Früher hätte ich an einem Abend wie gestern folgendes getan:
- V. verabschiedet, der sich das Bayern-Spiel in der Kneipe nebenan anschauen wollte.
- Noch mal blöd gefragt: Wer spielt? Aha. Champions League? Soso. Schon Halbfinale? Tschüß.
- Bisschen Küche aufgeräumt.
- Bisschen gebügelt.
- Bisschen Nägel lackiert.
- Die letzte Folge von Grey's Anatomy im Internet nachgeguckt.
- Bisschen bei Facebook geschaut.
- Bisschen gelesen.
- V. begrüßt, der mir von einem krassen Spiel erzählt und unsympathischen Bayernfans. Aha. Soso. Gute Nacht.
Aber mit etwas Fußballwissen und dem Anspruch, informationsmäßig völlig auf der Höhe zu sein, war das so:
- V. verabschiedet. Kind ins Bett gebracht.
- Noch schnell Küche aufgeräumt, Pizza in den Ofen getan.
- Fernseher genau rechtzeitig angemacht, um Jupp Heynckes rote Birne zu betrachten.
- Internet angemacht.
- Twitter angemacht.
- 11 Freunde-Liveticker angemacht.
- Versucht, selbst was bei Twitter zu posten. Kam mir dann zu banal vor.
(Ich bin ja sehr langsam mit neuen Entwicklungen, wahrscheinlich langsamer als meine Oma. Ich find alles erstmal blöd. Digitalkameras, Laptops, Facebook, Smartphones, Twitter. Dann kann ich nix damit anfangen. Dann mache ich auf "Retro-Alte-Werte-Mich-Kriegt-Ihr-Nicht". Dann haben/benutzen alle dieses neue Ding. Dann will ich es ganz dringend auch. Und bin sehr bemüht, mir nicht anmerken zu lassen, wie NEU das alles für mich ist. Ich meine: Twitter!!! Meine Oma macht das wahrscheinlich schon längst.)
Fazit:
- In der ersten Halbzeit bin ich total überfordert. Ich lese Banalitäten im Twitter-Stream, schaffe es nicht, gleichzeitig auf den Fernseher zu schauen und erfahre erst bei 11 Freunde, wie spannend das Spiel eigentlich ist. Natürlich verpasse ich das 1:0. Bin aber schon geplättet, wie gut die Bayern spielen. Die Pizza wird kalt.
- In der zweiten Halbzeit klappt es schon besser. Ich esse die Pizza auf, mache mich an die Bügelwäsche, schaue nur noch alle 10 Minuten in den Stream und den Ticker und heule mich dafür bei Facebook aus. Dann schaffe ich es sogar, mir noch die Nägel zu lackieren und ein bisschen was vom Spiel zu gucken.
- Poste noch eine Banalität über Ronaldos Schuhe.
- Begrüße V., der mir vom krassen Spiel und den unsympathischen Bayernfans erzählt.
Gute Nacht.
18.4.12
17.4.12
Sprachkurs
Das Fräulein spricht schon recht viel. Also eine ganze Menge für ihre 18 Monate, finde ich. Auch Fünf-Silber wie "Feuerwehrauto" sind ab und zu schon drin.
Aber ein Wort will ihr nicht über die Lippen.
"Sag mal Club", bittet der V.
"Bus."
"Nein, Club."
"Bus."
"C-L-U-B."
"Bus."
"Glubb."
"Bus."
"Club! Club!"
"Feuerwehrauto!"
Aber ein Wort will ihr nicht über die Lippen.
"Sag mal Club", bittet der V.
"Bus."
"Nein, Club."
"Bus."
"C-L-U-B."
"Bus."
"Glubb."
"Bus."
"Club! Club!"
"Feuerwehrauto!"
Pubertäre Champions League
Die coolen Jungs sind ja auch nicht mehr das, was sie früher waren.
Zumindest haben sie keine Ahnung von Fußball.
Heute in der S-Bahn.
"Gegen wen spielt Barcelona eigentlich?"
"Weiß nich. Und die Bayern?"
"Inter Mailand."
Ich möchte über die zwei Sitzreihen, die uns trennen, springen, ihm den Pony aus dem Gesicht klappen und schreien: "Chelsea!!! Real Madrid!!! Bitte sag, dass du das nur nicht weißt, weil du dich mehr für Altgriechisch interessierst!"
Aber so sieht er nicht aus.
Zumindest haben sie keine Ahnung von Fußball.
Heute in der S-Bahn.
"Gegen wen spielt Barcelona eigentlich?"
"Weiß nich. Und die Bayern?"
"Inter Mailand."
Ich möchte über die zwei Sitzreihen, die uns trennen, springen, ihm den Pony aus dem Gesicht klappen und schreien: "Chelsea!!! Real Madrid!!! Bitte sag, dass du das nur nicht weißt, weil du dich mehr für Altgriechisch interessierst!"
Aber so sieht er nicht aus.
22.11.11
Fußball total.

"Bist du verrückt, in dem Alter soll sie doch noch nicht fernsehen!"
"Das ist nicht Fernsehen, das ist Fußball."
Hier prallen zwei Erziehungsstile aufeinander.
Ich will, dass das Kind erst einmal ohne Fernsehen aufwächst.
Der V. möchte, dass es mit Fußball aufwächst.
Vor allem aber möchte der V. Samstags um halb vier in Ruhe Bundesliga schauen. Jetzt, wo er es endlich kann und wir auch dafür bezahlen.
(Das Kind sieht übrigens nicht immer so interessiert zu wie auf dem Foto, es verliert sogar ziemlich schnell das Interesse und zuckt nach mehreren Spieltagen nicht mal mehr, wenn sein Vater den Schiri anblafft oder die Abwehr zusammenfaltet.)
