14.4.09

Sicher ins Stadion

Nach dem Spiel gegen Rot-Weiß Oberhausen und vier Siegen in Folge war es dann soweit. Nach langer Zeit versagten bei V. einige wichtige aufstiegssichernde Gehirnwindungen den Dienst.

Der Rasen in Oberhausen war noch nass, da strahlte er mich an und sagte:

"Jetzt kannst du wirklich mal wieder mit ins Stadion!"

Nein. Kann ich nicht. Einen Trainer kann man bei Misserfolg feuern (siehe Holger Fach, Augsburg, vergangenes Wochenende bzw. Jürgen Klinsmann, München, bald) - aber mich? Droht die Scheidung, wenn ich dem Club den Aufstieg versaue? Da bleibe ich dem Stadion der leichten Kredite lieber fern.

Am Samstag erzählte ich T., Stürmerstar und Schwalbenkönig, von V.s Vorschlag mit dem Stadionbesuch. Er legte besorgt die Stürmerstirn in Falten.

"Er riskiert schon wieder zu viel", sagte T. nur.

29.3.09

Urlaub, Tag 2.

Mein Highlight: Abendessen auf einer Terrasse am Meer, Atlantikrauschen, Möwenkreischen, Sonnenuntergang. Pescado fresco, vino tinto, romantico.

V.s Highlight: Satelitenfernsehen im Ferienhaus, DSF auf Programmplatz 166. Die Begegnung Freiburg - Club ab Minute 52. Das 1:0 von Dario Vidosic.

Wir beide sind: entspannt.

13.3.09

V. liest Zeitung - Teil 2

Am Wochenende liest V. nicht nur sehr ausführlich den Sportteil - er liest ihn auch vor. Mir.

Das wäre kein Problem, wenn ich sehbehindert, Analphabetin oder interessiert wäre. Nur trifft keines dieser Attribute auf mich zu.

Nicht an einem Samstagmorgen. Nicht einmal, wenn ich eine sehr lange Seite-3-Reportage über den neuen Wirtschaftsminister lese.

Der Samstagmorgen läuft im ungefähren so ab (wenn wir nicht gerade um 7 Uhr morgens mit dem Bus in den Bayerischen Wald fahren): Aufstehen, Kaffee kochen, Zeitung vor der Tür holen, Wasser für Eier heiß machen, Geschirr in Esszimmer tragen, Essen ins Esszimmer tragen usw. 
Hinsetzen, Zeitung aufklappen, Sportteil für den Angetrauten herausfischen.

Dann ich: Erste Seite kurz überfliegen, Panorama-Teil ein bisschen lesen, Zeitung aufblättern, Seite 3 lesen. Dazu: schweigen.

Dann V.: Sportteil entfalten, Aufmacher taxieren, schweigen. Dann: Kann ich dir kurz was vorlesen?

Ich (stecke gerade im zweiten Absatz): Nein. Ich lese auch.

V.: Ja, aber du bist ja erst am Anfang. Macht ja nix. Also, Uli Hoeneß hat nämlich gesagt...

Ich: Will ich nicht wissen. Interessiert mich nicht. Ich lese selbst.

V.: Ja, aber das ist jetzt wirklich wichtig. Das muss ich dir vorlesen.

Ich: Musst du nicht. 

V.: Es ist wirklich lustig.

Ich: Ist es nicht, ist es nie. Es ist ein aus dem Zusammenhang gerissener Satz über Uli Hoeneß, den du irgendwie lustig findest. Den will ich nicht hören, ich will nicht darüber lesen, ich will jetzt die Reportage über den Guttenberg lesen.

(Beleidigte Stille, ca. 4 Minuten.)

V.: Das mit den Karlsruher Ultras musst du jetzt aber wirklich wissen.

Ich: Nein. Muss ich nicht. Du musst ja auch nicht wissen, was der Guttenberg gestern zur  Merkel gesagt hat. Ich les dir das ja auch nicht vor.

V.: Weil es ja auch nicht relevant ist. Also, die Ultras...

(Es folgt eine längere Ausführung zum Thema, während ich gleichzeitig versuche, den Artikel fertig zu lesen, ohne mit von V. ablenken zu lassen)

Irgendwann hat V. dann den Sportteil durch und nimmt den Feuilleton. Daraus liest er übrigens nie vor. Was nicht fürs Feuilleton spricht.

Frust. Bier. Bratwürste.

