V. hat einen Muskelfaserriss. "Cool", sagt er. "Wie Robert Vittek."
Alles ist cool, solange es nur ein Fußballspieler auch hat. Der Muskelfaserriss hat V. innerhalb kürzester Zeit auf Fußballer-Niveau katapultiert, auch wenn nicht geklärt werden kann, bei was er sich die Muskeln überhaupt gerissen hat.
Von Robert Vittek kann man annehmen, dass er recht exzessiv Fußball gespielt hat, vielleicht blöd gestolpert ist - jedenfalls musste er daraufhin acht Wochen aussetzen.
V. hatte zwei Wochen vor der Diagnose überhaupt keinen Sport getrieben. Was eigentlich eine Unverschämtheit ist: Für einen Muskelfaserriss muss sich einer wie Robert Vittek richtig schinden, V. tut dagegen einfach so die Wade weh.
Dafür hat er jedoch schon nach einer Woche wieder eine sportliche Betätigung aufgenommen.
Denn der Muskelfaserriss war nach wenigen Tagen schon gar nicht mehr so cool. Weil sich D. in schönster Mintal-Manier den Mittelfuß gebrochen hatte.
Und der ist nicht mal Fußball-Fan.
28.6.07
6.6.07
Oh.
Das kurzangebundene "oh" ist eine sehr schöne Antwort. Selten drücken zwei Buchstaben so viel aus. Zum Beispiel als Reaktion auf die Aussage "Mein Bruder ist Fan von Borussia Dortmund."
"Oh." sagt mein Gegenüber. Es ist kein langgezogenes "oh", auch kein Ausruf und es ist schon gar nicht laut. Nein, es kommt leise, knapp und der Punkt schwingt noch mit. "Oh" heißt in diesem Fall "Mensch, das tut mir aber leid, na ja, da kann man nichts machen, die waren ja wirklich mal gut, aber jetzt, hm, wird schon wieder."
Früher war das auch eine gängige Reaktion auf "V. ist für Nürnberg."
Jetzt aber haben sich die Zeiten geändert und ein schönes Beispiel dafür ist das Gespräch, das V. mit unserem jungen Bayern-Fan B. am vergangenen Wochenende führte. Deutschland hatte gerade 6:0 gewonnen und trotzdem schlecht gespielt und weil die deutsche Nationalmannschaft deshalb nicht viel Gesprächsstoff hergab, ließen die beiden also noch mal die Saison und das Pokalfinale Revue passieren.
Ich erinnere gerne noch einmal daran, dass B. am Anfang der Saison, in schönster Hoeneß-Rummenigge-Manier irgendwas von mästen und dann schlachten faselte.
Knapp neun Monate später hörte sich das dann so an: Er habe sich da ja schon weit aus dem Fenster gelehnt, einem guten Start in die Saison unterstelle man ja Abstiegsgefahr an deren Ende, das nehme er jetzt natürlich gern zurück und dass er im Pokal auf Stuttgart getippt habe gleich dazu.
Dann schimpfte er mit V. ein bisschen über die Einkaufspolitik des FC Bayern, die aus meiner Sicht vergleichbar ist mit einem geistig umnachteten Zug durch die Kaufinger Straße, an dessen Ende einem die Henkel der Tüten in die Finger schneiden und man trotzdem keine wirklich tollen Klamotten mit nach Hause trägt.
Oh.
"Oh." sagt mein Gegenüber. Es ist kein langgezogenes "oh", auch kein Ausruf und es ist schon gar nicht laut. Nein, es kommt leise, knapp und der Punkt schwingt noch mit. "Oh" heißt in diesem Fall "Mensch, das tut mir aber leid, na ja, da kann man nichts machen, die waren ja wirklich mal gut, aber jetzt, hm, wird schon wieder."
Früher war das auch eine gängige Reaktion auf "V. ist für Nürnberg."
Jetzt aber haben sich die Zeiten geändert und ein schönes Beispiel dafür ist das Gespräch, das V. mit unserem jungen Bayern-Fan B. am vergangenen Wochenende führte. Deutschland hatte gerade 6:0 gewonnen und trotzdem schlecht gespielt und weil die deutsche Nationalmannschaft deshalb nicht viel Gesprächsstoff hergab, ließen die beiden also noch mal die Saison und das Pokalfinale Revue passieren.
Ich erinnere gerne noch einmal daran, dass B. am Anfang der Saison, in schönster Hoeneß-Rummenigge-Manier irgendwas von mästen und dann schlachten faselte.
Knapp neun Monate später hörte sich das dann so an: Er habe sich da ja schon weit aus dem Fenster gelehnt, einem guten Start in die Saison unterstelle man ja Abstiegsgefahr an deren Ende, das nehme er jetzt natürlich gern zurück und dass er im Pokal auf Stuttgart getippt habe gleich dazu.
Dann schimpfte er mit V. ein bisschen über die Einkaufspolitik des FC Bayern, die aus meiner Sicht vergleichbar ist mit einem geistig umnachteten Zug durch die Kaufinger Straße, an dessen Ende einem die Henkel der Tüten in die Finger schneiden und man trotzdem keine wirklich tollen Klamotten mit nach Hause trägt.
Oh.
1.6.07
Gewonnen.
Es ist sehr schwer, für diesen Eintrage eine passende Überschrift zu finden, es bieten sich zu viele an: Meisterbesieger, Trainerfuchs, Marek Mintal Fußballgott, Pokalsieger, Pottgewinner, das Wunder von Berlin...
Tag sechs nach dem Pokalfinale: Vor zwei Tagen meinte V. er sei etwas überfordert angesichts der Flut von Nürnberg-lobenden Zeitungs- und Internetartikeln, die er alle lesen müsse und wolle. Er sei in ein Loch gefallen, ein bisschen. Wahrscheinlich ist das wie bei einer wichtigen Prüfung vor der man sich tierisch in die Hose macht und dann war alles gar nicht so schlimm und man hat plötzlich nichts mehr zu tun.
Aber ein schönes Spiel war es schon, mal abgesehen den bösen Fouls der Stuttgarter und der Tatsache, dass wir fast zwei Stunden um Marek Mintals Mittelfuß zitterten. Dass er zur Siegerehrung auf den Platz gehumpelt kam, trieb uns fast die Tränen in die Augen.
Und V.? War nach dem Finale fast wie gelähmt, schüttelte den Kopf, starrte ungläubig in Richtung Fernseher. Pokalsieger, sowas.
Es wird jetzt also weiter gehen, auch hier im Blog: Uefa-Cup, Deutscher Meister, Champions League, Weltherrschaft: Spätestens 2012 wird Michael A. Roth Fifa-Präsident.
Zur Legende wiederum ist ja Hans Meyer geworden, dem sie jetzt wahrscheinlich vor dem Frankenstadion ein Denkmal bauen, ähnlich dem Shankly-Abguss vor Anfield Road (zum Liverpool-Desaster gegen Mailand wollen wir hier mal schweigen).
An Eloquenz ist er ihm jedenfalls ebenbürtig. Am besten hat mir am Samstag eigentlich Moni Lierhaus' Interview mit Meyer und Veh gefallen. Meyer reagierte ein bisschen genervt auf die Frage, wie die Nürnberger das denn geschafft hätten, den Deutschen Meister zu schlagen.
Meyer brummelte was von "weiß ich doch nicht, wie soll ich das auch wissen, so kurz nach dem Spiel ist doch auch egal." Tja, dann gab Moni die Frage halt weiter an den salzsäulenhaft erstarrten Armin Veh.
"Herr Veh, warum haben Sie gegen Nürnberg verloren?"
Veh kam nicht dazu zu antworten.
"Das ist jetzt mal ne gute Frage", grinste Meyer.
Und die Antwort ist uns eigentlich scheißegal.
Tag sechs nach dem Pokalfinale: Vor zwei Tagen meinte V. er sei etwas überfordert angesichts der Flut von Nürnberg-lobenden Zeitungs- und Internetartikeln, die er alle lesen müsse und wolle. Er sei in ein Loch gefallen, ein bisschen. Wahrscheinlich ist das wie bei einer wichtigen Prüfung vor der man sich tierisch in die Hose macht und dann war alles gar nicht so schlimm und man hat plötzlich nichts mehr zu tun.
Aber ein schönes Spiel war es schon, mal abgesehen den bösen Fouls der Stuttgarter und der Tatsache, dass wir fast zwei Stunden um Marek Mintals Mittelfuß zitterten. Dass er zur Siegerehrung auf den Platz gehumpelt kam, trieb uns fast die Tränen in die Augen.
Und V.? War nach dem Finale fast wie gelähmt, schüttelte den Kopf, starrte ungläubig in Richtung Fernseher. Pokalsieger, sowas.
Es wird jetzt also weiter gehen, auch hier im Blog: Uefa-Cup, Deutscher Meister, Champions League, Weltherrschaft: Spätestens 2012 wird Michael A. Roth Fifa-Präsident.