Seit Mitte Oktober haben wir LigaTotal. Das heißt, wir bezahlen knapp 15 Euro im Monat und können dann alle Bundesliga-Spiele sehen. Nicht nur live, sondern wann immer, wir das wollen. (Ich will das nicht.)
Es war ein langer Weg dahin. Ich bin soweit zu glauben, dass in der DDR die Trabbis schneller ausgeliefert wurden als es die Telekom heute schafft, T-Entertain und LigaTotal freizuschalten.
Aber von vorne. Von ganz vorne.
Januar. Wie immer, wenn der V. ein Ding möchte und ich nicht, ergebe ich mich irgendwann meinem Schicksal. (Näheres dazu hier.) Diesmal möchte der V. gerne T-Entertain und LigaTotal. Auf Deutsch heißt das: Fernsehen übers Internet mit Festplattenrekorder und alle Bundesligaspiele. Immer. Und jedes Wochenende live. Irgendwann möchte ich das auch. Ich weiß nicht warum, aber darüber möchte ich nicht nachdenken. Für all das sind wir bereit, zur Deutschen Telekom zurückzukehren. Und zuerst ist auch alles ganz einfach: Im T-Punkt (der nicht mehr so heißt), hackt der Typ hinterm Tresen ein paar Infos in seinen Computer, druckt uns zwei Seiten aus und sagt: "Hm, ob das mit LigaTotal noch in dieser Saison hinhaut kann ich nicht versprechen." Der V. verspricht, zu warten.
März. Die Telekom schreibt, dass unser alter Anbieter uns erst im Juli ziehen lässt. Tja. Die Saison wäre futsch. Die Telekom schreibt auch, dass sie uns diese Auftragsbestätigung zum zweiten Mal schicken, beim ersten Mal sei sie zurückgekommen. Kein Wunder. Ging ja auch an eine Adresse, die schon sehr lange nicht mehr unsere ist. Die Auftragsbestätigung ist für Telefon und Internet. Dass von Fernsehen und Fußball keine Rede ist, fällt mir nicht auf.
Juli. Telefon und Internet funktionieren. Für Fernsehen und Fußball braucht man ein Extra-Kästchen. Davon keine Spur. Wird schon noch kommen, beschwichtige ich. Die haben uns doch nicht vergessen! Ende Juli, der Beginn der neuen Saison rückt immer näher, beschwert sich V. im T-Punkt (der jetzt anders heißt). Dort stellt sich heraus: Unseren Auftrag gibt es nicht. V. bestellt alles neu. Vielleicht klappt es mit der Bereitstellung bis zum ersten Spieltag, sagt der Typ im Laden (ein anderer als im Januar), versprechen könne er aber nichts.
August. Zwei Wochen passiert: nichts. Dann ruft ein Typ an und will wissen, wie zufrieden wir mit dem Service im Laden gewesen wären. Ich antworte wahrheitsgemäß, dass alle sehr nett und zuvorkommend waren, wir aber immer noch nicht da bekommen haben, was wir bestellt haben. Der Typ fragt, was die Telekom noch tun könnte, um ihren Service zu verbessern. Ich breche in hysterisches Gelächter aus. Am nächsten Tag überwinde ich mich und rufe die Hotline an. Die Frau am anderen Ende der Leitung ist gleich dran, sie ist sehr nett und entschuldigt sich ständig. Auch hier stellt sich heraus: Unseren Auftrag gibt es nicht. Dafür ist immer noch die alte Adresse gespeichert. Sie ändert die Adresse. Sie bestellt alles neu. Ich will ein netter Kunde sein. Ich lobe die Hotline. Ich sage, dass das alles nicht so schlimm ist. Jetzt ist ja alles bestellt. "Sie kriegen dann in den nächsten Tagen eine Auftragsbestätigung und am 1. September wird alles funktionieren." Nette Frau.
September. Zwei Wochen passiert: Nichts. Dann erhalten wir statt einer Auftragsbestätigung den Festplattenreceiver. Mit dem wir nichts anfangen können, es ist ja nichts freigeschaltet. Eine Frau ruft an und sagt, die Auftragsbestätigung sei wieder zurückgekommen, ob das unsere Adresse sei. Nein, das ist die alte. Ob sie das ändern könne. Nein, da müsse ich die Hotline anrufen. Ein Typ ruft an und fragt, wie ich mit dem Service der Hotline zufrieden sei. Ich antworte wahrheitsgemäß, dass alle sehr nett und zuvorkommend seien, kann dann aber nicht verhindern, hysterisch-diabolisch zu lachen. Er legt auf. Ich bin mittlerweile in der Lage, im Internet-Kundencenter der Telekom meine Daten einzusehen. Unser Auftrag hat dort einen neuen Status bekommen. Er lautet: gelöscht. Ich rufe die Hotline an, die Frau am anderen Ende der Leitung ist sehr nett, aber sie kann sich auch nicht erklären, warum das System alles löscht. Sei bestellt alles neu. Am 22. September soll alles funktionieren. Ein Typ ruft an und fragt, wie ich den Service der Hotline finde. Ich fange an zu heulen.
21. September. Der Status unseres Auftrags im Kundencenter lautet: gelöscht. Ich rufe die Hotline an. Der Typ am anderen Ende der Leitung ist entrüstet, kann sich aber auch nicht erklären, was das System gegen unseren Auftrag hat. Er verspricht uns ein Geschenk und bestellt alles neu. Warum bestellen Sie alles neu, frage ich, Sie müssen doch nur freischalten. Gibt's da kein Kästchen, dass Sie anklicken können? Nein. Alles neu oder gar nicht. Ok. Alles neu. Am 4. Oktober werde alles funktionieren. Später verschiebt die Telekom den Freischaltetermin auf den 13. Oktober. Ich beschwere mich auf der Facebook-Seite der Telekom. "Das ist sehr unglücklich", schreibt die Frau, die die Seite betreut.