V. sagt, er sei unzufrieden. Warum?, frage ich.
Hm, nee, weiß nich, is auch egal, nich so schlimm, grummelt er.

Stimmt alles nicht: Er weiß es sehr wohl, es ist nicht egal, und ist definitiv schlimmer als "nicht so schlimm".

Es liegt natürlich am Club, genauer gesagt, an den letzten beiden Spieltagen.

Vor zwei Wochen war er extra nach Nürnberg gefahren, den Kollegen und Mainz-Fan D. auf dem Beifahrer-Sitz, um drei Abseitstore und ein Null-null zu sehen. 
Bei seiner Rückkehr, gegen Mitternacht, war er mittelschlecht gelaunt und antwortete auf die Doppelfrage "Wie viele waren im Stadion und wie war's?" mit "30.000, zwei Bratwürste und ein Bier."
Eine Stunde und zwei Mai-Tai später platzte es plötzlich aus ihm heraus: "Jetzt kommt der Frust. Oh wie scheiße. Drei Abseitstore. Davon zwei für den Club. So ein Mist."

Der Abend war gelaufen.

Vor einer Woche musste ich mich wegen eigener Unzufriedenheit einen Abend lang betrinken und kam erst nach Hause, als V. schon im Bett lag, die Decke über beide Ohren gezogen, die harte Realität des Zwei-zwei aussperrend. Wobei ich nichts vom Zwei-zwei wusste und in leicht angetrunkener Naivität mit Zuspruch und Romantik rechnete.

Dazu V.: Hallo. Hab nur die letzten zehn Minuten gesehen. Stand Zwei-eins für den Club, als ich eingeschaltet hab. Und dann machen die Duisburger noch das Zwei-zwei. Oh wie scheiße. So ein Mist.

Der Abend war dann auch gelaufen.

10.2.09

Montagsspiel

Manchmal muss man sich entscheiden, zwischen Fußball und Frau. Aber das ist nicht schlimm. Warum?

Frau: (Kommt nach einem 12-Stunden-Tag verfroren und ausgehungert nach Hause, lässt sich schwer in den Sessel fallen und möchte gerade nach einer Wärmflasche und einer Fußmassage verlangen als...)

Mann (angespannter Blick in Richtung Fernseher): Essen ist in der Küche, kannst's dir aufwärmen.

Frau (folgt seinem Blick): Ach so, 83. Minute. (schaut kurz weg, schaut wieder hin) 3 zu 0??? Für den Club???

Hinterher sagt Marek Mintal übrigens wieder, was er immer sagt: "Ist gut für Mannschaft, ist gut für Club." Wer will da noch Essen aufwärmen, wenn wir daheim gegen Kaiserslautern gewinnen.

Es gibt ein Leben nach dem Club

Ein Samstagabend im Februar. Sportschau. Stuttgart gegen Leverkusen.

Mario Gomez schießt ein Tor. V. und ich sind perplex.
Mario Gomez schießt noch ein Tor. V. und ich sind sehr perplex.

Kurz vor Schluss wird Angelos Charisteas eingewechselt. Am letzten Transfertag war er noch schnell zu Leverkusen gezogen, nachdem er beim Club nicht wirklich wusste, wo er mit dem Ball hin sollte.

V: Wirst sehen, gleich macht er ein Tor.

90. Minute. Charisteas nimmt dem Ball, überlegt kurz, was er damit soll, folgt einer schnellen Eingebung und schießt ihn ins Tor. 

Leverkusen verlor trotzdem.

2.2.09

Was Wagner und Bukowski mit der Rückrunde zu tun haben

Es gibt Menschen, die hören Musik über sehr große Kopfhörer. Sie sind meist mittleren Alters, tragen schwarze Rollkragenpullis, und sind, wie ihre Einrichtung und vor allem die weißlackierten Bücherregale vermuten lassen, sehr kunstinteressiert (Schallplatten, Holzgeschnitztes aus Afrika etc.) und belesen (beim männlichen Vertreter dieser Spezies: natürlich viel Bukowski).

Sehr belesene Menschen besitzen grundsätzlich weißlackierte Bücherregale. Manchmal habe ich den Eindruck, der Kauf eines herkömmlichen Billy-Modells in weiß adelt einen schon zum Intellektuellen. 
Unser Billy ist Birke-Furnier, Bukowski steht keiner drin, wird auch nie.

