16.10.07

Spieltage 5 bis 9: Trost von Peters Grill

Der Club macht es V. derzeit nicht leicht. Schwankt zwischen überragend (Uefa-Cup, Gruppenphase usw.) und peinlich (Benefizspiel gegen Fürth, Bundesliga, gegen Bayern).

Trösten konnte ihn dieser Tage höchstens M. und zwar mit einem Originial- DFB-Pokal-Sieger-Bierglas von Peters Grill in Nürnberg.

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an M., von dem man mittlerweile sagen kann, dass er anfängt, unsere Wohnung mit FCN-Nippes zu überschwemmen (siehe auch Poster aus der Saison 1999/2000 mit Unterschriften, gerahmt).

V. braucht aber auch Trost, denn ich habe sportmäßig in der Zwischenzeit ein bisschen fremd geguckt, mir das Fußball-Länderspiel gegen Irland gespart (langweilig!) und mich nun dem Rugby zugewandt. Dieses Spiel ist
a) schneller
b) der Spielstand höher
c) die Kerle... äh ja die Kerle.... schauen ganz gut aus. Also das ganze ist irgendwie animalischer. Wobei mir bei diesem Satz einfällt, dass die logische Schlussfolgerung daraus wäre, dass ich dann auch Oliver Kahn gut finden müsste. Nun... dem ist nicht so. Ich halte es da eher mit Johnny Wilkinson.

Aber keine Angst, meine Untreue ist morgen auch schon wieder vorbei, T. hat mir eine Karte für das Länderspiel angetragen und so werde ich zum ersten Mal live der deutschen Nationalmannschaft Händchen halten.

Das aber wehmütig, denn Gott ist nicht dabei. War wohl beleidigt am Samstag, weil ich mich fürs Animalische entschieden hatte, hat er sich gleich noch mal Gelb geben lassen.

Sorry, Jens.

P.S. Mit dem 10. Spieltag geht's dann wie gewohnt weiter, nehme aber jetzt schon Vorschläge für den Spieler des Tages entgegen.

Wie werde ich Fußballgöttin - Lektion 3

Merke: Den Chef überraschen.

Das geht ganz einfach: Während eines Uefa-Cup-Spiels des FCN ständig den Live-Ticker anklicken. Vom 1:1-Zwischenstand nervös werden. Sich vom nervösen V. am Telefon noch nervöser machen lassen (V: Mir tut schon alles weh vom Daumendrücken!). So nervös schließlich einen Kaffee holen, dort den Chef treffen und rufen: Chef, ich bin so nervös, es steht 1:1!
Ein Fachgespräch mit dem Chef über den Uefa-Cup im Allgemeinen und den Club im Besonderen anfangen, bis der Chef mit verklärtem Blick sagt:
"Dass ich hier mal mit einer Kollegin stehe und über Fußball rede, hätte ich nie gedacht."

Wie werde ich Fußballgöttin - Lektion 2

Merke: Immer richtig tippen, am besten gleich vier Spieltage im Voraus.
Damit viel Geld gewinnen (insgesamt 43 "Flocken" an zwei Spieltagen) und sich so die Gunst der männlichen Kollegen erkaufen.

13.9.07

Wie werde ich Fußballgöttin - Lektion 1

Merke: Nicht dumm fragen, sondern klug feststellen.

Beispiel: Länderspiel Deutschland - Rumänien. 2. Halbzeit, beim Stand von 1:1 macht sich David Odonkor am Spielfeldrand warm.

V.: Was soll denn das? Der wechselt doch nicht den Odonkor ein! Der kann doch nix!

Ich: Weiß gar nicht was du hast, der war doch voll super bei der WM.

V.: Ach. Jetzt sitzt er da in Dings... na, Spanien und man hört nix von ihm.

Ich: Aber er rennt doch so schnell. Kommt über die Seite und - zack - Tor.

V.: Ach. Die paar Mal.

(In dem Moment rennt David Odonkor über die Seite an allen Rumänen und eigenen Männern vorbei und schießt das Tor zum 2:1)

V. schweigt.

4.9.07

4. Spieltag: Abstiegsplatz

V. hat in den vergangenen Tagen zwei Sätze von sich gegeben, die ich hier mal analysieren will.

Satz 1 (vor dem Spiel gegen Cottbus am vergangenen Samstag): "Ich wünschte, ich wäre kein Fußball-Fan."

Ich versuche, mir das vorzustellen. Es gelingt mir nicht.
Würde ich V. morgens den Feuilleton rauslegen statt des Sportteils?
Würde er statt Fußball-Fakten seine Meinung zur neuen Wagner-Inszenierung in Bayreuth abliefern?
Läge ein Golfschläger im Auto statt eines Liverpool-Schals?
Und vor allem: Was wäre mit den Samstagen? Keine Nachmittage, an denen ich entspannt zum Yoga gehen kann, weil V. ja keine Zeit hat. Weil er nassgeschwitzt am Radio klebt oder mit einem MP3-Player durch den Zoo läuft (alles schon vorgekommen).
Ich kann mir das nicht vorstellen, ich will es nicht.