Zur Legende wiederum ist ja Hans Meyer geworden, dem sie jetzt wahrscheinlich vor dem Frankenstadion ein Denkmal bauen, ähnlich dem Shankly-Abguss vor Anfield Road (zum Liverpool-Desaster gegen Mailand wollen wir hier mal schweigen).
An Eloquenz ist er ihm jedenfalls ebenbürtig. Am besten hat mir am Samstag eigentlich Moni Lierhaus' Interview mit Meyer und Veh gefallen. Meyer reagierte ein bisschen genervt auf die Frage, wie die Nürnberger das denn geschafft hätten, den Deutschen Meister zu schlagen.
Meyer brummelte was von "weiß ich doch nicht, wie soll ich das auch wissen, so kurz nach dem Spiel ist doch auch egal." Tja, dann gab Moni die Frage halt weiter an den salzsäulenhaft erstarrten Armin Veh.
"Herr Veh, warum haben Sie gegen Nürnberg verloren?"
Veh kam nicht dazu zu antworten.
"Das ist jetzt mal ne gute Frage", grinste Meyer.
Und die Antwort ist uns eigentlich scheißegal.
20.5.07
32. bis 34. Spieltag: Wetten dass
Während der letzten Spieltage begibt sich V. in ein Dilemma. Weil Nürnberg die Uefa-Cup-Qualifizierung (heißt das so?) so gut wie sicher hat, macht er Versprechungen.
Ich war nicht dabei, aber es muss ungefähr so abgelaufen sein:
V. trifft auf der Arbeit, den Kollegen Stuttgart-Fan. V. mag Stuttgart nicht, was auch irgendwie mit Thomas Hitzlsperger zusammen hängt. Und V. gönnt Schalke auch eigentlich die Meisterschaft, nicht nur weil Schalke seit 49 Jahren darauf wartet, sondern auch irgendwie wegen der Fan-Freundschaft zwischen Nürnberg und Schalke (die mir keiner erklären kann, aber ich finde es irgendwie nett).
V. wird großzügig und verspricht dem Stuttgart-Fan, dass Nürnberg gegen Schalke gewinnen werde, um Stuttgart vorzeitig die Meisterschaft zu ermöglichen.
Das war dumm, denn kurze Zeit später erinnert V.s Chef ihn daran, dass er - der Chef - Schalke-Fan ist.
Glücklicherweise haben die Nürnberger in einem übermenschlichen Akt V.s Arbeitsplatz und das gute Verhältnis zu seinem Chef gesichert. Und Stuttgart ist trotzdem Meister geworden, auch wenn das für Schalke natürlich schade ist.
Wie sich aber Bayer Leverkusen auf der aktuellen Tabelle noch vor Nürnberg mogeln konnte, ist mir entgangen.
Aber eigentlich ist die Bundesliga ja schon wieder Schnee von gestern, weil ja in der kommenden Woche zwei große Termine anstehen: Champions-League-Finale am Mittwoch (wir sind jetzt Liverpool-Fans, versteht sich von selbst) und Pokalfinale am Samstag. Zu letzterem wieder eine nette Geschichte von K., der sogar eine Karte für dieses Spiel in Berlin hatte, jetzt aber nicht hinfahren kann, weil der Sportverein Ermershausen gleichzeitig seine Meisterschaftsfeier abhält.
Erst kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu.
Ich war nicht dabei, aber es muss ungefähr so abgelaufen sein:
V. trifft auf der Arbeit, den Kollegen Stuttgart-Fan. V. mag Stuttgart nicht, was auch irgendwie mit Thomas Hitzlsperger zusammen hängt. Und V. gönnt Schalke auch eigentlich die Meisterschaft, nicht nur weil Schalke seit 49 Jahren darauf wartet, sondern auch irgendwie wegen der Fan-Freundschaft zwischen Nürnberg und Schalke (die mir keiner erklären kann, aber ich finde es irgendwie nett).
V. wird großzügig und verspricht dem Stuttgart-Fan, dass Nürnberg gegen Schalke gewinnen werde, um Stuttgart vorzeitig die Meisterschaft zu ermöglichen.
Das war dumm, denn kurze Zeit später erinnert V.s Chef ihn daran, dass er - der Chef - Schalke-Fan ist.
Glücklicherweise haben die Nürnberger in einem übermenschlichen Akt V.s Arbeitsplatz und das gute Verhältnis zu seinem Chef gesichert. Und Stuttgart ist trotzdem Meister geworden, auch wenn das für Schalke natürlich schade ist.
Wie sich aber Bayer Leverkusen auf der aktuellen Tabelle noch vor Nürnberg mogeln konnte, ist mir entgangen.
Aber eigentlich ist die Bundesliga ja schon wieder Schnee von gestern, weil ja in der kommenden Woche zwei große Termine anstehen: Champions-League-Finale am Mittwoch (wir sind jetzt Liverpool-Fans, versteht sich von selbst) und Pokalfinale am Samstag. Zu letzterem wieder eine nette Geschichte von K., der sogar eine Karte für dieses Spiel in Berlin hatte, jetzt aber nicht hinfahren kann, weil der Sportverein Ermershausen gleichzeitig seine Meisterschaftsfeier abhält.
Erst kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu.
3.5.07
31. Spieltag: Auswärtsspiel
Ich bin Steven Gerrad.
In meinen Ohren dröhnt der Lärm von 40.000 Menschen, ich muss gleich da raus auf den Pitch. Ein Griff nach oben, das Schild berühren und los.
Natürlich bin ich nicht Steven Gerrad und die 40.000 kommen auch nur aus der Konserve. Aber: This is Anfield. Steht über mir. John Terry von Chelsea hat in seiner Autobiografie geschrieben, dass sich ihm die Nackenhaare hochstellten, als er an dieser Stelle stand, und dass er danach miserabel spielte. Alles Quatsch, sagten die anderen Chelsea-Fußballer. Aber in Liverpool erzählen sie diese Geschichte natürlich gern.
This is Anfield. Die Idee hatte natürlich Bill Shankly, den sie in Bronze vor dem Stadion stehen haben und der den Satz auf V.s Tasse gesagt hat. Der auch gesagt hat, zu seiner Zeit hätten die besten Teams Englands in Liverpool gespielt: Liverpool FC und die Reserve.
This is Anfield und wir sind wirklich dort. Um uns herum sozialer Wohnungsbau und mittendrin ein Stadion. V. ist selig und kleidet sich im Fan Shop neu ein. Ich weiß jetzt, wie es Männern im Schuhladen geht. Alles sieht gleich aus und ich kann ihm bei der Entscheidung, ob nun eine Nummer auf das Trikot soll, nicht helfen. Gerrad hat jeder und die anderen kenne ich nicht.
Wir bezahlen jeder zehn Pfund für eine Tour mit Adrian und Darren, die beide Trainingsanzüge tragen und sagen, dass sie sofort aufhören, wenn einer das Spielfeld betritt. Wir dürfen also nicht auf den heiligen Rasen, dafür aber in die heilige Kabine. Und zum heiligen Schild.
Vor dem zieht V. das Club-Kleid über und simuliert mit einer dicken blonden Engländerin ein Interview. Die freut sich ein Loch in den Bauch, dass "Liverpool supporters" sogar aus Deutschland kommen. Um uns herum wuseln Achtjährige im Liverpool-Dress, sogar mit Stutzen. Großzügig integrieren sie den kleinen Messi - ganz schön mutig, im Barcelona-Outfit zu kommen. Aber, um nun endlich mal Nick Hornby zu zitieren - der Club wird einem halt gegeben, den sucht man sich nicht aus und dann muss man eben im orangefarbenen Barcelona-Trikot mit nach Anfield. Für einen Achtjährigen sehr charakterstark.
Ich kann's mir auch nicht aussuchen. Zum Beispiel, dass ich bei der Doku zur "Nacht von Istanbul" feuchte Augen bekomme. Dass ich andächtig an den Rängen hochschaue und die roten Plastiksitze streichle. Es ist nämlich nicht so einfach als Freundin eines Fußballfans. Ich glaube, viele Frauen sind so zerrissen wie ich.
Weil es einerseits nervt: Samstage sind grundsätzlich nie romantisch, zumindest nicht zwischen 15.30 und 20 Uhr, wenn der Club erst Sonntag spielt, das ganze Wochenende. Jede zweite Verabredung überschneidet sich mit Champions League, Uefa-Cup oder sonst einem Spiel. Und so weiter.
Aber andererseits will ich natürlich nach Anfield, wenn wir schon mal in Liverpool sind. Und ich ärgere mich natürlich, dass der Club am Wochenende nicht gewonnen hat. Und beim Elfmeterschießen im Champions-League-Halbfinale muss ich die Augen zukneifen, weil ich so aufgeregt bin.
Du kannst es dir nicht aussuchen, es wird dir auch nicht immer gegeben. Manchmal wird es dir auch irgendwie zugewiesen.