Oktober. Es funktioniert. Auf das Geschenk warten wir noch.
November. Eine Frau ruft an und will wissen, wie wir T-Entertain finden. Ich lege auf.
Auf das Geschenk warten wir noch. Der Club hat seit Oktober nicht mehr gewonnen.
14.9.11
Michael.
Der V. ist angefressen. Nein, nicht weil die Bayern 1:0 gegen Villareal führen.
(International ist man ja für die Bayern, muss man für die Bayern sein, das hat was mit Mathematik zu tun. Was, hab ich aber vergessen und sowieso nur rudimentär verstanden. International muss man jedenfalls für die Bayern sein, so wie meine Oma mal gesagt hat, dass man für die Bayern sein muss, weil wir nun mal in Bayern leben. Da Franken seit über 200 Jahren nicht mehr eigenständig ist, entbehrt das nicht einer gewissen Logik.)
Der V. ist also angefressen und es hat nichts mit Fußball zu tun, eher mit seiner derzeitigen Lebenssituation, die sich fast ausschließlich zu Hause und mit dem Fräulein Magath abspielt. Nun kann der eine oder andere einwenden, mit HERRN Magath wolle er auch nicht so viel Zeit verbringen, am besten gar keine, aber ich kann versichern, mit dem FRÄULEIN Magath ist es nicht ganz so schlimm. Nur manchmal ein bisschen anstrengend. Das nennt sich dann Elternzeit. Andere Männer reisen in dieser Zeit nach Neuseeland, der V. sagt, er käme kaum noch aus der Küche raus.
Der V. ist bockig und erinnert mich dabei an Michael Ballack. Diesen bockigen Küchen-Gesichtsausdruck vom V. habe ich so schon mal gesehen, nämlich als bockigen Tribünen-Gesichtsausdruck bei Michael Ballack.
Aber gegen Michael Ballack darf man in diesem Hause nichts sagen. Nicht vorm V. Darf man nicht von der wunderbaren Verjüngung der Nationalmannschaft sprechen, und wie dieser Götze, und erst der Özil... und dass das mit der Verletzung vom Ballack letztes Jahr, also, dass das schon blöd war, aber für den deutschen Fußball doch nun wieder auch nicht soooo schlecht...
Wird der V. aber richtig bockig. Setzt zu langen Verteidigungsreden an, wie er sie für Lothar Matthäus noch nicht gehalten hat. Das hat in erster Linie nichts damit zu tun, ob Michael Ballack noch gut Fußball spielt und ob er dies noch in der Nationalmannschaft tun sollte.
Es hat allein damit zu tun, dass Michael Ballack genauso alt ist wie der V.
Früher, als die Fußballer noch Oberlippenbärte und sehr kurze Hosen trugen, waren sie unwahrscheinlich alt. Mindestens so alt wie unsere Eltern. Eher noch älter. Das war so ungefähr die Zeit, als ich nicht wusste wohin mit diesen ganzen Duplo-WM-Bildchen. Weshalb Bodo Illgner und Olaf Thon 20 Jahre am Badezimmerschränkchen meiner Eltern klebten.
Dann waren die Fußballer plötzlich ein bisschen älter als man selber, ungefähr so alt wie die Jungs zwei Klassen über mir, die schon in der Kollegstufe waren. Und schließlich so alt wie ich selbst, das fand ich eher unspektakulär - finde es immer noch (Arne Friedrich ist so alt wie ich) - aber V. wähnte sich in einer goldenen Generation: Michael Ballack. Francesco Totti. Clarence Seedorf. Patrick Vieira. Ruud van Nistelrooy.
Prominente Leute, die so alt sind wie man selbst, zeigen einem immer ein bisschen, was hätte sein können: Deutscher Meister. FA-Cup. Haus in London. Haus am Starnberger See. Irgendwann Weltmeister, weil man wird ja so lange als Kapitän aufgestellt, bis es klappt, und wenn erst 2022 in Katar.
Irgendwann sind die Fußballer dann jünger als man selbst, sie sind dann so alt wie der jüngere Bruder, was ok ist, denn dann zeigen sie einem was aus dem Bruder hätte werden können, und dann wäre man die Schwester von XY, der da unten Lionel Messi austrickst und das wäre cool.
Dann sind die Fußballer jünger als der Bruder, noch viel jünger sogar, sie haben noch nicht mal Abitur und könnten theoretisch Michael Ballacks Söhne sein.
Wenn man jetzt im gleichen Jahr geboren wurde wie Michael Ballack, dann ist man alt. Und kann schon mal bockig werden, wenn dieser Quasi-Weggefährte auf der Tribüne sitzt und ebenfalls bockt.
Ich weiß, dass diese depressive Phase eines Tages vorbei sein wird. Vielleicht, wenn Michael Ballack als Bundestrainer in Katar den Weltmeistertitel holt.
Siehste, wird V. dann sagen. Ich bin auch 46. Könnte auch ich sein, da mit dem Pokal.
Ich werde milde lächeln und mich fragen, was Arne Friedrich eigentlich so macht.
29.3.11
Down Under. Der Unvollendete Eintrag.
Die Fragen, die den V. und mich bei diesem Länderspiel, neben Mario Gomez' Frisur, am meisten beschäftigen, sind diese:
Warum trägt Podolski als einziger das Nationaltrikot in der hautengen Variante?
