Ihr habt es gemerkt, dieser Blog wurde bestreikt. Wegen zu viel Unentschieden. Deshalb zuerst Flucht in wärmere Gefilde und dann, als letztes Mittel: Streik.
Für mich waren die Spieltage 14 bis 16 ereignislos, für V. frustierend. Was er natürlich nun, in der wohlverdienten Winterpause wieder anders sieht. Er spricht auch wieder von Uefa-Cup-Plätzen. Manchmal meine ich, er nimmt auch gleich das gefährliche Wort "Champions League" in den Mund, aber noch schafft er es, es rechtzeitig wieder runterzuschlucken. Nur nicht zu früh freuen.
Während ich also so vor mich hin streikte, betrachtete ich V. beim Umgang mit diversen Unentschieden. Meine Erkenntnisse lassen sich wie folgt zusammen fassen:
1. Steht das Unentschieden nach 90 Minuten fest, ist V. frustriert.
2. Die Frustration steigt, spielt der Club eine Woche später wieder Unentschieden.
3. Proportional dazu nimmt die Abstiegsangst wieder zu, womit aber eine Verdrängung derselben einhergeht.
So ging das vom 14. bis zum 16. Spieltag.
Es änderte sich am vergangenen Samstag. Es begann mit Verdrängung. Nicht nur diverser Frustrationen und Abstiegsängste, sondern der ganzen Bundesliga. Statt um 15.30 Uhr nahezu hysterisch am Radio zu kleben, widmete sich V. ungerührt einem Computerspiel.
Er schien natürlich nur ungerührt, pünktlich um 17.10 setzte die von mir schon vermisste Hysterie dann doch ein:
V. springt auf, und zerrt das Radio (übrigens aus dem Besitz von T.) vom Bad in die Küche. Die letzten Minuten des Nürnberg-Hannover-Spiels könnte man fast als romantisch bezeichnen, wären im Hintergrund nicht Fußballkommentare zu hören gewesen.
Wir halten uns fest, wir halten uns an den Händen, es gibt Elfmeter, wir sind aufgeregt, wir gewinnen 2:1!
Da war es wieder, das fußballerische "wir". Morgens haben wir die Wohnung geputzt und Nachmittags 2:1 gegen Hannover gewonnen. Herz, was willst du mehr.
Gekrönt wurde dieser Tag übrigens von einem ganz besonderen Geschenk, das M. am Abend an V. überreichte: Ein gerahmtes Poster der Club-Mannschaft der Saison 1999/2000. Die Aufstiegsmannschaft! Mit Unterschriften!
In der U-Bahn sah ich V. verstohlen den Rahmen streicheln.