Diese Menschen in den schwarzen Rollkragenpullis vor den weißlackierten Billyregalen hören meist Wagner-Opern oder sehr, sehr abgefahrenen Free-Jazz über ihre überdimensionierten Kopfhörer. 

Häufig haben sie dabei die Augen geschlossen, den Kopf leicht in den Nacken gelegt und den Mund zu einem dünnen, konzentrierten Strich verzogen.

Genauso sah V. am Freitagabend aus und ich hätte ihm im Schlussverkauf fast noch einen schwarzen Rollkragenpulli gekauft und unseren Billy umlackiert.

Bis V. plötzlich und schmerzverzerrt die Mundwinkel nach unten verzog und ein wütendes "Pfosten!" hervor stieß.

War halt doch keine Wagner-Oper, sondern Augsburg gegen Nürnberg zum Rückrundenauftakt. Übers Internetradio.

15.12.08

Die anderen spielen auch nicht schlecht

In der Nacht von Samstag auf Sonntag erwäge ich das Engagement eines Mentaltrainers. Für V. - der wälzt sich nämlich schlaflos neben mir, so sehr regt ihn die Begegnung 1860 gegen FCN zwölf Stunden vorher schon auf. Noch beim Frühstück beschließe ich, dass das mit dem Mentaltrainer keine schlechte Idee ist. Der könnte V. vor unserem nächsten Stadionbesuch bestimmt beruhigend zur Seite stehen. 
Vielleicht kann ich ihm das auch zum Geburtstag schenken.

V. hat auf andere Weise vorgesorgt: Nämlich mit Thermo-Unterwäsche, neuer Mütze und Handschuhen. Der Sonntagnachmittag verspricht ein besonders kalter zu werden. Über mein eigenes Befinden mache ich mir zu diesem Zeitpunkt kaum Gedanken.

Wir sind schon längst in der Allianz Arena angekommen, da spüre ich erst, welcher Druck auf mir lastet. Ich sehe in die entsetzten Augen von H. und A., als ich ihnen erzähle, dass der Club bislang in meiner Gegenwart immer nur verloren hat. Und dafür sind sie über drei Stunden mit dem Zug angereist. Um sich von mir den Sonntag verderben lassen. 
Schon vor dem Anpfiff habe ich ein schlechtes Gewissen.

Das 1:0 für den Club beruhigt mich, die Halbzeit nicht mitgerechnet, keine Viertelstunden, die 60er legen ja gleich nach. Ich ärgere mich. Rutsche unruhig auf meinem Sitz hin und her. Verziehe den Mund zu einem konzentrierten Strich. V. lacht sich kaputt. Die anderen spielen ja auch nicht schlecht, sagt er. Das klang vor dem Spiel aber noch anders.

Nach 90 Minuten und einem Unentschieden bin ich immerhin dankbar, dass der Club diesmal zumindest nicht verloren hat. Vielleicht klappt's ja nächstes Mal. Bis dahin bin ich ernsthaft auf der Suche nach einem Mentaltrainer. 

Nein, nein, doch nicht für V. Ich dachte da eher an mich.

10.12.08

Der Jahrestag

Händchen halten wir nicht. "Jetzt nicht", sagt V. "Das ist gerade viel zu spannend."

Romantisch ist es trotzdem. Es ist Montag und unser elfter Jahrestag und irgendwie schon schön, dass der 8. Dezember vor elf Jahren auch ein Montag war und für den Club ein Zweit-Liga-Spieltag. 

"Wie geht's?" frage ich in der 23. Spielminute. "Ein 2:0 ist noch nicht gut", orakelt V. 

Beim 3.0 vergesse ich dann, mich zu freuen, weil ich's erst nicht kapiere, beim 4:0 holt V. gerade das Nutella-Glas aus der Küche und kann sich nur über die Zeitlupe freuen.

Aber dann sind wir plötzlich sehr beseelt von diesem Jahrestag, über den Marek Mintal nur sagt: "Ist gut für Mannschaft, ist gut für Club." Jawoll. Und Blumen hab ich auch bekommen.

8.12.08

Immobilien

"Und in zehn Jahren kaufen wir uns dann zwei nebeneinander liegende Doppelhaushälften", sagt A. 