Ziehen ihn die anderen Spieler deswegen auf? ("Für Poldi nur Salat, sonst platzen die Nähte!")
Wechselt er vor seinem 30. Geburtstag in die legere Variante oder beendet er seine Karriere als Wurst in Pelle?
Und wann bindet er sich mal die Hose zu? Wieso hängen da die Schlaufen raus? Sitzt doch nicht daheim auf'm Sofa, konstatiert V.
Aber vor allem: Wer sitzt da neben Michael Ballack? Ist das Klaus Kinski?
Doch von vorn:
Während mir beim Anblick von Wieses Friese noch die Augen brennen (Wo ist das Gegengift! Wo ist Gomez?!), schreit das Fräulein Magath.
Ich: Das Kind schreit.
V.: Aber es ist doch Fußball.
Chauvi.
Das Fräulein allerdings zeigt Verständnis für seinen Einwand und beruhigt sich gleich wieder.
Warum müssen wir eigentlich gegen Australien spielen, will ich wissen.
Nicht müssen, sagt V. Dürfen. Ein Freundschaftsspiel DARF man bestreiten und man DARF sich dabei auch sehr gerne langweilen.
Bin ich froh, dass dieses Spiel in Mönchengladbach stattfindet. Wäre die Wahl des DFB auf München gefallen, säße ich jetzt wieder in Skiunterwäsche in der Allianz Arena, weil V. und T. und die anderen schon wieder erfolgreich verdrängt haben, warum wir nach dem Tschechien-Debakel 2007 und dem Argentinien-Debakel 2010 eigentlich nie wieder ein überflüssiges Länderspiel live sehen wollten. Wobei mich wundert, dass der T. keine Karte für Mönchengladbach gelöst hat. Wo er sich doch in Australien gerade verlobt hat, der alte Romantiker.
Scheiße, sagt der V. plötzlich, kaum hol ich mir Cornflakes, steht's 1:0.
8.3.11
In Echt. Oder in Spiel?
Heute beim Kinderwagen-Schieben kam mir ein Typ im St.-Pauli-Shirt entgegen, da konnte ich mir ein hämisches Grinsen wirklich nicht verkneifen.
Wahrscheinlich hat sich der Typ gefragt, warum die Mutti mit dem Kinderwagen so blöd lacht (dabei ist es ein Kinderwagen in Club-Farben!!! Halloooo!), aber auch egal.
Während ich mich immer noch etwa stündlich frage, ob das am Samstag nun wirklich passiert ist.
In Echt.
5:0 gegen St. Pauli, das klingt nicht nach einem realen Club-Spiel, sondern nach einem dieser Fantasie-Ergebnisse, die der V. am Computer bei "Fifa 10" einfährt, aber auch nur wenn er auf Stufe "Easy" oder "Amateur" spielt. Dann gewinnt er auch gegen Liverpool gerne mal so hoch wie andere nur in der E-Jugend.
In Spiel.
(Zum besseren Verständnis, es existieren die Stufen Easy, Amateur, Semi-Pro, Professional, World-Class... und.... festhalten: Legendary. Der V. ist gerade bei Semi-Pro angelangt und hat versucht, mit niederländischem Kommentar zu spielen. Hat es wieder gelassen. Zu der Einsicht ist der FC Bayern nun ja auch gelangt.)
Wie verkraftet der V. also dieses sehr reale, echte 5:0?
Die Antwort ist: Gar nicht.
Als jahrelanger Club-Fan hat er es versäumt, sich Verhaltensweisen anzueignen, die er bei Siegen, vor allem bei mehreren in Folge, abrufen kann. Die Gelegenheit wäre in der extrem erfolgreichen Saison 2006/07 (Pokalsieg) günstig gewesen, aber danach ist der Club ja gleich wieder abgestiegen.
Der V. verhält sich jetzt mangels, ich nenne es mal, Erfolgspraxis, wie bei einem gerade so heim gebrachten Unentschieden. Auch wenn er natürlich weiß, dass der Club drei Punkte geholt hat und in der Tabelle nur knapp hinter den Bayern liegt, vermittelt sein Gesichtsausdruck eher ein resigniertes "Na ja, wenigstens ein Punkt".
Dass das Schicksal es ihm vorenthielt, auch nur eine Minute dieses Hammerspiels im Fernsehen zu sehen, versteht sich von selbst. V.s Fluch bei Club-Siegen ist das Äquivalent zu meinem Stadionbesuch-ist-gleich-Niederlage-Fluch.
Gewinnt der Club, verpasst der V. die Zusammenfassung im Fernsehen.
Zuerst in der Sportschau.
V. schaltet ein, da dauert der Beitrag für das Club-Spiel nur noch ein paar Sekunden.
Dann im Aktuellen Sportstudio. Während Poschmann einen Hannover-96-Spieler interviewt schläft V. ein, als er erwacht, ist der Club-Beitrag längst versendet.
Sonntags zeigt Sport1 die Bundesliga zwei Mal, wieder schaltet der V. zu spät ein, am Nachmittag fällt die Bundesliga aus, wegen Tennis. Tennis!
Vielleicht ist der Fußballgott ja abergläubisch und lässt den V. die Club-Siege nur deshalb nicht sehen, damit es weiter bei Siegen bleibt.
Apropos Aberglaube: Ist Jürgen Klopps Barthaar deshalb so struppig oder hat er eine Wette laufen? Wird er sich bis zur sicheren Meisterschaft nicht mehr rasieren? Neun Spieltage lang? Die Meisterschale mit Rauschebart entgegen nehmen? Muss ich das dann in HD sehen?
