2.2.09

Was Wagner und Bukowski mit der Rückrunde zu tun haben

Es gibt Menschen, die hören Musik über sehr große Kopfhörer. Sie sind meist mittleren Alters, tragen schwarze Rollkragenpullis, und sind, wie ihre Einrichtung und vor allem die weißlackierten Bücherregale vermuten lassen, sehr kunstinteressiert (Schallplatten, Holzgeschnitztes aus Afrika etc.) und belesen (beim männlichen Vertreter dieser Spezies: natürlich viel Bukowski).

Sehr belesene Menschen besitzen grundsätzlich weißlackierte Bücherregale. Manchmal habe ich den Eindruck, der Kauf eines herkömmlichen Billy-Modells in weiß adelt einen schon zum Intellektuellen. 
Unser Billy ist Birke-Furnier, Bukowski steht keiner drin, wird auch nie.

Diese Menschen in den schwarzen Rollkragenpullis vor den weißlackierten Billyregalen hören meist Wagner-Opern oder sehr, sehr abgefahrenen Free-Jazz über ihre überdimensionierten Kopfhörer. 

Häufig haben sie dabei die Augen geschlossen, den Kopf leicht in den Nacken gelegt und den Mund zu einem dünnen, konzentrierten Strich verzogen.

Genauso sah V. am Freitagabend aus und ich hätte ihm im Schlussverkauf fast noch einen schwarzen Rollkragenpulli gekauft und unseren Billy umlackiert.

Bis V. plötzlich und schmerzverzerrt die Mundwinkel nach unten verzog und ein wütendes "Pfosten!" hervor stieß.

War halt doch keine Wagner-Oper, sondern Augsburg gegen Nürnberg zum Rückrundenauftakt. Übers Internetradio.

15.12.08

Die anderen spielen auch nicht schlecht

In der Nacht von Samstag auf Sonntag erwäge ich das Engagement eines Mentaltrainers. Für V. - der wälzt sich nämlich schlaflos neben mir, so sehr regt ihn die Begegnung 1860 gegen FCN zwölf Stunden vorher schon auf. Noch beim Frühstück beschließe ich, dass das mit dem Mentaltrainer keine schlechte Idee ist. Der könnte V. vor unserem nächsten Stadionbesuch bestimmt beruhigend zur Seite stehen. 
Vielleicht kann ich ihm das auch zum Geburtstag schenken.

V. hat auf andere Weise vorgesorgt: Nämlich mit Thermo-Unterwäsche, neuer Mütze und Handschuhen. Der Sonntagnachmittag verspricht ein besonders kalter zu werden. Über mein eigenes Befinden mache ich mir zu diesem Zeitpunkt kaum Gedanken.

Wir sind schon längst in der Allianz Arena angekommen, da spüre ich erst, welcher Druck auf mir lastet. Ich sehe in die entsetzten Augen von H. und A., als ich ihnen erzähle, dass der Club bislang in meiner Gegenwart immer nur verloren hat. Und dafür sind sie über drei Stunden mit dem Zug angereist. Um sich von mir den Sonntag verderben lassen. 
Schon vor dem Anpfiff habe ich ein schlechtes Gewissen.

Das 1:0 für den Club beruhigt mich, die Halbzeit nicht mitgerechnet, keine Viertelstunden, die 60er legen ja gleich nach. Ich ärgere mich. Rutsche unruhig auf meinem Sitz hin und her. Verziehe den Mund zu einem konzentrierten Strich. V. lacht sich kaputt. Die anderen spielen ja auch nicht schlecht, sagt er. Das klang vor dem Spiel aber noch anders.

Nach 90 Minuten und einem Unentschieden bin ich immerhin dankbar, dass der Club diesmal zumindest nicht verloren hat. Vielleicht klappt's ja nächstes Mal. Bis dahin bin ich ernsthaft auf der Suche nach einem Mentaltrainer. 

Nein, nein, doch nicht für V. Ich dachte da eher an mich.

10.12.08

Der Jahrestag

Händchen halten wir nicht. "Jetzt nicht", sagt V. "Das ist gerade viel zu spannend."

Romantisch ist es trotzdem. Es ist Montag und unser elfter Jahrestag und irgendwie schon schön, dass der 8. Dezember vor elf Jahren auch ein Montag war und für den Club ein Zweit-Liga-Spieltag. 

"Wie geht's?" frage ich in der 23. Spielminute. "Ein 2:0 ist noch nicht gut", orakelt V. 

Beim 3.0 vergesse ich dann, mich zu freuen, weil ich's erst nicht kapiere, beim 4:0 holt V. gerade das Nutella-Glas aus der Küche und kann sich nur über die Zeitlupe freuen.

Aber dann sind wir plötzlich sehr beseelt von diesem Jahrestag, über den Marek Mintal nur sagt: "Ist gut für Mannschaft, ist gut für Club." Jawoll. Und Blumen hab ich auch bekommen.

8.12.08

Immobilien

"Und in zehn Jahren kaufen wir uns dann zwei nebeneinander liegende Doppelhaushälften", sagt A. 

Vor meinem inneren Auge sehe ich eine kitschig-bürgerliche Idylle, in der A. und ich, jede mit einem Glas Rotwein in der Hand, auf einer Hollywood-Schaukel liegen, um uns herum springt eine Schar hübscher, hochintelligenter Kinder, am Grill stehen V. und D. vor mehreren Lappen Fleisch, während im Haus der neue Super-Receiver alle Bundesliga-Begegnungen des Tages gleichzeitig aufzeichnet.

V.s Vision sieht ähnlich aus, aber er hat noch einen Einwand.

"Dann müssen wir uns einigen, welche Fahne im Garten hängt, Club oder Mainz."

Daran hatte ich natürlich nicht gedacht.

"Obwohl", sagt V. "Ist ja beides rot-weiß, passt schon."

Idylle, wir kommen.

5.12.08

Empfang (3)

Der Receiver ist da. Er hat mindestens 1000 Programme, sprach anfangs nur Tschechisch und verfügt über keinen wie auch immer gearteten Schlitz für Bezahlfernsehen.

V. im Rausch. DSF, Eurosport, Canal Futbol und und und.

Da unterbreche ich nur ungern.  "Wir haben am Montag ja Jahrestag", sage ich.

V. antwortet, wie ich es von ihm erwarte: "WAS?! Am MONTAG?! Nein, bitte tu mir das nicht an, nicht am MONTAG! Ich hab schon den Mittwoch für dich geopfert."

Am Mittwoch, während andere Männer versuchen die Champions League zu gewinnen, schleift mich V. beim Samba übers Parkett.

Seine Stimme bekommt einen flehentlichen Unterton: "Am Montag ist doch das Spiel gegen Rostock! Das wird übertragen! Und jetzt haben wir doch DSF!"

Immerhin hat er schon einmal ein Montags-Club-Spiel für mich sausen lassen. Vor elf Jahren. Das kann ich ihm nicht schon wieder antun.

1.12.08

Verhört

"Ach, und hab ich einen wirklich tollen Artikel im Stern gelesen", rufe ich V. zu, der im Schlafzimmer an der Bügelwäsche verzweifelt, während ich mir in der Küche noch ein Salami-Brot schmiere.

"Über Jürgen Klopp." 

Na ja, ich rufe das weniger, als das ich es am Salami-Brot vorbeimüffele, deshalb kommt etwas raus das eher klingt wie "... .... Kl...bb."

Plötzlich schießt V. um die Ecke. "Was?! Wo?! Wie lange?! Hast du's dabei? Kann ich's lesen?"

Ich gucke ein bisschen verständnislos, schlucke das Salami-Brot hinunter, um mich wieder einwandfrei artikulieren zu können und sage: "Seit wann bist du so interessiert an Jürgen Klopp?"

Verständnislosigkeit bei V. "Klopp? Ich dachte, ich Stern steht was über den Club!"

Er schlurft zurück ins Schlafzimmer und murmelt noch eine Zeitlang kopfschüttelnd "Klopp, Klopp, als ob mich der interessieren würde" vor sich hin.

26.11.08

Empfang (2)

Die Handwerker sind fertig, die Anschlüsse gelegt, jetzt brauchen wir noch einen Receiver. Über die Vermieterin kann man wohl einen bestellen. Wollten wir eigentlich auch so machen. 
Dachte ich.

Bis V. sagt: Wir sollten darauf achten, dass der neue Receiver auch einen Slot für eine Pay-TV-Karte hat.

Ich: ?

V: Falls man mal Premiere haben möchte.

Ich: Aber warum sollte man denn Premiere wollen?

V: Man könnte dann zum Beispiel D. einladen und ein bisschen Bundesliga-Konferenz schauen.

Ich: Ich glaube nicht, dass man das möchte. Dann geht man ja gar nicht mehr aus dem Haus. Bundesliga kann man doch auch nebenan in der Kneipe schauen.

V: Aber die zeigen doch nur Bayern-Spiele!!!

Es entspinnt sich ein kleiner Streit darüber, ob man jetzt wirklich Premiere braucht. Halbherzig lasse ich mich davon überzeugen, dass es sich dabei nicht um ein richtiges, kostenspieliges Abo handeln würde, sondern eher um das Abonnement einzelner Spiele. Man hat das natürlich alles längst im Internet recherchiert.

Ok. Dann macht man das halt. Fehler. Denn ab dieser Stelle denkt man gleich weiter.

V: Natürlich wäre dann ein Receiver mit Festplatte noch viel besser. 

Ich: Warum?

V: Dann kann mann aufnehmen, was man schauen möchte und es dann ohne Werbung schauen.

Ich: Aber so viel Fernsehen schauen wir doch gar nicht.

V: Praktisch wäre es auch, wenn ein Kind da wäre. Angenommen, das schläft um 20.15 Uhr noch nicht - so ist es zum Beispiel bei D. - um 20.45 Uhr aber schon. Verpasst man immer den Anfang von einem guten Film. Kann man mit dem Receiver aufnehmen und einfach ab 20.45 Uhr gucken. Kostet halt 300 Euro.

Ich: Aber wir haben doch gar kein Kind!

25.11.08

Empfang (1)

Montagmorgen, 7.30 Uhr, es klingelt an der Tür.
Davor stehen zwei Handwerker. Der eine hat eine Glatze, der andere trägt ein bayerisches Trachtenmützerl und spricht mit polnischem Akzent.

Sie installieren gerade eine Satellitenanlage im Haus, dafür müssen sie in jeder Wohnung Löcher bohren und Kabel verlegen. V. führt durch unsere Wohnung, rückt Möbel zur Seite, zeigt Anschlüsse, fachsimpelt. Bejaht die Frage, ob wir einen Receiver brauchen. Händigt den Handwerkern einen Schlüssel aus.
Die bedanken sich und setzen ihre Runde bei unseren Nachbarn fort.

V. schließt die Tür hinter ihnen mit einem breiten Grinsen.

"Ist das nicht wunderbar?"

Ich bin kurz verwirrt. Was ist denn so wunderbar an einer Satellitenanlage? Der DVBT-Receiver hat's die ganze Zeit doch auch getan.

"DSF!!" ruft V. "Die Montagsspiele live!!! Wahnsinn!"

Wie reagiert die vorbildliche Ehefrau?

Sie zaubert ein warmes Lächeln auf ihr Gesicht und sagt:

Ich bin glücklich, wenn du glücklich bist.

6.11.08

Leidenschaft

Plötzlich drückt er mir einen Kuss auf die Lippen und ich denke noch, sind sie nicht schön, diese überraschenden Liebesbeweise aus dem Nichts, einfach so, ist das nicht schön verheiratet zu sein, alles richtig gemacht mit diesem Mann...

...da sagt V: Wir führen Eins-Null!

Und ist schon wieder weg.

9.10.08

WM-Quali (1): Unser Torwart ist verletzt.

Zum Glauben an Gott gehört, dass man sich nie darüber Gedanken macht, was passiert, wenn er zurücktritt oder zum VfB Stuttgart geht.

Wem das jetzt blasphemisch vorkommt, der kann sich nur nicht mehr daran erinnern, dass Jens Lehmann an dieser Stelle mal als "Gott" bezeichnet wurde. Und da, nebenbei gesagt, M. das immer wieder gerne aufwärmt, möchte ich mich auch noch mal darauf beziehen.

Als das mit "Lehmann ist Gott" gesagt wurde, war er noch Torwart der Nationalmannschaft und spielte bei Arsenal London. Zwei Jahre später ist er Mitglied der gleichen Bundesliga-Mannschaft wie Mario Gomez (!) und gehört nicht mehr zur Nationalmannschaft. Mario Gomez seltsamerweise schon, aber dazu ein ander Mal mehr.

Früher, als die Götter noch Sepp Maier, Bodo Ilgner oder Andi Köpke hießen, folgte auf den Tor-Gott einfach der Vize-Gott, oder (ab jetzt keine Anspielungen auf Gott mehr): Trat der erste Mann im Tor zurück, rückte der zweite nach - meist nachdem er schon mehrere Welt- und Europameisterschaften von der Bank aus betrachtet hatte, wahrscheinlich gegen die missgünstige Hoffnung ankämpfend Gott-Eins (sorry) möge sich im Viertelfinale gegen England ganz schrecklich die Hand verletzen.

Seit aber Gott auf einen Titanen folgte (nun aber ernst, keine Gott-Seitenhiebe mehr, versprochen), versucht auch Joachim Löw in der deutschen Nationalmannschaft das Prinzip des Erbfolgekriegs zu etablieren. Auf dem Schlachtfeld: Robert Enke, Rene Adler, Manuel Neuner und Tim Wiese. Sollte letztere vier in den vergangenen Wochen missgünstige Gedanken niedergekämpft haben, so wurden diese erhört.

Robert Enke hat sich an der Hand verletzt und jetzt sind wir mal gespannt, wer am Samstag gegen Russland im Tor steht. 

Außer Tim Wiese kenne ich keinen und wegen Tim Wiese habe ich mich dagegen entschlossen, Werder-Fan zu werden.

7.10.08

Neues aus der 2. Liga

Fast vier Monate Blog-Pause - was ist passiert?

