24.6.08

Der Kniestrumpf

Im Bereich der Bein- und Fußbekleidung fristete der Kniestrumpf bislang ein eher klägliches Dasein. Erwachsene Menschen hegen meist negative Erinnerung an kratzige, von Muttern verordnete Exemplare in peinlichen Farben, die ständig rutschten und - zu Rock oder kurzer Hose getragen - auch noch für alle anderen deutlich sichtbar waren.

Ich selbst erinnere mich mit Schaudern an ein Paar Kniestrümpfe aus dem Jahr 1985. Sie waren weiß und versehen mit einem elaborierten Lochmuster und als modischer Gag kräuselte sich der Strumpfsaum unterhalb des Knies in dezenten Wellen. 

Mit noch größerem Schaudern erinnere ich mich allerdings an meine Obsession für diese Dinger - ich fand sie einfach klasse und erbettelte inständig mehr Lochmuster-Kniestrümpfe. Als Verteidigung habe ich nur vorzubringen: Es waren halt die achtziger. Irgendwo habt ihr doch alle kunstvoll durchlöcherte Kniestrümpfe im Keller, ich weiß es.

Im Jahr 2008 - so dachte ich - geht es dem Kniestrumpf schlecht. Kniestrümpfe verwandeln normale Frauen in kleine Mädchen, wirken auch an modebewussten japanischen Touristinnen irgendwie affig und machen sich auch zum Wiesn-Dirndl nur an ungefähr jeder 1000. Münchnerin ganz gut.

Die einzigen, die noch Kniestrümpfe tragen, sind die Fußballer. Wobei in diesem Metier das peinliche Beinkleid gerne mit dem Euphemismus "Stutzen" versehen wird. 

Kenner der Szene wie z.B. V. werden jetzt entrüstet einwerfen, ein Stutzen sei ja wohl etwas anders als ein Kniestrumpf. Pfff.... 

Auch wenn ein Plastikdeckel drunter steckt - ein Kniestrumpf bleibt ein Kniestrumpf und steigert sich an Bastian Schweinsteigers Beinen sogar zum Thrombose-Strumpf (Schweinsteiger zieht sich seine weißen Stutzen fast bis übers Knie und weil er dazu auch noch weiße Fußballschuhe trägt, wirkt er manchmal wie auf dem Weg in den OP).

Nun ist der Kniestrumpf im Kommen. Nicht nur, dass sich die Designer der Sportartikelhersteller und Nationalmannschaftsausstatter meinen Beobachtungen zufolge immer detailverliebter den Stutzen widmen (ich erinnere nur an das liebevoll eingewebte rot-weiße Schachbrettmuster auf den Stutzen der Kroaten) - 

nein, heute morgen habe ich auch noch einen jungen Fußballfan mit Kniestrümpfen gesehen.

Ein Trend ist geboren.

Nächstes Jahr laufen wir alle rum wie Mädchen. Oder wie Bastian Schweinsteiger.

19.6.08

Wir schauen Europameisterschaft (2)

Auch wenn die Substantive "Fußball" und "Zauber" sich nicht selten in den Sätzen fachkundiger Zeitungsschreiber und Spielkommentatoren wieder finden - in den vergangenen Tagen hatte Fußball wenig mit Zauberei gemein.

Dafür wohnt jedem Tipp ein Zauber inne und wenn nicht das, dann zumindest eine inbrünstig gemurmelte Beschwörungsformel, die innerlich unablässig wiederholt wird: "3:1... 3:1... 3:1..."

Natürlich rät ein Fußballfachkundiger wie V. zu Recht: Nie das tippen, was man sich wünscht, sondern das, was auch rauskommen wird. Nur um sich dann selbstredend nicht daran zu halten.

Deshalb ist er auch nicht der Koordinator einer Tipprunde, sondern einer Beschwörungsrunde.

Mit V. haben sich dort sieben andere Gleichgesinnte zusammen getan und sind nun angetreten, den Sieg der deutschen Nationalmannschaft nicht nur heute abend herbei zu beschwören.

Das mag entfernt an Seancen aus dem 19. Jahrhundert erinnern, hat in der Realität jedoch wenig damit zu tun. 
Weder verfügen wir über ein Medium, das in der Lage ist Kontakt zu toten oder lebenden Fußballspielern oder Podolskis Wadenbein herzustellen, noch über einen gemeinsamen Treffpunkt, wo wir uns an den Händen halten, die Augen schließen und der Dinge harren können, die da kommen.

Im Jahr 2008 beschwört man Excel-Tabellen.

Ich persönlich verfolge übrigens beide Wege, den des Tippens und den des Beschwörens.

In der Beschwörungsrunde um V. beschwöre ich natürlich auch einen Sieg der Deutschen und habe sie schon im Voraus zu Europameistern erklärt.

In der Tipprunde auf der Arbeit gehe ich es zusammen mit Kollegin T. etwas mehr der Realität verbunden an. Hier geht es um viel Geld, da wird nicht beschwört. 

Kroatien wird Europameister und Deutschland muss heute abend nach Hause fahren. 

Der Tipp gegen Deutschland hat sogar Kalkül: Da sich unter den Mit-Tippern viele Beschwörer befinden, die allein schon aus Aberglaube nicht gegen Deutschland tippen würden, können wir morgen richtig Geld gewinnen. 