Bitte nicht.
3.3.11
V. sucht
Wenn das Fräulein Magath mal schläft, dann sieht unser Abend so aus wie jetzt:
Der V. und ich sitzen uns schweigend gegenüber, der V. trägt Kopfhörer, drückt im Sekundentakt Computertasten und brummt dabei. Das Ganze nennt sich "Fifa 10", und in dieser virtuellen Welt spielt der V. so virtuos, dass der Club mindestens Weltmeister wird.
Gespielt hat der V. aber schon lange nicht mehr, erst hat ihn das Fräulein Magath nicht gelassen, dann hat er die CD mit dem Spiel nicht gefunden.
"Ich hab schon überall gesucht", jammert er, was bedeutet, er hat nur oberflächlich geschaut und vor allem nicht da, wo das Spiel sich befindet.
Wie neulich mit den Handschuhen: "Wo sind die nur, ich such die schon seit einer Woche, ich hab doch schon überall geschaut."
"Auch im Auto?", frage ich.
"Natürlich", motzt er, "da ja wohl als allererstes", während ich im Augenwinkel wahrnehme, wie die Handschuhe verzweifelt am Autofenster auf und ab hüpfen und rufen "Hallooooo, hier sind wir, er hat uns nicht gesehen, obwohl wir seit einer Woche hier liegen!"
"Da sind sie doch", sage ich mit meiner Das-Hirn-in-der-Beziehung-bin-ja-wohl-ich-Stimme, worauf er zurecht ein bisschen sauer ist, aber mir auch ein bisschen recht gibt, und dann befreit er die Handschuhe aus ihrem Gefängnis auf der Rücksitzbank.
"Es gibt da diese Schachtel, da hab ich irgendwann mal alle Computerspiele rein", sage ich jetzt.
Jauchzen. Frohlocken. Preisen meines Ordnungssinns. Verzweiflung.
"Oh nein, in der Fifa-Hülle ist ja Drakensang! Und in der Drakensang-Hülle ist nichts! Wieso ist denn die Fifa-CD in der Oblivion-Hülle?" (Manchmal spielt der V. auch so Fantasy-Zeugs.)
Was sonst geschah:
Der Club spielt gut, fast zu gut, um dieses Blog ordentlich zu führen. Dem Club-Fan an meiner Seite und vielen anderen auch steigt das mit den vier Siegen in Folge (zuletzt 1989!) mal wieder zu Kopf, da wird schon wieder von "international spielen" und "Euro-League, also Uefa-Cup" gefaselt, da will man wieder zu viel.
Ich persönlich bin immer noch irritiert, wenn Nürnberg in der zweiten Tabellenhälfte nicht zu finden ist, und will dann reflexartig eher noch weiter unten suchen als einfach ein Stückchen weiter oben. Ansonsten freue ich mich für Dortmund, da kann man mich jetzt wieder Event- oder Schönwetter-Fan schimpfen, da lach ich doch, in meiner Familie hat die Affinität für den BVB eine lange Tradition, schon vor fast 20 Jahren habe ich "18" und "Ricken" auf T-Shirts gepinselt (ok, es war 1996 oder 1997, aber das ist echt lange her).
Einen neuen Fernseher haben wir jetzt auch. Letztlich wurde nicht lange gefackelt, der alte hat sich immer noch bemüht, aber dann klappte das Bild seitlich so ein, der Ausschnitt wurde immer schmaler und dem V. wurde es zu blöd. An einem Samstag verkündete er schließlich "Ich geh jetzt los und kauf einen neuen Fernseher." Zwei Stunden später war er mit einem obszön großen Teil (40 Zoll oder so) zurück, noch mal fünf Minuten später wollte ich nie wieder einen anderen Fernseher.
Auch wenn mich seitdem Felix Magaths Nase in meinen Träumen verfolgt und meine Schwärmerei für Jürgen Klopp doch leicht erkaltet ist.
High Definition hat was unromatisches.
2.10.10
Nichts ist normal
Seit die FußballerIN da ist, läuft der Fußball ein bisschen neben her. Zumindest bei mir. Ich höre mich oft fragen "Gegen wen spielen wir heute?" und vergesse es gleich wieder. Frage noch mal. Frage dann nach unserem Tabellenplatz. Kann es nicht glauben. Schläft das Kind, muss ich das gleich noch mal im Videotext überprüfen. Stimmt auch noch. Punktgleich mit Bayern.
Das ist doch nicht normal.
Nichts ist normal in dieser Bundesligasaison, sagt V.
Davon wird er der FußballerIN an ihrem 30. Geburtstag noch erzählen. Du kamst auf die Welt, und die Bundesliga stand Kopf. Aber so richtig. Mainz Tabellenführer mit sieben Siegen in Folge, Stuttgart und Schalke auf Abstiegsplätzen, und der Club mittendrin, Ende Oktober mit so vielen Punkten wie vergangenes Jahr zu Weihnachten.
Aber seit die FußballerIN da ist, ist ja auch bei uns nichts normal. Alles diktiert die neue Cheftrainerin, die neue Clubpräsidentin im Haus, die Trainermanagerin, unser kleiner Felix Magath.
Obwohl sich langsam ja das meiste wieder normalisiert. Wir emanzipieren uns ein bisschen von Fräulein Magath. Wir versuchen es.
