29.9.09

7. Spieltag. Bochum.

Er wäre ein guter Fußballmanager, sagte V. heute morgen. Nein - sogar ein außerordentlich guter!

Ich kann nicht ganz folgen, die Zeitung verwirrt mich, das Panorama klebt hinten am Sportteil, wer macht denn sowas! Dieses Zusammengeschustere ist höchst problematisch, denn normalerweise liest V. den Sportteil und ich das Panorama, was schlecht geht, wenn beide plötzlich eine Einheit bilden. 

Starre ich also muffelig in meinen Ingwertee. V. doziert weiter über seine Qualitäten als Manager. Wie kommt er eigentlich darauf? Hat doch noch nie irgendwas gemanagt! Sieht man von so Sachen wie Auto kaufen und verstopfte Abflüsse reparieren ab.

Schlaftrunken reichen sich ein paar Synapsen in meinem Hirn die Hände. Stimmt, da war ja was. V. hat am Abend zuvor den Manager des 1. FC Nürnberg, Martin Bader, bei Blickpunkt Sport gesehen. Herr Bader war sehr ernst, dem Anlass angemessen. Der Club hat gegen Bochum verloren und steht auf einem Relegationsplatz. Früher hieß das auch Abstiegsplatz, aber dann hat man die Relegation wieder eingeführt.

Herr Bader musste sich, so sah es V., vom Moderator unverschämte Fragen gefallen lassen. Zum Beispiel, ob der Verein ein Problem damit hat, dass der Trainer drei Mal in Folge verliert, aber noch Zeit findet, beim Bezahlfernsehen zu kommentieren. Kann man gerne fragen, fand ich. Sollte man auch. Für V. kam das einer Majestätsbeleidigung gleich! Dass der Herr Bader darauf noch so ruhig und freundlich antworten könne!

Ja, das sind die kleinen, nicht unwichtigen Feinheiten des Journalistenberufs, die will er manchmal nicht sehen. Und die sind ihm auch nicht bewusst, wenn er sich wünscht, seine Frau möge zur Sportreporterin umschulen.

Das alles geht mir noch mal durch den Kopf, während ich den Ingwertee beobachte. Zwei weitere Synapsen fallen sich jubelnd um den Hals. Du! Hier! Auch schon wach!

Warum er denn ein so guter Manager wäre, frage ich V.

Na, weil er sich diese unverschämten Fragen nicht gefallen lassen würde, sei doch klar.

Dann wärst du ja wie Uli Hoeness, sage ich.

Da ist er beleidigt.

24.9.09

Pokal? Welcher Pokal?

Ich hatte fest vor, unter dem Label "DFB-Pokal 2009/2010" mehr als einen Eintrag zu veröffentlichen. Nun, die Chance habe ich insofern verpasst, dass

a) ich zu verpeilt war, etwas zur ersten Runde zu posten und
b) der Club gestern sowieso ausgeschieden ist, gegen Hoffenheim. Da hätten wir gleich nochmal gegen Bayern spielen können. Immer feste druff.

Das mag nun ungerecht sein, hat V. aber im Großen und Ganzen doch nicht tangiert.

Weil der VfB Wolfsburg, Hertha BSC Berlin und der HSV auch ausgeschieden sind.

"Da ist man doch als Pokalausscheider in bester Gesellschaft", findet V.

6. Spieltag. München.

Es gibt Ereignisse im Leben, die sollte man nicht alleine durchstehen. Man sollte sich stattdessen gute Freunde an seine Seite holen, solche, die einem unterstützend auf die Schulter klopfen, solche, die, die Niederlage vor Augen, einfach noch ein Helles bestellen. Wenn möglich, sollten auch noch ein, zwei Engländer dabei sein, die enthusiastisch, in einer Kneipe voller Bayern-Fans, "Go Nuremberg!" rufen, aber das ist dann eher die Deluxe-Edition.