Satz 2 (als ich frage, ob wir am Samstag das Länderspiel gucken): "Du bist doch eigentlich Fußbalhasserin."

Nein, bin ich nicht. Als Fußballhasserin wäre ich nicht soweit gegangen, V. die Ehe zu versprechen. Als Fußballhasserin würde ich nicht diese Zeilen schreiben und V. und ich würden uns höchstens flüchtig kennen. Ein Leben als Fußballhasserin wäre einfach, genauso einfach wie das als überzeugter Fan. Aber Extreme sind was für Schlaffis, die nicht mit den Nuancen und Grautönen umgehen können, die sich nicht auf die innere Zerrissenheit des Sowohlalsauch einlassen wollen.

Mein Problem ist: Ich leide mal mit, und mal ist mir der Club egal. Das geht leider nicht immer konform mit V.s aktueller Seelenlage den Club betreffend. Vergangenes Wochenende war's mir eher egal, kommendes muss ich mich glücklicherweise nicht entscheiden, wegen des Länderspiels.

Immerhin hat sich der Club am 4. Spieltag meinen Tipp zu Herzen genommen und fast gewonnen. Weil er in Radio und TV hochgelobt wurde ist der

Spieler des Tages: Jaromir Blazek

Was ich über ihn weiß: Er wird Raphael Schäfer nie ersetzen können.

Wie V. ihn findet: Im Spiel gegen Karlsruhe: schlecht. Mittlerweile hat sich Blazek aber schon ein wenig angestrengt und V. lässt sich vielleicht noch überzeugen.

Warum Spieler des Tages? Muss gegen Cottbus echt gut gewesen sein.

Weitere Fakten: Jaromir Blazek ist zweiter Torhüter der tschechischen Nationalmannschaft und schon ganz schön alt (35), was bei Torleuten aber ja keine Seltenheit ist (siehe auch: Gott).

30.8.07

3. Spieltag: Niedergestreckt

V.s Kommentar nach dem Spiel gegen Bremen: "Kannst wieder mit ins Stadion, die verlieren auch ohne dich."

Danke Club, dieser Komplex wäre damit ausgeräumt. Ich bin also einigermaßen erleichtert, V. verärgert. Es war das alte Spiel - der Club spielt besser, verliert aber trotzdem. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Dafür bin ich eben auf volles Risiko gegangen und habe in der unternehmensinternen Tipprunde gegen Nürnberg getippt. Fußballgott, verzeih mir! Aber ich glaube ganz fest daran, dass Nürnberg jetzt erst recht gegen Cottbus gewinnt. Sozusagen aus Trotz, weil ich vorgebe, nicht an sie zu glauben. Zumindest auf dem Tippschein.

Doch das ist Zukunftsmusik, vorher wollen wir den 3. Spieltag abschließen mit dem

Spieler des Tages: Ivan Saenko

Was ich über ihn weiß: Er ist Russe.

Wie V. ihn findet: Wollte, dass er Spieler des Tages wird, weil "wenn er schon nicht durch guten Fußball auffällt, dann wenigstens dadurch, dass er einen Bremer niederstreckt." Man muss dazu sagen: Das ist sonst nicht Ivans Art. Meistens grinst er sehr viel und zaubert mit seinen Beinen.

Warum Spieler des Tages? Wer sagt, dass man tolles geleistet haben muss, um in diese Rubrik zu kommen? Böse Fouls gehen manchmal auch.

Weitere Fakten: Ivan ist 23 und war in der vergangenen Saison vereinsinterner Torschützenkönig. Sein Vater trainiert den russischen Frauenfußballmeister FC Energie Woronesch.

20.8.07

2. Spieltag: Erleichterung

Samstagabend 23 Uhr, es läuft "Das aktuelle Sportstudio", die Brille hängt mir quer übers Gesicht, meine Augen sind geschlossen und ich befinde mich kurz vorm Tiefschlaf.

Da flüstert mir V. ins Ohr: ""2:1 gewonnen, alles wieder gut!"

Was war V. nicht tapfer gewesen an diesem Samstag, den wir ausnahmsweise in Regensburg verbrachten. Nach außen gab er vor, nur mir zuliebe natürlich, an diesem Tag nichts von Fußball wissen zu wollen. Kein Spielstand, kein Ergebnis, nichts. Nürnberg? Spielen die da Fußball?

In Wahrheit war es kein der Romantik geschuldetes Desinteresse.
Sondern die nackte Angst, schon wieder so ein KSC-Debakel zu erleben. Die Zeichen standen auf Wiederholung: Auch Hansa Rostock ist erst aufgestiegen, und es hätte gut sein können, dass die sich nun gegen Nürnberg für die in München erlittene Schmach rächen wollten.

Während V. sich verweigerte, wurde ich neugierig und überlegte kurzzeitig, heimlich P. anzurufen und das Ergebnis zu erfragen, zum Beispiel, während V. auf dem Klo war. Hab ich dann aber wieder vergessen.

Umso größer war V.s Erleichterung kurz vor Ende des Aktuellen Sportstudios, als wir schon drei andere Spielberichte und Dirk Nowitzki über uns ergehen hatten lassen und ich schon eingeschlafen war.