Zum Beispiel schlief die FußballerIN gestern doch tatsächlich mal gegen 22 Uhr ein. Oder simulierte zumindest Schlaf. Schlich ich angespannt auf Wollsocken übers Parkett Richtung Tür, verharrte bei jedem Knarzen einige Sekunden (Zuckt das Kind? Wacht es etwa auf? Grunzt es nur? Oder ist das schon die Heul-Vorstufe?), erreichte schließlich das Wohnzimmer, voller Vorfreude, Bayern-Bremen, wenigstens fünf Minuten - da sagt der V.: "Ist schon aus. Bayern hat gewonnen." Aber ich wollte doch Elfmeterschießen.
Was außerdem nicht normal ist:
Niemand hat uns Club-Kleidung fürs Kind geschenkt. Hat sich keiner getraut. Ausrede: "Wir dachten, ihr hättet schon so viel von anderen bekommen." Mussten wir nun selber bestellen. Wird hier vorgeführt, wenn es passt. Ebenso der Fan-Body der SG Gabolshausen/Untereßfeld, der ist sogar eine Einzelanfertigung.
V. trägt Tragetuch. Fand er vor Ankunft der FußballerIN noch "affig" ("Kannst vergessen, dass ich mir so ein Ethno-Tuch umbinde"), trägt er jetzt mit Hingabe. Sagt, damit flirteten ihn Frauen an, die hätten ihn früher nicht mal bemerkt. Ich war Zeuge. Neulich, der V. hatte sich das Kind wieder an die Brust geschnallt, kam uns eine Gruppe Frauen entgegen und schmolz bei seinem Anblick schier dahin. "Ohhhhhh, wie süß!"
Ich war beleidigt. Wenn ich mir das Kind umbinde, fragen mich alte Omas, ob ich ihm damit nicht die Knochen kaputt mache.
22.9.10
Ein Wort zur Tabellenspitze
Beim Frühstück.
V: Jetzt ist Mainz doch glatt immer noch Tabellenführer! Mit fünf Punkten Vorsprung!
Darauf das Kind: Hähähä.
Die FußballerIN ist da!
Fünf Wochen zu früh, aber pünktlich kurz nach dem ersten Anpfiff am zweiten Spieltag machte sich die FußballerIN auf den Weg.
Die Neugierde auf die Welt muss ja groß gewesen sein, dachte ich mir.
Vielleicht wollte sie aber auch nur wissen, wie die Bayern gespielt haben.
Wie der Arzt, der im OP - die FußballerIN kam ganz kaiserlich - ständig fragte: "Hat jemand ein internetfähiges Handy? Nein? Kann trotzdem irgendjemand rausfinden wie die Bayern gespielt haben?"
Darauf die Anästhesistin: "Mein Handy ist so alt, das kann nur telefonieren."
OP-Schwester: "Und der Akku funktioniert noch?"
Erst zwei Tage später bin ich dazu gekommen, den V. zu fragen, wie die Bayern denn nun gespielt haben.
Verloren haben sie.
Um das zu erleben, kommt man halt mal fünf Wochen zu früh.
Ansonsten: alles gesund und munter.
13.7.10
WM-Nachlese
Ich glaube, es war noch bevor dieser Holländer Fußball plötzlich mit Kung-Fu verwechselte, damals vor zehn Tagen, als ich dachte:
"Puh, jetzt reicht's langsam, ich kann das nicht mehr sehen."
Das war allumfassend gemeint, nicht auf den grottigen Kick gemünzt, nicht auf das Gefoule der Holländer oder auf die allgemeine Torlosigkeit bis zur 116. Minute.
Nach vier Wochen war einfach die Luft raus, V. und ich unterhielten uns teilweise mehrere Sekunden, ohne auf den Bildschirm zu schauen, manchmal ging ich raus und gegen Ende schlief ich sogar ein.
So verpuffen dann vier leidenschaftliche Fußball-Wochen. Mit einem sehr leisen "Puff".
Jetzt, zehn Tage später, befinden wir uns, wie V. es ausdrückt, mitten in der "schrecklichen fußball-freien Zeit".
Das letzte Blatt WM-Klopapier ist längst in Richtung Abfluss verschwunden, die Nationaltrikots liegen schon lange wieder gewaschen und gefaltet im Schrank, das Panini-Album abgegriffen in der Ecke. Es fehlen wohl noch so 80 Bildchen. Letzte Woche hat V. noch engagiert mit Kollegen getauscht, seit Tagen aber darüber auch kein Wort mehr verloren. Der Nachwuchs hat die Leidenschaft für Bastian Schweinsteiger auch schon wieder vergessen und ich die meine für Carles Puyol (einziger Fußballer ohne affigen Haarschmuck) und Iker Casillas (schönster Torwart).
Ach, Iker.
Ach, Fußball.
Ich bin noch nicht wieder soweit.
V. schon. "Am Samstag ist Saisoneröffnung! Gegen PSV Eindhoven!" Glückseliges Strahlen.
"Müssen wir?"
"Ja."
Das Club-Trikot liegt irgendwo noch ungewaschen rum. Mal sehen, wann er das merkt.
30.6.10
WM-Accessoires
Vuvuzelas, schwarz-rot-gelbe Blumenketten, WM-Make-up - kommt uns alles nicht ins Haus.

Mit den Playmobil-Figuren kann man sogar Fußball spielen, sie besitzen ein Spielfeld mit Toren und Ball:
Hier die etwas intellektuelleren WM-Accessoires:
Das Toilettenpapier mit den schlauen Fußballfakten - wahrscheinlich ergoogelt vom Toilettenherstellerpraktikanten. Wir wissen jetzt, dass Michael Ballack mal eine Taube abgeschossen hat ("sie überlebte!"), wie alt Pelé genau bei seiner ersten WM war und dass in Madagaskar mal ein Spiel 149:0 ausgegangen ist. Wir wissen es tausendfach, denn die Fakten wiederholen sich auf ungefähr jedem drittem Toilettenpapier.