Ich schwör's.

9.6.08

Wir schauen Europameisterschaft (1)

Ich kann nicht anders. Sobald David Jarolims Name fällt muss ich es sagen. Nämlich: Der war mal beim Club, spielt jetzt aber für den HSV.

Worauf V. stolz in die (Männer-) Runde schaut und sagt: Der Wahnsinn, oder? Nur die Regeln hat sie nicht so drauf.

Stimmt, da muss ich passen. Das mit dem Abseits habe ich immer noch nicht kapiert, obwohl es mir T. schon während der EM 1996 mithilfe einiger Matchbox-Autos und einer Blumenvase zu erklären versucht hatte. 

Damals hat Deutschland übrigens zum letzten Mal ein EM-Spiel gewonnen, das Finale gegen Tschechien. Worauf sich prompt der Kreis schließt, denn David Jarolim ist Tscheche.

V. versucht das mit dem Erklären der Abseitsregel erst gar nicht, bemüht weder Vasen noch Spielzeugautos, findet nicht die richtigen Worte und bittet mich, ins "Fußball Unser" zu schauen, da sei es ganz gut erklärt.

Die Zeit dafür habe ich noch nicht gefunden, deshalb kann ich auch immer noch nicht sagen, ob Podolskis erstes Tor in meinen Augen nun Abseits war oder nicht.

Egal. Deutschland hat wieder mal ein EM-Spiel gewonnen, Clemens Fritz ist jetzt die schnellste Maus von Mexiko und Jens Lehmann sieht immer noch fantastisch aus.

30.5.08

V. liest Zeitung - Teil 1

Das Geheimnis einer glücklichen Ehe sei, das habe ich erst kürzlich in einer renommierten Fernsehzeitung gelesen, die Pflege von Ritualen.

V. und ich pflegen zum Beispiel das Zeitungsritual, das jedoch abhängig vom Wochentag auf zwei verschiedene Weisen vollzogen wird.

Da wären
  •  das Wochenend-Samstagmorgen-Ritual (davon an anderer Stelle mehr)
  • das Werktags-Ritual
Betrachten wir heute das Werktags-Ritual:

ca. 6:30 Uhr: Ich stehe auf, dusche, ziehe mich an, trage den Föhn in die Küche, hole die Zeitung, trage sie in die Küche, entsorge Werbung und Immobilienteil gleich im Papiermüll, fische den Sport- hinterm Wirtschaftsteil hervor, lege ihn auf den Tisch, föhne mich, lese dabei die Panorama-Seite.
(Ich kann mich in unserem neuen Bad nicht föhnen, dort gibt es keine Steckdose.)

ca. 7:15 Uhr (oder später): V. steht auf, duscht, zieht sich an, kommt in die Küche, sagt er müsse gleich weg, setzt sich hin, nimmt den Sportteil und sagt: Einen Artikel muss ich lesen, sonst kann ich nicht gehen. Theoretisch hätte er dafür in der U-Bahn mindestens 20 Minuten Zeit, aber ohne einen Artikel, z.B. über englische Kapitäne und deren echte Tränen, aus dem Haus zu gehen würde wahrscheinlich ganz mieses Karma bedeuten.

ca. 7:17 Uhr: Ich verlasse die Küche, suche Schuhe/Handy/Tasche o.ä., reiße im Schlafzimmer das Fenster auf, suche wieder irgendwas, will meine Jacke anziehen, V. sagt: Ich muss dir noch was vorlesen.

In dem Absatz, den er mir dann vorliest, geht es darum, dass Michael Ballack sich doch tatsächlich das Elfmeter-Schießen des Champions-League-Finales noch einmal angesehen hat, John Terry geweint hat und dazu steht, und der Kapitän, der "Captain" im englischen Fußball dem militärischen Rang eines solchen, nämlich des Anführers, sehr nahe steht, was wiederum mit dem Empire zu tun hat.

Ich stehe mit dem Schlüssel in der Hand in der Tür. V. strahlt und sagt:

"In einem Artikel braucht nur was über England zu stehen, das wird immer gelesen."

Ich verspreche, das für den heutigen Arbeitstag zu beherzigen.

19.5.08

Trost ist im Sauerland.

Entweder hat er es noch nicht realisiert oder er nimmt den Abstieg wirklich mit beneidenswerter Gelassenheit. 

Doch abwarten: Ob am ersten Spieltag der neuen Bundesliga-Saison noch Argumente wie "Toll, dann ist das Club-Spiel jeden Montag das Top-Spiel im DSF" etwas gelten, ist heute noch nicht sicher.

Den unausweichlichen Abstieg in die zweite Liga nahm V. am Samstag jedenfalls wie ein Mann. Aber da waren ja auch zwölf andere Männer, die ihn mit viel Bier und Gitarrenmusik wieder auffangen konnten - und die er vorsorglich mit Club-Trikots ausgestattet hatte.

Half alles nichts. 

Trost spendete das Sauerland-Lied, das V. gestern allerdings nur noch krächzen konnte. "...Wo die Mädchen noch wilder als die Kühe sind." Aha.

Trost kam auch von M., der wie immer unnachahmlich formulierte:

"Liebe kennt keine Liga."