Vor meinem inneren Auge sehe ich eine kitschig-bürgerliche Idylle, in der A. und ich, jede mit einem Glas Rotwein in der Hand, auf einer Hollywood-Schaukel liegen, um uns herum springt eine Schar hübscher, hochintelligenter Kinder, am Grill stehen V. und D. vor mehreren Lappen Fleisch, während im Haus der neue Super-Receiver alle Bundesliga-Begegnungen des Tages gleichzeitig aufzeichnet.

V.s Vision sieht ähnlich aus, aber er hat noch einen Einwand.

"Dann müssen wir uns einigen, welche Fahne im Garten hängt, Club oder Mainz."

Daran hatte ich natürlich nicht gedacht.

"Obwohl", sagt V. "Ist ja beides rot-weiß, passt schon."

Idylle, wir kommen.

5.12.08

Empfang (3)

Der Receiver ist da. Er hat mindestens 1000 Programme, sprach anfangs nur Tschechisch und verfügt über keinen wie auch immer gearteten Schlitz für Bezahlfernsehen.

V. im Rausch. DSF, Eurosport, Canal Futbol und und und.

Da unterbreche ich nur ungern.  "Wir haben am Montag ja Jahrestag", sage ich.

V. antwortet, wie ich es von ihm erwarte: "WAS?! Am MONTAG?! Nein, bitte tu mir das nicht an, nicht am MONTAG! Ich hab schon den Mittwoch für dich geopfert."

Am Mittwoch, während andere Männer versuchen die Champions League zu gewinnen, schleift mich V. beim Samba übers Parkett.

Seine Stimme bekommt einen flehentlichen Unterton: "Am Montag ist doch das Spiel gegen Rostock! Das wird übertragen! Und jetzt haben wir doch DSF!"

Immerhin hat er schon einmal ein Montags-Club-Spiel für mich sausen lassen. Vor elf Jahren. Das kann ich ihm nicht schon wieder antun.

1.12.08

Verhört

"Ach, und hab ich einen wirklich tollen Artikel im Stern gelesen", rufe ich V. zu, der im Schlafzimmer an der Bügelwäsche verzweifelt, während ich mir in der Küche noch ein Salami-Brot schmiere.

"Über Jürgen Klopp." 

Na ja, ich rufe das weniger, als das ich es am Salami-Brot vorbeimüffele, deshalb kommt etwas raus das eher klingt wie "... .... Kl...bb."

Plötzlich schießt V. um die Ecke. "Was?! Wo?! Wie lange?! Hast du's dabei? Kann ich's lesen?"

Ich gucke ein bisschen verständnislos, schlucke das Salami-Brot hinunter, um mich wieder einwandfrei artikulieren zu können und sage: "Seit wann bist du so interessiert an Jürgen Klopp?"

Verständnislosigkeit bei V. "Klopp? Ich dachte, ich Stern steht was über den Club!"

Er schlurft zurück ins Schlafzimmer und murmelt noch eine Zeitlang kopfschüttelnd "Klopp, Klopp, als ob mich der interessieren würde" vor sich hin.

26.11.08

Empfang (2)

Die Handwerker sind fertig, die Anschlüsse gelegt, jetzt brauchen wir noch einen Receiver. Über die Vermieterin kann man wohl einen bestellen. Wollten wir eigentlich auch so machen. 
Dachte ich.

Bis V. sagt: Wir sollten darauf achten, dass der neue Receiver auch einen Slot für eine Pay-TV-Karte hat.

Ich: ?

V: Falls man mal Premiere haben möchte.

Ich: Aber warum sollte man denn Premiere wollen?

V: Man könnte dann zum Beispiel D. einladen und ein bisschen Bundesliga-Konferenz schauen.

Ich: Ich glaube nicht, dass man das möchte. Dann geht man ja gar nicht mehr aus dem Haus. Bundesliga kann man doch auch nebenan in der Kneipe schauen.

V: Aber die zeigen doch nur Bayern-Spiele!!!

Es entspinnt sich ein kleiner Streit darüber, ob man jetzt wirklich Premiere braucht. Halbherzig lasse ich mich davon überzeugen, dass es sich dabei nicht um ein richtiges, kostenspieliges Abo handeln würde, sondern eher um das Abonnement einzelner Spiele. Man hat das natürlich alles längst im Internet recherchiert.

Ok. Dann macht man das halt. Fehler. Denn ab dieser Stelle denkt man gleich weiter.

V: Natürlich wäre dann ein Receiver mit Festplatte noch viel besser. 

Ich: Warum?