Die "Mini-Men" standen eines Tages einfach im Regal. Keine Ahnung, wer die reingelassen hat:
Unsere Fußball-Bibliothek, erweitert um einige Nick-Hornby-Klassiker und - selbstredend - das 11-Freunde-Abo (welches zum Ärger V.s auf meinen Namen läuft, weshalb er jetzt glaubt, der Briefträger halte mich zu Unrecht für eine coole Sau):
Erstes Schuhwerk für den Neuzugang, ein Geschenk von T. im festen Glauben an einen FußballER:
15.6.10
Messi?! Mesut!!! Und... äh... Green
Die ersten fünf WM-Tage in der Zusammenfassung:
Freitag. Vuvuzelas nerven. Südafrika gegen Mexiko überschneidet sich mit Yoga. Ommmmm.
Samstag. V. glaubt nicht, dass das neue England-Trikot das neue England-Trikot ist. Kauft keines, obwohl er es sich fest vorgenommen hat. Wir langweilen uns durch Griechenland gegen Südkorea und durch Argentinien gegen Nigeria. Argentinien wird wohl Weltmeister, sagt V. Martin Demichelis trägt die Haare an den Seiten so rasiert, wie die Jungs damals in den Neunzigern. Wirklich überholt, die Frisur, finde ich. Tut nix zur Sache, sagt V., geht ins Bad und pfeift unter der Dusche "God save the Queen". Zieht noch schnell das gute Three-Lions-Trikot über und streicht Wayne Rooney im Panini-Album glatt.
Krümmt sich zwei Stunden später vor Scham und Entsetzen auf dem Boden.
Zwei Wahrheiten bleiben unumstößlich: 1. England wird nicht Weltmeister, auch wenn das vorher immer alle behaupten. 2. Englische Torhüter können keine Tore hüten. (Ich bin versucht, den Engländern Jens Lehmann anzubieten.)
Vuvuzelas nerven und jemand hat eine in unsere Wohnung eingeschleust. "Oh Gott, der hat so ein Ding", stöhnt jemand auf dem Nachbarbalkon, als Griechenland-Anhänger A. beherzt in seine Neuanschaffung trötet.
Sonntag. Wir langweilen uns durch Slowenien gegen Algerien und durch Serbien gegen Ghana. Haben auf Serbien getippt, sind aber irgendwie für Ghana, trotz Boateng. Der kann froh sein, dass wir den Frings nicht dabei haben. Der hätte Ballack gerächt. Schauen im Café und wollen wieder so einen großen, flachen Fernseher. "Sieh dir das Bild an!", sagt V.
Schauen zwei Stunden später sprachlos zu, wie Poldi, Klose, Müller und Cacau die Dinger reinmachen. "Pässe kommen an!", ruft V. ungläubig.
Eine Wahrheit bleibt unumstößlich: Deutschland ist eine Turniermannschaft.
Vuvuzelas nerven. Kommen wir wohin, sind sie schon da. Schnell noch im Blumenladen am Bahnhof gekauft, sagt D. Bald will der V. auch eine.
Montag. Wir langweilen uns durch Italien gegen Paraguay, schauen aber zum ersten Mal "public", beim Nachbarn im Biergarten. Immerhin hab ich Japan-Kamerun richtig getippt.
Dienstag. Ich mag Neuseeland, denn Neuseeland spielt 1:1 gegen die Slowakei. Einer Eingebung folgend habe ich so getippt (als "Kapitänchen") und bin nun dritte in der Tipprunde. V. ("Capitano") ist vorletzter.
Heute abend langweilen wir uns dann durch Brasilien gegen Nordkorea.
4.6.10
WM-Vorbereitung
Donnerstag. Sofa. V. und ich liegen einträchtig nebeneinander und schauen zu, wie aus elf jungen Männern eine Turniermannschaft entsteht.
Bastian Schweinsteiger verwandelt einen Elfmeter. Im Bauch tritt jemand, der Bauch wackelt.
Bastian Schweinsteiger verwandelt gleich noch einen Elfmeter. Im Bauch tritt jemand, der Bauch wackelt.
"Das mag den Schweinsteiger. Wird noch Bayern-Fan", sinniere ich.
Das werde er zu verhindern wissen, sagt V.
Freitag. Büro. Telefon klingelt, V. ist dran.
"Ballack geht zu Real", ruft er.
"Wusste ich schon."
"Wie, das wusstest du schon?"
"Stand gestern im Videotext."
"Und das hast du mir nicht gesagt?"
"Hab ich vergessen."
Deshalb mag mich der V. so. Weil ich sowas vor ihm weiß und trotzdem frage, ob das jetzt einen Elfmeter für uns gibt, wenn Marko Marin gefoult wird.
28.5.10
Der Relegationsfernseher
Um auch wirklich keine Sekunde der Relegation zu verpassen, kutschierten wir also vor zwei Wochen unseren Fernseher durch halb Deutschland.
Nicht, dass unser Fernseher besonders toll wäre - er ist fast zwölf Jahre alt und weigert sich, kaputt zu gehen. Ich habe mal die Losung ausgegeben, dass V. erst einen neuen, flachen, riesigen Fernseher anschaffen darf, wenn der gegenwärtige die Bildröhre ausknipst. Mutwilliges Zerstören gilt nicht.
Mittlerweile bin ich natürlich schon ein wenig weich gekocht und habe selbst nur noch nichts zur mutwilligen Zerstörung beigetragen, weil man ja spätestens ab dem 6. Monat nicht mehr so schwer heben darf. Den V. wiederum schützt seine Überforderung mit dem Angebot an schicken Flachbildschirmen bislang vor dem Kauf eines solchen.