Wir haben also die Niederlage der Nürnberger gegen die Bayern am vergangenen Samstag zusammen mit guten Freunden und zwei Engländern, aber umringt von Bayern-Fans in einer Bayern-Kneipe erlebt.

Es war gar nicht so schlimm. Die Bayern-Fans bedachten uns eher mit mitleidig-gerührten Blicken als mit der Aggressivität des Gegners. Wenn sie bei den beiden Bayern-Toren jubelnd die Arme nach oben rissen, rutschten wir noch etwas tiefer in unseren Stühlen nach unten und bildeten ein kleines Loch im Jubel-Teppich. Im Gegenzug sprangen beim Nürnberg-Tor auch nur wir von den Sitzen.

Gegen Ende des Spiels versuchten P. und ich noch, der bevorstehenden Niederlage Positives abzugewinnen. Wir hatten beide 3:1 für Bayern getippt und ich war überzeugt, am Montag wenigstens ein bisschen Geld einzustreichen, sozusagen als Entschädigung. Hat auch nicht geklappt.

V. war tapfer. Ärgerte sich natürlich wieder mit ungefähr zwei Stunden Verzögerung. Verpasste mir und P. einen Anschiss für unseren Tipp. Macht man nicht. V. hat natürlich Unentschieden getippt. Ein echter Fan rechnet nie mit einer Niederlage seines Clubs. Zumindest nicht V.

Lieber bestellt er noch ein Helles.

18.9.09

Kleines Glück.

Zur Verbesserung meines Autoschlafs haben wir ein neues Auto gekauft. Heute morgen war V. bei der Zulassungsstelle, um es anzumelden und das Nummernschild abzuholen.

Danach ruft er mich sofort an.

V: Ich muss dir sofort das Kennzeichen sagen! Das glaubst du nicht! M-FV!!! Wahnsinn!

Ich: Das ist großartig!

V: FV! Fußballverein!

Ich: Hab ich kapiert, ich bin ja nicht blöd.

V: Ist das nicht klasse? Nicht, dass du denkst, ich hätt dazu was beigetragen! Das war kein Wunschkennzeichen. Das haben die mir einfach so gegeben! FV!


Nie hatte je ein Volvo ein schöneres Kennzeichen. Einfach so.

15.9.09

5. Spieltag. Mönchengladbach.

Auf Autofahrten schlafe ich meistens sofort ein. Das liegt in der Familie. Auch meine Mutter, mein Bruder, mein Onkel und mein Großonkel werden vom Brummen des Motors dermaßen eingelullt, dass ihnen innerhalb weniger Minuten die Augen zufallen. Beim Opa, der nicht mehr lebt, war das ebenfalls so. Überhaupt können die Mitglieder meiner Familie mütterlicherseits, immer und überall sofort und gut schlafen - es sei denn, wir fahren selbst, versteht sich - was vor allem meinen Vater wurmt.

Der Autoschlaf ist, wie ich finde, ein sehr erholsamer, außerdem verkürzt er lange Fahrten und verhindert Langeweile. Und da mir beim Lesen im Auto gleich schlecht wird, bleibt mir ja nichts anderes übrig. Jetzt kommen bestimmt gleich wieder die Romantiker und schimpfen, ich könnte, sollte, müsste mich ja mit dem V. unterhalten, der ja schließlich fährt, aber das will der ja auch nicht immer. Außerdem hat er sich daran gewöhnt, dass ich kurz hinter Neufahrn in die Schlafposition rutsche.

An diesem Samstag schlafe ich aber nicht, erst ergibt es sich irgendwie nicht, und dann fängt "Heute im Stadion" an. Ich bin ja sozusagen noch Ersthörer, jedenfalls habe ich noch nie so richtig ein ganzes Spiel mit angehört. Heute reicht es immerhin für eine ganze Halbzeit und so schnell wie ich sonst einschlafe, erliege ich diesmal dem Charme der Bundesliga-Konferenz, besonders der speziellen Artikulation von Karl-Heinz Kars. Als er ein Tor für Dortmund meldet, klatsche ich vor Begeisterung in die Hände, und dann führen auch noch die Nürnberger!