V: Dann kann mann aufnehmen, was man schauen möchte und es dann ohne Werbung schauen.

Ich: Aber so viel Fernsehen schauen wir doch gar nicht.

V: Praktisch wäre es auch, wenn ein Kind da wäre. Angenommen, das schläft um 20.15 Uhr noch nicht - so ist es zum Beispiel bei D. - um 20.45 Uhr aber schon. Verpasst man immer den Anfang von einem guten Film. Kann man mit dem Receiver aufnehmen und einfach ab 20.45 Uhr gucken. Kostet halt 300 Euro.

Ich: Aber wir haben doch gar kein Kind!

25.11.08

Empfang (1)

Montagmorgen, 7.30 Uhr, es klingelt an der Tür.
Davor stehen zwei Handwerker. Der eine hat eine Glatze, der andere trägt ein bayerisches Trachtenmützerl und spricht mit polnischem Akzent.

Sie installieren gerade eine Satellitenanlage im Haus, dafür müssen sie in jeder Wohnung Löcher bohren und Kabel verlegen. V. führt durch unsere Wohnung, rückt Möbel zur Seite, zeigt Anschlüsse, fachsimpelt. Bejaht die Frage, ob wir einen Receiver brauchen. Händigt den Handwerkern einen Schlüssel aus.
Die bedanken sich und setzen ihre Runde bei unseren Nachbarn fort.

V. schließt die Tür hinter ihnen mit einem breiten Grinsen.

"Ist das nicht wunderbar?"

Ich bin kurz verwirrt. Was ist denn so wunderbar an einer Satellitenanlage? Der DVBT-Receiver hat's die ganze Zeit doch auch getan.

"DSF!!" ruft V. "Die Montagsspiele live!!! Wahnsinn!"

Wie reagiert die vorbildliche Ehefrau?

Sie zaubert ein warmes Lächeln auf ihr Gesicht und sagt:

Ich bin glücklich, wenn du glücklich bist.

6.11.08

Leidenschaft

Plötzlich drückt er mir einen Kuss auf die Lippen und ich denke noch, sind sie nicht schön, diese überraschenden Liebesbeweise aus dem Nichts, einfach so, ist das nicht schön verheiratet zu sein, alles richtig gemacht mit diesem Mann...

...da sagt V: Wir führen Eins-Null!

Und ist schon wieder weg.

9.10.08

WM-Quali (1): Unser Torwart ist verletzt.

Zum Glauben an Gott gehört, dass man sich nie darüber Gedanken macht, was passiert, wenn er zurücktritt oder zum VfB Stuttgart geht.

Wem das jetzt blasphemisch vorkommt, der kann sich nur nicht mehr daran erinnern, dass Jens Lehmann an dieser Stelle mal als "Gott" bezeichnet wurde. Und da, nebenbei gesagt, M. das immer wieder gerne aufwärmt, möchte ich mich auch noch mal darauf beziehen.

Als das mit "Lehmann ist Gott" gesagt wurde, war er noch Torwart der Nationalmannschaft und spielte bei Arsenal London. Zwei Jahre später ist er Mitglied der gleichen Bundesliga-Mannschaft wie Mario Gomez (!) und gehört nicht mehr zur Nationalmannschaft. Mario Gomez seltsamerweise schon, aber dazu ein ander Mal mehr.

Früher, als die Götter noch Sepp Maier, Bodo Ilgner oder Andi Köpke hießen, folgte auf den Tor-Gott einfach der Vize-Gott, oder (ab jetzt keine Anspielungen auf Gott mehr): Trat der erste Mann im Tor zurück, rückte der zweite nach - meist nachdem er schon mehrere Welt- und Europameisterschaften von der Bank aus betrachtet hatte, wahrscheinlich gegen die missgünstige Hoffnung ankämpfend Gott-Eins (sorry) möge sich im Viertelfinale gegen England ganz schrecklich die Hand verletzen.

Seit aber Gott auf einen Titanen folgte (nun aber ernst, keine Gott-Seitenhiebe mehr, versprochen), versucht auch Joachim Löw in der deutschen Nationalmannschaft das Prinzip des Erbfolgekriegs zu etablieren. Auf dem Schlachtfeld: Robert Enke, Rene Adler, Manuel Neuner und Tim Wiese. Sollte letztere vier in den vergangenen Wochen missgünstige Gedanken niedergekämpft haben, so wurden diese erhört.