Nürnberg hat einen neuen Trainer. Michael Oenning.
V. hat geheiratet. Mich.
Und so schließt sich ein Kreis: Ob erster Kuss oder Jawort - bei wichtigen Ereignissen im Leben spielt der Club gerade in der 2. Liga.

Und dort spielt er schlecht. Leider kann daran wohl auch nichts Michael Oenning ändern, von dem ich von Anfang an hellauf begeistert war: studierter Germanist, Grimme-Preisträger und neben dem Platz so dynamisch wie Jürgen Klopp.

Ich freute mich ehrlich über Oennings Start als Trainer, denn, das muss ich gestehen, sonst wäre ich fast der Versuchung erlegen, Klopp zum BVB zu folgen. Ob das T. gefallen hätte?

Nun mag Michael Oenning fehlerfrei den Faust zitieren können, mit dem Fußball klappt das nicht so. 

Es klappt so überhaupt nicht, dass V. vergangene Woche nach einem wirklich katastrophalen Montagsspiel und viel Geschrei (seitens V.) verkündete, ab jetzt sei er kein Fußballfan mehr.

Zur allgemeinen Beruhigung: Das letzte Spiel hat er immerhin per Videotext verfolgt, gewisse Montagabende hält er sich weiter frei und den Sportteil liest er immer noch.

Um die Moral wieder etwas hochzuhalten bin ich gestern dann mit einem Club-Schal um den Hals zur Arbeit gefahren.

Ob's was bringt?

24.6.08

Der Kniestrumpf

Im Bereich der Bein- und Fußbekleidung fristete der Kniestrumpf bislang ein eher klägliches Dasein. Erwachsene Menschen hegen meist negative Erinnerung an kratzige, von Muttern verordnete Exemplare in peinlichen Farben, die ständig rutschten und - zu Rock oder kurzer Hose getragen - auch noch für alle anderen deutlich sichtbar waren.

Ich selbst erinnere mich mit Schaudern an ein Paar Kniestrümpfe aus dem Jahr 1985. Sie waren weiß und versehen mit einem elaborierten Lochmuster und als modischer Gag kräuselte sich der Strumpfsaum unterhalb des Knies in dezenten Wellen. 

Mit noch größerem Schaudern erinnere ich mich allerdings an meine Obsession für diese Dinger - ich fand sie einfach klasse und erbettelte inständig mehr Lochmuster-Kniestrümpfe. Als Verteidigung habe ich nur vorzubringen: Es waren halt die achtziger. Irgendwo habt ihr doch alle kunstvoll durchlöcherte Kniestrümpfe im Keller, ich weiß es.

Im Jahr 2008 - so dachte ich - geht es dem Kniestrumpf schlecht. Kniestrümpfe verwandeln normale Frauen in kleine Mädchen, wirken auch an modebewussten japanischen Touristinnen irgendwie affig und machen sich auch zum Wiesn-Dirndl nur an ungefähr jeder 1000. Münchnerin ganz gut.

Die einzigen, die noch Kniestrümpfe tragen, sind die Fußballer. Wobei in diesem Metier das peinliche Beinkleid gerne mit dem Euphemismus "Stutzen" versehen wird. 

Kenner der Szene wie z.B. V. werden jetzt entrüstet einwerfen, ein Stutzen sei ja wohl etwas anders als ein Kniestrumpf. Pfff.... 

Auch wenn ein Plastikdeckel drunter steckt - ein Kniestrumpf bleibt ein Kniestrumpf und steigert sich an Bastian Schweinsteigers Beinen sogar zum Thrombose-Strumpf (Schweinsteiger zieht sich seine weißen Stutzen fast bis übers Knie und weil er dazu auch noch weiße Fußballschuhe trägt, wirkt er manchmal wie auf dem Weg in den OP).

Nun ist der Kniestrumpf im Kommen. Nicht nur, dass sich die Designer der Sportartikelhersteller und Nationalmannschaftsausstatter meinen Beobachtungen zufolge immer detailverliebter den Stutzen widmen (ich erinnere nur an das liebevoll eingewebte rot-weiße Schachbrettmuster auf den Stutzen der Kroaten) - 

nein, heute morgen habe ich auch noch einen jungen Fußballfan mit Kniestrümpfen gesehen.

Ein Trend ist geboren.

Nächstes Jahr laufen wir alle rum wie Mädchen. Oder wie Bastian Schweinsteiger.

19.6.08

Wir schauen Europameisterschaft (2)

Auch wenn die Substantive "Fußball" und "Zauber" sich nicht selten in den Sätzen fachkundiger Zeitungsschreiber und Spielkommentatoren wieder finden - in den vergangenen Tagen hatte Fußball wenig mit Zauberei gemein.

Dafür wohnt jedem Tipp ein Zauber inne und wenn nicht das, dann zumindest eine inbrünstig gemurmelte Beschwörungsformel, die innerlich unablässig wiederholt wird: "3:1... 3:1... 3:1..."

Natürlich rät ein Fußballfachkundiger wie V. zu Recht: Nie das tippen, was man sich wünscht, sondern das, was auch rauskommen wird. Nur um sich dann selbstredend nicht daran zu halten.

Deshalb ist er auch nicht der Koordinator einer Tipprunde, sondern einer Beschwörungsrunde.

Mit V. haben sich dort sieben andere Gleichgesinnte zusammen getan und sind nun angetreten, den Sieg der deutschen Nationalmannschaft nicht nur heute abend herbei zu beschwören.

Das mag entfernt an Seancen aus dem 19. Jahrhundert erinnern, hat in der Realität jedoch wenig damit zu tun. 
Weder verfügen wir über ein Medium, das in der Lage ist Kontakt zu toten oder lebenden Fußballspielern oder Podolskis Wadenbein herzustellen, noch über einen gemeinsamen Treffpunkt, wo wir uns an den Händen halten, die Augen schließen und der Dinge harren können, die da kommen.

Im Jahr 2008 beschwört man Excel-Tabellen.

Ich persönlich verfolge übrigens beide Wege, den des Tippens und den des Beschwörens.

In der Beschwörungsrunde um V. beschwöre ich natürlich auch einen Sieg der Deutschen und habe sie schon im Voraus zu Europameistern erklärt.

In der Tipprunde auf der Arbeit gehe ich es zusammen mit Kollegin T. etwas mehr der Realität verbunden an. Hier geht es um viel Geld, da wird nicht beschwört. 

Kroatien wird Europameister und Deutschland muss heute abend nach Hause fahren. 

Der Tipp gegen Deutschland hat sogar Kalkül: Da sich unter den Mit-Tippern viele Beschwörer befinden, die allein schon aus Aberglaube nicht gegen Deutschland tippen würden, können wir morgen richtig Geld gewinnen. 

Ich schwör's.

9.6.08

Wir schauen Europameisterschaft (1)

Ich kann nicht anders. Sobald David Jarolims Name fällt muss ich es sagen. Nämlich: Der war mal beim Club, spielt jetzt aber für den HSV.

Worauf V. stolz in die (Männer-) Runde schaut und sagt: Der Wahnsinn, oder? Nur die Regeln hat sie nicht so drauf.

Stimmt, da muss ich passen. Das mit dem Abseits habe ich immer noch nicht kapiert, obwohl es mir T. schon während der EM 1996 mithilfe einiger Matchbox-Autos und einer Blumenvase zu erklären versucht hatte. 

Damals hat Deutschland übrigens zum letzten Mal ein EM-Spiel gewonnen, das Finale gegen Tschechien. Worauf sich prompt der Kreis schließt, denn David Jarolim ist Tscheche.

V. versucht das mit dem Erklären der Abseitsregel erst gar nicht, bemüht weder Vasen noch Spielzeugautos, findet nicht die richtigen Worte und bittet mich, ins "Fußball Unser" zu schauen, da sei es ganz gut erklärt.

Die Zeit dafür habe ich noch nicht gefunden, deshalb kann ich auch immer noch nicht sagen, ob Podolskis erstes Tor in meinen Augen nun Abseits war oder nicht.

Egal. Deutschland hat wieder mal ein EM-Spiel gewonnen, Clemens Fritz ist jetzt die schnellste Maus von Mexiko und Jens Lehmann sieht immer noch fantastisch aus.

30.5.08

V. liest Zeitung - Teil 1

Das Geheimnis einer glücklichen Ehe sei, das habe ich erst kürzlich in einer renommierten Fernsehzeitung gelesen, die Pflege von Ritualen.

V. und ich pflegen zum Beispiel das Zeitungsritual, das jedoch abhängig vom Wochentag auf zwei verschiedene Weisen vollzogen wird.

Da wären
  •  das Wochenend-Samstagmorgen-Ritual (davon an anderer Stelle mehr)
  • das Werktags-Ritual
Betrachten wir heute das Werktags-Ritual:

ca. 6:30 Uhr: Ich stehe auf, dusche, ziehe mich an, trage den Föhn in die Küche, hole die Zeitung, trage sie in die Küche, entsorge Werbung und Immobilienteil gleich im Papiermüll, fische den Sport- hinterm Wirtschaftsteil hervor, lege ihn auf den Tisch, föhne mich, lese dabei die Panorama-Seite.
(Ich kann mich in unserem neuen Bad nicht föhnen, dort gibt es keine Steckdose.)

ca. 7:15 Uhr (oder später): V. steht auf, duscht, zieht sich an, kommt in die Küche, sagt er müsse gleich weg, setzt sich hin, nimmt den Sportteil und sagt: Einen Artikel muss ich lesen, sonst kann ich nicht gehen. Theoretisch hätte er dafür in der U-Bahn mindestens 20 Minuten Zeit, aber ohne einen Artikel, z.B. über englische Kapitäne und deren echte Tränen, aus dem Haus zu gehen würde wahrscheinlich ganz mieses Karma bedeuten.

ca. 7:17 Uhr: Ich verlasse die Küche, suche Schuhe/Handy/Tasche o.ä., reiße im Schlafzimmer das Fenster auf, suche wieder irgendwas, will meine Jacke anziehen, V. sagt: Ich muss dir noch was vorlesen.

In dem Absatz, den er mir dann vorliest, geht es darum, dass Michael Ballack sich doch tatsächlich das Elfmeter-Schießen des Champions-League-Finales noch einmal angesehen hat, John Terry geweint hat und dazu steht, und der Kapitän, der "Captain" im englischen Fußball dem militärischen Rang eines solchen, nämlich des Anführers, sehr nahe steht, was wiederum mit dem Empire zu tun hat.

Ich stehe mit dem Schlüssel in der Hand in der Tür. V. strahlt und sagt:

"In einem Artikel braucht nur was über England zu stehen, das wird immer gelesen."

Ich verspreche, das für den heutigen Arbeitstag zu beherzigen.

19.5.08

Trost ist im Sauerland.

Entweder hat er es noch nicht realisiert oder er nimmt den Abstieg wirklich mit beneidenswerter Gelassenheit. 

Doch abwarten: Ob am ersten Spieltag der neuen Bundesliga-Saison noch Argumente wie "Toll, dann ist das Club-Spiel jeden Montag das Top-Spiel im DSF" etwas gelten, ist heute noch nicht sicher.

Den unausweichlichen Abstieg in die zweite Liga nahm V. am Samstag jedenfalls wie ein Mann. Aber da waren ja auch zwölf andere Männer, die ihn mit viel Bier und Gitarrenmusik wieder auffangen konnten - und die er vorsorglich mit Club-Trikots ausgestattet hatte.

Half alles nichts. 

Trost spendete das Sauerland-Lied, das V. gestern allerdings nur noch krächzen konnte. "...Wo die Mädchen noch wilder als die Kühe sind." Aha.

Trost kam auch von M., der wie immer unnachahmlich formulierte:

"Liebe kennt keine Liga."

14.4.08

Ein ganz normaler, verregneter Freitagabend

15 Uhr: V. bester Laune, schlägt Abendessen vor, kauft ein und kocht fast alles selbst.

18 Uhr: Wir essen. V. spricht von "den Abend gemeinsam verbringen". Ach, das wird ja gemütlich, denke ich.

19.30 Uhr: V. entschuldigt sich, ich muss den Abend ab 21.30 Uhr alleine verbringen, denn B5 überträgt die zweite Halbzeit des Club-Spiels. Habe natürlich Verständnis, will ja auch, dass der Club gewinnt und schau dann halt einen alten Tatort.

21.25 Uhr: V. schaltet Radio ein und ist hoch erfreut: Club führt 1:0. Und das gegen die beste Mannschaft der Rückrunde, das muss hier mal gesagt sein.

21.30 Uhr: In Nürnberg regnet es nicht, es schüttet.

21.35 Uhr: In Nürnberg geht die Welt unter. Ganz normale englische Verhältnisse, sagen die Kommentatoren. "Jetzt pfeif schon an", sagt V. zum Radio. Das Radio pfeift nicht an.

21.40 Uhr: "Scheiße" brüllt V. aus der Küche und ich denke, Mist, jetzt führt Wolfsburg doch noch. Dem ist nicht so. "Verdammt noch mal, pfeif an", murrt V. in Richtung Radio. Das Radio pfeift immer noch nicht an. Der Schiri auch nicht. Kommentatoren ratlos, in England spielen sie doch auch.

21.45 Uhr: Rasen wird vom Wasser befreit, Ball hüpft über den Platz. Schaut gut aus, sagen die Kommentatoren. Schiri telefoniert mit Wetteramt.

21.55 Uhr: V. schimpft. Auf den Schiri. Auf das Wetter. Auf das Schicksal. Auf den drohenden Abstieg.

22.15 Uhr: V. sagt: "Wenn wir jetzt deswegen absteigen, dann..." Was dann passiert, sagt er nicht. Denn...

22.25 Uhr: Spielabbruch, der erste in der Bundesliga seit 32 Jahren. V. stinksauer. Geht ins Bett. 

Den Tatort kannte ich schon, der war langweilig.

8.4.08

Hoffnung ist kein Kitsch.

V: Jetzt könntest du schon mal was wieder in den Blog schreiben!

(Zu Recht hat er wie einige andere meine durch den Meyer-Rausschmiss ausgelöste Schreibblockade kritisiert. Da ich mich nun aber an Thomas von Heesen und seine schicken Anzüge am Spielfeldrand gewöhnt habe, kann es weiter gehen. Schöner Trainer, übrigens.)