14.4.08

Ein ganz normaler, verregneter Freitagabend

15 Uhr: V. bester Laune, schlägt Abendessen vor, kauft ein und kocht fast alles selbst.

18 Uhr: Wir essen. V. spricht von "den Abend gemeinsam verbringen". Ach, das wird ja gemütlich, denke ich.

19.30 Uhr: V. entschuldigt sich, ich muss den Abend ab 21.30 Uhr alleine verbringen, denn B5 überträgt die zweite Halbzeit des Club-Spiels. Habe natürlich Verständnis, will ja auch, dass der Club gewinnt und schau dann halt einen alten Tatort.

21.25 Uhr: V. schaltet Radio ein und ist hoch erfreut: Club führt 1:0. Und das gegen die beste Mannschaft der Rückrunde, das muss hier mal gesagt sein.

21.30 Uhr: In Nürnberg regnet es nicht, es schüttet.

21.35 Uhr: In Nürnberg geht die Welt unter. Ganz normale englische Verhältnisse, sagen die Kommentatoren. "Jetzt pfeif schon an", sagt V. zum Radio. Das Radio pfeift nicht an.

21.40 Uhr: "Scheiße" brüllt V. aus der Küche und ich denke, Mist, jetzt führt Wolfsburg doch noch. Dem ist nicht so. "Verdammt noch mal, pfeif an", murrt V. in Richtung Radio. Das Radio pfeift immer noch nicht an. Der Schiri auch nicht. Kommentatoren ratlos, in England spielen sie doch auch.

21.45 Uhr: Rasen wird vom Wasser befreit, Ball hüpft über den Platz. Schaut gut aus, sagen die Kommentatoren. Schiri telefoniert mit Wetteramt.

21.55 Uhr: V. schimpft. Auf den Schiri. Auf das Wetter. Auf das Schicksal. Auf den drohenden Abstieg.

22.15 Uhr: V. sagt: "Wenn wir jetzt deswegen absteigen, dann..." Was dann passiert, sagt er nicht. Denn...

22.25 Uhr: Spielabbruch, der erste in der Bundesliga seit 32 Jahren. V. stinksauer. Geht ins Bett. 

Den Tatort kannte ich schon, der war langweilig.

8.4.08

Hoffnung ist kein Kitsch.

V: Jetzt könntest du schon mal was wieder in den Blog schreiben!

(Zu Recht hat er wie einige andere meine durch den Meyer-Rausschmiss ausgelöste Schreibblockade kritisiert. Da ich mich nun aber an Thomas von Heesen und seine schicken Anzüge am Spielfeldrand gewöhnt habe, kann es weiter gehen. Schöner Trainer, übrigens.)

Ich: Ich hab doch was reingeschrieben. Unter der Überschrift "Dreieins". (siehe unten)

V: Gefällt mir nicht. Da musst du schon "Hoffnung" schreiben.

Ich: "Hoffnung" ist doch viel zu kitschig für Fußball!

V: Im Fußball kann es nie kitschig genug sein.

7.4.08

Dreieins.

Wir unterhalten uns gerade darüber, ob Stefan Raab zur ARD gehen sollte oder nicht.
V. sagt: Dreieins.

Wir fachsimpeln, welche Filme bei keinem Kriegsfilmabend fehlen dürfen und ob "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" wirklich der ultimative Hochzeitsfilm ist.
V sagt: Dreieins.

Wir wissen nicht, ob wir fünf Minuten auf die Straßenbahn warten sollen oder ob es sich lohnt, in der Zeit bis zur nächsten Haltestelle zu laufen.
V sagt: Dreieins.

V. sagt an diesem Samstagabend natürlich noch ein bisschen mehr. Äußert sich zu Stefan Raab, gibt Kriegsfilmfachwissen zum besten und spricht sich dafür aus, nicht auf die Straßenbahn zu warten. Um dann noch zu erwähnen: Dreieins.

Und es ist wirklich wahr: Der Club hat Dreieins gegen Frankfurt gewonnen. Steht damit zwar immer noch auf einem Abstiegsplatz, aber was soll's.

Dreieins.

Spieler des Tages: Michael A. Roth (Aro)

Was ich über ihn weiß: Schon lange Präsident des Club. Sehr lange. Teppich-Spezialist. Nicht sehr beliebt.

Wie V. ihn findet: Seit Samstag sagt er: Respekt. Sauber.

Warum Spieler des Tages: Nachdem beim Spiel gegen Frankfurt drei Leuchtrakaten aus dem Fan-Block auf dem Spielfeld landeten, stellte sich Roth für den Rest des Spieles vor denselbigen.

Weitere Fakten: Normalerweise wirkt Roth wie ein überkandidelter, fränkischer Napoleon, der sich nicht zu fein ist, Schuhe mit Absätzen zu tragen. Ein Mann, mit dem der Club nicht so gut kann, aber ohne ihn eben auch nicht. Dass er sich am Samstag vor den Block schwarzer Ultras stellen würde, hätte wohl kaum ein Fan erwartet. Und Roth war ehrlich entsetzt und sauer - auf Misimovics Tor reagierte er nicht einmal mit einem Schulterzucken.


13.2.08

Sehr geehrter Herr Bader,

mit Verlaub: Aber was haben Sie sich dabei bloß gedacht? Lassen wir mal den Abstiegsplatz und das 1:1 gegen Rostock links liegen und schauen uns um, was übrig bleibt. 