1:0 in der ersten Halbzeit! Da zeichnet sich doch ein Heimsieg ab! Obwohl, gibt unser Reporter den Skeptiker, jetzt müsste das "psychologisch wichtige zweite Tor vor der Halbzeitpause" fallen. Dann könne nichts mehr passieren, das wäre erwiesen, statistisch und so, dann wäre der Sack zu gemacht, die Sache geritzt, der Drops gelutscht und so weiter.

V. verdreht die Augen. "So ein Quatsch", setzt er an. "Das stimmt alles gar nicht. Ein zweites Tor vor der Halbzeit oder nicht, DAS ist erwiesen, hat überhaupt keinen Einfluss darauf, ob das Spiel gewonnen wird oder nicht, da gibt es Statistiken und und und."

Ich: "Wo hast du das jetzt wieder her? Das erfindest du doch gerade!"

V.: "Nein, das hab ich aus dem Buch!" V. liest gerade das wichtigste Buch aller Zeiten, "Die Fußball-Matrix" von Christoph Biermann.

Ich: "Aha. Wieso liest du mir aus dem Buch eigentlich nie vor? Das wäre doch prädestiniert dafür!"

V. (zögerlich): "Ja, schon. Aber ich glaube, das ist zu hoch für dich."

Ach so. Kann schon sein. Mathe war ja nie so meine Stärke. Aber in Statistik war ich gar nicht so schlecht. Glaube ich jedenfalls.

25.8.09

3. Spieltag. Hannover.

Samstagmorgen. Leseritual. Schweigen.

Plötzlich fragt V.: Was heißt denn neolithisch?

Ich: Keine Ahnung, schau halt im Duden nach. Was hat das Wort eigentlich im Sportteil verloren?

V.: Nix. Ich hab heute mal mit dem Feuilleton angefangen. Ist übrigens total interessant. Diese Ausstellung in London, da sollten wir mal hingehen. 

Ich: Eigentlich keine schlechte Idee, das Pfund steht ja gerade auch so gut.

Dann wieder: Schweigen. Leseritual.

Und als ich mich in diese sehr lange Reportage über den Mann mit den vielen Schlangen vertiefe, blitzt irgendwo in meinem Hirn, wahrscheinlich in der Fußballecke, kurz, aber nur ganz kurz, der Gedanke auf, ob das nicht ein schlechtes Omen ist, vor dem Spiel gegen Hannover einfach mal so mit dem Feuilleton anzufangen. 

Und wie sich einige Stunden später zeigt: Es war vielleicht kein Omen, aber es war schlecht. Er wird das nicht wieder tun.

Küren wir, trotz allem, den

Spieler des Tages: Raphael Schäfer

Was ich über ihn weiß: Nürnbergs Jahrhundert-Torwart, unverzichtbar im Pokalsieger-Jahr, danach nach Stuttgart verkauft, dann reumütige, freiwillige Rückkehr in die zweite Liga. 

Wie V. ihn findet: V. hat selten viel für "Torwächter" (Zitat Günter Netzer) übrig und ist, wenn, dann Fan von Andreas Köpke. Aber auf den Schäfer lässt er nix kommen.

Warum Spieler des Tages: Er hat einen Elfmeter gehalten und den Club so vor einer noch größeren Schmach bewahrt.

Weitere Fakten: Raphael Schäfer ist in Oberschlesien geboren und lebt seit seinem siebten Lebensjahr in Deutschland. Und beim Club ist er seit 2001 – die wenig erfolgreiche Unterbrechung in Stuttgart mal nicht eingerechnet.

18.8.09

2. Spieltag. Frankfurt.

Fast noch schlimmer als ein Fußballspiel mit V. live zu sehen oder zu hören, ist, mit ihm die Wiederholung zu schauen. Je länger das Spiel zurückliegt, desto schlimmer.