Ich: Ich hab doch was reingeschrieben. Unter der Überschrift "Dreieins". (siehe unten)

V: Gefällt mir nicht. Da musst du schon "Hoffnung" schreiben.

Ich: "Hoffnung" ist doch viel zu kitschig für Fußball!

V: Im Fußball kann es nie kitschig genug sein.

7.4.08

Dreieins.

Wir unterhalten uns gerade darüber, ob Stefan Raab zur ARD gehen sollte oder nicht.
V. sagt: Dreieins.

Wir fachsimpeln, welche Filme bei keinem Kriegsfilmabend fehlen dürfen und ob "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" wirklich der ultimative Hochzeitsfilm ist.
V sagt: Dreieins.

Wir wissen nicht, ob wir fünf Minuten auf die Straßenbahn warten sollen oder ob es sich lohnt, in der Zeit bis zur nächsten Haltestelle zu laufen.
V sagt: Dreieins.

V. sagt an diesem Samstagabend natürlich noch ein bisschen mehr. Äußert sich zu Stefan Raab, gibt Kriegsfilmfachwissen zum besten und spricht sich dafür aus, nicht auf die Straßenbahn zu warten. Um dann noch zu erwähnen: Dreieins.

Und es ist wirklich wahr: Der Club hat Dreieins gegen Frankfurt gewonnen. Steht damit zwar immer noch auf einem Abstiegsplatz, aber was soll's.

Dreieins.

Spieler des Tages: Michael A. Roth (Aro)

Was ich über ihn weiß: Schon lange Präsident des Club. Sehr lange. Teppich-Spezialist. Nicht sehr beliebt.

Wie V. ihn findet: Seit Samstag sagt er: Respekt. Sauber.

Warum Spieler des Tages: Nachdem beim Spiel gegen Frankfurt drei Leuchtrakaten aus dem Fan-Block auf dem Spielfeld landeten, stellte sich Roth für den Rest des Spieles vor denselbigen.

Weitere Fakten: Normalerweise wirkt Roth wie ein überkandidelter, fränkischer Napoleon, der sich nicht zu fein ist, Schuhe mit Absätzen zu tragen. Ein Mann, mit dem der Club nicht so gut kann, aber ohne ihn eben auch nicht. Dass er sich am Samstag vor den Block schwarzer Ultras stellen würde, hätte wohl kaum ein Fan erwartet. Und Roth war ehrlich entsetzt und sauer - auf Misimovics Tor reagierte er nicht einmal mit einem Schulterzucken.


13.2.08

Sehr geehrter Herr Bader,

mit Verlaub: Aber was haben Sie sich dabei bloß gedacht? Lassen wir mal den Abstiegsplatz und das 1:1 gegen Rostock links liegen und schauen uns um, was übrig bleibt. 

Da sind die ganzen entsetzten Fans. Da sind aber auch die Frauen der entsetzten Fans. 
Da ist V. 
Da bin ich.

Klar, Herr Bader, Sie müssen sich das Gejammere ja nicht anhören.  Jedenfalls nicht live. Sie gehen halt einfach nicht mehr ans Telefon oder lassen das Internet-Forum auf der Club-Homepage schließen. Vor Ihnen sitzt kein 31-Jähriges Häuflein Elend auf dem Sofa, das wahlweise auf den "Chaotenverein" oder den "Idiotenverein" schimpft.

Lieber Herr Bader,
und dann auch noch an einem Montag! Das macht man aber nun wirklich nicht. Nicht, wenn Herr Meyer am morgen noch seine Beziehung zum Verein lobt und sich Deutschland abends auf das "Lost"-Staffelfinale konzentrieren sollte.
Stattdessen habe ich die Hälfte von "Lost" verpasst, weil V. ständig zu "Blickpunkt Sport" umschalten musste. Aber die konnten die Neuigkeit zu diesem Thema ja auch noch nicht mit Fakten füllen.

Aber vielleicht hat es sich am Sonntag schon angekündigt, als wir gefühlte 44 Folgen der bekannten Serie "24" schauten. Der mitleidlose Agent Jack Bauer ist auf der Suche nach einer Person, die angeblich wichtiges Beweismaterial bei sich hat. Im weiteren Sinne: Ein Terrorist. Der Agent legt sich mächtig ins Zeug, um diese Person zu finden, schmuggelt sich in ein Flugzeug, macht sich dreckig, tut sich weh - bis die erlösende Nachricht aus der Zentrale kommt: Die gesuchte Person ist ein deutscher Terrorist und heißt Hans Meyer.

Später stellt sich heraus, dass es eine Verwechslung war, aber da hat Jack Bauer den Herrn Meyer schon im Gepäckraum eingeschlossen.
Ein Omen?

Und, Herr Bader, wie konnten Sie es zulassen, dass V. die Nachricht von einem KSC-Fan erfährt! Können Sie sich das Trauma unzähliger Club-Fans vorstellen, die an einem Montagabend angerufen werden? Von einem KSC-Fan? Der "es" schon weiß? Der sich plötzlich als Überbringer der Hiobsbotschaft wieder findet, dabei wollte er doch eigentlich trösten.
Das war ganz schön blöd, Herr Bader. Hätte man damit nicht bis Dienstagvormittag warten können? 

Ach, Herr Bader, ich weiß schon, was sie jetzt sagen werden: Der Club-Fan ist halt zu vergesslich. Früher, also in Prä-Meyer-Zeiten, war das nämlich ganz normal, dass der Club mal ganz schnell einen Trainer los wurde. Das war bei Klaus Augenthaler so (von V. auch sehr verehrt, aber nicht so sehr), bei Wolfgang Wolf - eigentlich bei allen, oder? Nun hat sich der Verein also wieder auf die alten Muster besonnen, zum Nachteil des Herrn Meyer. 

Schade, trotzdem. 

Jetzt wird es wieder wie früher werden. Jetzt kommen wieder die mitleidige Blicke - aber vielleicht auch die billigen Tickets in der 2. Liga und Siege gegen 1860. Und dann auch wieder 1. Bundesliga. 

Aber, dass Sie es wissen, Herr Bader, die gerahmte Autogrammkarte von Hans Meyer, die lassen wir auf dem DVD-Player stehen. Jetzt erst recht.

Mit freundlichen Grüßen, natürlich auch an Herrn Roth.

24.1.08

Leidenschaft.

Um sich schon morgens um kurz nach halb acht auf eine erregte Diskussion über Oliver Kahn und Jens Lehmann einzulassen, muss man das Feuer der Pubertät in sich tragen.
Man muss ungefähr 14 sein, weiblich, Röhrenjeans und Converse-Turnschuhe tragen, lässig auf dem grünen i-pod rumdrücken und vor allem eines sein: überzeugt von der Sache, vom Titan und seinen schier übermenschlichen Fähigkeiten.

"Du hasch doch koi Ahnung", raunzt das braunhaarige Mädchen mit dem grünen i-pod ihr männliches, milchgesichtiges Gegenüber an.

Wir befinden uns mitten in einer Oli-gegen-Jens-Diskussion und es mir unbegreiflich wo in einer Münchner U-Bahn plötzlich diese schwäbische Schärfe herkommt.

Noch unbegreiflicher ist es mir, wie die Ur-Diskussion, die sich vor allem darum drehte, ob zuerst Frankreich oder Deutschland Handball-Weltmeister wurde, plötzlich beim Fußball landete. Aber morgens kann ich mich einfach noch nicht so gut konzentrieren.

Das Milchgesicht jedenfalls hat keine Chance. Er kann noch so oft sagen "Der Kahn ist ein Arsch" oder "Ich halt ja auch nicht viel von Lehmann, aber..." In dem Alter hat man halt noch nicht so viele Argumente.

Woraufhin seine Freundin eine Art Brandrede hält, die inhaltlich betrachtet auch nicht überzeugt (das Alter, die Argumente), dafür aber voll solch flammender Leidenschaft ist, von der sich Olis Verena wahrscheinlich ein großes Stück abschneiden sollte.

Ich wusste nicht, dass Oli Kahn bei 14-Jährigen noch so hoch im Kurs steht. Es ist mir unbegreiflich. Aber dem 13-Jährigen Gegenüber offensichtlich auch.

Ich überlege noch kurz, ob ich vielleicht Timo Hildebrandt noch ins Spiel bringen sollte oder ein Statement zu den englischen Fliegenfängern (Kinder, seid doch froh, dass wir sowas nicht mitmachen müssen).

Ich lasse es lieber, aber nur, um nicht morgens um kurz nach halb acht auch noch die ganze pubertäre, leidenschaftliche, schwäbische Schärfe spüren zu müssen.

"Ob Fußball oder Handball - mit dir kann ma einfach über nix rede", sagt sie, angekommen am Hauptbahnhof.

Noch eine Woche.

17.1.08

Fußball spielen

Ich wil gerade eine neue Rolle Klopapier holen, als V. ruft: "Schau mal, was der Kicker über mich schreibt!"

So so. Der Herr ist also im "Kicker". Wie konnte das passieren.
Eine Minute später lese ich selbst: "V. ist der erfolgreichste Trainer dieser Bundesligasaison und hat den 1. FC Nürnberg in ungeahnte Höhen geführt. Mit zehn Punkten Vorsprung ist den Nürnbergern die Meisterschaft kaum noch zu nehmen." Sauber.

Auch wenn das im ersten Moment anzunehmen wäre: Wir befinden uns nicht in einem Paralleluniversum, sondern lediglich im Computer-Spiel "Fußballmanager 08". So weit ich das überblicke (und ich überblicke hier nicht viel) kann man da seinen eigenen Verein trainieren und eben Fußball spielen im Sinne eines So-tun-als-ob. Und auf der CD-Hülle ist Hans Meyer drauf, grimmig und entschlossen zur Seite schauend.

Während sich V. von der Presse feiern lässt, bereitet sich der Club gewissenhaft auf die Rückrunde vor und hat auch schon zwei neue Spieler präsentiert:

Jan Koller, der schon recht alt ist und wahrscheinlich auch deshalb eine Legende. Und meiner Meinung nach V. auch ein bisschen ähnlich sieht.

Und Jacques Abardonado. Französischer Innenverteidiger.

Dazu V. (ein erklärter Nicht-Freund des französischen Akzents): Der spricht fast akzentfrei, das ist gut. Aber die Mutter ist ja auch Spanierin.

Noch zwei Wochen.

22.12.07

Wie werde ich Fußballgöttin - Lektion 4

Lass Fakten sprechen:

110 Flocken gewonnen bei einem Einsatz von 85, macht einen Reingewinn von 25.
Dritter im Gesamt-Classement der verlagsinternen Tipprunde, vor uns nur Textchef und Grafiker, knacken wir auch noch.

Jetzt fragt Ihr euch - wie machen die das?

Das Geheimnis ist eben nicht zu tippen, wie es ausgehen wird oder wie man es sich wünscht.

Das Geheimnis ist:

1. Wild durcheinander tippen, völlig system- und planlos, vielleicht mit einem kleinen, nutzlosen Blick auf die Tabelle.
2. Weit im Voraus tippen, nicht erst kurz vor Anpfiff, sondern am besten zwei oder drei Wochen vorher.
3. Ein Mitglied der Tipp-Gemeinschaft sollte im Urlaub sein, das erhöht erfahrungsgemäß die Chancen auf einen Sieg über die Maßen.
4. An Weihnachten denken und T. auf die Ossis tippen lassen. Damit hat sie ein fast unheimliches Gespür für Rostocker und Cottbusser Qualitäten erkennen lassen.
5. Das muss ich kleinlaut zugeben: 2:1 für Schalke tippen.

Solltet Ihr irgendwann einmal nichts mehr in diesem Blog lesen, haben T. und ich uns mit dem Reinerlös der Bundesligasaison 2007/08 in wärmere Gefilde abgesetzt.

Frohe Weihnachten!

Das Weihnachtsgeschenk

Nach dem 1:0 für Larissa flüchtete er sich wieder in die Badewanne. Natürlich.
Fußball-Aufregung pflegt V. mit einen ausgiebigen Vollbad zu begegnen, das dann gerne mal 90 Minuten plus Halbzeitpause dauern darf. Auf dem herunter geklappten Klodeckel steht dann das Radio, in dem sich die Reporter aufgeregt die Ergebnisse in die Kopfhörer plärren, während V. im Schaum versinkt, bibbernd, nicht vor Kälte, sondern vor nackter Angst.

Es ist immer nackte Angst. Ob es nun 2:1 für Schalke steht oder 1:0 für Larissa.

Das mit Schalke wollen wir mal schnell wieder vergessen und diese unsägliche Geschichte vom "Überwintern auf dem Abstiegsplatz" auch. Was kratzt uns die Bundesliga, wir müssen uns jetzt auf den Uefa-Cup konzentrieren. Sollte ich an gleicher Stelle von einigen Wochen Gegenteiliges behauptet haben, kratzt mich das auch nicht mehr.

Es steht also 1:0 für Larissa und V. bleibt nur die Flucht ins Schaumbad. Vorher plagen ihn aber, während er schlecht gelaunt Wasser einlässt, andere Sorgen. Nämlich die um das aktuelle Glückskleidungsstück.

Normalerweise ist es ja das heilige Club-Trikot, das jedoch bei den letzten beiden Club-Siegen von einem roten Liverpool-Jäckchen abgelöst wurde (eigentlich nur eine Ausnahme in der Not, weil das Club-Trikot, nun ja, nicht mehr so gut gerochen hat, so voll war es mit dem Schweiß nackter Angst des Club-Fans).

Was sollte also gegen Larissa Glück bringen, wo die doch auch schon 1:0 führten?
Beides natürlich. Und so wurden Jäckchen und Trikot altarmäßig auf der Waschmaschine drapiert. Mintal, Saenko und Charisteas gehorchten sofort mit drei Toren und dem Verbleib im Uefa-Cup.

Danke für dieses überragende Weihnachtsgeschenk, das Marek Mintal in seiner unvergleichglichen Art bestimmt wieder nüchtern-sachlich wie ein Finanzbuchhalter kommentiert hat: "Habe Tor gemacht, gut für mich, gut für Mannschaft. Mehr nicht."

Trotzdem danke, Marek.