Zur Feier des ersten Saison-Sieges etabliere ich hier im Blog eine neue Rubrik, die da heißt:

Der Spieler des Tages: Tomas Galasek

Was ich über ihn weiß: Er ist schon alt (34), aber er ist wichtig (im Mittelfeld).

Wie V. ihn findet: Sein Lieblingsspieler, auch wenn wir immer alle dachten, das wären Vittek oder Mintal. Wer aufpasst weiß aber, wie oft V. Galaseks Wichtigkeit betont. Genauso oft bedauert er aber auch, dass er (Galasek, nicht V.) halt nicht mehr so schnell rennt.

Warum Spieler des Tages? Weil Tomas Galasek ein Tor gemacht hat, obwohl er für sowas a) nicht unbedingt zuständig ist und b) der Ball so "gestolpert" war (O-Ton V.), dass er gar nicht hätte reingehen dürfen. Eigentlich hätte deshalb der Torwart von Hansa Rostock zum Spieler des Tages gekürt werden müssen, aber ich wollte diese Rubrik schon mit einem Club-Spieler eröffnen.

Weitere Fakten: Tomas Galasek ist Tscheche und wiegt laut Club-Homepage 82 Kilo.

16.8.07

Tippen.

Ein Beweis dafür, dass ich zum echten Fußball-Fan mutiere ist: Ich tippe.
Ein noch größerer Beweis ist: Ich tippe um mehr Geld und weitaus komplizierter als V.

Während V. einfach schnöde zehn Euro an BVB-Fan F. überweist und jeden Freitag lediglich auf Sieg oder Unentschieden setzt, spielen Kollegin T. und ich bei den ganz Großen mit:
Wir haben gemeinsam 85 Euro investiert und sind in die unternehmensinterne Tippgemeinschaft eingestiegen. Als ich erzählte was wir alles tippen müssen (Ergebnis, Halbzeitstand, gelbe Karten und wie 1860 spielt), erklärte mich V. für verrückt.

Ich erinnerte ihn an meinen grandiosen Tipp-Sieg während der EM 2004. Da hatte er einen Kasten Bier an mich verloren, weil ich beim Eröffnungsspiel verkündet hatte, Griechenland würde Europameister werden.
Ich vertraue auf meine Intuition.

Das hat am ersten Spieltag noch nicht so gut geklappt. Um Intuition geht es beim Tippen auch nicht, habe ich dann von V. erfahren und auch nicht um das, was man möchte.
Denn: "Du darfst nicht das tippen, was du dir wünschst, sondern das, was rauskommt."

Wenn Ihr diesen Geheimtipp berücksichtigt, liebe Leser, werdet Ihr die Tippkönige. Versprochen.

1. Spieltag: Wenig ist auch nicht viel

Am Ende freute sich nur M.

Er trug einen blau-weiß gestreiften Pullover - von weitem sah er damit aus wie ein Matrose auf Landgang, aus der Nähe wie ein KSC-Fan. V. hatte sein neues Club-Trikot an und sah aus jeder Entfernung aus wie ein Club-Fan, dessen Mannschaft am ersten Spieltag vom Aufsteiger "düpiert" worden war, so stand es zumindest am nächsten Tag in der Zeitung.

Es hatte ein grandioser Auftakt für die neue Saison hier im Blog werden sollen und ging natürlich schief. Die Lehre die ich daraus ziehe: So schnell sieht mich kein Stadion mehr von innen, schon gar nicht das in Nürnberg. Nach dem verpatzten Ligapokal-Spiel zwei Wochen zuvor hatte mich ein Kollege mit "da waren Sie wohl die Pechmarie" aufgezogen, jetzt, nachdem der Club in meiner Gegenwart schon wieder versagt hat muss ich sagen: Ja, ich bin die Pechmarie.

Ich weiß nicht, was an meiner Anwesenheit im Stadion schlecht sein soll: Ich trage einen Schal in den Vereinsfarben, ich brülle bei "Marek Mintal" inbrünstig ein "Fußballgott" hinterher und springe mittlerweile bei Torchancen auch rechtzeitig und nicht zeitverzögert vom Stuhl. Ich habe kein Buch dabei, falls mir langweilig werden könnte. Ich nörgle nicht, weil ein passabel aussehender Spieler ausgewechselt wird, ich frage nicht, ob Joshua Kennedy berühmte Verwandte hat. Alles in allem: Ich mache mich als Fußball-Fan.

Der Club dankt es mir mit einem schlechten Spiel.

Einen Tag nach dem Spiel mache ich auch meine erste schmerzvolle Erfahrung als Fußball-Fan: Ein realistischer, nichts beschönigender Bericht in der Zeitung deprimiert mich zutiefst. Mehr als es V. deprimiert! Vor einem Jahr wäre mir das nicht passiert. In dem Moment finde ich die Entwicklung, die ich in den vergangenen zwölf Monaten durchgemacht habe, nicht so wirklich gut. Mir ging es besser, als der Club noch in der zweiten Liga war und mich das alles herzlich wenig interessierte.

