als Überbringer der Hiobsbotschaft wieder findet, dabei wollte er doch eigentlich trösten.
Das war ganz schön blöd, Herr Bader. Hätte man damit nicht bis Dienstagvormittag warten können?
Ach, Herr Bader, ich weiß schon, was sie jetzt sagen werden: Der Club-Fan ist halt zu vergesslich. Früher, also in Prä-Meyer-Zeiten, war das nämlich ganz normal, dass der Club mal ganz schnell einen Trainer los wurde. Das war bei Klaus Augenthaler so (von V. auch sehr verehrt, aber nicht so sehr), bei Wolfgang Wolf - eigentlich bei allen, oder? Nun hat sich der Verein also wieder auf die alten Muster besonnen, zum Nachteil des Herrn Meyer.
Schade, trotzdem.
Jetzt wird es wieder wie früher werden. Jetzt kommen wieder die mitleidige Blicke - aber vielleicht auch die billigen Tickets in der 2. Liga und Siege gegen 1860. Und dann auch wieder 1. Bundesliga.
Aber, dass Sie es wissen, Herr Bader, die gerahmte Autogrammkarte von Hans Meyer, die lassen wir auf dem DVD-Player stehen. Jetzt erst recht.
Mit freundlichen Grüßen, natürlich auch an Herrn Roth.
24.1.08
Leidenschaft.
Um sich schon morgens um kurz nach halb acht auf eine erregte Diskussion über Oliver Kahn und Jens Lehmann einzulassen, muss man das Feuer der Pubertät in sich tragen.
Man muss ungefähr 14 sein, weiblich, Röhrenjeans und Converse-Turnschuhe tragen, lässig auf dem grünen i-pod rumdrücken und vor allem eines sein: überzeugt von der Sache, vom Titan und seinen schier übermenschlichen Fähigkeiten.
"Du hasch doch koi Ahnung", raunzt das braunhaarige Mädchen mit dem grünen i-pod ihr männliches, milchgesichtiges Gegenüber an.
Wir befinden uns mitten in einer Oli-gegen-Jens-Diskussion und es mir unbegreiflich wo in einer Münchner U-Bahn plötzlich diese schwäbische Schärfe herkommt.
Noch unbegreiflicher ist es mir, wie die Ur-Diskussion, die sich vor allem darum drehte, ob zuerst Frankreich oder Deutschland Handball-Weltmeister wurde, plötzlich beim Fußball landete. Aber morgens kann ich mich einfach noch nicht so gut konzentrieren.
Das Milchgesicht jedenfalls hat keine Chance. Er kann noch so oft sagen "Der Kahn ist ein Arsch" oder "Ich halt ja auch nicht viel von Lehmann, aber..." In dem Alter hat man halt noch nicht so viele Argumente.
Woraufhin seine Freundin eine Art Brandrede hält, die inhaltlich betrachtet auch nicht überzeugt (das Alter, die Argumente), dafür aber voll solch flammender Leidenschaft ist, von der sich Olis Verena wahrscheinlich ein großes Stück abschneiden sollte.
Ich wusste nicht, dass Oli Kahn bei 14-Jährigen noch so hoch im Kurs steht. Es ist mir unbegreiflich. Aber dem 13-Jährigen Gegenüber offensichtlich auch.
Ich überlege noch kurz, ob ich vielleicht Timo Hildebrandt noch ins Spiel bringen sollte oder ein Statement zu den englischen Fliegenfängern (Kinder, seid doch froh, dass wir sowas nicht mitmachen müssen).
Ich lasse es lieber, aber nur, um nicht morgens um kurz nach halb acht auch noch die ganze pubertäre, leidenschaftliche, schwäbische Schärfe spüren zu müssen.
"Ob Fußball oder Handball - mit dir kann ma einfach über nix rede", sagt sie, angekommen am Hauptbahnhof.
Noch eine Woche.
Man muss ungefähr 14 sein, weiblich, Röhrenjeans und Converse-Turnschuhe tragen, lässig auf dem grünen i-pod rumdrücken und vor allem eines sein: überzeugt von der Sache, vom Titan und seinen schier übermenschlichen Fähigkeiten.
"Du hasch doch koi Ahnung", raunzt das braunhaarige Mädchen mit dem grünen i-pod ihr männliches, milchgesichtiges Gegenüber an.
Wir befinden uns mitten in einer Oli-gegen-Jens-Diskussion und es mir unbegreiflich wo in einer Münchner U-Bahn plötzlich diese schwäbische Schärfe herkommt.