Und weil er bald geht, küre ich noch schnell Joshua Kennedy zum

Spieler der Hinrunde

(einfach so)

Was ich über ihn weiß: Australier mit wallendem Haar, der den Club jetzt verlässt.

Wie V. ihn findet: Richtig, dass der verkauft wird, hat eh nichts gerissen, sagt V.

Warum Spieler der Hinrunde? Weil er den Club verlässt und so schönes wallendes Haar hat.

Weitere Fakten: Es besteht keine Verwandtschaft mit den amerikanischen Kennedys und er wechselt vielleicht nach Cottbus.

6.12.07

Es glitzert.

Das ist die Wahrheit: Ich habe den Fernseher erst in der 82. Minute eingeschaltet, ich schwöre. Zuerst wusste ich gar nicht, ob das Spiel noch läuft. Und um ganz ehrlich zu sein, wollte ich mir auch bloß in aller Ruhe die Nägel feilen, mit ein bisschen Geräuschkulisse aus der Glotze.

Ich schalte ein und Mintal schießt ein Tor. Und weil ich dran bleibe, ungläubig, schießt er gleich noch eines. Und bricht den Bann. Meinen Bann.

Ich schaue zu und der Club gewinnt. Dass ich das noch erleben darf.

Dem Club und mir ging es nicht gut in den vergangenen Wochen. Nicht auf dem Fußballplatz und nicht im Blog. Die wollten nicht so richtig, ich auch nicht und V. verstummte fast. Warf gequält die Stirn in Falten, als der Live-Ticker am Sonntag ein Tor für Duisburg meldete.

Aber jetzt ist alles anders, nach diesem Abend gestern, der ja fast ein bisschen war wie damals in Istanbul, 2005.

Und es wird auch wieder besser werden, heute wo mir vom Kollegen S. ein Panini-Sticker mit dem Club-Logo überreicht wurde.

Der Aufkleber stammt direkt aus der Panini-Sammlung des Sohns von S., der den Club doppelt hatte und seinen Vater deshalb bat, ihn an jemanden weiterzugeben, der ihn zu schätzen weiß.

An den Seiten glitzert er.

9.11.07

Flutlichtatmosphäre.

Bevor es Kommentare hagelt:
Ja, ich fühle mich schlecht, wenn nicht sogar schuldig.
Nein, V. gibt mir nicht die Schuld und er wird mich auch nicht verlassen.

Ich habe es nämlich wieder getan. Ich konnte es nicht lassen, es ist schon wie eine Sucht.
Ich habe mich dem Verbot widersetzt.
Ich war wieder im Stadion. Mit V.s Erlaubnis, wohlgemerkt!

Wir konnten ja nicht wissten, wann wir mal wieder die Möglichkeit haben würden, live dabei zu sein, wenn der Club "europäisch spielt".
Nach gestern muss ich festestellen: so schnell wird sich diese Möglichkeit auch nicht wieder bieten.

Die Nürnberger waren nicht gut, aber wie bei so vielen anderen Spielen auch: Obwohl die Gegner nicht besser waren, zwei Tore mehr haben sie trotzdem gemacht.

Ich gestehe: Ich fühle mich daran nicht nur schuldig, ich hatte auch vorher schon Angst. Tief in meinem Innern wusste ich doch schon, wie's ausgeht.

Rückblickend bleibt festzuhalten:

1. Zu den schönsten Momenten beim Stadionbesuch gehören immer noch die Momente kurz vor Anpfiiff, wenn die Mannschaften reinkommen, die Fans ihre Schals hochhalten und einem bei "Die Legende lebt" vor Ehrfurcht und Peinlich-Berührt-Sein gleichermaßen die Schauer über den Rücken laufen. Beginnt das Spiel, sind die schönen Momente auch schon vorbei und es beginnen 90 Minuten "Geöpfel", wie der Franke so schön sagt.

2. V. nimmt's auch diesmal gelassener als ich, die ich die vierte Niederlage in meiner Gegenwart in Folge nur schwer verdauen kann, da hilft mir die tolle Flutlichatmosphäre von der V. so schwärmte, auch nicht.

Ich gelobe also Besserung: Bis auf weiteres werde ich wirklich, echt, versprochen kein Stadion betreten.

6.11.07

Aberglaube

Jeder hat so seine kleine Macke, bei V. hat sie mit einem Trikot zu tun. Dem Club-Trikot.

Das Club-Trikot ist heilig.

Es muss im Schrank ganz oben liegen und darf von keinem anderen Kleidungsstück bedeckt sein.

Es muss vor dem Zubettgehen vorsichtshalber noch einmal überprüft und glatt gestrichen werden.

Es darf zum Trocknen nicht im Gemeinschafts-Trockenraum hängen, einer der Nachbarn könnte es stehlen.

Es muss zu Spielen, die man sich aktiv im Stadion ansieht oder im Fernsehen verfolgt, getragen werden.

Es muss vor diesen Spielen gewaschen und getrocknet sein. Ist das nicht der Fall und dies wird zu spät bemerkt, ist die Handwäsche unverzüglich einzuleiten und der Föhn bereit zu halten.

Es verschafft Sympathiewerte (wildfremde Menschen rufen einem freudig erregt zu).

Es hat Wiedererkennungswert, vor allem bei kleinen Kindern ("Das ist doch der V. mit dem roten T-Shirt").

Waschen, Trocknen, Föhnen und Glattstreichen empfehlen sich besonders vor wichtigen Spielen, zum Beispiel in der Uefa-Cup-Gruppenphase.

12. Spieltag: Auf dem Fuß

Die Nürnberger haben "es oft auf dem Fuß".
"Es" ist in diesem Fall nicht nur der Ball, sondern das komplette, geschossene, erfolgreiche Tor. Leider bleibt es dort, auf dem Fuß, als wären die Spieler mit demselben, falschen aufgestanden. Das Tor geht nicht runter vom Fuß und der Ball nicht hinein in selbiges.

Aber ich will dieses Wortspiel nicht überstrapazieren, sondern damit nur ausdrücken: Die Nürnberger hätten am Samstag gefühlte 100 Tore schießen können, haben aber kein einziges Mal getroffen. Knapp vorbei ist eben auch daneben und V. ist sauer.

Weil er sich mal besser selbst hätte einwechseln sollen und weil er auch noch Geburtstag hatte ist

Der Spieler des Tages: Hans Meyer

Was ich über ihn weiß: Der beste Trainer aller Zeiten, an Eloquenz nicht zu überbieten. Er ist ein Studierter (was man eigentlich erst ab der Generation Bierhoff/Metzelder findet), hat schon mit 29 Jahren als Trainer begonnen und sein alter Verein ist Carl Zeiss Jena (weiß ich alles von V., der mir sowas erzählt, unabhängig davon, ob ich es auch wissen will).

Wie V. ihn findet: Es könnte Liebe sein. Hans Meyer hat den Club gerettet und Leuten wie V. gezeigt, dass man sich als Club-Fan auch mal über was freuen darf, den DFB-Pokal zum Beispiel. Auch wenn der Club scheiße gespielt hat, kann sich V. immer über einen Spruch von Meyer freuen, denn die sind immer gut.

Warum Spieler des Tages? Er ist am Samstag 65 geworden und obwohl seine Mannschaft verloren hat, nimmt er sie weiterhin in Schutz.

Weitere Fakten: Meyer hat nach mehr als 30 Jahren seine Frau verlassen und ist jetzt mit der Dramaturgin vom Nürnberger Stadttheater zusammen. Die ist natürlich viel jünger als er.

2.11.07

Aus und raus.

Zu guter Letzt war dann auch noch die Zeitung schuld. Erdreistete sich, im Moment der Schmach, das Nürnberg-Spiel zum Aufmacher aufzublasen. Ganze fünf Spalten Salz in die offene, schmerzende Pokal-Debakel-Wunde.

Zwei Tage nach diesem... wie soll man es nennen... Sagen wir doch einfach "Fußballspiel mit Verlängerung und Elfmeterschießen im DFB-Pokal", zwei Tage also nach diesem Spiel, in dem ihm besonders Dominik Reinhardt die Laune versaut hatte, musste sich V. schon wieder oder wahrscheinlich immer noch aufregen.

Es begann am Mittwochabend mit "Ich bin so stinkig", gestern ging es dann weiter mit:

"Eineinhalb Jahre hab ich nix gesagt. Jetzt ist Schluss."

Darauf ich: Suchst du dir jetzt einen neuen Verein?

V. (entrüstet): Nein, natürlich nicht!

Ach so, es geht also weiter wie bisher. Bisher heißt in diesem Fall: Wie vor dem August 2006 als dieses Blog begann und die Nürnberger auf einmal zu famosen Fußballspielern mutierten.

Jetzt wisst Ihr mal alle, liebe Leser, wie das war in den neun Jahren davor, mit V. dem Club und mir. Wir kennen das. Wir sind das gewöhnt. Wir konzentrieren uns jetzt auf die Bundesliga.

Ich möchte diesen Eintrag heute drei Menschen widmen:

1. Den beiden in Jena, die sich für Jena gefreut und gleich nach V.s Gemütszustand erkundigt hatten.

2. Dem einen in Göttingen, der für Mönchengladbach ist.
Mönchengladbach unterlag den Bayern, was der Zeitung, die sonst nur über die Bayern schreibt und den Club meidet, diesmal nur 60 Zeilen wert war.

29.10.07

11. Spieltag: Eigentor

Ich bin eigentlich ein großer Freund des Radios. Vor allem mag ich es, wenn die Menschen im Radio sprechen und nicht singen und noch mehr mag ich es, wenn mein Hörgenuss weder von geheimen Geräuschen noch extrem preisgünstigen Häusern gestört wird.

Deshalb müsste ich Fußball-Übertragungen im Radio per se mögen und noch mehr die berühmte Bundesliga-Konferenz am Samstag, auch genannt: "Heute im Stadion."

Nein, dem ist nicht so, das habe ich am vergangenen Samstag wieder festgestellt.

Wir sitzen im Auto, V. fährt, das Radio ist an, es ist gleich halb vier. Anstoß, alles läuft glatt, Hans Peter Pull sitzt in Wolfsburg und ist guter Dinge. Mintal hat den Ball, wunderbar, ich döse weg.

Ich döse im Auto immer weg. Wenn ich Beifahrer bin. Manchmal sagt V. auch: Schläfst du schon? Oder: Du schläfst ja noch gar nicht.

Hans Peter Pulls immer lauter werdende Stimme reißt mich unsanft aus dem Dämmerschlaf und bevor ich kapiere, wo ich bin, wer da schreit und um was es geht, brüllt Pull: "Neeeiiin! Eigentor!!!!"

Charisteas war's. Ich hätte ihn vergangene Woche nicht so loben sollen. Die Wolfsburger schießen dann noch ein richtiges Tor, das Spiel endet schließlich 3:1, wir haben unser Ziel erreicht, machen schlecht gelaunt das Radio aus und suchen Vergessen im Frankenwein.

Weil er auch ein richtiges Tor geschossen hat ist

Der Spieler des Tages: Zvjezdan Misimovic

Was ich über ihn weiß: Sein Vorname wird nicht "Zwetschge" ausgesprochen, aber seit der F-Jugend tun das alle, sagt Zvjezdan auf seiner Homepage. Da jammert er auch, wie schlimm es war, als ihm die Weisheitszähne gezogen wurden (weil er lange nichts essen konnte).

Wie V. ihn findet: Ohne das ich jetzt noch einmal nachfrage: Ich glaube, gut.

Warum Spieler des Tages? Hat ein Tor geschossen (Elfmeter).

Weitere Fakten: Der gebürtige Bosnier Zvjezdan spricht akzentfrei deutsch, aber ist ja auch in München aufgewachsen. Er mag kein Bier und findet, die Laufeinheiten im Training seien "eine Quälerei". Aber Qualität kommt ja auch von Qual.

23.10.07

10. Spieltag: Oooom.

Ich tu mir das ja nicht mehr an. Diese Samstag-Nachmittags-Routine mit Badewanne und Bayern1. 90 Minuten Daumen drücken. Plus 15 Minuten zittern in der Halbzeit. Plus Christoph Deumling, kongenialier Dirigent im Kommentatoren-Orchester. Plus Sabine Töpperwien. Minus Günther Koch.

Ohne mich. Ich geh zum Yoga.

Will dann aber, entspannt, gedehnt und mit ganz viel "Oooom" im Hirn natürlich wissen, wie's gelaufen ist für den Club.

V. öffnet die Wohnungstür.

Ich: Und?

V: 5 zu 1.

Ich: Nein! So eine Scheiße!

Nicht, dass ich vor lauter Ooom auf einmal zum Frankfurt-Fan mutiert wäre, aber nie im Leben wäre ich nach den Dramen der letzten Wochen auf die Idee gekommen, der Club könnte 5:1 gewinnen. Daheim! Gegen Frankfurt! Der letzte Heimsieg gegen Frankfurt war an V.s elftem (!!!) Geburtstag. Sagte V. Bestätigte daraufhin Christoph Deumling.

Ich entschuldige mich hiermit in aller Form, dass ich dem Club so wenig zugetraut habe, weise aber auf zwei Dinge hin:

1. Beim Fußballtipp auf der Arbeit habe ich auf Sieg Nürnberg getippt.
2. Weil Kollegin T. und ich außerdem das Halbzeitergebnis und ein paar andere Spiele richtig hatten, wurden wir zum zweiten Mal Tagessieger. 25 Flocken!!!!

V. sagt, er hört bald auf zu Arbeiten, wenn das so weiter geht, ich könnte uns dann mit Fußballtipps ernähren.

Der Spieler des Tages: Angelos Charisteas

Was ich über ihn weiß: Bei der EM 2004 war er gut und wurde mit den Griechen Europameister - was ich, Wettkönigin die ich schon immer war, vorausgesagt hatte.

Wie V. ihn findet: Eigentlich ganz schrecklich. Ein Fehlkauf. Trifft nicht. Stört. Hat ein Mäuschen-Gesicht.

Warum Spieler des Tages? War an drei von fünf Toren beteiligt, sowas würdigt auch V.