Und V.? Hat mir natürlich gefühlte fünf Jahrzehnte als Club-Fan voraus und begegnet dem Desaster des ersten Spieltages mit großer Gelassenheit. Abwarten sagt er. Vergangene Saison hat der Club 14 Mal unentschieden gespielt. Wenn er jetzt fünf Mal verliert und vier Mal gewinnt (oder umgekehrt) wären das genauso viele Punkte. Aha. Das sollte mich beruhigen und es hätte es vielleicht, wenn ich logischer denken könnte.

Was er sagen wollte war: Am Anfang kann man schon mal verlieren. Vielleicht auch nächsten Samstag in Rostock. Aber dann... Dann wird es V. auch zu bunt. Am Sonntag jedenfalls war er gefasst. Die Nürnberger hätten sich doch ein wenig angestrengt, meinte P. Aber wenig ist eben auch nicht viel, sagte V.

Für M. hat es gereicht.

2.8.07

Mensch, Marco...

... Engelhardt heißt er natürlich. "Der hat doch was g'schnupft", meinten die Herren in der Reihe hinter uns übrigens zu seiner allgemeinen Verfassung. Vielleicht, weil er soviel rumgewuselt ist, dass sogar ich ihn gesehen hab.
Weniger gewuselt ist der andere, Dominik Reinhardt, den hab ich nämlich gar nicht bemerkt. Kein Wunder, die Abwehr war ja auch schlecht bis kaum vorhanden. Trotzdem hat sich sein Name in mein Hirn geschlichen. Auch ein Weg, dort haften zu bleiben.
V. hat die Verwechslung natürlich bemerkt. Aber erst beim zweiten Lesen.

31.7.07

Vor Ort.

Ich will den ersten Satz zum Anlass nehmen, die Überschrift gleich wieder zu berichtigen. Denn wie gewiefte Journalistenfüchse sich vielleicht schon gedacht haben: "Vor Ort" darf man nicht schreiben, wenn es nicht um einen Besuch im Bergwerk geht. Da der Besuch eines Spiels gegen Schalke 04 mich zumindest in die Nähe einer Zeche rückt (in Gelsenkirchen soll es ja einige davon geben), will ich es aber gelten lassen.

Ich war vor Ort, ich war im Stadion. Zum dritten Mal nach 1991 (erwähnter Ministrantenausflug) und 1997 (DFB-Pokal, DJK Waldberg - Bayern München, 1:16), zum dritten Mal im Frankenstadion, das jetzt nach einer Kreditvergabeanstalt heißt und blau angestrichen ist.

Lange wollte ich nicht mit und lange dachte ich auch, V. wollte mich keinesfalls dabei haben. Die Gefahr, ich könnte auf der Gegengeraden ähnlich dumme Fragen stellen wie daheim vor dem Fernseher war nicht sehr klein, das muss sogar ich zugeben. So gesehen stellten wir uns beide dieser Gefahr, ich ausgerüstet mit einem nagelneuen FCN-Schal. Er ist dezent weiß-rot gestreift, und wenn man seine Enden in den Mantel stopft, sieht er aus wie ein ganz normaler Schal.

Erstanden hat ihn V. in der Club-Geschäftsstelle, dazu ein neues Trikot (für ihn selbst) und diverse Aufkleber (zum Beispiel für unser Auto). Die Aufkleber sind allerdings alle sehr klein, mittelgroße gab es nicht mehr, aus folgendem Grund, wie der junge Typ an der Kasse erklärte: Kurz vor V. war eine Oma da gewesen, die ihrer im Schullandheim weilenden Enkelin eine Überraschung machen wollte. Und zwar mit einer Bordüre aus Club-Aufklebern im Kinderzimmer. Aus diesem Grund kaufte sie alle, so klein sind Kinderzimmer heutzutage ja auch nicht.

Dazu passt sehr gut folgende Geschichte vom Stadion des FC Chelsea: Nachdem zu Saisonbeginn alle Dauerkarten verkauft waren, wunderten sich die Stadtionbesucher wochenlang, warum genau zwei Plätze leer blieben. Erst nach Weihnachten saßen zwei Jungs drauf. Sie hatten die Dauerkarten von der Oma zu Weihnachten bekommen.

Warum ich jetzt mit gefahren bin, weiß ich auch nicht, drei Tage vorher hatte ich schon keinen Bock mehr und tat es dann erst mal nur wegen des Schals. Mit dabei waren M. und P.
M., weil er eigentlich davon ausgegangen war, Gegner des FCN sei der KSC, aber es wurde dann doch Schalke. P. war halt so dabei, weil er Fußball mag, nehme ich an, und den Club, weil er wiederum V. mag.
Beide wurden von V. mit Club-Trikots ausstaffiert. Er hat jetzt genau drei.

Abgesehen vom Spiel: Es hat mir gefallen. Ich mag "Drei im Weckla", ich habe Marco Reinhardt von oben erkannt und mir überhaupt eingebildet, mehr vom Spiel verstanden zu haben als im Fernsehen. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, dass Daniel Klever kein guter Torwart ist und ich kann bezeugen, dass Ivan Saenko mit dem Ball Sachen macht, die normale Beine nicht zustande bringen.

