2.2.09

Was Wagner und Bukowski mit der Rückrunde zu tun haben

Es gibt Menschen, die hören Musik über sehr große Kopfhörer. Sie sind meist mittleren Alters, tragen schwarze Rollkragenpullis, und sind, wie ihre Einrichtung und vor allem die weißlackierten Bücherregale vermuten lassen, sehr kunstinteressiert (Schallplatten, Holzgeschnitztes aus Afrika etc.) und belesen (beim männlichen Vertreter dieser Spezies: natürlich viel Bukowski).

Sehr belesene Menschen besitzen grundsätzlich weißlackierte Bücherregale. Manchmal habe ich den Eindruck, der Kauf eines herkömmlichen Billy-Modells in weiß adelt einen schon zum Intellektuellen. 
Unser Billy ist Birke-Furnier, Bukowski steht keiner drin, wird auch nie.

Diese Menschen in den schwarzen Rollkragenpullis vor den weißlackierten Billyregalen hören meist Wagner-Opern oder sehr, sehr abgefahrenen Free-Jazz über ihre überdimensionierten Kopfhörer. 

Häufig haben sie dabei die Augen geschlossen, den Kopf leicht in den Nacken gelegt und den Mund zu einem dünnen, konzentrierten Strich verzogen.

Genauso sah V. am Freitagabend aus und ich hätte ihm im Schlussverkauf fast noch einen schwarzen Rollkragenpulli gekauft und unseren Billy umlackiert.

Bis V. plötzlich und schmerzverzerrt die Mundwinkel nach unten verzog und ein wütendes "Pfosten!" hervor stieß.

War halt doch keine Wagner-Oper, sondern Augsburg gegen Nürnberg zum Rückrundenauftakt. Übers Internetradio.

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