Weitere Fakten: Angelos hat mal bei Bremen gespielt und im EM-Finale das Siegtor geschossen (das hatte ich vergessen, erinnere mich jetzt aber wieder an das Bild vom jubelnden Angelos, der mit ausgebreiteten Armen übers Feld läuft. Oder so.)
Sein Spitzname ist "Harry", bekommen hat er diesen von Bremen-Trainer Thomas Schaaf. Warum auch immer.

20.10.07

Der Timo und ich

Sekunden vorher weiß ich es. Es ist, als würde das Bild ganz kurz einfrieren, die hilflosen Blicke der Verteidiger und die erhobenen Arme des Torwarts, alles steht still, nur einer bewegt sich. Der Ball. Es ist, als würde ihn jemand Richtung Tor ziehen und nicht schießen, und bevor überhaupt irgendetwas passiert weiß ich: Der ist drin und das ist nicht gut.

Dann fällt zum Beispiel ein Tor in der zweiten Minute und dann noch eins und in der zweiten Halbzeit das dritte. Ich habe also das zweite Gesicht, wenn auch recht rudimentär. Ich weiß nur ganz kurz vorher, dass jetzt das Tor für die anderen fällt, ich kann dafür keine Spielstände schon am Tag vorher voraussagen oder ob Deutschland Europameister wird.

Nach Mittwoch würde ich sagen: Eher nicht.

Ich bin jetzt also endgültig die Pechmarie: Seit 1991 war ich exakt vier Mal beim Fußball und genauso oft hat die von mir favorisierte Mannschaft verloren. Von verschiedenen Seiten wurde mir nun ein Stadionverbot erteilt, was ich verstehe, aber auch etwas schade finde. Denn mir gefällt es im Stadion, auch in der Allianz Arena. Auch wenn ich mir bei Länderspielen etwas komisch vorkomme, die Nationalhymne mitzusingen und mich nicht verkleide. Noch nicht.

Wenn ich also nicht mehr ins Stadion darf, dann der Timo auch nicht. Wenn Timo Hildebrand im Tor steht, geht das nie wirklich gut aus für die deutsche Nationalmannschaft. Auch wenn der Timo, so habe ich mir sagen lassen, kein schlechter Torwart ist und für mindestens zwei der drei Tore am Mittwoch nichts konnte. Diverse andere Mitspieler waren da noch planloser, zum Beispiel Lukas Podolski (ich wollte schon fragen, ob er eingewechselt wird, dabei spielte er die ganze Zeit mit bzw. tat immerhin so).

Der Timo und ich, wir sind keine Maskottchen, für keine Mannschaft. V. ist gnädig, er hat gesagt, ich soll mich durchbeißen, vier, fünf Spiele ohne Sieg, das macht den richtigen Fan aus.
Auch einen guten Torwart?

16.10.07

Spieltage 5 bis 9: Trost von Peters Grill

Der Club macht es V. derzeit nicht leicht. Schwankt zwischen überragend (Uefa-Cup, Gruppenphase usw.) und peinlich (Benefizspiel gegen Fürth, Bundesliga, gegen Bayern).

Trösten konnte ihn dieser Tage höchstens M. und zwar mit einem Originial- DFB-Pokal-Sieger-Bierglas von Peters Grill in Nürnberg.

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an M., von dem man mittlerweile sagen kann, dass er anfängt, unsere Wohnung mit FCN-Nippes zu überschwemmen (siehe auch Poster aus der Saison 1999/2000 mit Unterschriften, gerahmt).

V. braucht aber auch Trost, denn ich habe sportmäßig in der Zwischenzeit ein bisschen fremd geguckt, mir das Fußball-Länderspiel gegen Irland gespart (langweilig!) und mich nun dem Rugby zugewandt. Dieses Spiel ist
a) schneller
b) der Spielstand höher
c) die Kerle... äh ja die Kerle.... schauen ganz gut aus. Also das ganze ist irgendwie animalischer. Wobei mir bei diesem Satz einfällt, dass die logische Schlussfolgerung daraus wäre, dass ich dann auch Oliver Kahn gut finden müsste. Nun... dem ist nicht so. Ich halte es da eher mit Johnny Wilkinson.

Aber keine Angst, meine Untreue ist morgen auch schon wieder vorbei, T. hat mir eine Karte für das Länderspiel angetragen und so werde ich zum ersten Mal live der deutschen Nationalmannschaft Händchen halten.

Das aber wehmütig, denn Gott ist nicht dabei. War wohl beleidigt am Samstag, weil ich mich fürs Animalische entschieden hatte, hat er sich gleich noch mal Gelb geben lassen.

Sorry, Jens.

P.S. Mit dem 10. Spieltag geht's dann wie gewohnt weiter, nehme aber jetzt schon Vorschläge für den Spieler des Tages entgegen.

Wie werde ich Fußballgöttin - Lektion 3

Merke: Den Chef überraschen.

Das geht ganz einfach: Während eines Uefa-Cup-Spiels des FCN ständig den Live-Ticker anklicken. Vom 1:1-Zwischenstand nervös werden. Sich vom nervösen V. am Telefon noch nervöser machen lassen (V: Mir tut schon alles weh vom Daumendrücken!). So nervös schließlich einen Kaffee holen, dort den Chef treffen und rufen: Chef, ich bin so nervös, es steht 1:1!
Ein Fachgespräch mit dem Chef über den Uefa-Cup im Allgemeinen und den Club im Besonderen anfangen, bis der Chef mit verklärtem Blick sagt:
"Dass ich hier mal mit einer Kollegin stehe und über Fußball rede, hätte ich nie gedacht."

Wie werde ich Fußballgöttin - Lektion 2

Merke: Immer richtig tippen, am besten gleich vier Spieltage im Voraus.
Damit viel Geld gewinnen (insgesamt 43 "Flocken" an zwei Spieltagen) und sich so die Gunst der männlichen Kollegen erkaufen.

13.9.07

Wie werde ich Fußballgöttin - Lektion 1

Merke: Nicht dumm fragen, sondern klug feststellen.

Beispiel: Länderspiel Deutschland - Rumänien. 2. Halbzeit, beim Stand von 1:1 macht sich David Odonkor am Spielfeldrand warm.

V.: Was soll denn das? Der wechselt doch nicht den Odonkor ein! Der kann doch nix!

Ich: Weiß gar nicht was du hast, der war doch voll super bei der WM.

V.: Ach. Jetzt sitzt er da in Dings... na, Spanien und man hört nix von ihm.

Ich: Aber er rennt doch so schnell. Kommt über die Seite und - zack - Tor.

V.: Ach. Die paar Mal.

(In dem Moment rennt David Odonkor über die Seite an allen Rumänen und eigenen Männern vorbei und schießt das Tor zum 2:1)

V. schweigt.

4.9.07

4. Spieltag: Abstiegsplatz

V. hat in den vergangenen Tagen zwei Sätze von sich gegeben, die ich hier mal analysieren will.

Satz 1 (vor dem Spiel gegen Cottbus am vergangenen Samstag): "Ich wünschte, ich wäre kein Fußball-Fan."

Ich versuche, mir das vorzustellen. Es gelingt mir nicht.
Würde ich V. morgens den Feuilleton rauslegen statt des Sportteils?
Würde er statt Fußball-Fakten seine Meinung zur neuen Wagner-Inszenierung in Bayreuth abliefern?
Läge ein Golfschläger im Auto statt eines Liverpool-Schals?
Und vor allem: Was wäre mit den Samstagen? Keine Nachmittage, an denen ich entspannt zum Yoga gehen kann, weil V. ja keine Zeit hat. Weil er nassgeschwitzt am Radio klebt oder mit einem MP3-Player durch den Zoo läuft (alles schon vorgekommen).
Ich kann mir das nicht vorstellen, ich will es nicht.

Satz 2 (als ich frage, ob wir am Samstag das Länderspiel gucken): "Du bist doch eigentlich Fußbalhasserin."

Nein, bin ich nicht. Als Fußballhasserin wäre ich nicht soweit gegangen, V. die Ehe zu versprechen. Als Fußballhasserin würde ich nicht diese Zeilen schreiben und V. und ich würden uns höchstens flüchtig kennen. Ein Leben als Fußballhasserin wäre einfach, genauso einfach wie das als überzeugter Fan. Aber Extreme sind was für Schlaffis, die nicht mit den Nuancen und Grautönen umgehen können, die sich nicht auf die innere Zerrissenheit des Sowohlalsauch einlassen wollen.

Mein Problem ist: Ich leide mal mit, und mal ist mir der Club egal. Das geht leider nicht immer konform mit V.s aktueller Seelenlage den Club betreffend. Vergangenes Wochenende war's mir eher egal, kommendes muss ich mich glücklicherweise nicht entscheiden, wegen des Länderspiels.

Immerhin hat sich der Club am 4. Spieltag meinen Tipp zu Herzen genommen und fast gewonnen. Weil er in Radio und TV hochgelobt wurde ist der

Spieler des Tages: Jaromir Blazek

Was ich über ihn weiß: Er wird Raphael Schäfer nie ersetzen können.

Wie V. ihn findet: Im Spiel gegen Karlsruhe: schlecht. Mittlerweile hat sich Blazek aber schon ein wenig angestrengt und V. lässt sich vielleicht noch überzeugen.

Warum Spieler des Tages? Muss gegen Cottbus echt gut gewesen sein.

Weitere Fakten: Jaromir Blazek ist zweiter Torhüter der tschechischen Nationalmannschaft und schon ganz schön alt (35), was bei Torleuten aber ja keine Seltenheit ist (siehe auch: Gott).

30.8.07

3. Spieltag: Niedergestreckt

V.s Kommentar nach dem Spiel gegen Bremen: "Kannst wieder mit ins Stadion, die verlieren auch ohne dich."

Danke Club, dieser Komplex wäre damit ausgeräumt. Ich bin also einigermaßen erleichtert, V. verärgert. Es war das alte Spiel - der Club spielt besser, verliert aber trotzdem. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Dafür bin ich eben auf volles Risiko gegangen und habe in der unternehmensinternen Tipprunde gegen Nürnberg getippt. Fußballgott, verzeih mir! Aber ich glaube ganz fest daran, dass Nürnberg jetzt erst recht gegen Cottbus gewinnt. Sozusagen aus Trotz, weil ich vorgebe, nicht an sie zu glauben. Zumindest auf dem Tippschein.

Doch das ist Zukunftsmusik, vorher wollen wir den 3. Spieltag abschließen mit dem

Spieler des Tages: Ivan Saenko

Was ich über ihn weiß: Er ist Russe.

Wie V. ihn findet: Wollte, dass er Spieler des Tages wird, weil "wenn er schon nicht durch guten Fußball auffällt, dann wenigstens dadurch, dass er einen Bremer niederstreckt." Man muss dazu sagen: Das ist sonst nicht Ivans Art. Meistens grinst er sehr viel und zaubert mit seinen Beinen.

Warum Spieler des Tages? Wer sagt, dass man tolles geleistet haben muss, um in diese Rubrik zu kommen? Böse Fouls gehen manchmal auch.

Weitere Fakten: Ivan ist 23 und war in der vergangenen Saison vereinsinterner Torschützenkönig. Sein Vater trainiert den russischen Frauenfußballmeister FC Energie Woronesch.

20.8.07

2. Spieltag: Erleichterung

Samstagabend 23 Uhr, es läuft "Das aktuelle Sportstudio", die Brille hängt mir quer übers Gesicht, meine Augen sind geschlossen und ich befinde mich kurz vorm Tiefschlaf.

Da flüstert mir V. ins Ohr: ""2:1 gewonnen, alles wieder gut!"

Was war V. nicht tapfer gewesen an diesem Samstag, den wir ausnahmsweise in Regensburg verbrachten. Nach außen gab er vor, nur mir zuliebe natürlich, an diesem Tag nichts von Fußball wissen zu wollen. Kein Spielstand, kein Ergebnis, nichts. Nürnberg? Spielen die da Fußball?

In Wahrheit war es kein der Romantik geschuldetes Desinteresse.
Sondern die nackte Angst, schon wieder so ein KSC-Debakel zu erleben. Die Zeichen standen auf Wiederholung: Auch Hansa Rostock ist erst aufgestiegen, und es hätte gut sein können, dass die sich nun gegen Nürnberg für die in München erlittene Schmach rächen wollten.

Während V. sich verweigerte, wurde ich neugierig und überlegte kurzzeitig, heimlich P. anzurufen und das Ergebnis zu erfragen, zum Beispiel, während V. auf dem Klo war. Hab ich dann aber wieder vergessen.

Umso größer war V.s Erleichterung kurz vor Ende des Aktuellen Sportstudios, als wir schon drei andere Spielberichte und Dirk Nowitzki über uns ergehen hatten lassen und ich schon eingeschlafen war.

Zur Feier des ersten Saison-Sieges etabliere ich hier im Blog eine neue Rubrik, die da heißt:

Der Spieler des Tages: Tomas Galasek

Was ich über ihn weiß: Er ist schon alt (34), aber er ist wichtig (im Mittelfeld).

Wie V. ihn findet: Sein Lieblingsspieler, auch wenn wir immer alle dachten, das wären Vittek oder Mintal. Wer aufpasst weiß aber, wie oft V. Galaseks Wichtigkeit betont. Genauso oft bedauert er aber auch, dass er (Galasek, nicht V.) halt nicht mehr so schnell rennt.

Warum Spieler des Tages? Weil Tomas Galasek ein Tor gemacht hat, obwohl er für sowas a) nicht unbedingt zuständig ist und b) der Ball so "gestolpert" war (O-Ton V.), dass er gar nicht hätte reingehen dürfen. Eigentlich hätte deshalb der Torwart von Hansa Rostock zum Spieler des Tages gekürt werden müssen, aber ich wollte diese Rubrik schon mit einem Club-Spieler eröffnen.

Weitere Fakten: Tomas Galasek ist Tscheche und wiegt laut Club-Homepage 82 Kilo.

16.8.07

Tippen.

Ein Beweis dafür, dass ich zum echten Fußball-Fan mutiere ist: Ich tippe.
Ein noch größerer Beweis ist: Ich tippe um mehr Geld und weitaus komplizierter als V.