In meinen Ohren dröhnt der Lärm von 40.000 Menschen, ich muss gleich da raus auf den Pitch. Ein Griff nach oben, das Schild berühren und los.
Natürlich bin ich nicht Steven Gerrad und die 40.000 kommen auch nur aus der Konserve. Aber: This is Anfield. Steht über mir. John Terry von Chelsea hat in seiner Autobiografie geschrieben, dass sich ihm die Nackenhaare hochstellten, als er an dieser Stelle stand, und dass er danach miserabel spielte. Alles Quatsch, sagten die anderen Chelsea-Fußballer. Aber in Liverpool erzählen sie diese Geschichte natürlich gern.
This is Anfield. Die Idee hatte natürlich Bill Shankly, den sie in Bronze vor dem Stadion stehen haben und der den Satz auf V.s Tasse gesagt hat. Der auch gesagt hat, zu seiner Zeit hätten die besten Teams Englands in Liverpool gespielt: Liverpool FC und die Reserve.
This is Anfield und wir sind wirklich dort. Um uns herum sozialer Wohnungsbau und mittendrin ein Stadion. V. ist selig und kleidet sich im Fan Shop neu ein. Ich weiß jetzt, wie es Männern im Schuhladen geht. Alles sieht gleich aus und ich kann ihm bei der Entscheidung, ob nun eine Nummer auf das Trikot soll, nicht helfen. Gerrad hat jeder und die anderen kenne ich nicht.
Wir bezahlen jeder zehn Pfund für eine Tour mit Adrian und Darren, die beide Trainingsanzüge tragen und sagen, dass sie sofort aufhören, wenn einer das Spielfeld betritt. Wir dürfen also nicht auf den heiligen Rasen, dafür aber in die heilige Kabine. Und zum heiligen Schild.
Vor dem zieht V. das Club-Kleid über und simuliert mit einer dicken blonden Engländerin ein Interview. Die freut sich ein Loch in den Bauch, dass "Liverpool supporters" sogar aus Deutschland kommen. Um uns herum wuseln Achtjährige im Liverpool-Dress, sogar mit Stutzen. Großzügig integrieren sie den kleinen Messi - ganz schön mutig, im Barcelona-Outfit zu kommen. Aber, um nun endlich mal Nick Hornby zu zitieren - der Club wird einem halt gegeben, den sucht man sich nicht aus und dann muss man eben im orangefarbenen Barcelona-Trikot mit nach Anfield. Für einen Achtjährigen sehr charakterstark.
Ich kann's mir auch nicht aussuchen. Zum Beispiel, dass ich bei der Doku zur "Nacht von Istanbul" feuchte Augen bekomme. Dass ich andächtig an den Rängen hochschaue und die roten Plastiksitze streichle. Es ist nämlich nicht so einfach als Freundin eines Fußballfans. Ich glaube, viele Frauen sind so zerrissen wie ich.
Weil es einerseits nervt: Samstage sind grundsätzlich nie romantisch, zumindest nicht zwischen 15.30 und 20 Uhr, wenn der Club erst Sonntag spielt, das ganze Wochenende. Jede zweite Verabredung überschneidet sich mit Champions League, Uefa-Cup oder sonst einem Spiel. Und so weiter.
Aber andererseits will ich natürlich nach Anfield, wenn wir schon mal in Liverpool sind. Und ich ärgere mich natürlich, dass der Club am Wochenende nicht gewonnen hat. Und beim Elfmeterschießen im Champions-League-Halbfinale muss ich die Augen zukneifen, weil ich so aufgeregt bin.
Du kannst es dir nicht aussuchen, es wird dir auch nicht immer gegeben. Manchmal wird es dir auch irgendwie zugewiesen.
23.4.07
30. Spieltag: Bernd, ganz fremd
Auch wenn V. Nürnbergs Niederlage gegen Leverkusen (0:2, ich gewöhne mir jetzt an, das auch in der richtigen Reihenfolge zu schreiben) im Hinblick auf das DFB-Pokalfinale gut verarbeitet hat, wollte ich ihm trotzdem etwas gutes tun und Karten für das Länderspiel Deutschland - Tschechien gewinnen.
Keine Ahnung, wann das ist und wo (vor ein paar Wochen war es in Prag, das haben wir in der Kneipe geguckt, ich erinnere mich gut), dabei sein ist alles. Als ich mich schließlich auf www.sueddeutsche.de durch die Fragen klickte, merkte ich - die lassen da nicht jeden hin. Zumindest nicht jemanden, der nicht weiß, aus welcher Entfernung Diego das Tor gegen Aachen schoss. 68, 63 oder 75 Meter. So oder so - es ist weit.
Es waren viele Fragen dabei, die man nicht nur durch Kenntnis der Bundesliga im Allgemeinen, sondern auch des Spieltages im Besonderen beantworten konnte. Da V. diesmal die Sportschau mit einem Chirurgen und einem Historiker angeschaut hatte und nicht mit mir, war ich da schon mal im Nachteil. Und tappte in die Falle.
Zum Beispiel bei dieser Frage:
Wenn man ein bisschen was von Bernd Schneider weiß, so wie ich, sagt man: Klar, Antwort A. Der Schneider reagiert auf alles mit einem Gang in die Kabine.
Nur nicht am 30. Spieltag, da entscheidet er sich spontan für Antwort B. Hans Meyer sagte später, Schneider sei damals in Jena ein echter Rumpelfußballer gewesen. Bevor Meyer ihn dann trainierte.
Schließlich hatte ich 6 Antworten richtig, das reicht nicht für ein Länderspiel. Dafür brechen V. und ich nach Liverpool auf, zum heiligen Rasen von Anfield Road. Wo übrigens der Mann Trainer war, der den Spruch auf V.s Tasse gesagt hat. Dass es beim Fußball nicht nur um Leben und Tod geht und so. Sondern um mehr.
Bis dahin muss V. nur noch zwei Arbeitstage mit dem Kollegen, der Stuttgart-Fan ist, überstehen.
Keine Ahnung, wann das ist und wo (vor ein paar Wochen war es in Prag, das haben wir in der Kneipe geguckt, ich erinnere mich gut), dabei sein ist alles. Als ich mich schließlich auf www.sueddeutsche.de durch die Fragen klickte, merkte ich - die lassen da nicht jeden hin. Zumindest nicht jemanden, der nicht weiß, aus welcher Entfernung Diego das Tor gegen Aachen schoss. 68, 63 oder 75 Meter. So oder so - es ist weit.
Es waren viele Fragen dabei, die man nicht nur durch Kenntnis der Bundesliga im Allgemeinen, sondern auch des Spieltages im Besonderen beantworten konnte. Da V. diesmal die Sportschau mit einem Chirurgen und einem Historiker angeschaut hatte und nicht mit mir, war ich da schon mal im Nachteil. Und tappte in die Falle.
Zum Beispiel bei dieser Frage:
| |||||||
Wie feierte Bernd Schneider nach seiner Galavorstellung gegen Nürnberg? | |||||||
Er ging in die Kabine. Er nahm ein Megafon in die Hand und feierte mit den Fans. Er tanzte am Mittelkreis Samba |
Wenn man ein bisschen was von Bernd Schneider weiß, so wie ich, sagt man: Klar, Antwort A. Der Schneider reagiert auf alles mit einem Gang in die Kabine.
Nur nicht am 30. Spieltag, da entscheidet er sich spontan für Antwort B. Hans Meyer sagte später, Schneider sei damals in Jena ein echter Rumpelfußballer gewesen. Bevor Meyer ihn dann trainierte.
Schließlich hatte ich 6 Antworten richtig, das reicht nicht für ein Länderspiel. Dafür brechen V. und ich nach Liverpool auf, zum heiligen Rasen von Anfield Road. Wo übrigens der Mann Trainer war, der den Spruch auf V.s Tasse gesagt hat. Dass es beim Fußball nicht nur um Leben und Tod geht und so. Sondern um mehr.
Bis dahin muss V. nur noch zwei Arbeitstage mit dem Kollegen, der Stuttgart-Fan ist, überstehen.
18.4.07
Reise nach Berlin gewonnen
Vergangene Nacht wurde V. von meinem lauten Lachen wach, jedenfalls erzählte er das heute morgen. Als er mich fragte, warum ich lache, soll ich nach einigen unverständlichen Grunzern geantwortet haben: "Hihi, mein Halbfinalgewinner."
Selbst wenn V. das nur geträumt hat, es hat ihn sehr gefreut.
Ich wusste nicht, dass der Club mich mittlerweile sogar nachts verfolgt, normalerweise träume ich sehr wirre Sachen, zum Beispiel, dass ich mich nur hüpfend fortbewegen kann oder jemand meine Haare leihen will. Natürlich kann ich mich nicht erinnern, ob und wie ich vom DFB-Halbfinale geträumt habe.