Ich habe es gesehen.

Leider auch die vier Gegentore. Es war ein sehr schlechtes Spiel und ich bin V. sehr dankbar, dass er nicht meine Anwesenheit dafür verantwortlich gemacht hat. Er hat noch mehr rumgeschrien als vorm Fernseher, was lustig war, weil es alle um uns herum auch gemacht haben. Bei den zwei Toren für die Nürnberger bin ich sogar aufgesprungen. Ein bisschen zeitverzögert, aber trotzdem ganz intuitiv.

In zwei Wochen werde ich noch mal dabei sein und M. auch, weil's dann wirklich gegen den KSC geht. Und weil ich mal ein volles Stadion sehen will. Waren nämlich nur 25.000 da, beim Ligapokal-Halbfinale.

28.6.07

Verletzt.

V. hat einen Muskelfaserriss. "Cool", sagt er. "Wie Robert Vittek."

Alles ist cool, solange es nur ein Fußballspieler auch hat. Der Muskelfaserriss hat V. innerhalb kürzester Zeit auf Fußballer-Niveau katapultiert, auch wenn nicht geklärt werden kann, bei was er sich die Muskeln überhaupt gerissen hat.

Von Robert Vittek kann man annehmen, dass er recht exzessiv Fußball gespielt hat, vielleicht blöd gestolpert ist - jedenfalls musste er daraufhin acht Wochen aussetzen.

V. hatte zwei Wochen vor der Diagnose überhaupt keinen Sport getrieben. Was eigentlich eine Unverschämtheit ist: Für einen Muskelfaserriss muss sich einer wie Robert Vittek richtig schinden, V. tut dagegen einfach so die Wade weh.

Dafür hat er jedoch schon nach einer Woche wieder eine sportliche Betätigung aufgenommen.

Denn der Muskelfaserriss war nach wenigen Tagen schon gar nicht mehr so cool. Weil sich D. in schönster Mintal-Manier den Mittelfuß gebrochen hatte.

Und der ist nicht mal Fußball-Fan.

6.6.07

Oh.

Das kurzangebundene "oh" ist eine sehr schöne Antwort. Selten drücken zwei Buchstaben so viel aus. Zum Beispiel als Reaktion auf die Aussage "Mein Bruder ist Fan von Borussia Dortmund."

"Oh." sagt mein Gegenüber. Es ist kein langgezogenes "oh", auch kein Ausruf und es ist schon gar nicht laut. Nein, es kommt leise, knapp und der Punkt schwingt noch mit. "Oh" heißt in diesem Fall "Mensch, das tut mir aber leid, na ja, da kann man nichts machen, die waren ja wirklich mal gut, aber jetzt, hm, wird schon wieder."

Früher war das auch eine gängige Reaktion auf "V. ist für Nürnberg."

Jetzt aber haben sich die Zeiten geändert und ein schönes Beispiel dafür ist das Gespräch, das V. mit unserem jungen Bayern-Fan B. am vergangenen Wochenende führte. Deutschland hatte gerade 6:0 gewonnen und trotzdem schlecht gespielt und weil die deutsche Nationalmannschaft deshalb nicht viel Gesprächsstoff hergab, ließen die beiden also noch mal die Saison und das Pokalfinale Revue passieren.

Ich erinnere gerne noch einmal daran, dass B. am Anfang der Saison, in schönster Hoeneß-Rummenigge-Manier irgendwas von mästen und dann schlachten faselte.

Knapp neun Monate später hörte sich das dann so an: Er habe sich da ja schon weit aus dem Fenster gelehnt, einem guten Start in die Saison unterstelle man ja Abstiegsgefahr an deren Ende, das nehme er jetzt natürlich gern zurück und dass er im Pokal auf Stuttgart getippt habe gleich dazu.

Dann schimpfte er mit V. ein bisschen über die Einkaufspolitik des FC Bayern, die aus meiner Sicht vergleichbar ist mit einem geistig umnachteten Zug durch die Kaufinger Straße, an dessen Ende einem die Henkel der Tüten in die Finger schneiden und man trotzdem keine wirklich tollen Klamotten mit nach Hause trägt.

Oh.

1.6.07

Gewonnen.

Es ist sehr schwer, für diesen Eintrage eine passende Überschrift zu finden, es bieten sich zu viele an: Meisterbesieger, Trainerfuchs, Marek Mintal Fußballgott, Pokalsieger, Pottgewinner, das Wunder von Berlin...

Tag sechs nach dem Pokalfinale: Vor zwei Tagen meinte V. er sei etwas überfordert angesichts der Flut von Nürnberg-lobenden Zeitungs- und Internetartikeln, die er alle lesen müsse und wolle. Er sei in ein Loch gefallen, ein bisschen. Wahrscheinlich ist das wie bei einer wichtigen Prüfung vor der man sich tierisch in die Hose macht und dann war alles gar nicht so schlimm und man hat plötzlich nichts mehr zu tun.

Aber ein schönes Spiel war es schon, mal abgesehen den bösen Fouls der Stuttgarter und der Tatsache, dass wir fast zwei Stunden um Marek Mintals Mittelfuß zitterten. Dass er zur Siegerehrung auf den Platz gehumpelt kam, trieb uns fast die Tränen in die Augen.