Zum Vergleich:
Das Spiel am Samstagnachmittag im Radio hören und dann ab 18 Uhr in der Sportschau sehen, ist in Ordnung, das noch vorhandene Haupthaar wird nur sporadisch gerauft.

Aber:
Das Spiel am Samstagnachmittag weder hören noch sehen, und dann erst am Montag bei Blickpunkt Sport die Zusammenfassung serviert bekommen, ist schlimm. Da wird jedes einzelne Haar gerauft, die Hände schlägt man sich verzweifelt vors Gesicht, ein Aufschrei geht durchs Wohnzimmer - vor allem angesichts der verpassten Chancen von Eigler und Mintal. Wir sehen wie sich Oenning ärgert und V. leidet mit ihm, wenn auch zwei Tage verspätet.

Trotzdem:
Das Wochenende war für V. ein voller Erfolg, der Mittelfuß hat keine Mätzchen mehr gemacht und stand am Samstag im Finale eines nicht ganz so wichtigen Beachvolleyball-Turniers. Am Ende war's der zweite Platz und V. ein Held.

Außerdem:
Wurde am Samstag erstmals ein Lied auf mich gedichtet mit der schönen Zeile "Sie findet den Oenning schön, darf aber nicht zu ihm ins Stadion gehen" - auf die Melodie von Abbas "Dancing Queen". Ich bin immer noch gerührt und danke P., N., K. und F. für die schöne Darbietung.

Unser Spieler des Tages: Albert Bunjaku

Was ich über ihn weiß: Erschreckend - fast nichts. Schweizer. Torschütze gegen Frankfurt. Hat uns noch mal gerettet.

Wie V. ihn findet: Ach ja, das hatte ich ihn noch fragen wollen.

Warum Spieler des Tages: Wie gesagt, hat uns (!) noch mal gerettet und der Club konnte einen Punkt mit nach Hause nehmen.

Weitere Fakten: Beim Club seit Februar 2009, also gar kein Neuzugang, wie ich anfangs dachte. Stammt aus dem Kosovo. Hatte noch nicht so viele Einsätze, weil Dario Vidosic immer vorgezogen wurde. 

14.8.09

3 Jahre Club, ich und V.

Heute vor drei Jahren hat dieses Blog pünktlich zur Saison 2006/2007 begonnen. Damals hätte ich nicht geglaubt, dass es nach drei Jahren noch immer etwas über den Club, mich und V. zu erzählen gibt. Aber ich hätte auch nicht gedacht, dass der Club Pokalsieger wird. Oder gleich wieder absteigt. Obwohl - das wahrscheinlich schon.

Vor drei Jahren hat mich V.s Leidenschaft für den Club halb amüsiert, halb genervt. Ersteres überwog aber, deshalb habe ich begonnen, darüber zu schreiben. Um damit wiederum letzteres zu kompensieren. Welche Entwicklung das alles in Gang setzte, konnte ich wirklich nicht ahnen. Hätte mir im Sommer 2006 jemand erzählt, dass ich mal "Die Legende lebt"  unfallfrei und mit echtem Pathos mitsingen würde, ich wäre wohl handgreiflich geworden.

Heute kann ich nur sagen: Das hat dieses Blog aus mir gemacht. Eine Frau, die mit Club-Schal im Stadion steht, über die Aufstellung des aktuellen Spieltages diskutieren kann, die mit Interesse die Sportschau verfolgt, die 20 Euro beim Fußballtipp gewinnt. Und ohne dass ich es bewusst wahrgenommen habe, hat sich eine kleine sprachliche Eigenheit in mein Hirn geschlichen, die vor drei Jahren sicher noch nicht da war und mit der im August 2006 dieses Blog begann. 
Ich stelle mit Erschrecken fest: Ich sage "wir" und meine den Club. Habe ich mich vor drei Jahren noch ironisch-distanziert darüber amüsiert, dass "wir" eingekauft, gestritten, aber auch drei-null gegen Stuttgart gewonnen haben, sage ich heute ganz selbstverständlich Sätze wie "Haben wir den Charisteas wieder aus Leverkusen geholt?" oder "Meinst du, wir gewinnen morgen gegen Frankfurt?"
Wohin diese Entwicklung noch führen wird, mag ich mir nicht ausmalen. Sie wird an einem eigenen Trikot nicht vorbei kommen, hoffentlich aber an der Easy-Credit-Fanbank.