Da sind die ganzen entsetzten Fans. Da sind aber auch die Frauen der entsetzten Fans. 
Da ist V. 
Da bin ich.

Klar, Herr Bader, Sie müssen sich das Gejammere ja nicht anhören.  Jedenfalls nicht live. Sie gehen halt einfach nicht mehr ans Telefon oder lassen das Internet-Forum auf der Club-Homepage schließen. Vor Ihnen sitzt kein 31-Jähriges Häuflein Elend auf dem Sofa, das wahlweise auf den "Chaotenverein" oder den "Idiotenverein" schimpft.

Lieber Herr Bader,
und dann auch noch an einem Montag! Das macht man aber nun wirklich nicht. Nicht, wenn Herr Meyer am morgen noch seine Beziehung zum Verein lobt und sich Deutschland abends auf das "Lost"-Staffelfinale konzentrieren sollte.
Stattdessen habe ich die Hälfte von "Lost" verpasst, weil V. ständig zu "Blickpunkt Sport" umschalten musste. Aber die konnten die Neuigkeit zu diesem Thema ja auch noch nicht mit Fakten füllen.

Aber vielleicht hat es sich am Sonntag schon angekündigt, als wir gefühlte 44 Folgen der bekannten Serie "24" schauten. Der mitleidlose Agent Jack Bauer ist auf der Suche nach einer Person, die angeblich wichtiges Beweismaterial bei sich hat. Im weiteren Sinne: Ein Terrorist. Der Agent legt sich mächtig ins Zeug, um diese Person zu finden, schmuggelt sich in ein Flugzeug, macht sich dreckig, tut sich weh - bis die erlösende Nachricht aus der Zentrale kommt: Die gesuchte Person ist ein deutscher Terrorist und heißt Hans Meyer.

Später stellt sich heraus, dass es eine Verwechslung war, aber da hat Jack Bauer den Herrn Meyer schon im Gepäckraum eingeschlossen.
Ein Omen?

Und, Herr Bader, wie konnten Sie es zulassen, dass V. die Nachricht von einem KSC-Fan erfährt! Können Sie sich das Trauma unzähliger Club-Fans vorstellen, die an einem Montagabend angerufen werden? Von einem KSC-Fan? Der "es" schon weiß? Der sich plötzlich als Überbringer der Hiobsbotschaft wieder findet, dabei wollte er doch eigentlich trösten.
Das war ganz schön blöd, Herr Bader. Hätte man damit nicht bis Dienstagvormittag warten können? 

Ach, Herr Bader, ich weiß schon, was sie jetzt sagen werden: Der Club-Fan ist halt zu vergesslich. Früher, also in Prä-Meyer-Zeiten, war das nämlich ganz normal, dass der Club mal ganz schnell einen Trainer los wurde. Das war bei Klaus Augenthaler so (von V. auch sehr verehrt, aber nicht so sehr), bei Wolfgang Wolf - eigentlich bei allen, oder? Nun hat sich der Verein also wieder auf die alten Muster besonnen, zum Nachteil des Herrn Meyer. 

Schade, trotzdem. 

Jetzt wird es wieder wie früher werden. Jetzt kommen wieder die mitleidige Blicke - aber vielleicht auch die billigen Tickets in der 2. Liga und Siege gegen 1860. Und dann auch wieder 1. Bundesliga. 

Aber, dass Sie es wissen, Herr Bader, die gerahmte Autogrammkarte von Hans Meyer, die lassen wir auf dem DVD-Player stehen. Jetzt erst recht.

Mit freundlichen Grüßen, natürlich auch an Herrn Roth.

24.1.08

Leidenschaft.

Um sich schon morgens um kurz nach halb acht auf eine erregte Diskussion über Oliver Kahn und Jens Lehmann einzulassen, muss man das Feuer der Pubertät in sich tragen.
Man muss ungefähr 14 sein, weiblich, Röhrenjeans und Converse-Turnschuhe tragen, lässig auf dem grünen i-pod rumdrücken und vor allem eines sein: überzeugt von der Sache, vom Titan und seinen schier übermenschlichen Fähigkeiten.

"Du hasch doch koi Ahnung", raunzt das braunhaarige Mädchen mit dem grünen i-pod ihr männliches, milchgesichtiges Gegenüber an.

Wir befinden uns mitten in einer Oli-gegen-Jens-Diskussion und es mir unbegreiflich wo in einer Münchner U-Bahn plötzlich diese schwäbische Schärfe herkommt.

Noch unbegreiflicher ist es mir, wie die Ur-Diskussion, die sich vor allem darum drehte, ob zuerst Frankreich oder Deutschland Handball-Weltmeister wurde, plötzlich beim Fußball landete. Aber morgens kann ich mich einfach noch nicht so gut konzentrieren.

Das Milchgesicht jedenfalls hat keine Chance. Er kann noch so oft sagen "Der Kahn ist ein Arsch" oder "Ich halt ja auch nicht viel von Lehmann, aber..." In dem Alter hat man halt noch nicht so viele Argumente.

Woraufhin seine Freundin eine Art Brandrede hält, die inhaltlich betrachtet auch nicht überzeugt (das Alter, die Argumente), dafür aber voll solch flammender Leidenschaft ist, von der sich Olis Verena wahrscheinlich ein großes Stück abschneiden sollte.