Und V.? War nach dem Finale fast wie gelähmt, schüttelte den Kopf, starrte ungläubig in Richtung Fernseher. Pokalsieger, sowas.

Es wird jetzt also weiter gehen, auch hier im Blog: Uefa-Cup, Deutscher Meister, Champions League, Weltherrschaft: Spätestens 2012 wird Michael A. Roth Fifa-Präsident.

Zur Legende wiederum ist ja Hans Meyer geworden, dem sie jetzt wahrscheinlich vor dem Frankenstadion ein Denkmal bauen, ähnlich dem Shankly-Abguss vor Anfield Road (zum Liverpool-Desaster gegen Mailand wollen wir hier mal schweigen).

An Eloquenz ist er ihm jedenfalls ebenbürtig. Am besten hat mir am Samstag eigentlich Moni Lierhaus' Interview mit Meyer und Veh gefallen. Meyer reagierte ein bisschen genervt auf die Frage, wie die Nürnberger das denn geschafft hätten, den Deutschen Meister zu schlagen.

Meyer brummelte was von "weiß ich doch nicht, wie soll ich das auch wissen, so kurz nach dem Spiel ist doch auch egal." Tja, dann gab Moni die Frage halt weiter an den salzsäulenhaft erstarrten Armin Veh.

"Herr Veh, warum haben Sie gegen Nürnberg verloren?"

Veh kam nicht dazu zu antworten.

"Das ist jetzt mal ne gute Frage", grinste Meyer.

Und die Antwort ist uns eigentlich scheißegal.

20.5.07

32. bis 34. Spieltag: Wetten dass

Während der letzten Spieltage begibt sich V. in ein Dilemma. Weil Nürnberg die Uefa-Cup-Qualifizierung (heißt das so?) so gut wie sicher hat, macht er Versprechungen.

Ich war nicht dabei, aber es muss ungefähr so abgelaufen sein:

V. trifft auf der Arbeit, den Kollegen Stuttgart-Fan. V. mag Stuttgart nicht, was auch irgendwie mit Thomas Hitzlsperger zusammen hängt. Und V. gönnt Schalke auch eigentlich die Meisterschaft, nicht nur weil Schalke seit 49 Jahren darauf wartet, sondern auch irgendwie wegen der Fan-Freundschaft zwischen Nürnberg und Schalke (die mir keiner erklären kann, aber ich finde es irgendwie nett).

V. wird großzügig und verspricht dem Stuttgart-Fan, dass Nürnberg gegen Schalke gewinnen werde, um Stuttgart vorzeitig die Meisterschaft zu ermöglichen.

Das war dumm, denn kurze Zeit später erinnert V.s Chef ihn daran, dass er - der Chef - Schalke-Fan ist.

Glücklicherweise haben die Nürnberger in einem übermenschlichen Akt V.s Arbeitsplatz und das gute Verhältnis zu seinem Chef gesichert. Und Stuttgart ist trotzdem Meister geworden, auch wenn das für Schalke natürlich schade ist.

Wie sich aber Bayer Leverkusen auf der aktuellen Tabelle noch vor Nürnberg mogeln konnte, ist mir entgangen.

Aber eigentlich ist die Bundesliga ja schon wieder Schnee von gestern, weil ja in der kommenden Woche zwei große Termine anstehen: Champions-League-Finale am Mittwoch (wir sind jetzt Liverpool-Fans, versteht sich von selbst) und Pokalfinale am Samstag. Zu letzterem wieder eine nette Geschichte von K., der sogar eine Karte für dieses Spiel in Berlin hatte, jetzt aber nicht hinfahren kann, weil der Sportverein Ermershausen gleichzeitig seine Meisterschaftsfeier abhält.

Erst kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu.

3.5.07

31. Spieltag: Auswärtsspiel

Ich bin Steven Gerrad.
In meinen Ohren dröhnt der Lärm von 40.000 Menschen, ich muss gleich da raus auf den Pitch. Ein Griff nach oben, das Schild berühren und los.

Natürlich bin ich nicht Steven Gerrad und die 40.000 kommen auch nur aus der Konserve. Aber: This is Anfield. Steht über mir. John Terry von Chelsea hat in seiner Autobiografie geschrieben, dass sich ihm die Nackenhaare hochstellten, als er an dieser Stelle stand, und dass er danach miserabel spielte. Alles Quatsch, sagten die anderen Chelsea-Fußballer. Aber in Liverpool erzählen sie diese Geschichte natürlich gern.

This is Anfield. Die Idee hatte natürlich Bill Shankly, den sie in Bronze vor dem Stadion stehen haben und der den Satz auf V.s Tasse gesagt hat. Der auch gesagt hat, zu seiner Zeit hätten die besten Teams Englands in Liverpool gespielt: Liverpool FC und die Reserve.