Zur Feier des Tages: Was Ihr schon immer über dieses Blog wissen wolltet


Seit wann seid Ihr zusammen?
Seit der 1. FC Nürnberg 1:0 gegen die Stuttgarter Kickers gewann, in der Saison 1997/98. Es war ein Montagsspiel in der zweiten Liga.

Verliert der Club wirklich immer, wenn du im Stadion bist?
Nein, einmal hat es für ein Unentschieden gereicht, gegen Sechzig, im Dezember 2008. Abgesehen davon bin ich kein Glücksbringer, schon bei meinem ersten Stadionbesuch 1991 verlor der Club gegen Bayern. V. sagt aber, ich muss einfach öfter mit, um den Fluch zu brechen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich diesen Druck aushalten kann.

Warum ist V. Club-Fan?
Keine Ahnung. Oder um es mit Nick Hornby zu sagen: Den Verein sucht man sich ja nicht aus, der wird einem gegeben. Ich möchte dem hinzufügen: Als Freundin/Frau eines Fans wird es dir stattdessen zugewiesen. Ich stelle mir das so vor: Erst überreichte der Fußballgott feierlich V. den 1. FC Nürnberg. Dann drehte er sich um, winkte mich heran, deutete auf V. und sagte: Du da, du gehst zu dem.

Hat V. eigentlich selber mal gespielt?
Ja. Für sehr, sehr kurze Zeit. Hätten ihn nicht widrige Umstände gehindert, wäre er jetzt ein Ausnahme-Spieler und ich eine Ausnahme-Spielerfrau. Er versucht, freizeitmäßig zu kicken, leider mit mäßigem Erfolg.

Habt Ihr immer noch das gerahmte Hans-Meyer-Autogramm auf dem DVD-Player stehen?
Nein, das hab ich weggeräumt. Aber falls mir jemand ein Oenning-Autogramm besorgen kann, hol ich den Rahmen vielleicht wieder raus.

Ist V. auch schon immer Liverpool-Fan?
Mhm. Nein.

Warum ist er denn Liverpool-Fan?
Nun ja, wenn der eigene Verein kaum Möglichkeiten hat international zu spielen, muss man sich Alternativen suchen. Die findet man dann im Ausland, denn die Wahrscheinlichkeit, dass der Club mal gegen Liverpool spielen muss, ist ziemlich gering. Außerdem findet V. alles Englische cool, war vom Champions-League-Finale in Istanbul 2005 begeistert - nun ja, dann kam eins zum anderen.

Schlaft Ihr in FCN-Bettwäsche?
Nein.Es gibt Grenzen.

9.8.09

1. Spieltag.Schalke.

Sonntag. Nachmittag. Schwül.

V: Du warst gestern sehr tapfer.

Ich: Ach ja?

V: Na, du hast den halben Tag mit mir Fußball geguckt. Sportschau, Aktuelles Sportstudio... Ich glaube, es hat dich fast interessiert!

Ich: Ach ja?

V: Es HAT dich interessiert!

Ich: Ich muss ja auch wissen, ob ich richtig getippt habe. Da steht Geld auf dem Spiel. Immerhin war mein Nürnberg-Schalke-Tipp richtig und Bayern gegen Hoffenheim hatte ich fast!