Zuallererst war ich gestern von V.s hysterischer Aufregung genervt. Also habe ich Freundin A. angerufen. Zu meiner Überraschung ging K. ans Telefon, mit dem sie sich ein Haus teilt. K. kennen wir, das war der Fan der an Weihnachten verkündete, nie wieder ein Club-Spiel besuchen zu wollen. A. schlief auf dem Sofa.
Beim 2:0 war sie dann ganz froh, dass ich angerufen hatte, von K.s Jubelrufel hätte sie im Schlaf sicherlich einen Herzinfarkt bekommen. In den nächsten Minuten hörte man K. dann nur fluchen, weil er nicht im Stadion war. "Aber Schatz, dafür haben wir doch im Garten echt was geschafft", hörte ich A. sagen.
In der zweiten Halbzeit habe ich dann auch noch ein bisschen V.s Hand gehalten, aber nur die eine, mit der anderen musste er Daumen drücken, 90 Minuten lang.
Es ist ein sehr komisches Gefühl jetzt mit jemandem zu leben, der Fan einer erfolgreichen Mannschaft ist. Ich kenne das nicht, ich finde es sehr ungewohnt. Manchmal ist es ein bisschen, als hätte ich die Beziehung gewechselt. Dann bin ich kurz verwirrt und merke aber schnell: Glücklicherweise ist es der gleiche Mann. Und der gleiche Club.
Nur irgendwie anders.
Selbst wenn V. das nur geträumt hat, es hat ihn sehr gefreut.
Ich wusste nicht, dass der Club mich mittlerweile sogar nachts verfolgt, normalerweise träume ich sehr wirre Sachen, zum Beispiel, dass ich mich nur hüpfend fortbewegen kann oder jemand meine Haare leihen will. Natürlich kann ich mich nicht erinnern, ob und wie ich vom DFB-Halbfinale geträumt habe.
Zuallererst war ich gestern von V.s hysterischer Aufregung genervt. Also habe ich Freundin A. angerufen. Zu meiner Überraschung ging K. ans Telefon, mit dem sie sich ein Haus teilt. K. kennen wir, das war der Fan der an Weihnachten verkündete, nie wieder ein Club-Spiel besuchen zu wollen. A. schlief auf dem Sofa.
Beim 2:0 war sie dann ganz froh, dass ich angerufen hatte, von K.s Jubelrufel hätte sie im Schlaf sicherlich einen Herzinfarkt bekommen. In den nächsten Minuten hörte man K. dann nur fluchen, weil er nicht im Stadion war. "Aber Schatz, dafür haben wir doch im Garten echt was geschafft", hörte ich A. sagen.
In der zweiten Halbzeit habe ich dann auch noch ein bisschen V.s Hand gehalten, aber nur die eine, mit der anderen musste er Daumen drücken, 90 Minuten lang.
Es ist ein sehr komisches Gefühl jetzt mit jemandem zu leben, der Fan einer erfolgreichen Mannschaft ist. Ich kenne das nicht, ich finde es sehr ungewohnt. Manchmal ist es ein bisschen, als hätte ich die Beziehung gewechselt. Dann bin ich kurz verwirrt und merke aber schnell: Glücklicherweise ist es der gleiche Mann. Und der gleiche Club.
Nur irgendwie anders.
17.4.07
Live dabei
Es ist ein besonderer Tag, V. kann gar nicht aufhören, dies zu betonen. Müsste er auch gar nicht, man merkte es auch so, am Hans-Meyer-Interview in der SZ, an der Autogrammkarte von Michael A. Roth auf dem Wohnzimmertisch und dem neuen Clubtrikot. V. hat es ganz neckisch auf dem Sessel drapiert, zusammen mit dem etwas älteren aus der Saison 1998/99.
Anziehen will er es nicht. Zuerst behauptet er, sich nicht zwischen neu und alt entscheiden zu können, aber die Wahrheit ist: Beide Trikots sind sehr groß. Er weigert sich auch schlicht, das neue Trikot anzuziehen, aber er wird es irgendwann tun müssen, damit ich es für diese Seite hier bildlich festhalten kann.
Als ich nach Hause komme begrüßt er mich mit "Ich bin so aufgeregt, dass ist schlimmer als Europameisterschaft", bügelt hektisch noch ein paar Hemden und flitzt hysterisch durch die Wohnung. Leider sind keine Fußballfreunde gekommen und so muss ich heute Händchen halten. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass Dienstag mein Krankenhausserientag ist und ich jetzt Dr. House und den sehr schönen Dr. Shepherd verpasse.
Nachdem ich auf dem Wohnzimmertisch die Autogrammkarten von Saenko und Engelhardt gesehen habe, muss ich gestehen - das DFB-Halbfinale ist in dieser Hinsicht keine Alternative.
Während ich hier schreibe, fällt schon das erste Tor. In der 14. Minute, die wir gerade haben, steht es schon 1:0 für Nürnberg. V: "Ich bin total aufgeregt, wir führen, aber pfffff..... Frankfurt ist echt stärker. Der Club steht zu weit hinten drin."
Es ist nicht einfach, mit dem Rücken zum Fernseher zu sitzen. Die Stimme des Kommentators wird lauter, V. ruft "ja, Saenko", ich frage "Tor?" - aber da war nichts. Aber Saenko war da.
Jetzt muss ich mal gucken gehen.
Anziehen will er es nicht. Zuerst behauptet er, sich nicht zwischen neu und alt entscheiden zu können, aber die Wahrheit ist: Beide Trikots sind sehr groß. Er weigert sich auch schlicht, das neue Trikot anzuziehen, aber er wird es irgendwann tun müssen, damit ich es für diese Seite hier bildlich festhalten kann.
Als ich nach Hause komme begrüßt er mich mit "Ich bin so aufgeregt, dass ist schlimmer als Europameisterschaft", bügelt hektisch noch ein paar Hemden und flitzt hysterisch durch die Wohnung. Leider sind keine Fußballfreunde gekommen und so muss ich heute Händchen halten. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass Dienstag mein Krankenhausserientag ist und ich jetzt Dr. House und den sehr schönen Dr. Shepherd verpasse.
Nachdem ich auf dem Wohnzimmertisch die Autogrammkarten von Saenko und Engelhardt gesehen habe, muss ich gestehen - das DFB-Halbfinale ist in dieser Hinsicht keine Alternative.
Während ich hier schreibe, fällt schon das erste Tor. In der 14. Minute, die wir gerade haben, steht es schon 1:0 für Nürnberg. V: "Ich bin total aufgeregt, wir führen, aber pfffff..... Frankfurt ist echt stärker. Der Club steht zu weit hinten drin."
Es ist nicht einfach, mit dem Rücken zum Fernseher zu sitzen. Die Stimme des Kommentators wird lauter, V. ruft "ja, Saenko", ich frage "Tor?" - aber da war nichts. Aber Saenko war da.
Jetzt muss ich mal gucken gehen.
27. bis 29. Spieltag: Wäsche und Fußball
Die Aktualität dieses Blogs hat etwas gelitten, aber das soll nun nicht weiter stören. Der Club ist auf Platz fünf, hat dies auch dem FC Bayern (oder Leverkusen, wie man will) zu verdanken und V. musste feststellen, dass Wäsche und Fußball nicht zusammen passen.
Es ist Samstag, gleich ist Anpfiff und "Heute im Stadion" im Radio, aber V. betätigt sich netterweise als guter Hausmann und hängt noch schnell Wäsche auf. Im Keller.
Er verpasst die ersten Millisekunden des Spiels und damit ein Tor für Nürnberg.
Hinterher sagt er, dass er das schon ahnte, als er die erste Unterhose an die Wäscheleine klemmte. "Ich steh da unten und die machen ein Tor."
Es gibt Dinge, die gehen nicht miteinander.
Es ist Samstag, gleich ist Anpfiff und "Heute im Stadion" im Radio, aber V. betätigt sich netterweise als guter Hausmann und hängt noch schnell Wäsche auf. Im Keller.
Er verpasst die ersten Millisekunden des Spiels und damit ein Tor für Nürnberg.
Hinterher sagt er, dass er das schon ahnte, als er die erste Unterhose an die Wäscheleine klemmte. "Ich steh da unten und die machen ein Tor."
Es gibt Dinge, die gehen nicht miteinander.
20.3.07
26. Spieltag: Schweiß
Eigentlich mag ich Unentschieden, sie sorgen erfahrungsgemäß für ein ruhiges, fast fußballfreies Wochenende.
V. lässt die erste Halbzeit ausfallen und hört sich die zweite im Radio an. Dafür spielt der Club nur 0:0 und wird einen Tag später von Leverkusen überholt. Gut, das war blöd.
Doch V. ist abgelenkt, denn er hat einen Gutschein für ein Clubtrikot bekommen. Na ja, eher für ein Club-Kleid. Das Trikot hat laut P., einem der Schenkenden, Größe XL.
Man wird sehen, wie das aussieht.