This is Anfield und wir sind wirklich dort. Um uns herum sozialer Wohnungsbau und mittendrin ein Stadion. V. ist selig und kleidet sich im Fan Shop neu ein. Ich weiß jetzt, wie es Männern im Schuhladen geht. Alles sieht gleich aus und ich kann ihm bei der Entscheidung, ob nun eine Nummer auf das Trikot soll, nicht helfen. Gerrad hat jeder und die anderen kenne ich nicht.

Wir bezahlen jeder zehn Pfund für eine Tour mit Adrian und Darren, die beide Trainingsanzüge tragen und sagen, dass sie sofort aufhören, wenn einer das Spielfeld betritt. Wir dürfen also nicht auf den heiligen Rasen, dafür aber in die heilige Kabine. Und zum heiligen Schild.

Vor dem zieht V. das Club-Kleid über und simuliert mit einer dicken blonden Engländerin ein Interview. Die freut sich ein Loch in den Bauch, dass "Liverpool supporters" sogar aus Deutschland kommen. Um uns herum wuseln Achtjährige im Liverpool-Dress, sogar mit Stutzen. Großzügig integrieren sie den kleinen Messi - ganz schön mutig, im Barcelona-Outfit zu kommen. Aber, um nun endlich mal Nick Hornby zu zitieren - der Club wird einem halt gegeben, den sucht man sich nicht aus und dann muss man eben im orangefarbenen Barcelona-Trikot mit nach Anfield. Für einen Achtjährigen sehr charakterstark.

Ich kann's mir auch nicht aussuchen. Zum Beispiel, dass ich bei der Doku zur "Nacht von Istanbul" feuchte Augen bekomme. Dass ich andächtig an den Rängen hochschaue und die roten Plastiksitze streichle. Es ist nämlich nicht so einfach als Freundin eines Fußballfans. Ich glaube, viele Frauen sind so zerrissen wie ich.

Weil es einerseits nervt: Samstage sind grundsätzlich nie romantisch, zumindest nicht zwischen 15.30 und 20 Uhr, wenn der Club erst Sonntag spielt, das ganze Wochenende. Jede zweite Verabredung überschneidet sich mit Champions League, Uefa-Cup oder sonst einem Spiel. Und so weiter.

Aber andererseits will ich natürlich nach Anfield, wenn wir schon mal in Liverpool sind. Und ich ärgere mich natürlich, dass der Club am Wochenende nicht gewonnen hat. Und beim Elfmeterschießen im Champions-League-Halbfinale muss ich die Augen zukneifen, weil ich so aufgeregt bin.

Du kannst es dir nicht aussuchen, es wird dir auch nicht immer gegeben. Manchmal wird es dir auch irgendwie zugewiesen.

23.4.07

30. Spieltag: Bernd, ganz fremd

Auch wenn V. Nürnbergs Niederlage gegen Leverkusen (0:2, ich gewöhne mir jetzt an, das auch in der richtigen Reihenfolge zu schreiben) im Hinblick auf das DFB-Pokalfinale gut verarbeitet hat, wollte ich ihm trotzdem etwas gutes tun und Karten für das Länderspiel Deutschland - Tschechien gewinnen.

Keine Ahnung, wann das ist und wo (vor ein paar Wochen war es in Prag, das haben wir in der Kneipe geguckt, ich erinnere mich gut), dabei sein ist alles. Als ich mich schließlich auf www.sueddeutsche.de durch die Fragen klickte, merkte ich - die lassen da nicht jeden hin. Zumindest nicht jemanden, der nicht weiß, aus welcher Entfernung Diego das Tor gegen Aachen schoss. 68, 63 oder 75 Meter. So oder so - es ist weit.

Es waren viele Fragen dabei, die man nicht nur durch Kenntnis der Bundesliga im Allgemeinen, sondern auch des Spieltages im Besonderen beantworten konnte. Da V. diesmal die Sportschau mit einem Chirurgen und einem Historiker angeschaut hatte und nicht mit mir, war ich da schon mal im Nachteil. Und tappte in die Falle.

Zum Beispiel bei dieser Frage:






Wie feierte Bernd Schneider nach seiner Galavorstellung gegen Nürnberg?

Er ging in die Kabine.
Er nahm ein Megafon in die Hand und feierte mit den Fans.
Er tanzte am Mittelkreis Samba



Wenn man ein bisschen was von Bernd Schneider weiß, so wie ich, sagt man: Klar, Antwort A. Der Schneider reagiert auf alles mit einem Gang in die Kabine.

Nur nicht am 30. Spieltag, da entscheidet er sich spontan für Antwort B. Hans Meyer sagte später, Schneider sei damals in Jena ein echter Rumpelfußballer gewesen. Bevor Meyer ihn dann trainierte.

Schließlich hatte ich 6 Antworten richtig, das reicht nicht für ein Länderspiel. Dafür brechen V. und ich nach Liverpool auf, zum heiligen Rasen von Anfield Road. Wo übrigens der Mann Trainer war, der den Spruch auf V.s Tasse gesagt hat. Dass es beim Fußball nicht nur um Leben und Tod geht und so. Sondern um mehr.

Bis dahin muss V. nur noch zwei Arbeitstage mit dem Kollegen, der Stuttgart-Fan ist, überstehen.