Ich wusste nicht, dass Oli Kahn bei 14-Jährigen noch so hoch im Kurs steht. Es ist mir unbegreiflich. Aber dem 13-Jährigen Gegenüber offensichtlich auch.

Ich überlege noch kurz, ob ich vielleicht Timo Hildebrandt noch ins Spiel bringen sollte oder ein Statement zu den englischen Fliegenfängern (Kinder, seid doch froh, dass wir sowas nicht mitmachen müssen).

Ich lasse es lieber, aber nur, um nicht morgens um kurz nach halb acht auch noch die ganze pubertäre, leidenschaftliche, schwäbische Schärfe spüren zu müssen.

"Ob Fußball oder Handball - mit dir kann ma einfach über nix rede", sagt sie, angekommen am Hauptbahnhof.

Noch eine Woche.

17.1.08

Fußball spielen

Ich wil gerade eine neue Rolle Klopapier holen, als V. ruft: "Schau mal, was der Kicker über mich schreibt!"

So so. Der Herr ist also im "Kicker". Wie konnte das passieren.
Eine Minute später lese ich selbst: "V. ist der erfolgreichste Trainer dieser Bundesligasaison und hat den 1. FC Nürnberg in ungeahnte Höhen geführt. Mit zehn Punkten Vorsprung ist den Nürnbergern die Meisterschaft kaum noch zu nehmen." Sauber.

Auch wenn das im ersten Moment anzunehmen wäre: Wir befinden uns nicht in einem Paralleluniversum, sondern lediglich im Computer-Spiel "Fußballmanager 08". So weit ich das überblicke (und ich überblicke hier nicht viel) kann man da seinen eigenen Verein trainieren und eben Fußball spielen im Sinne eines So-tun-als-ob. Und auf der CD-Hülle ist Hans Meyer drauf, grimmig und entschlossen zur Seite schauend.

Während sich V. von der Presse feiern lässt, bereitet sich der Club gewissenhaft auf die Rückrunde vor und hat auch schon zwei neue Spieler präsentiert:

Jan Koller, der schon recht alt ist und wahrscheinlich auch deshalb eine Legende. Und meiner Meinung nach V. auch ein bisschen ähnlich sieht.

Und Jacques Abardonado. Französischer Innenverteidiger.

Dazu V. (ein erklärter Nicht-Freund des französischen Akzents): Der spricht fast akzentfrei, das ist gut. Aber die Mutter ist ja auch Spanierin.

Noch zwei Wochen.

22.12.07

Wie werde ich Fußballgöttin - Lektion 4

Lass Fakten sprechen:

110 Flocken gewonnen bei einem Einsatz von 85, macht einen Reingewinn von 25.
Dritter im Gesamt-Classement der verlagsinternen Tipprunde, vor uns nur Textchef und Grafiker, knacken wir auch noch.

Jetzt fragt Ihr euch - wie machen die das?

Das Geheimnis ist eben nicht zu tippen, wie es ausgehen wird oder wie man es sich wünscht.

Das Geheimnis ist:

1. Wild durcheinander tippen, völlig system- und planlos, vielleicht mit einem kleinen, nutzlosen Blick auf die Tabelle.
2. Weit im Voraus tippen, nicht erst kurz vor Anpfiff, sondern am besten zwei oder drei Wochen vorher.
3. Ein Mitglied der Tipp-Gemeinschaft sollte im Urlaub sein, das erhöht erfahrungsgemäß die Chancen auf einen Sieg über die Maßen.
4. An Weihnachten denken und T. auf die Ossis tippen lassen. Damit hat sie ein fast unheimliches Gespür für Rostocker und Cottbusser Qualitäten erkennen lassen.
5. Das muss ich kleinlaut zugeben: 2:1 für Schalke tippen.

Solltet Ihr irgendwann einmal nichts mehr in diesem Blog lesen, haben T. und ich uns mit dem Reinerlös der Bundesligasaison 2007/08 in wärmere Gefilde abgesetzt.

Frohe Weihnachten!

Das Weihnachtsgeschenk

Nach dem 1:0 für Larissa flüchtete er sich wieder in die Badewanne. Natürlich.
Fußball-Aufregung pflegt V. mit einen ausgiebigen Vollbad zu begegnen, das dann gerne mal 90 Minuten plus Halbzeitpause dauern darf. Auf dem herunter geklappten Klodeckel steht dann das Radio, in dem sich die Reporter aufgeregt die Ergebnisse in die Kopfhörer plärren, während V. im Schaum versinkt, bibbernd, nicht vor Kälte, sondern vor nackter Angst.

Es ist immer nackte Angst. Ob es nun 2:1 für Schalke steht oder 1:0 für Larissa.

Das mit Schalke wollen wir mal schnell wieder vergessen und diese unsägliche Geschichte vom "Überwintern auf dem Abstiegsplatz" auch. Was kratzt uns die Bundesliga, wir müssen uns jetzt auf den Uefa-Cup konzentrieren. Sollte ich an gleicher Stelle von einigen Wochen Gegenteiliges behauptet haben, kratzt mich das auch nicht mehr.

Es steht also 1:0 für Larissa und V. bleibt nur die Flucht ins Schaumbad. Vorher plagen ihn aber, während er schlecht gelaunt Wasser einlässt, andere Sorgen. Nämlich die um das aktuelle Glückskleidungsstück.