Aus gegebenem Anlass erklärten mir V. und P., warum die Clubfarben dunkelrot und schwarz sind. Die waren nämlich, vor langer Zeit, mal hellrot-weiß, wie sich das für einen fränkischen Club gehört.
Nur dass sie es damals, in der Saison 1931/32, mit er Sauberkeit noch nicht so genau nahmen. Oder das Trikot nicht so oft wechseln konnten. Jedenfalls färbte der Schweiß die Trikots gegen Ende der Saison dunkel.
Man hat das dann gleich so gelassen. Das ist bodenständig und praktisch und es passt zum Club, keine Frage.
V. lässt die erste Halbzeit ausfallen und hört sich die zweite im Radio an. Dafür spielt der Club nur 0:0 und wird einen Tag später von Leverkusen überholt. Gut, das war blöd.
Doch V. ist abgelenkt, denn er hat einen Gutschein für ein Clubtrikot bekommen. Na ja, eher für ein Club-Kleid. Das Trikot hat laut P., einem der Schenkenden, Größe XL.
Man wird sehen, wie das aussieht.
Aus gegebenem Anlass erklärten mir V. und P., warum die Clubfarben dunkelrot und schwarz sind. Die waren nämlich, vor langer Zeit, mal hellrot-weiß, wie sich das für einen fränkischen Club gehört.
Nur dass sie es damals, in der Saison 1931/32, mit er Sauberkeit noch nicht so genau nahmen. Oder das Trikot nicht so oft wechseln konnten. Jedenfalls färbte der Schweiß die Trikots gegen Ende der Saison dunkel.
Man hat das dann gleich so gelassen. Das ist bodenständig und praktisch und es passt zum Club, keine Frage.
14.3.07
Wir gratulieren
Vor einigen Wochen vertrieben V. und ich uns die Zeit damit, im Internet zu schauen, wer mit uns Geburtstag hat. Es fing damit an, dass ich mich damit brüstete, dass Berühmtheiten wie Norah Jones, Jamie Cullum oder Simone Denkinger mit mir den Jahrgang teilen. Nicht zu vergessen Yvonne Catterfeld.
Dann sah V. in seinem Jahrgang nach. Es waren lauter Fußballer darunter.
Ruud van Nistelroy. Michael Ballack. Francesco Totti.
Ich habe keinen Vergleich, aber auf den ersten Blick hat das Jahr 1976 überproportional viele Sportler im Allgemeinen und Fußballer im Besonderen hervorgebracht.
Und V.
Er erklärte mir, dass er mal gar nicht so weit davon entfernt gewesen war, sich zu dieser illustren Runde zu gesellen. V. hätte nur, es mag 1984 oder 1985 gewesen sein, häufiger einen gewissen Berg mit dem Fahrrad bezwingen müssen. Auf diesem Berg fand jede Woche das Fußballtraining statt. Hätte V. daran regelmäßig teilgenommen wäre er jetzt als Nationalspieler auf dem Zenit, wie er mir erklärte, und wir hätten ein Haus am Starnberger See oder in London oder beides.
Dazu möchte ich sagen, dass T. beispielsweise diesen Berg in den 90er Jahren regelmäßig bezwungen hat, sein Name aber trotzdem nicht erscheint, wenn man bei Wikipedia "Fußballer, geboren 1984" eingibt. Nur so viel dazu.
Den Frust über seine Altersgenossen bei Real Madrid und Chelsea hat V. bald wieder vergessen. Lieber freut er sich heute darüber, dass er den Geburtstag mit zwei Clubspielern teilt: Wir gratuliern deshalb Jan Polak zum 26. und Thomas Paulus zum 25.!
Ersterer hat immerhin schon vier Tore für den Club geschossen. Zweiterer wurde während seiner Zeit bei Erzgebirge Aue für sechs Spiele gesperrt, weil er einem Gegner absichtlich auf den Po gestiegen sein soll.
Beide haben blonde, gegelte Haare, die in der Mitte etwas nach oben stehen. Sie sehen aus wie Zwillinge. Man kann bislang nicht sagen, die 80er Jahre hätten auffällige Charakterköpfe hervorgebracht.
Jan und Thomas wiederum teilen ihren Geburtstag übrigens auch mit Prinz Albert von Monaco.
Happy Birthday.
Dann sah V. in seinem Jahrgang nach. Es waren lauter Fußballer darunter.
Ruud van Nistelroy. Michael Ballack. Francesco Totti.
Ich habe keinen Vergleich, aber auf den ersten Blick hat das Jahr 1976 überproportional viele Sportler im Allgemeinen und Fußballer im Besonderen hervorgebracht.
Und V.
Er erklärte mir, dass er mal gar nicht so weit davon entfernt gewesen war, sich zu dieser illustren Runde zu gesellen. V. hätte nur, es mag 1984 oder 1985 gewesen sein, häufiger einen gewissen Berg mit dem Fahrrad bezwingen müssen. Auf diesem Berg fand jede Woche das Fußballtraining statt. Hätte V. daran regelmäßig teilgenommen wäre er jetzt als Nationalspieler auf dem Zenit, wie er mir erklärte, und wir hätten ein Haus am Starnberger See oder in London oder beides.
Dazu möchte ich sagen, dass T. beispielsweise diesen Berg in den 90er Jahren regelmäßig bezwungen hat, sein Name aber trotzdem nicht erscheint, wenn man bei Wikipedia "Fußballer, geboren 1984" eingibt. Nur so viel dazu.
Den Frust über seine Altersgenossen bei Real Madrid und Chelsea hat V. bald wieder vergessen. Lieber freut er sich heute darüber, dass er den Geburtstag mit zwei Clubspielern teilt: Wir gratuliern deshalb Jan Polak zum 26. und Thomas Paulus zum 25.!
Ersterer hat immerhin schon vier Tore für den Club geschossen. Zweiterer wurde während seiner Zeit bei Erzgebirge Aue für sechs Spiele gesperrt, weil er einem Gegner absichtlich auf den Po gestiegen sein soll.
Beide haben blonde, gegelte Haare, die in der Mitte etwas nach oben stehen. Sie sehen aus wie Zwillinge. Man kann bislang nicht sagen, die 80er Jahre hätten auffällige Charakterköpfe hervorgebracht.
Jan und Thomas wiederum teilen ihren Geburtstag übrigens auch mit Prinz Albert von Monaco.
Happy Birthday.
11.3.07
25. Spieltag: Fußball verbindet
Es ist Freitagabend und V. muss sich zusammen reißen. Der Club spielt und was muss V. tun? Mit mir Menschen besuchen, die er nicht kennt! Pärchenabend, während es anderswo um Uefa-Cup-Plätze geht.
Ich möchte V. Freunde vorstellen, V. sagt: Wenn wir wieder zu Hause sind, muss ich aber gleich in den Videotext schauen.
Wir besuchen also Freunde von mir, essen Nudeln, verstehen uns gut. Das Gespräch kommt nicht direkt, geradewegs auf Fußball. Es landet nur irgendwie plötzlich bei Sportreportern, über die der Gastgeber einen weniger netten Kommentar fallen lässt.
V. gesteht mir auf dem Heimweg, dass er da dachte, der Abend wäre fußballmäßig gelaufen.
Dann geht alles ganz schnell. Von Sportreportern zu Fußball im Allgemeinen, zu Nürnberg gegen Frankfurt im Besonderen und schon sitzen Gastgeber und V. vor dem Laptop und hören Bundesliga Live. Spannendes Spiel, Club rettet sich mit einem Unentschieden.
Dann fachsimpeln V. und der Gastgeber über E-Gitarren und Verstärker.
"Es sind immer drei Stufen", sagt die Gastgeberin zu mir. "Fußball, Gitarren und..."
Stufe drei fällt uns erst später ein. Computerspiele, was sonst.
Männer haben es da sehr einfach, beneidenswert. Obwohl - Frauen reden über Taschen oder Schuhe. Ist eigentlich das Gleiche.
Ich möchte V. Freunde vorstellen, V. sagt: Wenn wir wieder zu Hause sind, muss ich aber gleich in den Videotext schauen.
Wir besuchen also Freunde von mir, essen Nudeln, verstehen uns gut. Das Gespräch kommt nicht direkt, geradewegs auf Fußball. Es landet nur irgendwie plötzlich bei Sportreportern, über die der Gastgeber einen weniger netten Kommentar fallen lässt.
V. gesteht mir auf dem Heimweg, dass er da dachte, der Abend wäre fußballmäßig gelaufen.
Dann geht alles ganz schnell. Von Sportreportern zu Fußball im Allgemeinen, zu Nürnberg gegen Frankfurt im Besonderen und schon sitzen Gastgeber und V. vor dem Laptop und hören Bundesliga Live. Spannendes Spiel, Club rettet sich mit einem Unentschieden.
Dann fachsimpeln V. und der Gastgeber über E-Gitarren und Verstärker.