V: Oh Gott, es hat dich interessiert! Es hat dich nicht gelangweilt! Das ist nicht gut. Ich seh uns schon in 20 Jahren mit unserem Sky-Abo, jeden Samstagnachmittag... Oh Gott, das ist gruselig!

Ich: Ach, jetzt hättest du dein Hobby gerne wieder für dich allein, oder wie?

V: Irgendwie schon.


Und wir küren wieder den

Spieler des Tages: Angelos Charisteas.

Was ich über ihn weiß: Mehr als über jeden anderen Spieler. Grieche. EM-Torschütze, EM-Gewinner, Ex-Bremer, Spitzname "Harry", vergangene Saison nach Leverkusen ausgeliehen, gilt als überschätzt, wird in Nürnberg ausgepfiffen, hat aber auch Unterstützer im Netz.

Wie V. ihn findet: Freundet sich langsam mit ihm an, ist aber weit davon, ein Harry-Fan zu werden. Ist aber gerührt, wenn Menschen stundenlang durch Athen irren, nur um sich ein Charisteas-Nationaltrikot kaufen zu können, mit dem sie V. dann beeindrucken wollen.

Warum Spieler des Tages: V. wollte heute keinen Spieler des Tages küren. Ich schon. Und Charisteas hat immerhin das Nürnberg-Tor vorbereitet.

Weitere Fakten: Ich denke, nicht nur für mich hat Charisteas fast unheimliche Ähnlichkeit mit einer Spitzmaus.

31.7.09

Der Mittelfuß

Gestern abend hüpfte ein schmerzverzerrter Steven Gerrad vor mir auf einem Bein durch die Wohnung. Es war natürlich nicht Steven Gerrad, sondern V., im Liverpool-Trikot mit Nummer. Aber das tut hier nichts zur Sache. Viel wichtiger ist: V. hüpfte, denn er war verletzt. Ist es immer noch. Hat die Bänder/Sehnen am linken Mittelfuß überdehnt, beim Volleyball. Ganz typisch, sagte die Ärztin, und verpasste V. einen hübschen Tape-Verband:

V. leidet. Er kann nicht auftreten. Ihm war den ganzen Tag langweilig. Der Fuß tut weh. Aber, und so kenne ich ihn, er schöpft auch Kraft aus dieser Verletzung.
Er sagt: "Eigentlich cool. Erst ein Muskelfaserriss, wie der Vittek (mehr hier), jetzt der Mittelfuß, wie Mintal. Lass ich mir also doch 'Mintal' aufs neue Trikot drucken."
Wobei sich Marek Mintal ja den Mittelfuß gebrochen hat, sogar zweimal, was wir jetzt mal keinem wünschen wollen. Aber ich bin froh, dass das die Sache mit dem Trikot, der Nummer und dem Namen nun auch geklärt ist.

Saisoneröffnung

Was soll ich sagen - ich war dabei, sie haben verloren. 0:2 gegen die Glasgow Rangers.

Nein, ich fühle mich nicht schuldig. Erst nächste Woche gilt's und da weiß ich schon, wo mein Platz ist. Obwohl ich den im Stadion, Block 41, Reihe 6, Platz 2 mit Blick auf den schönsten Trainer der Bundesliga wirklich gut fand:




In Verbindung mit einem kleinen Snack ein gelungener Nachmittag! Und jetzt auf in die erste Bundesliga!!!


Urlaubs-Impressionen

Ein gelungener Urlaub für V. ist ein Urlaub mit Stadion-Besuch. Siehe unsere Reise nach Liverpool (mehr hier) vor zwei Jahren. Kurze Abstecher im Club-Trikot zählen übrigens auch. Diesmal sind uns drei gelungen:



FC Carl-Zeiss Jena, Ernst-Abbe-Sportfeld:










Hamburger Sportverein - HSV, inklusive Besuch des HSV-Museums und des Trainings mit Bruno Labbadia:









FC St. Pauli, Millerntor, Hamburg


Ich geniere mich zwar immer noch ein bisschen, wenn er das Club-Trikot aus dem Rucksack holt und überzieht, ich bin immer ein bisschen beunruhigt und glaube, militante Fans beschimpfen uns gleich, und mir ist es auch ein bisschen peinlich, vor allem, wenn V. sich am Millerntor über Pauli aufregen muss - aber ich werde es schon noch lernen, da bin ich ganz sicher.