Normalerweise ist es ja das heilige Club-Trikot, das jedoch bei den letzten beiden Club-Siegen von einem roten Liverpool-Jäckchen abgelöst wurde (eigentlich nur eine Ausnahme in der Not, weil das Club-Trikot, nun ja, nicht mehr so gut gerochen hat, so voll war es mit dem Schweiß nackter Angst des Club-Fans).

Was sollte also gegen Larissa Glück bringen, wo die doch auch schon 1:0 führten?
Beides natürlich. Und so wurden Jäckchen und Trikot altarmäßig auf der Waschmaschine drapiert. Mintal, Saenko und Charisteas gehorchten sofort mit drei Toren und dem Verbleib im Uefa-Cup.

Danke für dieses überragende Weihnachtsgeschenk, das Marek Mintal in seiner unvergleichglichen Art bestimmt wieder nüchtern-sachlich wie ein Finanzbuchhalter kommentiert hat: "Habe Tor gemacht, gut für mich, gut für Mannschaft. Mehr nicht."

Trotzdem danke, Marek.

Und weil er bald geht, küre ich noch schnell Joshua Kennedy zum

Spieler der Hinrunde

(einfach so)

Was ich über ihn weiß: Australier mit wallendem Haar, der den Club jetzt verlässt.

Wie V. ihn findet: Richtig, dass der verkauft wird, hat eh nichts gerissen, sagt V.

Warum Spieler der Hinrunde? Weil er den Club verlässt und so schönes wallendes Haar hat.

Weitere Fakten: Es besteht keine Verwandtschaft mit den amerikanischen Kennedys und er wechselt vielleicht nach Cottbus.

6.12.07

Es glitzert.

Das ist die Wahrheit: Ich habe den Fernseher erst in der 82. Minute eingeschaltet, ich schwöre. Zuerst wusste ich gar nicht, ob das Spiel noch läuft. Und um ganz ehrlich zu sein, wollte ich mir auch bloß in aller Ruhe die Nägel feilen, mit ein bisschen Geräuschkulisse aus der Glotze.

Ich schalte ein und Mintal schießt ein Tor. Und weil ich dran bleibe, ungläubig, schießt er gleich noch eines. Und bricht den Bann. Meinen Bann.

Ich schaue zu und der Club gewinnt. Dass ich das noch erleben darf.

Dem Club und mir ging es nicht gut in den vergangenen Wochen. Nicht auf dem Fußballplatz und nicht im Blog. Die wollten nicht so richtig, ich auch nicht und V. verstummte fast. Warf gequält die Stirn in Falten, als der Live-Ticker am Sonntag ein Tor für Duisburg meldete.

Aber jetzt ist alles anders, nach diesem Abend gestern, der ja fast ein bisschen war wie damals in Istanbul, 2005.

Und es wird auch wieder besser werden, heute wo mir vom Kollegen S. ein Panini-Sticker mit dem Club-Logo überreicht wurde.

Der Aufkleber stammt direkt aus der Panini-Sammlung des Sohns von S., der den Club doppelt hatte und seinen Vater deshalb bat, ihn an jemanden weiterzugeben, der ihn zu schätzen weiß.

An den Seiten glitzert er.

9.11.07

Flutlichtatmosphäre.

Bevor es Kommentare hagelt:
Ja, ich fühle mich schlecht, wenn nicht sogar schuldig.
Nein, V. gibt mir nicht die Schuld und er wird mich auch nicht verlassen.

Ich habe es nämlich wieder getan. Ich konnte es nicht lassen, es ist schon wie eine Sucht.
Ich habe mich dem Verbot widersetzt.
Ich war wieder im Stadion. Mit V.s Erlaubnis, wohlgemerkt!

Wir konnten ja nicht wissten, wann wir mal wieder die Möglichkeit haben würden, live dabei zu sein, wenn der Club "europäisch spielt".
Nach gestern muss ich festestellen: so schnell wird sich diese Möglichkeit auch nicht wieder bieten.

Die Nürnberger waren nicht gut, aber wie bei so vielen anderen Spielen auch: Obwohl die Gegner nicht besser waren, zwei Tore mehr haben sie trotzdem gemacht.

Ich gestehe: Ich fühle mich daran nicht nur schuldig, ich hatte auch vorher schon Angst. Tief in meinem Innern wusste ich doch schon, wie's ausgeht.

Rückblickend bleibt festzuhalten:

1. Zu den schönsten Momenten beim Stadionbesuch gehören immer noch die Momente kurz vor Anpfiiff, wenn die Mannschaften reinkommen, die Fans ihre Schals hochhalten und einem bei "Die Legende lebt" vor Ehrfurcht und Peinlich-Berührt-Sein gleichermaßen die Schauer über den Rücken laufen. Beginnt das Spiel, sind die schönen Momente auch schon vorbei und es beginnen 90 Minuten "Geöpfel", wie der Franke so schön sagt.

2. V. nimmt's auch diesmal gelassener als ich, die ich die vierte Niederlage in meiner Gegenwart in Folge nur schwer verdauen kann, da hilft mir die tolle Flutlichatmosphäre von der V. so schwärmte, auch nicht.

Ich gelobe also Besserung: Bis auf weiteres werde ich wirklich, echt, versprochen kein Stadion betreten.