"Es sind immer drei Stufen", sagt die Gastgeberin zu mir. "Fußball, Gitarren und..."
Stufe drei fällt uns erst später ein. Computerspiele, was sonst.
Männer haben es da sehr einfach, beneidenswert. Obwohl - Frauen reden über Taschen oder Schuhe. Ist eigentlich das Gleiche.
7.3.07
24. Spieltag: Nie mehr erste Liga
V. und ich gehen heute abend ins Kabarett. Aus diesem Anlass spielten wir ein kleines Spiel. Ich sage etwas, V. antwortet - aber antwortet er auch richtig?
Ich: Also dann um sieben.
(Im Radio läuft gerade eine Ankündigung für das Champions League Spiel Bayern München - Real Madrid)
Ich: Oh, da verpasst du ja Fußball heute abend.
...
V: Ist schon ok.
Diese Antwort war falsch. Die richtige Antwort müsste lauten: Ach, da reicht mir der Spielbericht morgen im Internet.
Oder so ähnlich.
In den vergangenen Wochen habe ich mir desöfteren gewünscht, der Fußballverein, dessen Namen ich jetzt nicht nennen möchte, weil das an dieser Stelle vielleicht Unglück bringt, möge sich wieder in die 2.Liga verabschieden.
Das war angenehmer und wurde in meiner Beziehung nicht so oft thematisiert.
Nun spielt sich eben jener Verein immer mehr in den Vordergrund, ständig sprechen Menschen V. darauf an und ich habe auch noch diesen Blog angefangen.
V. wird ab und zu hysterisch und weigert sich, das abzustellen. Beim letzten Pokalspiel, beispielsweise. Hat der Club ja bravourös gewonnen. Wurde leider in keiner Kneipe übertragen. Weshalb V. leicht angefressen nach Hause kam. Und dann wage ich es, mich darüber zu freuen, jetzt eine gewisse Krankenhausserie im Privatfernsehen zu schauen.
Entrüstung! Jetzt kommt doch Blickpunkt Sport!
Da wäre ich wirklich gerne abgestiegen, bis in die D-Jugend meinetwegen.
Ich: Also dann um sieben.
(Im Radio läuft gerade eine Ankündigung für das Champions League Spiel Bayern München - Real Madrid)
Ich: Oh, da verpasst du ja Fußball heute abend.
...
V: Ist schon ok.
Diese Antwort war falsch. Die richtige Antwort müsste lauten: Ach, da reicht mir der Spielbericht morgen im Internet.
Oder so ähnlich.
In den vergangenen Wochen habe ich mir desöfteren gewünscht, der Fußballverein, dessen Namen ich jetzt nicht nennen möchte, weil das an dieser Stelle vielleicht Unglück bringt, möge sich wieder in die 2.Liga verabschieden.
Das war angenehmer und wurde in meiner Beziehung nicht so oft thematisiert.
Nun spielt sich eben jener Verein immer mehr in den Vordergrund, ständig sprechen Menschen V. darauf an und ich habe auch noch diesen Blog angefangen.
V. wird ab und zu hysterisch und weigert sich, das abzustellen. Beim letzten Pokalspiel, beispielsweise. Hat der Club ja bravourös gewonnen. Wurde leider in keiner Kneipe übertragen. Weshalb V. leicht angefressen nach Hause kam. Und dann wage ich es, mich darüber zu freuen, jetzt eine gewisse Krankenhausserie im Privatfernsehen zu schauen.
Entrüstung! Jetzt kommt doch Blickpunkt Sport!
Da wäre ich wirklich gerne abgestiegen, bis in die D-Jugend meinetwegen.
27.2.07
23. Spieltag: Cup der guten Hoffnung
Er verließ am Samstagmorgen das Haus und ließ den ganzen Tag nichts von sich hören. Keine leidgeplagte Nachricht auf dem Handy, kein enttäuschter Seufzer am Telefon. Am Abend erfuhr ich das Ergebnis, 2:1 für Mainz. Ich sorgte mich ein bisschen.
Er kam am Sonntagabend zurück, entspannt, gut gelaunt, als er hätte er da was nicht verstanden. Aber jetzt mal ehrlich, eigentlich muss man V. dafür loben. Dass er nicht in Lethargie verfällt, abergläubisch wird oder wütend vor sich hin schimpft.
Er hat die Niederlage genommen wie ein Mann, der noch weiß, wie es in der zweiten Liga aussieht. Es war ein gutes Spiel, sagte er, und dass sie in der vierten oder fünften Reihe saßen. Und dass es anstrengend ist, zu einem Auswärtsspiel zu fahren. Ich solle froh sein, dass er es so anstrengend finde. Unsere Wochenenden, gerettet.
Gestern lag auf dem Schreibtisch der ausgefüllte Antrag für die Club-Mitgliedschaft. Heute ist Pokal, der Manager des FCN hört im Auto Nirvana und der Club ist immer noch auf einem Uefa-Cup-Platz.
Aber das nur nebenbei.
Er kam am Sonntagabend zurück, entspannt, gut gelaunt, als er hätte er da was nicht verstanden. Aber jetzt mal ehrlich, eigentlich muss man V. dafür loben. Dass er nicht in Lethargie verfällt, abergläubisch wird oder wütend vor sich hin schimpft.
Er hat die Niederlage genommen wie ein Mann, der noch weiß, wie es in der zweiten Liga aussieht. Es war ein gutes Spiel, sagte er, und dass sie in der vierten oder fünften Reihe saßen. Und dass es anstrengend ist, zu einem Auswärtsspiel zu fahren. Ich solle froh sein, dass er es so anstrengend finde. Unsere Wochenenden, gerettet.
Gestern lag auf dem Schreibtisch der ausgefüllte Antrag für die Club-Mitgliedschaft. Heute ist Pokal, der Manager des FCN hört im Auto Nirvana und der Club ist immer noch auf einem Uefa-Cup-Platz.
Aber das nur nebenbei.
22.2.07
22. Spieltag: 24 Stunden sind nicht genug
Wieder gewonnen. Völlig unerheblich das. Gegen wen, noch unerheblicher.
Wichtiger, sagt V. gerade in diesem Moment: Den Uefa-Cup-Platz haben wir jetzt noch länger als 24 Stunden. In Echt.
Noch wichtiger: V. geht am Samstag ins Stadion. Nach Mainz. Haupttribüne. Er wird Jürgen Klopp den Kopf tätscheln können und der wird ihn dafür mit einem Filzstift markieren, wie er es im Fernsehen immer tut.
V. ist völlig aufgedreht. Will sein Clubtrikot anziehen. Das alte. Will aber auch seit Monaten ein neues kaufen. Oder eines mit Lehmann drauf, falls der wirklich zum Club geht. Stand schon in zwei Zeitungen, sagt V.
V. geht also ins Stadion.
Mir fällt Freund K. ein - auch so ein Club-Fan. Ich traf K. kurz vor Weihnachten, auch er gefangen in einer Mischung aus Delirium, Euphorie und Panik, der Traum könnte morgen vorbei sein.
Ich zu K: Mensch, jetzt können wir doch mal zusammen ins Stadion, das wär doch schön, jetzt spielen sie so gut.
K.s Panik vergrößert sich ein bisschen.
Er könne keinesfalls ins Stadion, und falls der Club weiter so gut spiele, werde er nie wieder gehen.
K: Wenn ich im Stadion bin, dann verliert der Club, das darf ich nicht herausfordern!
V. sagt, der Club habe auch schon gewonnen, als er im Stadion war. Außerdem erinnere er sich gerne an das 3:0 gegen Schalke. T. war damals dabei, mit seinem Dortmund-Schal. Da war V. ein bisschen in Sorge, wegen den Schalke-Fans vor ihnen. Ist damals aber nichts passiert, T. war noch sehr jung.
Ich war auch mal beim Club, im Frankenstadion sogar, gegen die Bayern. Das war 1991, ich war zwölf und es war ein sogenannter Ministrantenausflug. Ich habe mich im Stadion mehr gelangweilt als vorher im Zoo. Und mich geärgert, dass ich nichts zu lesen dabei hatte.
Einmal bin ich aufgestanden, als ein Tor fiel. Hätte sonst doof ausgesehen.
Der Club hat damals 1:0 verloren.
Ich fahre nicht mit nach Mainz. Vielleicht bin ich ein bisschen wie K.
Wichtiger, sagt V. gerade in diesem Moment: Den Uefa-Cup-Platz haben wir jetzt noch länger als 24 Stunden. In Echt.
Noch wichtiger: V. geht am Samstag ins Stadion. Nach Mainz. Haupttribüne. Er wird Jürgen Klopp den Kopf tätscheln können und der wird ihn dafür mit einem Filzstift markieren, wie er es im Fernsehen immer tut.
V. ist völlig aufgedreht. Will sein Clubtrikot anziehen. Das alte. Will aber auch seit Monaten ein neues kaufen. Oder eines mit Lehmann drauf, falls der wirklich zum Club geht. Stand schon in zwei Zeitungen, sagt V.