Während V. einfach schnöde zehn Euro an BVB-Fan F. überweist und jeden Freitag lediglich auf Sieg oder Unentschieden setzt, spielen Kollegin T. und ich bei den ganz Großen mit:
Wir haben gemeinsam 85 Euro investiert und sind in die unternehmensinterne Tippgemeinschaft eingestiegen. Als ich erzählte was wir alles tippen müssen (Ergebnis, Halbzeitstand, gelbe Karten und wie 1860 spielt), erklärte mich V. für verrückt.

Ich erinnerte ihn an meinen grandiosen Tipp-Sieg während der EM 2004. Da hatte er einen Kasten Bier an mich verloren, weil ich beim Eröffnungsspiel verkündet hatte, Griechenland würde Europameister werden.
Ich vertraue auf meine Intuition.

Das hat am ersten Spieltag noch nicht so gut geklappt. Um Intuition geht es beim Tippen auch nicht, habe ich dann von V. erfahren und auch nicht um das, was man möchte.
Denn: "Du darfst nicht das tippen, was du dir wünschst, sondern das, was rauskommt."

Wenn Ihr diesen Geheimtipp berücksichtigt, liebe Leser, werdet Ihr die Tippkönige. Versprochen.

1. Spieltag: Wenig ist auch nicht viel

Am Ende freute sich nur M.

Er trug einen blau-weiß gestreiften Pullover - von weitem sah er damit aus wie ein Matrose auf Landgang, aus der Nähe wie ein KSC-Fan. V. hatte sein neues Club-Trikot an und sah aus jeder Entfernung aus wie ein Club-Fan, dessen Mannschaft am ersten Spieltag vom Aufsteiger "düpiert" worden war, so stand es zumindest am nächsten Tag in der Zeitung.

Es hatte ein grandioser Auftakt für die neue Saison hier im Blog werden sollen und ging natürlich schief. Die Lehre die ich daraus ziehe: So schnell sieht mich kein Stadion mehr von innen, schon gar nicht das in Nürnberg. Nach dem verpatzten Ligapokal-Spiel zwei Wochen zuvor hatte mich ein Kollege mit "da waren Sie wohl die Pechmarie" aufgezogen, jetzt, nachdem der Club in meiner Gegenwart schon wieder versagt hat muss ich sagen: Ja, ich bin die Pechmarie.

Ich weiß nicht, was an meiner Anwesenheit im Stadion schlecht sein soll: Ich trage einen Schal in den Vereinsfarben, ich brülle bei "Marek Mintal" inbrünstig ein "Fußballgott" hinterher und springe mittlerweile bei Torchancen auch rechtzeitig und nicht zeitverzögert vom Stuhl. Ich habe kein Buch dabei, falls mir langweilig werden könnte. Ich nörgle nicht, weil ein passabel aussehender Spieler ausgewechselt wird, ich frage nicht, ob Joshua Kennedy berühmte Verwandte hat. Alles in allem: Ich mache mich als Fußball-Fan.

Der Club dankt es mir mit einem schlechten Spiel.

Einen Tag nach dem Spiel mache ich auch meine erste schmerzvolle Erfahrung als Fußball-Fan: Ein realistischer, nichts beschönigender Bericht in der Zeitung deprimiert mich zutiefst. Mehr als es V. deprimiert! Vor einem Jahr wäre mir das nicht passiert. In dem Moment finde ich die Entwicklung, die ich in den vergangenen zwölf Monaten durchgemacht habe, nicht so wirklich gut. Mir ging es besser, als der Club noch in der zweiten Liga war und mich das alles herzlich wenig interessierte.

Und V.? Hat mir natürlich gefühlte fünf Jahrzehnte als Club-Fan voraus und begegnet dem Desaster des ersten Spieltages mit großer Gelassenheit. Abwarten sagt er. Vergangene Saison hat der Club 14 Mal unentschieden gespielt. Wenn er jetzt fünf Mal verliert und vier Mal gewinnt (oder umgekehrt) wären das genauso viele Punkte. Aha. Das sollte mich beruhigen und es hätte es vielleicht, wenn ich logischer denken könnte.

Was er sagen wollte war: Am Anfang kann man schon mal verlieren. Vielleicht auch nächsten Samstag in Rostock. Aber dann... Dann wird es V. auch zu bunt. Am Sonntag jedenfalls war er gefasst. Die Nürnberger hätten sich doch ein wenig angestrengt, meinte P. Aber wenig ist eben auch nicht viel, sagte V.

Für M. hat es gereicht.

2.8.07

Mensch, Marco...

... Engelhardt heißt er natürlich. "Der hat doch was g'schnupft", meinten die Herren in der Reihe hinter uns übrigens zu seiner allgemeinen Verfassung. Vielleicht, weil er soviel rumgewuselt ist, dass sogar ich ihn gesehen hab.
Weniger gewuselt ist der andere, Dominik Reinhardt, den hab ich nämlich gar nicht bemerkt. Kein Wunder, die Abwehr war ja auch schlecht bis kaum vorhanden. Trotzdem hat sich sein Name in mein Hirn geschlichen. Auch ein Weg, dort haften zu bleiben.
V. hat die Verwechslung natürlich bemerkt. Aber erst beim zweiten Lesen.

31.7.07

Vor Ort.

Ich will den ersten Satz zum Anlass nehmen, die Überschrift gleich wieder zu berichtigen. Denn wie gewiefte Journalistenfüchse sich vielleicht schon gedacht haben: "Vor Ort" darf man nicht schreiben, wenn es nicht um einen Besuch im Bergwerk geht. Da der Besuch eines Spiels gegen Schalke 04 mich zumindest in die Nähe einer Zeche rückt (in Gelsenkirchen soll es ja einige davon geben), will ich es aber gelten lassen.

Ich war vor Ort, ich war im Stadion. Zum dritten Mal nach 1991 (erwähnter Ministrantenausflug) und 1997 (DFB-Pokal, DJK Waldberg - Bayern München, 1:16), zum dritten Mal im Frankenstadion, das jetzt nach einer Kreditvergabeanstalt heißt und blau angestrichen ist.

Lange wollte ich nicht mit und lange dachte ich auch, V. wollte mich keinesfalls dabei haben. Die Gefahr, ich könnte auf der Gegengeraden ähnlich dumme Fragen stellen wie daheim vor dem Fernseher war nicht sehr klein, das muss sogar ich zugeben. So gesehen stellten wir uns beide dieser Gefahr, ich ausgerüstet mit einem nagelneuen FCN-Schal. Er ist dezent weiß-rot gestreift, und wenn man seine Enden in den Mantel stopft, sieht er aus wie ein ganz normaler Schal.

Erstanden hat ihn V. in der Club-Geschäftsstelle, dazu ein neues Trikot (für ihn selbst) und diverse Aufkleber (zum Beispiel für unser Auto). Die Aufkleber sind allerdings alle sehr klein, mittelgroße gab es nicht mehr, aus folgendem Grund, wie der junge Typ an der Kasse erklärte: Kurz vor V. war eine Oma da gewesen, die ihrer im Schullandheim weilenden Enkelin eine Überraschung machen wollte. Und zwar mit einer Bordüre aus Club-Aufklebern im Kinderzimmer. Aus diesem Grund kaufte sie alle, so klein sind Kinderzimmer heutzutage ja auch nicht.

Dazu passt sehr gut folgende Geschichte vom Stadion des FC Chelsea: Nachdem zu Saisonbeginn alle Dauerkarten verkauft waren, wunderten sich die Stadtionbesucher wochenlang, warum genau zwei Plätze leer blieben. Erst nach Weihnachten saßen zwei Jungs drauf. Sie hatten die Dauerkarten von der Oma zu Weihnachten bekommen.

Warum ich jetzt mit gefahren bin, weiß ich auch nicht, drei Tage vorher hatte ich schon keinen Bock mehr und tat es dann erst mal nur wegen des Schals. Mit dabei waren M. und P.
M., weil er eigentlich davon ausgegangen war, Gegner des FCN sei der KSC, aber es wurde dann doch Schalke. P. war halt so dabei, weil er Fußball mag, nehme ich an, und den Club, weil er wiederum V. mag.
Beide wurden von V. mit Club-Trikots ausstaffiert. Er hat jetzt genau drei.

Abgesehen vom Spiel: Es hat mir gefallen. Ich mag "Drei im Weckla", ich habe Marco Reinhardt von oben erkannt und mir überhaupt eingebildet, mehr vom Spiel verstanden zu haben als im Fernsehen. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, dass Daniel Klever kein guter Torwart ist und ich kann bezeugen, dass Ivan Saenko mit dem Ball Sachen macht, die normale Beine nicht zustande bringen.

Ich habe es gesehen.

Leider auch die vier Gegentore. Es war ein sehr schlechtes Spiel und ich bin V. sehr dankbar, dass er nicht meine Anwesenheit dafür verantwortlich gemacht hat. Er hat noch mehr rumgeschrien als vorm Fernseher, was lustig war, weil es alle um uns herum auch gemacht haben. Bei den zwei Toren für die Nürnberger bin ich sogar aufgesprungen. Ein bisschen zeitverzögert, aber trotzdem ganz intuitiv.

In zwei Wochen werde ich noch mal dabei sein und M. auch, weil's dann wirklich gegen den KSC geht. Und weil ich mal ein volles Stadion sehen will. Waren nämlich nur 25.000 da, beim Ligapokal-Halbfinale.

28.6.07

Verletzt.

V. hat einen Muskelfaserriss. "Cool", sagt er. "Wie Robert Vittek."

Alles ist cool, solange es nur ein Fußballspieler auch hat. Der Muskelfaserriss hat V. innerhalb kürzester Zeit auf Fußballer-Niveau katapultiert, auch wenn nicht geklärt werden kann, bei was er sich die Muskeln überhaupt gerissen hat.

Von Robert Vittek kann man annehmen, dass er recht exzessiv Fußball gespielt hat, vielleicht blöd gestolpert ist - jedenfalls musste er daraufhin acht Wochen aussetzen.

V. hatte zwei Wochen vor der Diagnose überhaupt keinen Sport getrieben. Was eigentlich eine Unverschämtheit ist: Für einen Muskelfaserriss muss sich einer wie Robert Vittek richtig schinden, V. tut dagegen einfach so die Wade weh.

Dafür hat er jedoch schon nach einer Woche wieder eine sportliche Betätigung aufgenommen.

Denn der Muskelfaserriss war nach wenigen Tagen schon gar nicht mehr so cool. Weil sich D. in schönster Mintal-Manier den Mittelfuß gebrochen hatte.

Und der ist nicht mal Fußball-Fan.

6.6.07

Oh.

Das kurzangebundene "oh" ist eine sehr schöne Antwort. Selten drücken zwei Buchstaben so viel aus. Zum Beispiel als Reaktion auf die Aussage "Mein Bruder ist Fan von Borussia Dortmund."

"Oh." sagt mein Gegenüber. Es ist kein langgezogenes "oh", auch kein Ausruf und es ist schon gar nicht laut. Nein, es kommt leise, knapp und der Punkt schwingt noch mit. "Oh" heißt in diesem Fall "Mensch, das tut mir aber leid, na ja, da kann man nichts machen, die waren ja wirklich mal gut, aber jetzt, hm, wird schon wieder."

Früher war das auch eine gängige Reaktion auf "V. ist für Nürnberg."

Jetzt aber haben sich die Zeiten geändert und ein schönes Beispiel dafür ist das Gespräch, das V. mit unserem jungen Bayern-Fan B. am vergangenen Wochenende führte. Deutschland hatte gerade 6:0 gewonnen und trotzdem schlecht gespielt und weil die deutsche Nationalmannschaft deshalb nicht viel Gesprächsstoff hergab, ließen die beiden also noch mal die Saison und das Pokalfinale Revue passieren.

Ich erinnere gerne noch einmal daran, dass B. am Anfang der Saison, in schönster Hoeneß-Rummenigge-Manier irgendwas von mästen und dann schlachten faselte.

Knapp neun Monate später hörte sich das dann so an: Er habe sich da ja schon weit aus dem Fenster gelehnt, einem guten Start in die Saison unterstelle man ja Abstiegsgefahr an deren Ende, das nehme er jetzt natürlich gern zurück und dass er im Pokal auf Stuttgart getippt habe gleich dazu.

Dann schimpfte er mit V. ein bisschen über die Einkaufspolitik des FC Bayern, die aus meiner Sicht vergleichbar ist mit einem geistig umnachteten Zug durch die Kaufinger Straße, an dessen Ende einem die Henkel der Tüten in die Finger schneiden und man trotzdem keine wirklich tollen Klamotten mit nach Hause trägt.

Oh.

1.6.07

Gewonnen.

Es ist sehr schwer, für diesen Eintrage eine passende Überschrift zu finden, es bieten sich zu viele an: Meisterbesieger, Trainerfuchs, Marek Mintal Fußballgott, Pokalsieger, Pottgewinner, das Wunder von Berlin...

Tag sechs nach dem Pokalfinale: Vor zwei Tagen meinte V. er sei etwas überfordert angesichts der Flut von Nürnberg-lobenden Zeitungs- und Internetartikeln, die er alle lesen müsse und wolle. Er sei in ein Loch gefallen, ein bisschen. Wahrscheinlich ist das wie bei einer wichtigen Prüfung vor der man sich tierisch in die Hose macht und dann war alles gar nicht so schlimm und man hat plötzlich nichts mehr zu tun.

Aber ein schönes Spiel war es schon, mal abgesehen den bösen Fouls der Stuttgarter und der Tatsache, dass wir fast zwei Stunden um Marek Mintals Mittelfuß zitterten. Dass er zur Siegerehrung auf den Platz gehumpelt kam, trieb uns fast die Tränen in die Augen.

Und V.? War nach dem Finale fast wie gelähmt, schüttelte den Kopf, starrte ungläubig in Richtung Fernseher. Pokalsieger, sowas.

Es wird jetzt also weiter gehen, auch hier im Blog: Uefa-Cup, Deutscher Meister, Champions League, Weltherrschaft: Spätestens 2012 wird Michael A. Roth Fifa-Präsident.

Zur Legende wiederum ist ja Hans Meyer geworden, dem sie jetzt wahrscheinlich vor dem Frankenstadion ein Denkmal bauen, ähnlich dem Shankly-Abguss vor Anfield Road (zum Liverpool-Desaster gegen Mailand wollen wir hier mal schweigen).