Robert Enke hat sich an der Hand verletzt und jetzt sind wir mal gespannt, wer am Samstag gegen Russland im Tor steht. 

Außer Tim Wiese kenne ich keinen und wegen Tim Wiese habe ich mich dagegen entschlossen, Werder-Fan zu werden.

7.10.08

Neues aus der 2. Liga

Fast vier Monate Blog-Pause - was ist passiert?

Nürnberg hat einen neuen Trainer. Michael Oenning.
V. hat geheiratet. Mich.
Und so schließt sich ein Kreis: Ob erster Kuss oder Jawort - bei wichtigen Ereignissen im Leben spielt der Club gerade in der 2. Liga.

Und dort spielt er schlecht. Leider kann daran wohl auch nichts Michael Oenning ändern, von dem ich von Anfang an hellauf begeistert war: studierter Germanist, Grimme-Preisträger und neben dem Platz so dynamisch wie Jürgen Klopp.

Ich freute mich ehrlich über Oennings Start als Trainer, denn, das muss ich gestehen, sonst wäre ich fast der Versuchung erlegen, Klopp zum BVB zu folgen. Ob das T. gefallen hätte?

Nun mag Michael Oenning fehlerfrei den Faust zitieren können, mit dem Fußball klappt das nicht so. 

Es klappt so überhaupt nicht, dass V. vergangene Woche nach einem wirklich katastrophalen Montagsspiel und viel Geschrei (seitens V.) verkündete, ab jetzt sei er kein Fußballfan mehr.

Zur allgemeinen Beruhigung: Das letzte Spiel hat er immerhin per Videotext verfolgt, gewisse Montagabende hält er sich weiter frei und den Sportteil liest er immer noch.

Um die Moral wieder etwas hochzuhalten bin ich gestern dann mit einem Club-Schal um den Hals zur Arbeit gefahren.

Ob's was bringt?

24.6.08

Der Kniestrumpf

Im Bereich der Bein- und Fußbekleidung fristete der Kniestrumpf bislang ein eher klägliches Dasein. Erwachsene Menschen hegen meist negative Erinnerung an kratzige, von Muttern verordnete Exemplare in peinlichen Farben, die ständig rutschten und - zu Rock oder kurzer Hose getragen - auch noch für alle anderen deutlich sichtbar waren.

Ich selbst erinnere mich mit Schaudern an ein Paar Kniestrümpfe aus dem Jahr 1985. Sie waren weiß und versehen mit einem elaborierten Lochmuster und als modischer Gag kräuselte sich der Strumpfsaum unterhalb des Knies in dezenten Wellen. 

Mit noch größerem Schaudern erinnere ich mich allerdings an meine Obsession für diese Dinger - ich fand sie einfach klasse und erbettelte inständig mehr Lochmuster-Kniestrümpfe. Als Verteidigung habe ich nur vorzubringen: Es waren halt die achtziger. Irgendwo habt ihr doch alle kunstvoll durchlöcherte Kniestrümpfe im Keller, ich weiß es.

Im Jahr 2008 - so dachte ich - geht es dem Kniestrumpf schlecht. Kniestrümpfe verwandeln normale Frauen in kleine Mädchen, wirken auch an modebewussten japanischen Touristinnen irgendwie affig und machen sich auch zum Wiesn-Dirndl nur an ungefähr jeder 1000. Münchnerin ganz gut.

Die einzigen, die noch Kniestrümpfe tragen, sind die Fußballer. Wobei in diesem Metier das peinliche Beinkleid gerne mit dem Euphemismus "Stutzen" versehen wird. 

Kenner der Szene wie z.B. V. werden jetzt entrüstet einwerfen, ein Stutzen sei ja wohl etwas anders als ein Kniestrumpf. Pfff.... 

Auch wenn ein Plastikdeckel drunter steckt - ein Kniestrumpf bleibt ein Kniestrumpf und steigert sich an Bastian Schweinsteigers Beinen sogar zum Thrombose-Strumpf (Schweinsteiger zieht sich seine weißen Stutzen fast bis übers Knie und weil er dazu auch noch weiße Fußballschuhe trägt, wirkt er manchmal wie auf dem Weg in den OP).

