19.4.09

V. spielt selbst (1)

Vor vier Monaten:
Auf einer Party kurz vor Weihnachten stehen Männer Ende zwanzig, Anfang dreißig herum. Sie trinken Bier, sie reden über Fußball im Allgemeinen, über bestimmte Vereine im Besonderen. Ein Mainzer ist dabei, ein Köln-Fan, einige andere und natürlich V. Die anwesenden Frauen beobachten die Männergruppe amüsiert, stoßen mit Baileys an und reden über Kindererziehung.
Plötzlich sind die Männer ganz aufgeregt, sie rufen wild durcheinander, die Frauen hören nur verzerrte Laute, die sich anhören wie "Ja, das machen wir!" oder "Davon hab ich schon immer geträumt!" und "Wir fangen spätestens im Februar an!" Die Männer stoßen mit Bier an, sie umarmen sich, ihre Gesichter strahlen wie die kleiner Jungs an Weihnachten und die Frauen sind ein bisschen neidisch. Auf den Moment der vorbehaltlosen Zusammenrottung, des ungeniert geteilten Glücks miteinander warten sie noch. "Wollen wir nicht mal zusammen ins Kino gehen?", fragt eine, während die Männer beschließen, eine Hobby-Fußball-Gruppe zu gründen. Wenn es schon nie für den Vereinsplatz daheim gereicht hat, im Englischen Garten spielen können sie alle mal.

V. sagt, dass er sehr glücklich ist und Fußballschuhe kaufen muss.

Vor ungefähr zwei Monaten:
Der Spielbeginn wird erst einmal verschoben, im Februar ist es einfach noch zu kalt.

Vor zwei Wochen:
V. berät sich ausführlich mit T. Dieser - Stürmerstar, Schwalbenkönig, Chancentod - thematisiert natürlich erst einmal die Ausrüstung. "Du kannst klar billige Fußballschuhe kaufen, so für dreißig, vierzig Euro" - V. verzieht das Gesicht, er ist ein überzeugter Markenjunkie - "aber du willst bestimmt die Adidas Kaiser 5. Das sind super Schuhe." Ende der Werbesendung. V. macht sich im Internet noch ein bisschen schlau - es gibt Foren zu Fußballschuhen, wen wundert's noch - und ist natürlich überzeugt. Nur ob der Name "Kaiser" auf Franz Beckenbauer zurück geht, kann er mir nicht sagen.

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