An Eloquenz ist er ihm jedenfalls ebenbürtig. Am besten hat mir am Samstag eigentlich Moni Lierhaus' Interview mit Meyer und Veh gefallen. Meyer reagierte ein bisschen genervt auf die Frage, wie die Nürnberger das denn geschafft hätten, den Deutschen Meister zu schlagen.

Meyer brummelte was von "weiß ich doch nicht, wie soll ich das auch wissen, so kurz nach dem Spiel ist doch auch egal." Tja, dann gab Moni die Frage halt weiter an den salzsäulenhaft erstarrten Armin Veh.

"Herr Veh, warum haben Sie gegen Nürnberg verloren?"

Veh kam nicht dazu zu antworten.

"Das ist jetzt mal ne gute Frage", grinste Meyer.

Und die Antwort ist uns eigentlich scheißegal.

20.5.07

32. bis 34. Spieltag: Wetten dass

Während der letzten Spieltage begibt sich V. in ein Dilemma. Weil Nürnberg die Uefa-Cup-Qualifizierung (heißt das so?) so gut wie sicher hat, macht er Versprechungen.

Ich war nicht dabei, aber es muss ungefähr so abgelaufen sein:

V. trifft auf der Arbeit, den Kollegen Stuttgart-Fan. V. mag Stuttgart nicht, was auch irgendwie mit Thomas Hitzlsperger zusammen hängt. Und V. gönnt Schalke auch eigentlich die Meisterschaft, nicht nur weil Schalke seit 49 Jahren darauf wartet, sondern auch irgendwie wegen der Fan-Freundschaft zwischen Nürnberg und Schalke (die mir keiner erklären kann, aber ich finde es irgendwie nett).

V. wird großzügig und verspricht dem Stuttgart-Fan, dass Nürnberg gegen Schalke gewinnen werde, um Stuttgart vorzeitig die Meisterschaft zu ermöglichen.

Das war dumm, denn kurze Zeit später erinnert V.s Chef ihn daran, dass er - der Chef - Schalke-Fan ist.

Glücklicherweise haben die Nürnberger in einem übermenschlichen Akt V.s Arbeitsplatz und das gute Verhältnis zu seinem Chef gesichert. Und Stuttgart ist trotzdem Meister geworden, auch wenn das für Schalke natürlich schade ist.

Wie sich aber Bayer Leverkusen auf der aktuellen Tabelle noch vor Nürnberg mogeln konnte, ist mir entgangen.

Aber eigentlich ist die Bundesliga ja schon wieder Schnee von gestern, weil ja in der kommenden Woche zwei große Termine anstehen: Champions-League-Finale am Mittwoch (wir sind jetzt Liverpool-Fans, versteht sich von selbst) und Pokalfinale am Samstag. Zu letzterem wieder eine nette Geschichte von K., der sogar eine Karte für dieses Spiel in Berlin hatte, jetzt aber nicht hinfahren kann, weil der Sportverein Ermershausen gleichzeitig seine Meisterschaftsfeier abhält.

Erst kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu.

3.5.07

31. Spieltag: Auswärtsspiel

Ich bin Steven Gerrad.
In meinen Ohren dröhnt der Lärm von 40.000 Menschen, ich muss gleich da raus auf den Pitch. Ein Griff nach oben, das Schild berühren und los.

Natürlich bin ich nicht Steven Gerrad und die 40.000 kommen auch nur aus der Konserve. Aber: This is Anfield. Steht über mir. John Terry von Chelsea hat in seiner Autobiografie geschrieben, dass sich ihm die Nackenhaare hochstellten, als er an dieser Stelle stand, und dass er danach miserabel spielte. Alles Quatsch, sagten die anderen Chelsea-Fußballer. Aber in Liverpool erzählen sie diese Geschichte natürlich gern.

This is Anfield. Die Idee hatte natürlich Bill Shankly, den sie in Bronze vor dem Stadion stehen haben und der den Satz auf V.s Tasse gesagt hat. Der auch gesagt hat, zu seiner Zeit hätten die besten Teams Englands in Liverpool gespielt: Liverpool FC und die Reserve.

This is Anfield und wir sind wirklich dort. Um uns herum sozialer Wohnungsbau und mittendrin ein Stadion. V. ist selig und kleidet sich im Fan Shop neu ein. Ich weiß jetzt, wie es Männern im Schuhladen geht. Alles sieht gleich aus und ich kann ihm bei der Entscheidung, ob nun eine Nummer auf das Trikot soll, nicht helfen. Gerrad hat jeder und die anderen kenne ich nicht.

Wir bezahlen jeder zehn Pfund für eine Tour mit Adrian und Darren, die beide Trainingsanzüge tragen und sagen, dass sie sofort aufhören, wenn einer das Spielfeld betritt. Wir dürfen also nicht auf den heiligen Rasen, dafür aber in die heilige Kabine. Und zum heiligen Schild.

Vor dem zieht V. das Club-Kleid über und simuliert mit einer dicken blonden Engländerin ein Interview. Die freut sich ein Loch in den Bauch, dass "Liverpool supporters" sogar aus Deutschland kommen. Um uns herum wuseln Achtjährige im Liverpool-Dress, sogar mit Stutzen. Großzügig integrieren sie den kleinen Messi - ganz schön mutig, im Barcelona-Outfit zu kommen. Aber, um nun endlich mal Nick Hornby zu zitieren - der Club wird einem halt gegeben, den sucht man sich nicht aus und dann muss man eben im orangefarbenen Barcelona-Trikot mit nach Anfield. Für einen Achtjährigen sehr charakterstark.

Ich kann's mir auch nicht aussuchen. Zum Beispiel, dass ich bei der Doku zur "Nacht von Istanbul" feuchte Augen bekomme. Dass ich andächtig an den Rängen hochschaue und die roten Plastiksitze streichle. Es ist nämlich nicht so einfach als Freundin eines Fußballfans. Ich glaube, viele Frauen sind so zerrissen wie ich.

Weil es einerseits nervt: Samstage sind grundsätzlich nie romantisch, zumindest nicht zwischen 15.30 und 20 Uhr, wenn der Club erst Sonntag spielt, das ganze Wochenende. Jede zweite Verabredung überschneidet sich mit Champions League, Uefa-Cup oder sonst einem Spiel. Und so weiter.

Aber andererseits will ich natürlich nach Anfield, wenn wir schon mal in Liverpool sind. Und ich ärgere mich natürlich, dass der Club am Wochenende nicht gewonnen hat. Und beim Elfmeterschießen im Champions-League-Halbfinale muss ich die Augen zukneifen, weil ich so aufgeregt bin.

Du kannst es dir nicht aussuchen, es wird dir auch nicht immer gegeben. Manchmal wird es dir auch irgendwie zugewiesen.

23.4.07

30. Spieltag: Bernd, ganz fremd

Auch wenn V. Nürnbergs Niederlage gegen Leverkusen (0:2, ich gewöhne mir jetzt an, das auch in der richtigen Reihenfolge zu schreiben) im Hinblick auf das DFB-Pokalfinale gut verarbeitet hat, wollte ich ihm trotzdem etwas gutes tun und Karten für das Länderspiel Deutschland - Tschechien gewinnen.

Keine Ahnung, wann das ist und wo (vor ein paar Wochen war es in Prag, das haben wir in der Kneipe geguckt, ich erinnere mich gut), dabei sein ist alles. Als ich mich schließlich auf www.sueddeutsche.de durch die Fragen klickte, merkte ich - die lassen da nicht jeden hin. Zumindest nicht jemanden, der nicht weiß, aus welcher Entfernung Diego das Tor gegen Aachen schoss. 68, 63 oder 75 Meter. So oder so - es ist weit.

Es waren viele Fragen dabei, die man nicht nur durch Kenntnis der Bundesliga im Allgemeinen, sondern auch des Spieltages im Besonderen beantworten konnte. Da V. diesmal die Sportschau mit einem Chirurgen und einem Historiker angeschaut hatte und nicht mit mir, war ich da schon mal im Nachteil. Und tappte in die Falle.

Zum Beispiel bei dieser Frage:






Wie feierte Bernd Schneider nach seiner Galavorstellung gegen Nürnberg?

Er ging in die Kabine.
Er nahm ein Megafon in die Hand und feierte mit den Fans.
Er tanzte am Mittelkreis Samba



Wenn man ein bisschen was von Bernd Schneider weiß, so wie ich, sagt man: Klar, Antwort A. Der Schneider reagiert auf alles mit einem Gang in die Kabine.

Nur nicht am 30. Spieltag, da entscheidet er sich spontan für Antwort B. Hans Meyer sagte später, Schneider sei damals in Jena ein echter Rumpelfußballer gewesen. Bevor Meyer ihn dann trainierte.

Schließlich hatte ich 6 Antworten richtig, das reicht nicht für ein Länderspiel. Dafür brechen V. und ich nach Liverpool auf, zum heiligen Rasen von Anfield Road. Wo übrigens der Mann Trainer war, der den Spruch auf V.s Tasse gesagt hat. Dass es beim Fußball nicht nur um Leben und Tod geht und so. Sondern um mehr.

Bis dahin muss V. nur noch zwei Arbeitstage mit dem Kollegen, der Stuttgart-Fan ist, überstehen.

18.4.07

Reise nach Berlin gewonnen

Vergangene Nacht wurde V. von meinem lauten Lachen wach, jedenfalls erzählte er das heute morgen. Als er mich fragte, warum ich lache, soll ich nach einigen unverständlichen Grunzern geantwortet haben: "Hihi, mein Halbfinalgewinner."
Selbst wenn V. das nur geträumt hat, es hat ihn sehr gefreut.

Ich wusste nicht, dass der Club mich mittlerweile sogar nachts verfolgt, normalerweise träume ich sehr wirre Sachen, zum Beispiel, dass ich mich nur hüpfend fortbewegen kann oder jemand meine Haare leihen will. Natürlich kann ich mich nicht erinnern, ob und wie ich vom DFB-Halbfinale geträumt habe.

Zuallererst war ich gestern von V.s hysterischer Aufregung genervt. Also habe ich Freundin A. angerufen. Zu meiner Überraschung ging K. ans Telefon, mit dem sie sich ein Haus teilt. K. kennen wir, das war der Fan der an Weihnachten verkündete, nie wieder ein Club-Spiel besuchen zu wollen. A. schlief auf dem Sofa.

Beim 2:0 war sie dann ganz froh, dass ich angerufen hatte, von K.s Jubelrufel hätte sie im Schlaf sicherlich einen Herzinfarkt bekommen. In den nächsten Minuten hörte man K. dann nur fluchen, weil er nicht im Stadion war. "Aber Schatz, dafür haben wir doch im Garten echt was geschafft", hörte ich A. sagen.

In der zweiten Halbzeit habe ich dann auch noch ein bisschen V.s Hand gehalten, aber nur die eine, mit der anderen musste er Daumen drücken, 90 Minuten lang.

Es ist ein sehr komisches Gefühl jetzt mit jemandem zu leben, der Fan einer erfolgreichen Mannschaft ist. Ich kenne das nicht, ich finde es sehr ungewohnt. Manchmal ist es ein bisschen, als hätte ich die Beziehung gewechselt. Dann bin ich kurz verwirrt und merke aber schnell: Glücklicherweise ist es der gleiche Mann. Und der gleiche Club.

Nur irgendwie anders.

17.4.07

Live dabei

Es ist ein besonderer Tag, V. kann gar nicht aufhören, dies zu betonen. Müsste er auch gar nicht, man merkte es auch so, am Hans-Meyer-Interview in der SZ, an der Autogrammkarte von Michael A. Roth auf dem Wohnzimmertisch und dem neuen Clubtrikot. V. hat es ganz neckisch auf dem Sessel drapiert, zusammen mit dem etwas älteren aus der Saison 1998/99.

Anziehen will er es nicht. Zuerst behauptet er, sich nicht zwischen neu und alt entscheiden zu können, aber die Wahrheit ist: Beide Trikots sind sehr groß. Er weigert sich auch schlicht, das neue Trikot anzuziehen, aber er wird es irgendwann tun müssen, damit ich es für diese Seite hier bildlich festhalten kann.

Als ich nach Hause komme begrüßt er mich mit "Ich bin so aufgeregt, dass ist schlimmer als Europameisterschaft", bügelt hektisch noch ein paar Hemden und flitzt hysterisch durch die Wohnung. Leider sind keine Fußballfreunde gekommen und so muss ich heute Händchen halten. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass Dienstag mein Krankenhausserientag ist und ich jetzt Dr. House und den sehr schönen Dr. Shepherd verpasse.
Nachdem ich auf dem Wohnzimmertisch die Autogrammkarten von Saenko und Engelhardt gesehen habe, muss ich gestehen - das DFB-Halbfinale ist in dieser Hinsicht keine Alternative.

Während ich hier schreibe, fällt schon das erste Tor. In der 14. Minute, die wir gerade haben, steht es schon 1:0 für Nürnberg. V: "Ich bin total aufgeregt, wir führen, aber pfffff..... Frankfurt ist echt stärker. Der Club steht zu weit hinten drin."

Es ist nicht einfach, mit dem Rücken zum Fernseher zu sitzen. Die Stimme des Kommentators wird lauter, V. ruft "ja, Saenko", ich frage "Tor?" - aber da war nichts. Aber Saenko war da.

Jetzt muss ich mal gucken gehen.

27. bis 29. Spieltag: Wäsche und Fußball

Die Aktualität dieses Blogs hat etwas gelitten, aber das soll nun nicht weiter stören. Der Club ist auf Platz fünf, hat dies auch dem FC Bayern (oder Leverkusen, wie man will) zu verdanken und V. musste feststellen, dass Wäsche und Fußball nicht zusammen passen.

Es ist Samstag, gleich ist Anpfiff und "Heute im Stadion" im Radio, aber V. betätigt sich netterweise als guter Hausmann und hängt noch schnell Wäsche auf. Im Keller.
Er verpasst die ersten Millisekunden des Spiels und damit ein Tor für Nürnberg.