Noch unbegreiflicher ist es mir, wie die Ur-Diskussion, die sich vor allem darum drehte, ob zuerst Frankreich oder Deutschland Handball-Weltmeister wurde, plötzlich beim Fußball landete. Aber morgens kann ich mich einfach noch nicht so gut konzentrieren.
Das Milchgesicht jedenfalls hat keine Chance. Er kann noch so oft sagen "Der Kahn ist ein Arsch" oder "Ich halt ja auch nicht viel von Lehmann, aber..." In dem Alter hat man halt noch nicht so viele Argumente.
Woraufhin seine Freundin eine Art Brandrede hält, die inhaltlich betrachtet auch nicht überzeugt (das Alter, die Argumente), dafür aber voll solch flammender Leidenschaft ist, von der sich Olis Verena wahrscheinlich ein großes Stück abschneiden sollte.
Ich wusste nicht, dass Oli Kahn bei 14-Jährigen noch so hoch im Kurs steht. Es ist mir unbegreiflich. Aber dem 13-Jährigen Gegenüber offensichtlich auch.
Ich überlege noch kurz, ob ich vielleicht Timo Hildebrandt noch ins Spiel bringen sollte oder ein Statement zu den englischen Fliegenfängern (Kinder, seid doch froh, dass wir sowas nicht mitmachen müssen).
Ich lasse es lieber, aber nur, um nicht morgens um kurz nach halb acht auch noch die ganze pubertäre, leidenschaftliche, schwäbische Schärfe spüren zu müssen.
"Ob Fußball oder Handball - mit dir kann ma einfach über nix rede", sagt sie, angekommen am Hauptbahnhof.
Noch eine Woche.
17.1.08
Fußball spielen
Ich wil gerade eine neue Rolle Klopapier holen, als V. ruft: "Schau mal, was der Kicker über mich schreibt!"
So so. Der Herr ist also im "Kicker". Wie konnte das passieren.
Eine Minute später lese ich selbst: "V. ist der erfolgreichste Trainer dieser Bundesligasaison und hat den 1. FC Nürnberg in ungeahnte Höhen geführt. Mit zehn Punkten Vorsprung ist den Nürnbergern die Meisterschaft kaum noch zu nehmen." Sauber.
Auch wenn das im ersten Moment anzunehmen wäre: Wir befinden uns nicht in einem Paralleluniversum, sondern lediglich im Computer-Spiel "Fußballmanager 08". So weit ich das überblicke (und ich überblicke hier nicht viel) kann man da seinen eigenen Verein trainieren und eben Fußball spielen im Sinne eines So-tun-als-ob. Und auf der CD-Hülle ist Hans Meyer drauf, grimmig und entschlossen zur Seite schauend.
Während sich V. von der Presse feiern lässt, bereitet sich der Club gewissenhaft auf die Rückrunde vor und hat auch schon zwei neue Spieler präsentiert:
Jan Koller, der schon recht alt ist und wahrscheinlich auch deshalb eine Legende. Und meiner Meinung nach V. auch ein bisschen ähnlich sieht.
Und Jacques Abardonado. Französischer Innenverteidiger.
Dazu V. (ein erklärter Nicht-Freund des französischen Akzents): Der spricht fast akzentfrei, das ist gut. Aber die Mutter ist ja auch Spanierin.
Noch zwei Wochen.
So so. Der Herr ist also im "Kicker". Wie konnte das passieren.
Eine Minute später lese ich selbst: "V. ist der erfolgreichste Trainer dieser Bundesligasaison und hat den 1. FC Nürnberg in ungeahnte Höhen geführt. Mit zehn Punkten Vorsprung ist den Nürnbergern die Meisterschaft kaum noch zu nehmen." Sauber.
Auch wenn das im ersten Moment anzunehmen wäre: Wir befinden uns nicht in einem Paralleluniversum, sondern lediglich im Computer-Spiel "Fußballmanager 08". So weit ich das überblicke (und ich überblicke hier nicht viel) kann man da seinen eigenen Verein trainieren und eben Fußball spielen im Sinne eines So-tun-als-ob. Und auf der CD-Hülle ist Hans Meyer drauf, grimmig und entschlossen zur Seite schauend.
Während sich V. von der Presse feiern lässt, bereitet sich der Club gewissenhaft auf die Rückrunde vor und hat auch schon zwei neue Spieler präsentiert:
Jan Koller, der schon recht alt ist und wahrscheinlich auch deshalb eine Legende. Und meiner Meinung nach V. auch ein bisschen ähnlich sieht.
Und Jacques Abardonado. Französischer Innenverteidiger.
Dazu V. (ein erklärter Nicht-Freund des französischen Akzents): Der spricht fast akzentfrei, das ist gut. Aber die Mutter ist ja auch Spanierin.
Noch zwei Wochen.
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