Wir kutschierten den alten Fernseher also zur Verwandtschaft nach Hessen - die zwar ein Gerät besitzt, aber nur ein kleines - sahen dort das Hinspiel, kutschierten den Fernseher wieder zurück in den Süden, sahen zu Hause das Rückspiel.
Waren erleichtert. Wollen diesen Nervenkitzel nächstes Jahr bitte nicht noch einmal erleben. Auch nicht auf einem Flachbildschirm mit 37 Zoll.
9.5.10
34. Spieltag. Köln.
Ich: Das dauert schon lange, bis das Kind kommt. Noch fast fünf Monate.
V: Find ich nicht. Das geht ganz schnell.
Ich: Wieso?
V: Überleg doch mal. In vier Wochen ist WM. Dann noch mal vier Wochen, schwupp, ist die WM rum. Und dann nochmal acht Wochen, und das Kind ist da. Das ist doch nix!
Heute abend ist erstmal Relegation und für unser Kind entscheidet sich, ob es in der ersten oder der zweiten Bundesliga zur Welt kommt. Wann, spielt dann gar keine so große Rolle mehr.
4.5.10
33. Spieltag. Hamburg.
Während der Club in Hamburg untergeht, besuchen wir eine Hochzeit in Köln. Als wir uns dort nachts um zwei verabschieden, klopfen alle dem V. auf die Schulter und sagen, dass sie an den Club glauben.
Wer an den Club glaubt, glaubt auch, dass Hannover und Bochum am Wochenende unentschieden spielen und der Club gegen Köln gewinnt. Dann ist der Klassenerhalt gesichert, hat mir V. gestern vorgerechnet. Er hat mir auch vorgerechnet, was bei den ganzen anderen Konstellationen passiert, aber das hab ich wieder vergessen.
Apropos Köln. Die könnten uns ja auch gewinnen lassen. Hat doch Mönchengladbach mit Hannover auch so gemacht. Und Hamburg mit Hoffenheim.
J. schlägt vor, das Neu-Mitglied gleich bei einem "gescheiten" Verein anzumelden, zum Beispiel Köln oder Bielefeld. Ts!
Wenn der Club die Relegation schafft, muss er gegen Augsburg spielen, das ist fast so schlimm wie gegen Fürth, sagt mein Kollege. Aber nur fast.
V. hat mal gesagt, die richtig tollen Dinge in seinem Leben würden dann passieren, wenn der Club in der zweiten Liga spielt.
Zum Beispiel mich zum ersten Mal küssen oder mich heiraten.
Und nun mit dem Neu-Mitglied... Ich hab nix gesagt.
Wer an den Club glaubt, glaubt auch, dass Hannover und Bochum am Wochenende unentschieden spielen und der Club gegen Köln gewinnt. Dann ist der Klassenerhalt gesichert, hat mir V. gestern vorgerechnet. Er hat mir auch vorgerechnet, was bei den ganzen anderen Konstellationen passiert, aber das hab ich wieder vergessen.
Apropos Köln. Die könnten uns ja auch gewinnen lassen. Hat doch Mönchengladbach mit Hannover auch so gemacht. Und Hamburg mit Hoffenheim.
J. schlägt vor, das Neu-Mitglied gleich bei einem "gescheiten" Verein anzumelden, zum Beispiel Köln oder Bielefeld. Ts!
Wenn der Club die Relegation schafft, muss er gegen Augsburg spielen, das ist fast so schlimm wie gegen Fürth, sagt mein Kollege. Aber nur fast.
V. hat mal gesagt, die richtig tollen Dinge in seinem Leben würden dann passieren, wenn der Club in der zweiten Liga spielt.
Zum Beispiel mich zum ersten Mal küssen oder mich heiraten.
Und nun mit dem Neu-Mitglied... Ich hab nix gesagt.
Der Club wird heute übrigens 110 Jahre alt. Happy Birthday.
3.5.10
Neuzugang beim Club
Nach Vertragsverhandlungen und Nachrichtensperre nun auch offiziell im Blog:
Wir erweitern unseren Kreis um ein neues Club-Mitglied, von dem hier spätestens Anfang Oktober desöfteren die Rede sein wird. Bis dahin wird es wachsen, wachsen, wachsen und irgendwann zur EM-Qualifikation kommt es dann raus.
Seinem Vater macht es jetzt schon Freude, weil er weiß, dass er die WM nicht in einem Kreißsaal verbringen wird, sondern so, wie er sich das vorgestellt hat: Im Biergarten beim Nachbarn, vor der Großleinwand.
Das Neu-Mitglied wird natürlich nach Erscheinen sofort beim FCN angemeldet, da ist die Mitgliedschaft bis zum 6. Lebensjahr umsonst. Danach muss es sich entscheiden, sagt V., oder es wird enterbt. Bei uns kann es mindestens bis 18 für umsonst bleiben.
T. ist überzeugt, dass das Neu-Mitglied ein FußballER ist, mein Vater hofft (weil seine Kinder höchstens Schildkröten Sympathien abgewinnen können) auf "einen Tierfreund". Das Neu-Mitglied selber verrät noch nix.
Im Ultraschall hat das Neu-Mitglied sehr schöne Füße und definitiv keine Fußfehlstellung. Fußballerisches Talent ließ sich aber noch nicht erkennen. Gewunken hat es auch schon.
Ich nehme an, es lässt schön grüßen.
29. Spieltag. Mainz.
Im Moment des Triumphs verließen mich die Worte.
Nur so viel:
Ich war im Stadion. Ich habe den Fluch gebrochen.
Es war großartig.
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