3.6.09

Anmelden.

Gestern hat sich V. endlich um seine Aufnahme in den 1. Fußball-Club Nürnberg (1. FCN) bemüht. Als ich nach Hause komme, hält er mir den ausgefüllte Aufnahmeantrag vors Gesicht. Seit dem Pokalsieg vor zwei Jahren liebäugelt er mit diesem Antrag, kündigte ihn immer wieder an, hatte ihn sogar schon einmal ausgefüllt, und dann doch wieder einen Rückzieher gemacht.

"Fällt dir was auf?", will V. wissen.

Nö.

"Schau mal auf 'Gewünschtes Eintrittsdatum'."

Ah, unser erster Hochzeitstag. Schön. 

Ich bin sehr gerührt und sehe das "Gewünschte Eintrittsdatum" auch als Zeichen der Wiedergutmachung dafür, dass V. beim letzten Hobby-Fußballspiel seinen Ehering verloren hatte. Glück für V. - ein Mitspieler hat ihn gleich wieder gefunden. 

V. ist trotzdem traumatisiert, hat aber mittlerweile davon gehört, dass man auch einen Ehering beim Sport ablegen darf. Ich nehme an, dass die Profis das so machen. Man stelle sich vor, Michael Ballack riefe während eines Länderspiels plötzlich "Stoooop! Keiner bewegt sich! Mein Ehering!" - und dann robben alle auf den Knien über den Platz und tasten den Rasen nach Ballacks Schmuck ab. 

Man kann den Ring aber auch abkleben, sagt T.

1.6.09

Aufsteigen.

Am Morgen danach will sich V. ein Michael-Oenning-Bärtchen rasieren, dem Aufstiegs-Trainer zu Ehren. Hat er dann aber doch nicht gemacht.

Stattdessen sind wir nach dem Spiel durch das fränkische Dorf E. gelaufen, wo es, wenn ich richtig gezählt habe, acht Trampolins gibt, mindestens 20 Franken-Fahnen (inkl. Fahnenmast) und geschätzte 50 Club-Fahnen -letztere wurden minütlich mehr, weil ein Club-Fan gerade vom Spiel zurück gekommen war und neue Club-Fahnen verteilte.

Wir trafen ihn, als er damit gerade eine Familie beglückte, die vor ihrem Neubau grillte und dabei "Die Legende lebt" hörte. Es war großartig.

Wir schauen also beglückt in die Zukunft und in die erste Liga, wir stellen fest, dass das Kind von Club-Fan K. und seiner Frau A. von Geburt an erstklassig sein wird (Termin ist Anfang August), und dass für die Begegnung FC Bayern - FCN schon erste Anfragen bei uns eingetroffen sind. Natürlich werden wir so schnell wie möglich versuchen, Karten zu bekommen.

Und ja, ich werde dabei sein. Jetzt, wo der junge B., Bayern-Fan aus O., noch immer traumatisiert von unserem gemeinsamen Besuch eines völlig unbedeutenden Länderspiels vor zwei Jahren, mich davon abhalten wollte, erst recht.

28.5.09

Relegation (2)

Schneeeell", ruft V. "Fotoapparat her! Du musst den Videotext fotografieren!!!" Klar, wird gemacht.
















Dann muss V. Glückwunsch-Telefonate entgegen nehmen.


Relegations-Rausch. 3:0 in Cottbus, Aufstieg so gut wie sicher ("ohohoh, jetzt steht's im Blog", oraktelt V.), V. total aufgedreht.

Mehr gibt es nicht zu sagen.