V. geht also ins Stadion.
Mir fällt Freund K. ein - auch so ein Club-Fan. Ich traf K. kurz vor Weihnachten, auch er gefangen in einer Mischung aus Delirium, Euphorie und Panik, der Traum könnte morgen vorbei sein.
Ich zu K: Mensch, jetzt können wir doch mal zusammen ins Stadion, das wär doch schön, jetzt spielen sie so gut.
K.s Panik vergrößert sich ein bisschen.
Er könne keinesfalls ins Stadion, und falls der Club weiter so gut spiele, werde er nie wieder gehen.
K: Wenn ich im Stadion bin, dann verliert der Club, das darf ich nicht herausfordern!
V. sagt, der Club habe auch schon gewonnen, als er im Stadion war. Außerdem erinnere er sich gerne an das 3:0 gegen Schalke. T. war damals dabei, mit seinem Dortmund-Schal. Da war V. ein bisschen in Sorge, wegen den Schalke-Fans vor ihnen. Ist damals aber nichts passiert, T. war noch sehr jung.
Ich war auch mal beim Club, im Frankenstadion sogar, gegen die Bayern. Das war 1991, ich war zwölf und es war ein sogenannter Ministrantenausflug. Ich habe mich im Stadion mehr gelangweilt als vorher im Zoo. Und mich geärgert, dass ich nichts zu lesen dabei hatte.
Einmal bin ich aufgestanden, als ein Tor fiel. Hätte sonst doof ausgesehen.
Der Club hat damals 1:0 verloren.
Ich fahre nicht mit nach Mainz. Vielleicht bin ich ein bisschen wie K.
11.2.07
21. Spieltag: Nicht nur 24 Stunden
Den Fußball hatte ich fast vergessen. Es war irgendwie so ein Biathlon-Tag.
Ich döse auf dem Sofa, während die Damen-Staffel in Antholz Gold gewinnt und Michael Greis mit der bayerischen Fahne nach dem Massenstart ins Ziel lief.
Beim Essen sagt V. plötzlich: "Ich hab heute noch gar nichts gesagt, gell?"
Fragender Blick meinerseits.
V.: "Ich hab noch nichts über Fußball gesagt."
Da fällt's mir wieder ein. Klar, Fußball, da war doch was. Das heißt, gestern war nichts, der Club spielte mal wieder am Sonntag. Es war viertel vor sieben. V. wurde dann doch nervös. Rutschte nervös auf dem Stuhl herum.
V.: "Weißt du, Berlin hat gestern verloren, und wenn der Club heute gewinnt, dann sind wir echt auf einem Uefa-Club-Platz. Nicht nur für 24 Stunden!"
2:0 gegen Bochum. Da sitzen wir nun auf dem Uefa-Cup-Platz, mindestens bis nächste Woche.
Ich döse auf dem Sofa, während die Damen-Staffel in Antholz Gold gewinnt und Michael Greis mit der bayerischen Fahne nach dem Massenstart ins Ziel lief.
Beim Essen sagt V. plötzlich: "Ich hab heute noch gar nichts gesagt, gell?"
Fragender Blick meinerseits.
V.: "Ich hab noch nichts über Fußball gesagt."
Da fällt's mir wieder ein. Klar, Fußball, da war doch was. Das heißt, gestern war nichts, der Club spielte mal wieder am Sonntag. Es war viertel vor sieben. V. wurde dann doch nervös. Rutschte nervös auf dem Stuhl herum.
V.: "Weißt du, Berlin hat gestern verloren, und wenn der Club heute gewinnt, dann sind wir echt auf einem Uefa-Club-Platz. Nicht nur für 24 Stunden!"
2:0 gegen Bochum. Da sitzen wir nun auf dem Uefa-Cup-Platz, mindestens bis nächste Woche.
6.2.07
20. Spieltag: Beginn einer neuen Zeitrechnung
Die Veröffentlichung dieses Posts verzögerte sich um vier Tage, weil ich am Freitagabend fast die Wohnung mit einem Bügeleisen in Brand setzte.
Natürlich interessiert das jetzt wieder keinen, wenn die Tussi nicht vernünftig bügeln kann. Aber es passierte beim Schrei zum 1:0, setzte unser Wohnzimmer nahezu in Flammen und stürzte den FC Bayern ins Nirvana. Aber ich soll nicht so viel über die Bayern schreiben, Auftrag von V.
V. verbrachte den Freitagabend in einer Art Schockstarre, nachdem er hektisch nach Wegen suchte, sich das Spiel wenigstens anzuhören. Wir haben immer noch kein Arena, aber das kann sich ändern, noch bevor V. sein 31. Lebensjahr vollendet.
Erfreut stellte V. fest, dass das Spiel im Internet übertragen wird, zuerst über Bundesliga-Live oder so (ganz lahme Kommentatoren, sagt V.), die zweite Halbzeit dann auf B5 (wenn schon nicht Günther Koch, dann wenigstens Hans-Peter Pull).
Schließlich saß V. vor dem Computer, erinnerte mit seinem Kopfhörer irgendwie an Willi bei Biene Maja und starb wie immer fast vor Angst.
Ich verbrachte die Zeit mit "Matula, Privatdetektiv" und Bügeln. Bis ein Schrei das angeregte Gespräch von Matula und Anwalt Lessing unterbrach und mir vor Schreck fast das Bügeleisen aus der Hand fiel.
Der Rest des Abends kann als Beginn einer neuen Zeitrechnung gewertet werden. Wohnzimmer gerettet, Club gewinnt 3:0.
Den Rest des Wochenendes allerdings konnte V. kaum an sich halten und musste in der U-Bahn "So sehn Verlierer aus" singen, auch wenn sich gerade keine Bayern-Fans im Wagen befanden.
Meinen Wunsch, sich doch etwas mehr nach innen zu freuen, hat er ignoriert.
Natürlich interessiert das jetzt wieder keinen, wenn die Tussi nicht vernünftig bügeln kann. Aber es passierte beim Schrei zum 1:0, setzte unser Wohnzimmer nahezu in Flammen und stürzte den FC Bayern ins Nirvana. Aber ich soll nicht so viel über die Bayern schreiben, Auftrag von V.
V. verbrachte den Freitagabend in einer Art Schockstarre, nachdem er hektisch nach Wegen suchte, sich das Spiel wenigstens anzuhören. Wir haben immer noch kein Arena, aber das kann sich ändern, noch bevor V. sein 31. Lebensjahr vollendet.
Erfreut stellte V. fest, dass das Spiel im Internet übertragen wird, zuerst über Bundesliga-Live oder so (ganz lahme Kommentatoren, sagt V.), die zweite Halbzeit dann auf B5 (wenn schon nicht Günther Koch, dann wenigstens Hans-Peter Pull).
Schließlich saß V. vor dem Computer, erinnerte mit seinem Kopfhörer irgendwie an Willi bei Biene Maja und starb wie immer fast vor Angst.
Ich verbrachte die Zeit mit "Matula, Privatdetektiv" und Bügeln. Bis ein Schrei das angeregte Gespräch von Matula und Anwalt Lessing unterbrach und mir vor Schreck fast das Bügeleisen aus der Hand fiel.
Der Rest des Abends kann als Beginn einer neuen Zeitrechnung gewertet werden. Wohnzimmer gerettet, Club gewinnt 3:0.
Den Rest des Wochenendes allerdings konnte V. kaum an sich halten und musste in der U-Bahn "So sehn Verlierer aus" singen, auch wenn sich gerade keine Bayern-Fans im Wagen befanden.
Meinen Wunsch, sich doch etwas mehr nach innen zu freuen, hat er ignoriert.
31.1.07
19. Spieltag: Schon wieder englische Wochen
Mir geht das zu schnell, mir ist das zuviel. Schon wieder Fußball, war doch erst. Und dazwischen noch Handball. Und vielleicht noch Wintersport.
Immerhin zeichnet sich ab, dass sich der Abstieg des FC Bayern proportional zum Abstieg des Edmund Stoiber verhält.
Rutschen die Bayern noch tiefer als Platz 4, sollte Stoiber noch vor dem 30. September aufhören?
Steigt mit der Wahrscheinlichkeit, dass Günther Beckstein bayerischer Ministerpräsident wird auch die Wahrscheinlichkeit für den Club, noch in dieser Saison deutscher Meister zu werden?
Oder müssen wir alle den Parteitag Ende September abwarten?
Tritt dann Hoeneß gegen Huber und Seehofer an? Was geschieht dann mit Markus Söder?
Fragen, die beschäftigen.
Für die aber keine Zeit ist, denn übermorgen ist schon der nächste Spieltag.
Also mich stresst das.
Immerhin zeichnet sich ab, dass sich der Abstieg des FC Bayern proportional zum Abstieg des Edmund Stoiber verhält.