Nun ist der Kniestrumpf im Kommen. Nicht nur, dass sich die Designer der Sportartikelhersteller und Nationalmannschaftsausstatter meinen Beobachtungen zufolge immer detailverliebter den Stutzen widmen (ich erinnere nur an das liebevoll eingewebte rot-weiße Schachbrettmuster auf den Stutzen der Kroaten) - 

nein, heute morgen habe ich auch noch einen jungen Fußballfan mit Kniestrümpfen gesehen.

Ein Trend ist geboren.

Nächstes Jahr laufen wir alle rum wie Mädchen. Oder wie Bastian Schweinsteiger.

19.6.08

Wir schauen Europameisterschaft (2)

Auch wenn die Substantive "Fußball" und "Zauber" sich nicht selten in den Sätzen fachkundiger Zeitungsschreiber und Spielkommentatoren wieder finden - in den vergangenen Tagen hatte Fußball wenig mit Zauberei gemein.

Dafür wohnt jedem Tipp ein Zauber inne und wenn nicht das, dann zumindest eine inbrünstig gemurmelte Beschwörungsformel, die innerlich unablässig wiederholt wird: "3:1... 3:1... 3:1..."

Natürlich rät ein Fußballfachkundiger wie V. zu Recht: Nie das tippen, was man sich wünscht, sondern das, was auch rauskommen wird. Nur um sich dann selbstredend nicht daran zu halten.

Deshalb ist er auch nicht der Koordinator einer Tipprunde, sondern einer Beschwörungsrunde.

Mit V. haben sich dort sieben andere Gleichgesinnte zusammen getan und sind nun angetreten, den Sieg der deutschen Nationalmannschaft nicht nur heute abend herbei zu beschwören.

Das mag entfernt an Seancen aus dem 19. Jahrhundert erinnern, hat in der Realität jedoch wenig damit zu tun. 
Weder verfügen wir über ein Medium, das in der Lage ist Kontakt zu toten oder lebenden Fußballspielern oder Podolskis Wadenbein herzustellen, noch über einen gemeinsamen Treffpunkt, wo wir uns an den Händen halten, die Augen schließen und der Dinge harren können, die da kommen.

Im Jahr 2008 beschwört man Excel-Tabellen.

Ich persönlich verfolge übrigens beide Wege, den des Tippens und den des Beschwörens.

In der Beschwörungsrunde um V. beschwöre ich natürlich auch einen Sieg der Deutschen und habe sie schon im Voraus zu Europameistern erklärt.

In der Tipprunde auf der Arbeit gehe ich es zusammen mit Kollegin T. etwas mehr der Realität verbunden an. Hier geht es um viel Geld, da wird nicht beschwört. 

Kroatien wird Europameister und Deutschland muss heute abend nach Hause fahren. 

Der Tipp gegen Deutschland hat sogar Kalkül: Da sich unter den Mit-Tippern viele Beschwörer befinden, die allein schon aus Aberglaube nicht gegen Deutschland tippen würden, können wir morgen richtig Geld gewinnen. 

Ich schwör's.

9.6.08

Wir schauen Europameisterschaft (1)

Ich kann nicht anders. Sobald David Jarolims Name fällt muss ich es sagen. Nämlich: Der war mal beim Club, spielt jetzt aber für den HSV.

Worauf V. stolz in die (Männer-) Runde schaut und sagt: Der Wahnsinn, oder? Nur die Regeln hat sie nicht so drauf.

Stimmt, da muss ich passen. Das mit dem Abseits habe ich immer noch nicht kapiert, obwohl es mir T. schon während der EM 1996 mithilfe einiger Matchbox-Autos und einer Blumenvase zu erklären versucht hatte. 

Damals hat Deutschland übrigens zum letzten Mal ein EM-Spiel gewonnen, das Finale gegen Tschechien. Worauf sich prompt der Kreis schließt, denn David Jarolim ist Tscheche.

V. versucht das mit dem Erklären der Abseitsregel erst gar nicht, bemüht weder Vasen noch Spielzeugautos, findet nicht die richtigen Worte und bittet mich, ins "Fußball Unser" zu schauen, da sei es ganz gut erklärt.

Die Zeit dafür habe ich noch nicht gefunden, deshalb kann ich auch immer noch nicht sagen, ob Podolskis erstes Tor in meinen Augen nun Abseits war oder nicht.

Egal. Deutschland hat wieder mal ein EM-Spiel gewonnen, Clemens Fritz ist jetzt die schnellste Maus von Mexiko und Jens Lehmann sieht immer noch fantastisch aus.