6.11.07

Aberglaube

Jeder hat so seine kleine Macke, bei V. hat sie mit einem Trikot zu tun. Dem Club-Trikot.

Das Club-Trikot ist heilig.

Es muss im Schrank ganz oben liegen und darf von keinem anderen Kleidungsstück bedeckt sein.

Es muss vor dem Zubettgehen vorsichtshalber noch einmal überprüft und glatt gestrichen werden.

Es darf zum Trocknen nicht im Gemeinschafts-Trockenraum hängen, einer der Nachbarn könnte es stehlen.

Es muss zu Spielen, die man sich aktiv im Stadion ansieht oder im Fernsehen verfolgt, getragen werden.

Es muss vor diesen Spielen gewaschen und getrocknet sein. Ist das nicht der Fall und dies wird zu spät bemerkt, ist die Handwäsche unverzüglich einzuleiten und der Föhn bereit zu halten.

Es verschafft Sympathiewerte (wildfremde Menschen rufen einem freudig erregt zu).

Es hat Wiedererkennungswert, vor allem bei kleinen Kindern ("Das ist doch der V. mit dem roten T-Shirt").

Waschen, Trocknen, Föhnen und Glattstreichen empfehlen sich besonders vor wichtigen Spielen, zum Beispiel in der Uefa-Cup-Gruppenphase.

12. Spieltag: Auf dem Fuß

Die Nürnberger haben "es oft auf dem Fuß".
"Es" ist in diesem Fall nicht nur der Ball, sondern das komplette, geschossene, erfolgreiche Tor. Leider bleibt es dort, auf dem Fuß, als wären die Spieler mit demselben, falschen aufgestanden. Das Tor geht nicht runter vom Fuß und der Ball nicht hinein in selbiges.

Aber ich will dieses Wortspiel nicht überstrapazieren, sondern damit nur ausdrücken: Die Nürnberger hätten am Samstag gefühlte 100 Tore schießen können, haben aber kein einziges Mal getroffen. Knapp vorbei ist eben auch daneben und V. ist sauer.

Weil er sich mal besser selbst hätte einwechseln sollen und weil er auch noch Geburtstag hatte ist

Der Spieler des Tages: Hans Meyer

Was ich über ihn weiß: Der beste Trainer aller Zeiten, an Eloquenz nicht zu überbieten. Er ist ein Studierter (was man eigentlich erst ab der Generation Bierhoff/Metzelder findet), hat schon mit 29 Jahren als Trainer begonnen und sein alter Verein ist Carl Zeiss Jena (weiß ich alles von V., der mir sowas erzählt, unabhängig davon, ob ich es auch wissen will).

Wie V. ihn findet: Es könnte Liebe sein. Hans Meyer hat den Club gerettet und Leuten wie V. gezeigt, dass man sich als Club-Fan auch mal über was freuen darf, den DFB-Pokal zum Beispiel. Auch wenn der Club scheiße gespielt hat, kann sich V. immer über einen Spruch von Meyer freuen, denn die sind immer gut.

Warum Spieler des Tages? Er ist am Samstag 65 geworden und obwohl seine Mannschaft verloren hat, nimmt er sie weiterhin in Schutz.

Weitere Fakten: Meyer hat nach mehr als 30 Jahren seine Frau verlassen und ist jetzt mit der Dramaturgin vom Nürnberger Stadttheater zusammen. Die ist natürlich viel jünger als er.

2.11.07

Aus und raus.

Zu guter Letzt war dann auch noch die Zeitung schuld. Erdreistete sich, im Moment der Schmach, das Nürnberg-Spiel zum Aufmacher aufzublasen. Ganze fünf Spalten Salz in die offene, schmerzende Pokal-Debakel-Wunde.

Zwei Tage nach diesem... wie soll man es nennen... Sagen wir doch einfach "Fußballspiel mit Verlängerung und Elfmeterschießen im DFB-Pokal", zwei Tage also nach diesem Spiel, in dem ihm besonders Dominik Reinhardt die Laune versaut hatte, musste sich V. schon wieder oder wahrscheinlich immer noch aufregen.

Es begann am Mittwochabend mit "Ich bin so stinkig", gestern ging es dann weiter mit:

"Eineinhalb Jahre hab ich nix gesagt. Jetzt ist Schluss."

Darauf ich: Suchst du dir jetzt einen neuen Verein?

V. (entrüstet): Nein, natürlich nicht!

Ach so, es geht also weiter wie bisher. Bisher heißt in diesem Fall: Wie vor dem August 2006 als dieses Blog begann und die Nürnberger auf einmal zu famosen Fußballspielern mutierten.

Jetzt wisst Ihr mal alle, liebe Leser, wie das war in den neun Jahren davor, mit V. dem Club und mir. Wir kennen das. Wir sind das gewöhnt. Wir konzentrieren uns jetzt auf die Bundesliga.

Ich möchte diesen Eintrag heute drei Menschen widmen:

1. Den beiden in Jena, die sich für Jena gefreut und gleich nach V.s Gemütszustand erkundigt hatten.

2. Dem einen in Göttingen, der für Mönchengladbach ist.
Mönchengladbach unterlag den Bayern, was der Zeitung, die sonst nur über die Bayern schreibt und den Club meidet, diesmal nur 60 Zeilen wert war.