Rutschen die Bayern noch tiefer als Platz 4, sollte Stoiber noch vor dem 30. September aufhören?
Steigt mit der Wahrscheinlichkeit, dass Günther Beckstein bayerischer Ministerpräsident wird auch die Wahrscheinlichkeit für den Club, noch in dieser Saison deutscher Meister zu werden?
Oder müssen wir alle den Parteitag Ende September abwarten?
Tritt dann Hoeneß gegen Huber und Seehofer an? Was geschieht dann mit Markus Söder?
Fragen, die beschäftigen.
Für die aber keine Zeit ist, denn übermorgen ist schon der nächste Spieltag.
Also mich stresst das.
29.1.07
Der Albtraum
Es war zu viel für ihn. Ich hätte es kommen sehen müssen.
Heute morgen begegne ich V. in der Küche. Das Licht im Flur blendet, er kneift die Augen zusammen, sein Gesicht ist zerknautscht.
"Stell dir vor", sagt er, "ich hab ganz schlecht geträumt. Ich hab geträumt, wir hätten am Ende doch 8:4 verloren, stell dir das vor. Und ich müsste heute auf die Arbeit... Diese Häme..."
Dazu muss man sagen, dass sich an V.s Arbeitplatz so gut wie keiner für Fußball interessiert, was ihn in anderen Situationen schon oft erzürnt hat. Nur einer nimmt die Sache genauso ernst wie V. Dieser Arbeitskollege ist Stuttgart-Fan. Eben diesem hat er nach dem 1. Spieltag feixend die Tabelle an die Tür gehängt. Seit Samstag freut er sich auf die Wiederholung dieser Szene, ganz genüsslich und in Zeitlupe. Wieder drei Tore Unterschied, haha.
Die Angst, die Ereignisse vom Samstag seien nichts weiter als ein Tagtraum gewesen, verfolgte ihn bis in den Schlaf.
"Die fränkische Versagensangst", hat er es heute genannt.
Der übliche fränkische Minderwertigkeitskomplex, nichts weiter, würde Uli Hoeneß sagen.
Heute morgen begegne ich V. in der Küche. Das Licht im Flur blendet, er kneift die Augen zusammen, sein Gesicht ist zerknautscht.
"Stell dir vor", sagt er, "ich hab ganz schlecht geträumt. Ich hab geträumt, wir hätten am Ende doch 8:4 verloren, stell dir das vor. Und ich müsste heute auf die Arbeit... Diese Häme..."
Dazu muss man sagen, dass sich an V.s Arbeitplatz so gut wie keiner für Fußball interessiert, was ihn in anderen Situationen schon oft erzürnt hat. Nur einer nimmt die Sache genauso ernst wie V. Dieser Arbeitskollege ist Stuttgart-Fan. Eben diesem hat er nach dem 1. Spieltag feixend die Tabelle an die Tür gehängt. Seit Samstag freut er sich auf die Wiederholung dieser Szene, ganz genüsslich und in Zeitlupe. Wieder drei Tore Unterschied, haha.
Die Angst, die Ereignisse vom Samstag seien nichts weiter als ein Tagtraum gewesen, verfolgte ihn bis in den Schlaf.
"Die fränkische Versagensangst", hat er es heute genannt.
Der übliche fränkische Minderwertigkeitskomplex, nichts weiter, würde Uli Hoeneß sagen.
27.1.07
18. Spieltag: Hoch die Tassen
Gestern war ein Bericht über Markus Söder in der Zeitung.
Herr Söder wird derzeit von allen Seiten kritisiert, er hätte nicht so richtig zu seinem Chef gehalten. Das hat ihn verstört. Dass man ihm Karrieregeilheit vorwirft, das ist er gewöhnt. Aber dass er seelenruhig zugegucken würde, wie sein Chef zurückgetreten wird, das trifft ihn hart. Und dann kommt es auch noch von Uli Hoeneß, der ja ein großer Kritisierer vor dem Herrn ist. Wahrscheinlich hat sich Markus Söder da ein bisschen gefühlt wie Christoph Daum und das hat ihn dann sehr geärgert, was er ja auch gesagt hat.
Und dann kommt es auch noch von Uli Hoeneß, der ja bei den Bayern ist. Typisch, wird sich der Club-Fan Söder da gedacht haben.
In dem Zeitungsbericht stand, Söder sitze in seinem Büro, ärgere sich über Hoeneß und halte eine 1.FC-Nürnberg-Tasse in den Händen.Womit wir wieder beim Thema wären: Menschen, die man nicht mag, mit denen man aber geliebte Dinge teilen muss. Ich muss Robbie Williams mit kreischenden 16-Jährigen teilen, die der englischen Phonetik nicht mächtig sind. Ich muss Stoppok mit besoffenen Prolls teilen, die mir auf dem Konzert fast auf die Füße kotzen. V. muss den Club mit einem CSU-Generalsekretär teilen, der beim Interview eine rot-weiße Club-Tasse in den Händen hält.
Eigentlich müsste da Hans Meyer kommen und sagen: Herr Söder, so geht das nicht. Ich bitte Sie, zeigen Sie die Tasse in der Öffentlichkeit nicht so her. Trinken Sie daheim daraus, wenn die Kinder aus der Schule kommen, aber tun Sie's heimlich. Schaden Sie uns nicht so mit ihrem Image, jetzt, wo auch noch der Hoeneß so auf Ihnen rumtrampelt, der ja beim Daum damals auch Recht behalten hat.
Eigentlich müssten beim Robbie-Williams-Konzert auch Ordner durch die Menge laufen und die 16-Jährigen erst wieder rein lassen, wenn Sie im Englisch-Abi mindestens 13 Punkte geschafft haben.
Eigentlich müsste Stoppok die Prolls einfach rauswerfen lassen.
Das mit der Tasse, das wirkt anbiedernd bei Markus Söder. So wie er sich an den Stoiber ranschmeißt, so schmeißt er sich auch an die Club-Fans ran.
V. übrigens besitzt keine Club-Tasse, sondern eine eher intellektuelle aus England auf der steht: "Some people say, football is a matter of life and death. I can assure you, it is much more serious than that."
Genau. Mit einer Tasse ist es da nicht getan.
Nachher geht's gegen Stuttgart.
Herr Söder wird derzeit von allen Seiten kritisiert, er hätte nicht so richtig zu seinem Chef gehalten. Das hat ihn verstört. Dass man ihm Karrieregeilheit vorwirft, das ist er gewöhnt. Aber dass er seelenruhig zugegucken würde, wie sein Chef zurückgetreten wird, das trifft ihn hart. Und dann kommt es auch noch von Uli Hoeneß, der ja ein großer Kritisierer vor dem Herrn ist. Wahrscheinlich hat sich Markus Söder da ein bisschen gefühlt wie Christoph Daum und das hat ihn dann sehr geärgert, was er ja auch gesagt hat.
Und dann kommt es auch noch von Uli Hoeneß, der ja bei den Bayern ist. Typisch, wird sich der Club-Fan Söder da gedacht haben.
In dem Zeitungsbericht stand, Söder sitze in seinem Büro, ärgere sich über Hoeneß und halte eine 1.FC-Nürnberg-Tasse in den Händen.Womit wir wieder beim Thema wären: Menschen, die man nicht mag, mit denen man aber geliebte Dinge teilen muss. Ich muss Robbie Williams mit kreischenden 16-Jährigen teilen, die der englischen Phonetik nicht mächtig sind. Ich muss Stoppok mit besoffenen Prolls teilen, die mir auf dem Konzert fast auf die Füße kotzen. V. muss den Club mit einem CSU-Generalsekretär teilen, der beim Interview eine rot-weiße Club-Tasse in den Händen hält.
Eigentlich müsste da Hans Meyer kommen und sagen: Herr Söder, so geht das nicht. Ich bitte Sie, zeigen Sie die Tasse in der Öffentlichkeit nicht so her. Trinken Sie daheim daraus, wenn die Kinder aus der Schule kommen, aber tun Sie's heimlich. Schaden Sie uns nicht so mit ihrem Image, jetzt, wo auch noch der Hoeneß so auf Ihnen rumtrampelt, der ja beim Daum damals auch Recht behalten hat.
Eigentlich müssten beim Robbie-Williams-Konzert auch Ordner durch die Menge laufen und die 16-Jährigen erst wieder rein lassen, wenn Sie im Englisch-Abi mindestens 13 Punkte geschafft haben.
Eigentlich müsste Stoppok die Prolls einfach rauswerfen lassen.
Das mit der Tasse, das wirkt anbiedernd bei Markus Söder. So wie er sich an den Stoiber ranschmeißt, so schmeißt er sich auch an die Club-Fans ran.
V. übrigens besitzt keine Club-Tasse, sondern eine eher intellektuelle aus England auf der steht: "Some people say, football is a matter of life and death. I can assure you, it is much more serious than that."
Genau. Mit einer Tasse ist es da nicht getan.
Nachher geht's gegen Stuttgart.
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