18.4.07

Reise nach Berlin gewonnen

Vergangene Nacht wurde V. von meinem lauten Lachen wach, jedenfalls erzählte er das heute morgen. Als er mich fragte, warum ich lache, soll ich nach einigen unverständlichen Grunzern geantwortet haben: "Hihi, mein Halbfinalgewinner."
Selbst wenn V. das nur geträumt hat, es hat ihn sehr gefreut.

Ich wusste nicht, dass der Club mich mittlerweile sogar nachts verfolgt, normalerweise träume ich sehr wirre Sachen, zum Beispiel, dass ich mich nur hüpfend fortbewegen kann oder jemand meine Haare leihen will. Natürlich kann ich mich nicht erinnern, ob und wie ich vom DFB-Halbfinale geträumt habe.

Zuallererst war ich gestern von V.s hysterischer Aufregung genervt. Also habe ich Freundin A. angerufen. Zu meiner Überraschung ging K. ans Telefon, mit dem sie sich ein Haus teilt. K. kennen wir, das war der Fan der an Weihnachten verkündete, nie wieder ein Club-Spiel besuchen zu wollen. A. schlief auf dem Sofa.

Beim 2:0 war sie dann ganz froh, dass ich angerufen hatte, von K.s Jubelrufel hätte sie im Schlaf sicherlich einen Herzinfarkt bekommen. In den nächsten Minuten hörte man K. dann nur fluchen, weil er nicht im Stadion war. "Aber Schatz, dafür haben wir doch im Garten echt was geschafft", hörte ich A. sagen.

In der zweiten Halbzeit habe ich dann auch noch ein bisschen V.s Hand gehalten, aber nur die eine, mit der anderen musste er Daumen drücken, 90 Minuten lang.

Es ist ein sehr komisches Gefühl jetzt mit jemandem zu leben, der Fan einer erfolgreichen Mannschaft ist. Ich kenne das nicht, ich finde es sehr ungewohnt. Manchmal ist es ein bisschen, als hätte ich die Beziehung gewechselt. Dann bin ich kurz verwirrt und merke aber schnell: Glücklicherweise ist es der gleiche Mann. Und der gleiche Club.

Nur irgendwie anders.

17.4.07

Live dabei

Es ist ein besonderer Tag, V. kann gar nicht aufhören, dies zu betonen. Müsste er auch gar nicht, man merkte es auch so, am Hans-Meyer-Interview in der SZ, an der Autogrammkarte von Michael A. Roth auf dem Wohnzimmertisch und dem neuen Clubtrikot. V. hat es ganz neckisch auf dem Sessel drapiert, zusammen mit dem etwas älteren aus der Saison 1998/99.

Anziehen will er es nicht. Zuerst behauptet er, sich nicht zwischen neu und alt entscheiden zu können, aber die Wahrheit ist: Beide Trikots sind sehr groß. Er weigert sich auch schlicht, das neue Trikot anzuziehen, aber er wird es irgendwann tun müssen, damit ich es für diese Seite hier bildlich festhalten kann.

Als ich nach Hause komme begrüßt er mich mit "Ich bin so aufgeregt, dass ist schlimmer als Europameisterschaft", bügelt hektisch noch ein paar Hemden und flitzt hysterisch durch die Wohnung. Leider sind keine Fußballfreunde gekommen und so muss ich heute Händchen halten. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass Dienstag mein Krankenhausserientag ist und ich jetzt Dr. House und den sehr schönen Dr. Shepherd verpasse.
Nachdem ich auf dem Wohnzimmertisch die Autogrammkarten von Saenko und Engelhardt gesehen habe, muss ich gestehen - das DFB-Halbfinale ist in dieser Hinsicht keine Alternative.

Während ich hier schreibe, fällt schon das erste Tor. In der 14. Minute, die wir gerade haben, steht es schon 1:0 für Nürnberg. V: "Ich bin total aufgeregt, wir führen, aber pfffff..... Frankfurt ist echt stärker. Der Club steht zu weit hinten drin."

Es ist nicht einfach, mit dem Rücken zum Fernseher zu sitzen. Die Stimme des Kommentators wird lauter, V. ruft "ja, Saenko", ich frage "Tor?" - aber da war nichts. Aber Saenko war da.

Jetzt muss ich mal gucken gehen.

27. bis 29. Spieltag: Wäsche und Fußball

Die Aktualität dieses Blogs hat etwas gelitten, aber das soll nun nicht weiter stören. Der Club ist auf Platz fünf, hat dies auch dem FC Bayern (oder Leverkusen, wie man will) zu verdanken und V. musste feststellen, dass Wäsche und Fußball nicht zusammen passen.

Es ist Samstag, gleich ist Anpfiff und "Heute im Stadion" im Radio, aber V. betätigt sich netterweise als guter Hausmann und hängt noch schnell Wäsche auf. Im Keller.
Er verpasst die ersten Millisekunden des Spiels und damit ein Tor für Nürnberg.

Hinterher sagt er, dass er das schon ahnte, als er die erste Unterhose an die Wäscheleine klemmte. "Ich steh da unten und die machen ein Tor."

Es gibt Dinge, die gehen nicht miteinander.