Hinterher sagt er, dass er das schon ahnte, als er die erste Unterhose an die Wäscheleine klemmte. "Ich steh da unten und die machen ein Tor."

Es gibt Dinge, die gehen nicht miteinander.

20.3.07

26. Spieltag: Schweiß

Eigentlich mag ich Unentschieden, sie sorgen erfahrungsgemäß für ein ruhiges, fast fußballfreies Wochenende.
V. lässt die erste Halbzeit ausfallen und hört sich die zweite im Radio an. Dafür spielt der Club nur 0:0 und wird einen Tag später von Leverkusen überholt. Gut, das war blöd.

Doch V. ist abgelenkt, denn er hat einen Gutschein für ein Clubtrikot bekommen. Na ja, eher für ein Club-Kleid. Das Trikot hat laut P., einem der Schenkenden, Größe XL.
Man wird sehen, wie das aussieht.

Aus gegebenem Anlass erklärten mir V. und P., warum die Clubfarben dunkelrot und schwarz sind. Die waren nämlich, vor langer Zeit, mal hellrot-weiß, wie sich das für einen fränkischen Club gehört.

Nur dass sie es damals, in der Saison 1931/32, mit er Sauberkeit noch nicht so genau nahmen. Oder das Trikot nicht so oft wechseln konnten. Jedenfalls färbte der Schweiß die Trikots gegen Ende der Saison dunkel.

Man hat das dann gleich so gelassen. Das ist bodenständig und praktisch und es passt zum Club, keine Frage.

14.3.07

Wir gratulieren

Vor einigen Wochen vertrieben V. und ich uns die Zeit damit, im Internet zu schauen, wer mit uns Geburtstag hat. Es fing damit an, dass ich mich damit brüstete, dass Berühmtheiten wie Norah Jones, Jamie Cullum oder Simone Denkinger mit mir den Jahrgang teilen. Nicht zu vergessen Yvonne Catterfeld.

Dann sah V. in seinem Jahrgang nach. Es waren lauter Fußballer darunter.

Ruud van Nistelroy. Michael Ballack. Francesco Totti.

Ich habe keinen Vergleich, aber auf den ersten Blick hat das Jahr 1976 überproportional viele Sportler im Allgemeinen und Fußballer im Besonderen hervorgebracht.

Und V.

Er erklärte mir, dass er mal gar nicht so weit davon entfernt gewesen war, sich zu dieser illustren Runde zu gesellen. V. hätte nur, es mag 1984 oder 1985 gewesen sein, häufiger einen gewissen Berg mit dem Fahrrad bezwingen müssen. Auf diesem Berg fand jede Woche das Fußballtraining statt. Hätte V. daran regelmäßig teilgenommen wäre er jetzt als Nationalspieler auf dem Zenit, wie er mir erklärte, und wir hätten ein Haus am Starnberger See oder in London oder beides.

Dazu möchte ich sagen, dass T. beispielsweise diesen Berg in den 90er Jahren regelmäßig bezwungen hat, sein Name aber trotzdem nicht erscheint, wenn man bei Wikipedia "Fußballer, geboren 1984" eingibt. Nur so viel dazu.

Den Frust über seine Altersgenossen bei Real Madrid und Chelsea hat V. bald wieder vergessen. Lieber freut er sich heute darüber, dass er den Geburtstag mit zwei Clubspielern teilt: Wir gratuliern deshalb Jan Polak zum 26. und Thomas Paulus zum 25.!

Ersterer hat immerhin schon vier Tore für den Club geschossen. Zweiterer wurde während seiner Zeit bei Erzgebirge Aue für sechs Spiele gesperrt, weil er einem Gegner absichtlich auf den Po gestiegen sein soll.

Beide haben blonde, gegelte Haare, die in der Mitte etwas nach oben stehen. Sie sehen aus wie Zwillinge. Man kann bislang nicht sagen, die 80er Jahre hätten auffällige Charakterköpfe hervorgebracht.

Jan und Thomas wiederum teilen ihren Geburtstag übrigens auch mit Prinz Albert von Monaco.

Happy Birthday.

11.3.07

25. Spieltag: Fußball verbindet

Es ist Freitagabend und V. muss sich zusammen reißen. Der Club spielt und was muss V. tun? Mit mir Menschen besuchen, die er nicht kennt! Pärchenabend, während es anderswo um Uefa-Cup-Plätze geht.
Ich möchte V. Freunde vorstellen, V. sagt: Wenn wir wieder zu Hause sind, muss ich aber gleich in den Videotext schauen.

Wir besuchen also Freunde von mir, essen Nudeln, verstehen uns gut. Das Gespräch kommt nicht direkt, geradewegs auf Fußball. Es landet nur irgendwie plötzlich bei Sportreportern, über die der Gastgeber einen weniger netten Kommentar fallen lässt.

V. gesteht mir auf dem Heimweg, dass er da dachte, der Abend wäre fußballmäßig gelaufen.

Dann geht alles ganz schnell. Von Sportreportern zu Fußball im Allgemeinen, zu Nürnberg gegen Frankfurt im Besonderen und schon sitzen Gastgeber und V. vor dem Laptop und hören Bundesliga Live. Spannendes Spiel, Club rettet sich mit einem Unentschieden.

Dann fachsimpeln V. und der Gastgeber über E-Gitarren und Verstärker.

"Es sind immer drei Stufen", sagt die Gastgeberin zu mir. "Fußball, Gitarren und..."

Stufe drei fällt uns erst später ein. Computerspiele, was sonst.

Männer haben es da sehr einfach, beneidenswert. Obwohl - Frauen reden über Taschen oder Schuhe. Ist eigentlich das Gleiche.

7.3.07

24. Spieltag: Nie mehr erste Liga

V. und ich gehen heute abend ins Kabarett. Aus diesem Anlass spielten wir ein kleines Spiel. Ich sage etwas, V. antwortet - aber antwortet er auch richtig?
Ich: Also dann um sieben.
(Im Radio läuft gerade eine Ankündigung für das Champions League Spiel Bayern München - Real Madrid)
Ich: Oh, da verpasst du ja Fußball heute abend.

...

V: Ist schon ok.

Diese Antwort war falsch. Die richtige Antwort müsste lauten: Ach, da reicht mir der Spielbericht morgen im Internet.

Oder so ähnlich.

In den vergangenen Wochen habe ich mir desöfteren gewünscht, der Fußballverein, dessen Namen ich jetzt nicht nennen möchte, weil das an dieser Stelle vielleicht Unglück bringt, möge sich wieder in die 2.Liga verabschieden.
Das war angenehmer und wurde in meiner Beziehung nicht so oft thematisiert.
Nun spielt sich eben jener Verein immer mehr in den Vordergrund, ständig sprechen Menschen V. darauf an und ich habe auch noch diesen Blog angefangen.

V. wird ab und zu hysterisch und weigert sich, das abzustellen. Beim letzten Pokalspiel, beispielsweise. Hat der Club ja bravourös gewonnen. Wurde leider in keiner Kneipe übertragen. Weshalb V. leicht angefressen nach Hause kam. Und dann wage ich es, mich darüber zu freuen, jetzt eine gewisse Krankenhausserie im Privatfernsehen zu schauen.
Entrüstung! Jetzt kommt doch Blickpunkt Sport!

Da wäre ich wirklich gerne abgestiegen, bis in die D-Jugend meinetwegen.

27.2.07

23. Spieltag: Cup der guten Hoffnung

Er verließ am Samstagmorgen das Haus und ließ den ganzen Tag nichts von sich hören. Keine leidgeplagte Nachricht auf dem Handy, kein enttäuschter Seufzer am Telefon. Am Abend erfuhr ich das Ergebnis, 2:1 für Mainz. Ich sorgte mich ein bisschen.

Er kam am Sonntagabend zurück, entspannt, gut gelaunt, als er hätte er da was nicht verstanden. Aber jetzt mal ehrlich, eigentlich muss man V. dafür loben. Dass er nicht in Lethargie verfällt, abergläubisch wird oder wütend vor sich hin schimpft.

Er hat die Niederlage genommen wie ein Mann, der noch weiß, wie es in der zweiten Liga aussieht. Es war ein gutes Spiel, sagte er, und dass sie in der vierten oder fünften Reihe saßen. Und dass es anstrengend ist, zu einem Auswärtsspiel zu fahren. Ich solle froh sein, dass er es so anstrengend finde. Unsere Wochenenden, gerettet.

Gestern lag auf dem Schreibtisch der ausgefüllte Antrag für die Club-Mitgliedschaft. Heute ist Pokal, der Manager des FCN hört im Auto Nirvana und der Club ist immer noch auf einem Uefa-Cup-Platz.

Aber das nur nebenbei.

22.2.07

22. Spieltag: 24 Stunden sind nicht genug

Wieder gewonnen. Völlig unerheblich das. Gegen wen, noch unerheblicher.

Wichtiger, sagt V. gerade in diesem Moment: Den Uefa-Cup-Platz haben wir jetzt noch länger als 24 Stunden. In Echt.

Noch wichtiger: V. geht am Samstag ins Stadion. Nach Mainz. Haupttribüne. Er wird Jürgen Klopp den Kopf tätscheln können und der wird ihn dafür mit einem Filzstift markieren, wie er es im Fernsehen immer tut.
V. ist völlig aufgedreht. Will sein Clubtrikot anziehen. Das alte. Will aber auch seit Monaten ein neues kaufen. Oder eines mit Lehmann drauf, falls der wirklich zum Club geht. Stand schon in zwei Zeitungen, sagt V.

V. geht also ins Stadion.
Mir fällt Freund K. ein - auch so ein Club-Fan. Ich traf K. kurz vor Weihnachten, auch er gefangen in einer Mischung aus Delirium, Euphorie und Panik, der Traum könnte morgen vorbei sein.

Ich zu K: Mensch, jetzt können wir doch mal zusammen ins Stadion, das wär doch schön, jetzt spielen sie so gut.
K.s Panik vergrößert sich ein bisschen.
Er könne keinesfalls ins Stadion, und falls der Club weiter so gut spiele, werde er nie wieder gehen.
K: Wenn ich im Stadion bin, dann verliert der Club, das darf ich nicht herausfordern!

V. sagt, der Club habe auch schon gewonnen, als er im Stadion war. Außerdem erinnere er sich gerne an das 3:0 gegen Schalke. T. war damals dabei, mit seinem Dortmund-Schal. Da war V. ein bisschen in Sorge, wegen den Schalke-Fans vor ihnen. Ist damals aber nichts passiert, T. war noch sehr jung.

Ich war auch mal beim Club, im Frankenstadion sogar, gegen die Bayern. Das war 1991, ich war zwölf und es war ein sogenannter Ministrantenausflug. Ich habe mich im Stadion mehr gelangweilt als vorher im Zoo. Und mich geärgert, dass ich nichts zu lesen dabei hatte.

Einmal bin ich aufgestanden, als ein Tor fiel. Hätte sonst doof ausgesehen.
Der Club hat damals 1:0 verloren.

Ich fahre nicht mit nach Mainz. Vielleicht bin ich ein bisschen wie K.

11.2.07

21. Spieltag: Nicht nur 24 Stunden

Den Fußball hatte ich fast vergessen. Es war irgendwie so ein Biathlon-Tag.
Ich döse auf dem Sofa, während die Damen-Staffel in Antholz Gold gewinnt und Michael Greis mit der bayerischen Fahne nach dem Massenstart ins Ziel lief.

Beim Essen sagt V. plötzlich: "Ich hab heute noch gar nichts gesagt, gell?"
Fragender Blick meinerseits.
V.: "Ich hab noch nichts über Fußball gesagt."

Da fällt's mir wieder ein. Klar, Fußball, da war doch was. Das heißt, gestern war nichts, der Club spielte mal wieder am Sonntag. Es war viertel vor sieben. V. wurde dann doch nervös. Rutschte nervös auf dem Stuhl herum.

V.: "Weißt du, Berlin hat gestern verloren, und wenn der Club heute gewinnt, dann sind wir echt auf einem Uefa-Club-Platz. Nicht nur für 24 Stunden!"

2:0 gegen Bochum. Da sitzen wir nun auf dem Uefa-Cup-Platz, mindestens bis nächste Woche.

6.2.07

20. Spieltag: Beginn einer neuen Zeitrechnung

Die Veröffentlichung dieses Posts verzögerte sich um vier Tage, weil ich am Freitagabend fast die Wohnung mit einem Bügeleisen in Brand setzte.

Natürlich interessiert das jetzt wieder keinen, wenn die Tussi nicht vernünftig bügeln kann. Aber es passierte beim Schrei zum 1:0, setzte unser Wohnzimmer nahezu in Flammen und stürzte den FC Bayern ins Nirvana. Aber ich soll nicht so viel über die Bayern schreiben, Auftrag von V.

V. verbrachte den Freitagabend in einer Art Schockstarre, nachdem er hektisch nach Wegen suchte, sich das Spiel wenigstens anzuhören. Wir haben immer noch kein Arena, aber das kann sich ändern, noch bevor V. sein 31. Lebensjahr vollendet.

Erfreut stellte V. fest, dass das Spiel im Internet übertragen wird, zuerst über Bundesliga-Live oder so (ganz lahme Kommentatoren, sagt V.), die zweite Halbzeit dann auf B5 (wenn schon nicht Günther Koch, dann wenigstens Hans-Peter Pull).

Schließlich saß V. vor dem Computer, erinnerte mit seinem Kopfhörer irgendwie an Willi bei Biene Maja und starb wie immer fast vor Angst.

Ich verbrachte die Zeit mit "Matula, Privatdetektiv" und Bügeln. Bis ein Schrei das angeregte Gespräch von Matula und Anwalt Lessing unterbrach und mir vor Schreck fast das Bügeleisen aus der Hand fiel.

Der Rest des Abends kann als Beginn einer neuen Zeitrechnung gewertet werden. Wohnzimmer gerettet, Club gewinnt 3:0.

Den Rest des Wochenendes allerdings konnte V. kaum an sich halten und musste in der U-Bahn "So sehn Verlierer aus" singen, auch wenn sich gerade keine Bayern-Fans im Wagen befanden.

Meinen Wunsch, sich doch etwas mehr nach innen zu freuen, hat er ignoriert.