Relegation (1)

Aus gegebenem Anlass: Bitte Daumen drücken, in 45 Minuten wird angepfiffen.

Aber vorher noch die Ergebnisse der Clubundich-Umfrage:

"Ja, der Club steigt auf", sagten 45 Prozent.

"Das geht in die Relegation", prophezeiten ebenfalls 45 Prozent.

"Nein, die verbocken das", erdreisteten sich neun Prozent zu behaupten, was bei 11 Teilnehmern genau eine Person war, die jetzt froh sein kann, dass es eine anonyme Abstimmung war. Denn natürlich hat V. gefragt, ob man nicht doch herausfinden könnte, wer und wie und na ja... 

Wer Recht behält, erfahren wir am Sonntag. Bis dahin bitte Daumen drücken!!!

15.5.09

Alles abstimmen!

Lieber Club-Fan,

es wird interaktiv: Bitte nimm an der Umfrage rechts teil. Steigt der Club wieder auf? Oder schrammt er haarscharf vorbei an der ersten Liga?

Keine Angst - die Umfrage ist anonym. V. wird und kann nie erfahren, wie wer abgestimmt hat. Falls also jemand nicht an den sicheren Aufstieg glaubt, kann er das hier kundtun, ohne befürchten zu müssen, von V. mit beleidigter Nichtachtung gestraft zu werden.

Also los!

14.5.09

V. über... Musik

U. möchte auch mal im Blog vorkommen, und ich werde hier eine Ausnahme machen und ihm den Gefallen tun, denn er hat uns diese Woche nämlich zu seinem Konzert eingeladen.

Wir ließen also das Topspiel Bayern gegen Bayer sausen und waren froh, dass der Club erst am folgenden Tag dran war, sonst hätten wir leider absagen müssen.

Also gingen wir ins Konzert. Man muss dazu wissen: U. spielt Bratsche, er hat das sogar studiert (kennt sich aber auch mit Fußball aus). Bei der Musik handelte es sich um so genannte "Neue Musik". Es war recht abgefahren, nicht schlecht, aber wenig eingängig, es blieb irgendwie nichts hängen.

Hinterher diskutierten V. und ich, ob wir nun Banausen waren oder uns einfach zu wenig auskannten, um dieses Konzert wirklich zu würdigen.

V. fand, wir wissen zu wenig über Neue Musik, um sie wirklich beurteilen zu können oder sogar gut zu finden.

"Im Fußball ist das genauso. Wenn du wenig Ahnung hast, ärgerst du dich über ein torloses Unentschieden. Du bist gefrustet. Aber wenn du dich mit Taktik auskennst, wenn du weißt, was guter Fußball ist, dann findest du ein taktisch gutes, torloses Unentschieden total geil."

Als ich sagte, er könne nicht immer alles mit Fußball erklären, war er etwas beleidigt.

9.5.09

Gedanken zum Derby

Morgen spielt der Club gegen Fürth. Zum 253. Mal seit 1902.

"Das ist die Mutter aller Derbys!", sagt V.

"Aber 'Derby' ist doch ein Neutrum, da kann es doch keine Mutter sein", wage ich einzuwenden.

"Es ist aber so", sagt V.

Was man jetzt bräuchte, wäre ein Sprachwissenschaftler.

"Michael Oenning und Benno Möhlmann kommen übrigens beide aus dem Münsterland und haben beide Germanistik studiert", doziert V.

"Wer ist denn Benno Möhlmann?", frage ich.

"Na, der Trainer von Fürth." Ach so.

V. weiter: "Und beide haben Germanistik studiert! Da hätte aus dir auch noch ein Fußballtrainer werden können!"

"Aber ich hab doch Germanistik nach einem Semester abgebrochen", informiere ich ihn. Nicht ohne einen Schein in Sprachwissenschaft gemacht zu haben, um das hier der Vollständigkeit halber mal zu erwähnen.

"Egal", sagt V. "Das hätte gereicht."