29.10.07

11. Spieltag: Eigentor

Ich bin eigentlich ein großer Freund des Radios. Vor allem mag ich es, wenn die Menschen im Radio sprechen und nicht singen und noch mehr mag ich es, wenn mein Hörgenuss weder von geheimen Geräuschen noch extrem preisgünstigen Häusern gestört wird.

Deshalb müsste ich Fußball-Übertragungen im Radio per se mögen und noch mehr die berühmte Bundesliga-Konferenz am Samstag, auch genannt: "Heute im Stadion."

Nein, dem ist nicht so, das habe ich am vergangenen Samstag wieder festgestellt.

Wir sitzen im Auto, V. fährt, das Radio ist an, es ist gleich halb vier. Anstoß, alles läuft glatt, Hans Peter Pull sitzt in Wolfsburg und ist guter Dinge. Mintal hat den Ball, wunderbar, ich döse weg.

Ich döse im Auto immer weg. Wenn ich Beifahrer bin. Manchmal sagt V. auch: Schläfst du schon? Oder: Du schläfst ja noch gar nicht.

Hans Peter Pulls immer lauter werdende Stimme reißt mich unsanft aus dem Dämmerschlaf und bevor ich kapiere, wo ich bin, wer da schreit und um was es geht, brüllt Pull: "Neeeiiin! Eigentor!!!!"

Charisteas war's. Ich hätte ihn vergangene Woche nicht so loben sollen. Die Wolfsburger schießen dann noch ein richtiges Tor, das Spiel endet schließlich 3:1, wir haben unser Ziel erreicht, machen schlecht gelaunt das Radio aus und suchen Vergessen im Frankenwein.

Weil er auch ein richtiges Tor geschossen hat ist

Der Spieler des Tages: Zvjezdan Misimovic

Was ich über ihn weiß: Sein Vorname wird nicht "Zwetschge" ausgesprochen, aber seit der F-Jugend tun das alle, sagt Zvjezdan auf seiner Homepage. Da jammert er auch, wie schlimm es war, als ihm die Weisheitszähne gezogen wurden (weil er lange nichts essen konnte).

Wie V. ihn findet: Ohne das ich jetzt noch einmal nachfrage: Ich glaube, gut.

Warum Spieler des Tages? Hat ein Tor geschossen (Elfmeter).

Weitere Fakten: Der gebürtige Bosnier Zvjezdan spricht akzentfrei deutsch, aber ist ja auch in München aufgewachsen. Er mag kein Bier und findet, die Laufeinheiten im Training seien "eine Quälerei". Aber Qualität kommt ja auch von Qual.

23.10.07

10. Spieltag: Oooom.

Ich tu mir das ja nicht mehr an. Diese Samstag-Nachmittags-Routine mit Badewanne und Bayern1. 90 Minuten Daumen drücken. Plus 15 Minuten zittern in der Halbzeit. Plus Christoph Deumling, kongenialier Dirigent im Kommentatoren-Orchester. Plus Sabine Töpperwien. Minus Günther Koch.

Ohne mich. Ich geh zum Yoga.

Will dann aber, entspannt, gedehnt und mit ganz viel "Oooom" im Hirn natürlich wissen, wie's gelaufen ist für den Club.

V. öffnet die Wohnungstür.

Ich: Und?

V: 5 zu 1.

Ich: Nein! So eine Scheiße!

Nicht, dass ich vor lauter Ooom auf einmal zum Frankfurt-Fan mutiert wäre, aber nie im Leben wäre ich nach den Dramen der letzten Wochen auf die Idee gekommen, der Club könnte 5:1 gewinnen. Daheim! Gegen Frankfurt! Der letzte Heimsieg gegen Frankfurt war an V.s elftem (!!!) Geburtstag. Sagte V. Bestätigte daraufhin Christoph Deumling.

Ich entschuldige mich hiermit in aller Form, dass ich dem Club so wenig zugetraut habe, weise aber auf zwei Dinge hin:

1. Beim Fußballtipp auf der Arbeit habe ich auf Sieg Nürnberg getippt.
2. Weil Kollegin T. und ich außerdem das Halbzeitergebnis und ein paar andere Spiele richtig hatten, wurden wir zum zweiten Mal Tagessieger. 25 Flocken!!!!

V. sagt, er hört bald auf zu Arbeiten, wenn das so weiter geht, ich könnte uns dann mit Fußballtipps ernähren.

Der Spieler des Tages: Angelos Charisteas

Was ich über ihn weiß: Bei der EM 2004 war er gut und wurde mit den Griechen Europameister - was ich, Wettkönigin die ich schon immer war, vorausgesagt hatte.

Wie V. ihn findet: Eigentlich ganz schrecklich. Ein Fehlkauf. Trifft nicht. Stört. Hat ein Mäuschen-Gesicht.

Warum Spieler des Tages? War an drei von fünf Toren beteiligt, sowas würdigt auch V.

Weitere Fakten: Angelos hat mal bei Bremen gespielt und im EM-Finale das Siegtor geschossen (das hatte ich vergessen, erinnere mich jetzt aber wieder an das Bild vom jubelnden Angelos, der mit ausgebreiteten Armen übers Feld läuft. Oder so.)
Sein Spitzname ist "Harry", bekommen hat er diesen von Bremen-Trainer Thomas Schaaf. Warum auch immer.